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Titel: Weißes Zwielicht Teil: 1 Autor: Sakura-chan E-Mail: cherryblossom@gmx.de Pairing: YohjiXAya Warnung: lemon, lime Homepage: www.8ung.at/sakura-san
„Aya, verdammt was soll das!" Yoji blitzte Aya gefährlich an, während er kampfbereit diesem gegenüberstand. „Genau das, was ich gesagt habe. Wenn ihr die Mission beenden wollt, müsst ihr erst an mir vorbei, und ich denke, das wollen wir alle nicht." „Aya spinnst du? Du weißt ganz genau, welche Mission wir haben. Wieso stellst du dich plötzlich gegen uns. Du selbst hast doch die Mission als erster angenommen." Ken wirkte eher verwirrt als zornig. „Ich habe meine Meinung eben geändert.", konterte Aya kühl. Omi stellte sich plötzlich zwischen Aya und Yoji, da es so aussah, als würde Yoji sich gleich auf Aya stürzen. „Schluss jetzt. Wir sind schon viel zu lange hier, wenn wir noch länger rumstehen, haben wir ganz andere Probleme, nämlich einen Haufen schießwütiger Wachleute!" „Omi hat recht.", schaltete Ken sich wieder ein. „Wir sollten machen das wir hier wegkommen." Als Yoji keine Anstalten machte, sich von der Stelle zu rühren, rief Omi leicht verzweifelt. „Was ist Yoji-kun, willst du draufgehen?" Yoji wandte seinen Blick von Aya. „Ok, lasst uns verschwinden. Aber diese Aktion hat noch ein Nachspiel Aya! Ich möchte mal gern wissen, was in dich gefahren ist. Du bringst uns alle in Gefahr mit deinem Verhalten." Aya starrte Yoji und den anderen nur stumm hinterher, als diese sich auf die Flucht machten. Omi merkte plötzlich, dass Aya ihnen nicht folgte und rief: „Aya-kun?" Er wollte schon stehen bleiben, doch Aya rief fast sofort. „Verschwindet, ich habe hier noch etwas zu erledigen." Noch ehe Omi reagieren konnte, packte ihn Yoji am Ärmel und zog ihn hinter sich her, während er wütend verkündete: „Lass den Irren doch sterben, wenn er unbedingt will!" Aya, der Yojis letzte Worte gehört hatte, verzog immer noch keine Miene. Statt dessen drehte er sich ohne zu zögern um. Aus dem Schatten einer Säule des Industriegebäudes, in dem er sich befand, trat plötzlich ein Mann hervor. „Du bist wirklich nicht dumm. Als ich sagte, hindere die anderen Weiß Mitglieder daran ihre Mission auszuführen, dachte ich ja eher daran, dass du sie tötest und sie nicht wegjagst, aber ich schätze, ich muss mich in Zukunft eben etwas genauer ausdrücken." Der große Mann mittleren Alters lächelte hämisch. „Wo ist meine Schwester.", fragte Aya nur gelassen. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir das sagen werde, oder? Dann hätte ich sicher bald kein Spielzeug mehr und das fände ich sehr schade. Außerdem brauche ich dich immer noch um Weiß zu eliminieren. Wenn du das erledigt hast, lass ich deine Schwester vielleicht wieder frei. Vorerst jedoch wirst du alles tun, was ich dir sage, denn falls du dich weigerst, wird deine Schwester sehr leiden. Mhh... hat euch denn niemand gesagt, dass man als Killer besser keine Freunde oder Verwandte hat, die gegen euch eingesetzt werden können? Zu dumm für dich, dass du dich nicht an diese Regel hältst, sonst würdest du nicht so in der Klemme stecken, nicht wahr? Aber weißt du was... ich denke deine Probleme fangen gerade erst an, denn wenn euer Boss, wie heißt er doch gleich, ach ja Persia, erst mal den Befehl an Weiß gibt dich zu töten, wird dir denke ich gar nichts anderes übrig bleiben, als gegen sie zu kämpfen!" Der Mann lachte leise während er amüsiert Aya studierte, um herauszufinden was dieser jetzt gerade dachte. „Das wird nicht passieren.", war das Einzige, was Aya von seiner Gedankenwelt preis gab. „Ach nein? Warum? Weil ihr Freunde seid? Das glaube ich kaum, so weit ich weiß, bist du nicht gerade der Typ, der enge Freundschaften knüpft. Was sollte die anderen also davon abhalten, dich zu töten, jetzt da du ihnen so schmählich in den Rücken gefallen bist? Und vergiss nicht, für dein Handeln gibt es keine logische Erklärung. Sie wissen ja nicht, dass ich deine Schwester in meiner Gewalt habe. Du siehst, ich habe sorgfältig über euch recherchiert. Wie sonst hätte ich solche eine perfekte Doppelgängerin für deine geliebte Aya-chan schaffen können? Aber die lange Zeit der Vorbereitung hat sich gelohnt. Ich amüsiere mich köstlich, und es macht mich richtig an, dich als mein Spielzeug zu haben." Bei den letzten Worten ging der große Mann auf Aya zu. Dieser zog nur verächtlich eine Augenbraue in die Höhe, sagte aber nichts, selbst dann nicht als der Fremde, der sich ihm als Marlo vorgestellt hatte, ganz dicht bei ihm stehen blieb. „Ach, eins noch... ich mag es nicht besonders, wenn man mich mit Absicht falsch versteht!" Ehe Aya auch nur reagieren konnte, hatte er eine Faust im Magen, die ordentlich gesessen hatte und ihn zwang, keuchend in die Hocke zu gehen. Marlo lächelte wieder. „Das nächste mal werde ich nicht so freundlich sein! Also versuche mich in Zukunft richtig zu verstehen. Ach und falls es dir egal ist, was mit dir passiert kann ich das, was ich dir antue, ja anschließend auch deiner Schwester antun. Dann weißt du wenigstens auch, wie sich die Schmerzen anfühlen, die ich ihr zufüge." „Yoji jetzt beruhig dich endlich!" , sagte Ken genervt. „Beruhigen? Entschuldige bitte, aber es hätte nicht viel gefehlt und Aya hätte mich mit seinem Katana aufgespießt, da wird es ja wohl noch erlaubt sein, sauer zu sein!" „Trotzdem reicht es jetzt! Was mich momentan viel wichtiger finde, ist das WARUM er sich so verhalten hat!" „Was weiß ich, vielleicht ist er jetzt vollkommen durchgeknallt. Geh doch zu ihm und frag ihn. Vorausgesetzt der Idiot lebt noch." Missmutig warf sich Yoji auf das Sofa und steckte sich eine Zigarette an. Omi hatte den beiden Streithähnen die ganze Zeit still zugeschaut, meldete sich nun jedoch auch zu Wort. „Das meinst du doch nicht ernst Yoji-kun. Klar, ich verstehe, dass du sauer bist, war für uns alle ja ein ziemlicher Schock, als sich Aya plötzlich gegen uns gestellt hat, aber ich mache mir trotzdem verdammte Sorgen um ihn. Und ich glaube nicht, das er wahnsinnig geworden ist. Aya weiß eigentlich immer, was er tut." „Schön, dann hat er eben bewusst versucht mich umzubringen! Wirft auch kein besseres Licht auf ihn, finde ich." Zornig zog Yoji tief an seiner Zigarette. „Und was bitte soll die logische Erklärung für sein Handeln sein, mhh Omi? Ich meine, wir wissen ja alle, dass er austickt, wenn es um Aya-chan geht, aber die erfreut sich bester Gesundheit. Du hast schließlich selbst eben mit ihr telefoniert, wenn ich mich nicht irre." Omi nickte schwach. „Aber... ich weiß nicht, ich denke, ich geh noch mal persönlich zu ihr und frag sie, ob ihr bei Aya in letzter Zeit etwas merkwürdiges aufgefallen ist. Vielleicht hat jemand ja ein Druckmittel gegen ihn, von dem wir nichts wissen." „Ja, mach das.", stimmte Ken ihm zu. „Ich werde mich mal in Ayas Zimmer umsehen, vielleicht finde ich ja etwas, was uns weiterhilft. Und du Yoji regst dich endlich mal ab. Mir gefällt es ja auch nicht, was Aya gemacht hat, aber aufregen hilft da auch nicht!" Ein mürrisches „Mhh..." war das Einzige, was Yoji von sich gab, während er schon seine nächste Zigarette anzündete, obwohl er die andere noch gar nicht fertig geraucht hatte. Diejenigen, die Yoji kannten, wussten, dass das ein Zeichen für Unsicherheit bei Yoji war. Denn die Wut, die er nach außen zeigte, überspielte nur sein inneres Chaos. Aya hatte ihm einen Heidenschreck eingejagt, als er auf ihn los gegangen war. Und er hatte nicht gelogen, als er gemeckert hatte, dass Aya ihn fast erstochen hätte. Nur seine trainierten Asassinenreflexe hatten ihn vor dem sicheren Tod bewahrt. Doch nicht das knappe Entrinnen vor dem Tod hatte ihn verwirrt, sondern Ayas Blick. Hatte er dort wirklich so etwas wie Bedauern gesehen? Aya und Reue? Yoji konnte sich das kaum vorstellen, aber er hätte auch nie gedacht, dass Aya einmal sein Feind werden könnte. Innerlich hoffte er inständig, es würde eine logische Erklärung für Ayas Verhalten geben, denn er wusste, genauso wie alle anderen Weiß Mitglieder, was das Verhindern einer Mission bedeutete. „Was hast du an dem, was ich gesagt habe, gerade nicht verstanden?", fragte Marlo gespielt geduldig. Aya starrte nur wortlos geradeaus. „Du bist dir wohl zu fein dafür, wie? Aber habe ich dir nicht gesagt, dass dir nichts anderes übrigbleibt, als mir zu gehorchen?" Marlo gab ein Zeichen an die beiden Männer die hinter Aya standen. Sofort zwangen diese ihn gewaltsam auf die Knie. „Also gut versuchen wir es noch mal. Leck mir meine Schuhe sauber!" Noch immer machte Aya keine Anstalten den Befehl auszuführen. Marlo lachte leise. „Gut, wie du willst!" Noch immer lachend schlug er dem gefesselten Assassinen mit der Faust ins Gesicht, so dass ieser Blut schmeckte. „Ich habe dich gewarnt, und damit du weißt wie ernst es mir ist, darfst du jetzt sogar zuschauen, wie ich deiner Schwester die gleichen Schmerzen zufügen werde, wie dir!" Durch ein weiteres Handzeichen wurde eine Tür zum Nebenraum geöffnet und ein kräftiger Mann zerrte die gefesselte und geknebelte Schwester Ayas durch die Tür. Aya zuckte kurz zusammen, ließ sich sonst aber nichts anmerken. Marlo ging langsam auf Aya-chan zu und da Aya sehr genau wusste, was dieser vor hatte, bäumte er sich plötzlich auf, wodurch er sich dem festen Griff seiner Wächter entwandt. Sofort stürzte er sich auf Marlo, doch da dieser solch eine Reaktion erwartet hatte, sollte Aya nicht all zu weit kommen. Marlo hatte vorsorglich Scharfschützen postiert, die mit starken und schnellwirkenden Betäubungsmittel ausgerüstet waren, von welchem sie jetzt auch sofort Gebrauch machten. Der erste Pfeil, der Aya traf, brachte noch keine Wirkung, und Aya schaffte es mühelos auf Marlo loszugehen. Dieser jedoch wich geschickt aus und als ein zweiter Pfeil traf, der von einem Dritten wenig später gefolgt wurde, fühlte sich Aya so benommen, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Sofort fand er sich in der Gewalt seiner beiden Wächter wieder und hörte Marlos Lachen. „Nein wirklich. Wie kann man nur so unvernünftig sein? Jetzt muss ich deine Schwester doppelt bestrafen. Du solltest wirklich beginnen, meine Befehle auszuführen und dich nicht gegen mich auflehnen." Durch die Betäubungsmittel nahm Aya nur noch verschwommen das Geschehen um sich wahr, doch als er einen Schmerzensschrei von Aya-chan hörte, gewann er etwas von seinem Bewusstsein wieder. Auch wenn seine Sicht noch immer verschwommen war, sah er nur zu genau wie Marlo unbarmherzig seine Faust in Aya-chans Gesicht schmetterte, so das sie nur noch leise wimmerte und vor sich her schluchzte. Hass brannte in Ayas Augen, doch bald schon übermannten ihn die Betäubungsmittel und er sackte ohnmächtig in den Armen seiner Wärter zusammen. Als Aya wieder wach wurde, war ihm schlecht. Noch immer wirkten die Betäubungsmittel, doch er konnte wenigstens wieder einigermaßen klar denken. Innerlich fluchte er, da er ohne Bewusstsein in seine Zelle urückgeschleppt worden war. Er hatte sich zwar die Gebäudeumrisse schon auf dem Hinweg gemerkt, aber er hätte seine Erinnerung noch gerne etwas vertieft. Vorsichtig setzte er sich auf und kämpfte gegen einen Schwindelanfall an. Noch immer wusste er nicht, wie er Aya-chan befreien sollte. Marlo, oder wie auch immer der Mann, der ihn gefangen hielt wirklich hieß, hatte wirklich alles gut geplant. Eins wusste er jedoch sicher. Er musste sich beeilen. Der Vorfall bestätigte dieses Wissen um so mehr. Marlo war ein sehr kranker Mensch und Aya wusste, dass er ab jetzt wirklich besser alles tat, was von ihm verlangt wurde, denn andernfalls würde Aya-chan nur unnötig leiden. Wenn er sie erst einmal befreit hatte, konnte er sich immer noch an diesem kranken Gangsterboss rächen. Aya seufzte leise. Wenn er wüsste, wo Aya-chan gefangen gehalten wurde, wäre die Sache ganz einfach. Aber da er das nicht wusste und er auch keine Unterstützung von Weiß bei dieser „Mission" hatte, würde es verdammt schwer werden, Aya-chan unverletzte hier raus zu bekommen. Als er an Weiß dachte, war er kurz davor nochmals zu seufzen. Er war heilfroh, dass er Yoji schon so lange kannte und auch seinen Kampfstil, sonst hätte er ihn bei ihrem Kampf wirklich noch umgebracht. Doch zum Glück war Yoji, wie er erwartet hatte, nach rechts ausgewichen und war so der scharfen Schneide seines Schwertes entgangen. Was ihn jedoch mehr beunruhigte war der Umstand, dass er bald vielleicht wirklich gegen Weiß kämpfen musste. Marlo hatte sie gut studiert, und wusste das Persia eventuell eine Tötungsmission an Weiß geben würde, die ihn als Ziel hatte. Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als die Tür zu seinem Gefängnis geöffnet wurde. Ein, wie immer grinsender, Marlo trat ein. „Ah... wieder unter den Lebenden ja? Freut mich. Vor allem, da ich dich bald brauchen werde. Meine Organisation hat nämlich einen Köder für deine Freunde ausgelegt. Jetzt müssen sie nur noch anbeißen. Für meinen Plan brauche ich aber leider auch dich. Und da könnte ich es gar nicht gebrauchen, wenn du noch schlafen würdest!" Aya sagte wie immer nichts und starrte stur geradeaus. „Oh, wir spielen immer noch den Bockigen?" „Nein, aber ich habe nichts zu sagen.", war Ayas äußerst knappe Antwort darauf. „Gut, denn du musst eh nur zuhören, damit du weißt, was du zu tun hast." Marlo setzte sich zu Aya auf das Bett oder auf die Pritsche, wie auch immer man das Ding bezeichnen wollte, auf dem Aya bis vor kurzem geschlafen hatte und lehnte sich zurück. „Wobei... dein Part wird ganz einfach. Du musst mir nur die normale Vorgehensweise von Weiß erklären, also... wo sie wahrscheinlich einsteigen usw. und dich ihnen, wenn sie auftauchen, entgegenstellen, sie also aufhalten. Wenn ich sie erst einmal in meiner Falle habe, werden meine Männer sich um den Rest kümmern. Einfach nicht?" Marlo war zufrieden. So wie Aya es vorausgesagt hatte waren die restlichen Mitglieder von Weiß an der Nordseite in das Gebäude eingedrungen und rannten nun wie Ratten durch sein Labyrinth. Nun musste er nur noch seine Katze freilassen und alles wäre perfekt. Und genau die war auf dem Weg zu den Ratten. Aya ging ohne zu zögern den Gang entlang, der ihn unweigerlich zu dem großen Raum führen würde, in dem er auf Weiß warten sollte. Ihm würde nichts anderes übrig bleiben, als gegen seine Freunde zu kämpfen. Wenn er nur wüsste wo Aya-chan war. Zum Pläne schmieden war es jedoch zu spät. Gerade als er fast am Ende des Ganges angelangt war, hielt er plötzlich inne. An einer der Türen im Seitengang hing ein Haarband. Sofort erkannte Aya, dass es seiner Schwester gehörte. Hatte sie ihm heimlich ein Zeichen hinterlassen? Aya zögerte kurz, ging dann jedoch in den Nebengang. Es würde nicht lange dauern nach Hinweisen zu suchen. Marlo würde sicher nichts merken. Als er noch ein Stück weiter in den Gang vorgedrungen war, fand er ein Stück von Aya-chans Kleidung und begann zu rennen, immer noch die Gänge nach Hinweisen absuchend. Er musste gar nicht weit laufen, bis er jemanden um Hilfe schreien hörte. Aya-chan gab sich alle Mühe ihren Wärtern Probleme zu machen und so war es für Aya leicht, ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Als Aya anhand der Lautstärke der Stimme wusste, dass Aya-chan im nächsten Gang sein musste, verlangsamte er sein Tempo. Er hört wie die Wächter genervt nach Ruhe verlangten und Aya war nur all zu bereit, ihnen dies zu geben, auch wenn es die ewige Ruhe sein würde. Die beiden Wachen waren für Aya nicht wirkliche Gegner und ehe sie wahrscheinlich selbst wussten, was geschah, lagen sie auch schon tot am Boden. „Ran!!!", rief Aya-chan, als sie den Kampflärm hörte. „Alles ok bei dir?", antwortete Aya besorgt. „Ja! Hol mich nur schnell hier raus..." Sofort widmete sich Aya dem Schloss und schlug es kurzerhand ab, riss dann die Tür auf und umarmte seine, ihm entgegenspringende, Schwester. „Gott sei Dank ist dir nichts passiert.....", sagte Aya schließlich, doch gerade als Aya-chan etwas erwidern wollte, stockte ihr der Atem. Alarmiert drehte Aya sich um. „Nein wie rührend... mir kommen ja fast die Tränen!" Hasserfüllt schaute Aya Marlo an. „Hast du wirklich geglaubt, ich würde dich nicht bewachen? Das war sehr dumm von dir, denn du weißt was passiert, wenn du mir nicht gehorchst!" Sofort drängte Aya seine Schwester hinter sich. „Ich denke eher, dass es sehr dumm war mich nicht aufzuhalten, bevor ich meine Schwester gefunden habe..." erwiderte Aya kühl, um sich gleich darauf mit einem Kampfschrei auf Marlo zu stürzen. Als er diesen in einen Kampf verwickelt hatte brüllte er: „Lauf Aya!!! Wenn du dem Gang immer geradeaus folgst kommst du irgendwann zu einer großen Tür, dort sind die anderen Weiß Mitglieder. Verschwindet hier ohne mich, ich werde mit dem Irren hier schon fertig!" Aya-chan nickte und befolgte brav dem Befehl ihres Bruders. Als sie aus seiner Sichtweite war, konzentrierte Aya sich voll und ganz auf Marlo. „Wie ungeschickt von mir... hätte ich dir sagen sollen, dass am Ende des Ganges meine Leute warten? Ach was bin ich aber auch vergesslich..." Aya erstarrte. „Ja du hast richtig gehört. Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich?" Aya wusste, dass er verloren hatte und senkte sein Schwert. Als Belohnung versetzte ihm Marlo gleich ein Kinnhaken. Aya taumelte zurück. Als Marlo wieder auf ihn zutrat, spürte er den Einstich einer Nadel und wurde sofort benommen. Vermutlich hatte dieser ihm wieder eine Dosis Beruhigungsmittel verpasst, denn die Welt begann sich zu drehen, und Aya war gezwungen in die Knie zu gehen. Benommen spürte er, wie ihn Arme aufgriffen und wegschleppten. Als er wieder etwas klarer denken konnte, verkündete Marlo. „Oh, schau nur... die Ratten tapsen gerade in die Falle..." Aya blickte nach oben und schaute auf einen großen Monitor. Er sah wie Weiß in den Raum eindrang und sich heimlich weiter vorschlich, doch was ihn wirklich entsetzte war, dort auch Aya-chan zu sehen. „Oh, du hast deine Schwester entdeckt? Naja, ich brauchte einen neuen Köder. Weißt du was mein eigentlicher Plan war? Ich wollte deine Freunde und dich einfach in die Luft sprengen, während ihr damit beschäftigt gewesen wärt, euch gegenseitig umzubringen. Naja... da du das vereitelt hast, muss ich dich eben extra töten, aber glaub mir... ich werde mir dabei SEHR viel Zeit lassen!" Wieder grinste Marlo dämlich vor sich hin und drehte sich dabei wieder zum Monitor. Mit einem hämischen Lachen nahm er den Fernzünder für sein exklusives Feuerwerk und drückte den verführerisch roten Knopf. Das Krachen einer lauten Explosion war zu hören und das Gebäude wurde in seinen Grundfesten erschüttert. Aya starrte ungläubig auf den Bildschirm, der nur noch flimmerte. Das war's, Weiß war geschlagen, einfach so. Wie unter Schock saß er immer noch auf den Knien und starrte auf den Monitor. Ganz langsam drang das Wissen, dass auch Aya-chan tot war zu ihm vor, doch noch ehe ihm Tränen in die Augen steigen konnten, wurde jegliches Denken plötzlich von Schmerz verdrängt. Brutal hatte Marlo ihm in den Magen getreten und Aya krümmte sich am Boden. „Nun zu dir..." sagte Marlo, bevor er ihm noch mal in den Magen trat. Wenn Aya nicht zu benommen von den Drogen und dem Schock, wegen Aya-chans und dem Tod seiner Freunde gewesen wäre, hätte er sich vielleicht noch wehren können, so verharrte er jedoch nur aufstöhnend am Boden. Immer wieder trat ihn Marlo und es dauerte sehr lange, bis er damit aufhörte. Aya hörte wie einige seiner Rippen brachen, doch er befand sich mittlerweile in solch einer Lethargie, das es ihm egal war. Er spürte kaum noch, wie er auf den Rücken gedreht wurde, sah jedoch Marlos wahnsinnig grinsendes Gesicht und das Aufblitzen einer kleinen Schnittwaffe, die einem Dolch nicht ganz unähnlich war. Als diese Klinge sich in seine Schulter grub, stöhnte Aya wieder auf. Zu mehr war er schon gar nicht mehr fähig. „Was meinst du... wie wohl deine Eingeweide aussehen? Wollen wir sie uns nicht einmal genauer anschauen? Ich habe gehört das es ein sehr qualvoller Tod sein soll, wenn man den Bauch aufgeschlitzt bekommt." Doch gerade, als Marlo seine Worte in die Tat umsetzten wollte, wickelte sich eine Drahtschlinge um dessen Hand. Ungläubig starrte er auf diese Behinderung und folgte dem Draht bis zu ihrem Besitzer. Yoji nickte Marlo kess zu und hinter ihm traten die anderen Mitglieder von Weiß aus dem Schatten. „Aber wie... ihr seid doch.." „Tot?", fragte Ken lässig. „Nun, wir hatten noch keine Lust zu sterben.“ Kreidebleich schaute Marlo seinem sicheren Tod entgegen, der den Namen Weiß trug und musste nicht lange auf ihn warten, denn einer von Omis giftigen Pfeilen traf ihn genau zwischen den Augen. Fast sofort kippte der ehemalige Gangsterboss zu Seite und starb. Aya kämpfte gerade darum, das Bewusstsein nicht zu verlieren und wollte sich aufrichten, um zu sehen was eigentlich passierte, stellte aber fest, dass er dazu viel zu schwach war. Aber das Aufrichten war auch nicht nötig, da sich Yoji mit einem „OI! Alles ok mit dir?" über ihn beugte. Aya nickte einfach nur. „Uh, man... dich hat man aber übel zu gerichtet, ist doch sonst gar nicht deine Art.", feixte Yoji, als er sich Aya genauer betrachtete. „Yoji-kun! Hör auf. Aya geht es schon dreckig genug, wir sollten lieber sehen, dass wir hier raus kommen!", rügte Omi. Aya selbst interessierte das alles jedoch nicht mehr, da er sich endlich einer Ohmacht hingab. Als Aya die Augen aufschlug, fühlte er sich ganz kurz orientierungslos. Als er jedoch sein Zimmer erkannte, erinnerte er sich schlagartig wieder daran, was passiert war und setzte sich schnell auf, was er allerdings sofort bereute, da ein stechender Schmerz durch seine Schulter fuhr. „Morgen, Prinzessin. Ich an deiner Stelle würde mich nicht bewegen. Dürfte verdammt weh tun." Aya spürte gerade am eigenen Leib, wie sehr es weh tat und fauchte Yoji, der in einem Stuhl gegenüber seines Bettes stand, an. „Danke für die Warnung. Wo ist Aya?" „Tsss... immer direkt, mh Aya? Deiner Schwester geht es gut. Omi ist bei ihr und passt auf sie auf. Ach und... klar, wir haben dich gern gerettet. Du brauchst dich nicht zu bedanken." Aya atmete erleichtert aus, was mit einem neuerlichen Schmerzschwall verbunden war. Müde legte er sich vorsichtig wieder zurück in die Kissen. „Danke..." sagte er schließlich, als die Schmerzen einigermaßen nachgelassen hatten. Er hörte wie Yoji sich aus dem Stuhl erhob. Es dauert nicht lange, bis dessen Gesicht in seinem Blickfeld auftauchte. „Soll ich dir ein paar Schmerzmittel geben?" „Nein, geht schon.", war Ayas stolze Antwort. Yoji zog eine Augenbraue hoch, sagte sonst aber nichts. „Wie habt ihr... ?" „Wie wir verhindert haben, in die Luft gesprengt zu werden?", fiel Yoji Aya ins Wort. „Och, das war gar nicht so schwer! Erst mal mussten wir uns natürlich den Kopf darüber zerbrechen, was plötzlich in dich gefahren war. Ich muss sagen, der Doppelgänger deiner Schwester war verdammt gut. Wir sind alle zuerst darauf hereingefallen, aber er hatte einen Fehler. Die Haare. Sie waren gefärbt. Ich kenne die Frauen nur zu gut und daher weiß ich, dass Aya-chan sich bis jetzt noch nie die Haare gefärbt hatte. Und glaub mir, nichts ist auffälliger als eine frische Färbung. Das Aussehen mag täuschen, aber der Geruch liegt überall in der Luft." Aya hörte still zu und fragte sich lieber gar nicht erst, warum Yoji sich mit dem Geruch der Haare seiner Schwester so gut auskannte. „Naja... und als wir die Doppelgängerin entlarvt hatten, war uns auch klar, warum du so ausgetickt warst. Weißt du, manchmal bist du wirklich berechenbar. Wir wussten also, dass man dich und Aya-chan „gefangen" hielt und sehr wahrscheinlich auch gegen uns einsetzten würde. Mehr noch... wir wussten, eine Falle würde auf uns warten. Da unsere Mission jedoch noch nicht beendet war, und wir dich trotz deines schlechten Benehmens nicht einfach hopps gehen lassen wollten, blieb uns nichts anderes übrig, als uns der Falle zu stellen. Du kannst dich bei Omi bedanken, dass wir alle noch leben. Wenn der sich nämlich nicht in die Kameraüberwachung gehackt hätte, so dass alles, was auf den Monitoren zu sehen war, eine Verzögerung von drei Minuten hatte, wären wir jetzt bestimmt alle Grillhähnchen. So jedoch hatten wir genug Zeit, Marlos Männer auszuschalten und deine Schwester zu retten, bevor dieser Irre das halbe Gebäude in die Luft gejagt hat. Zu schade, dass deine Schwester in der anderen Hälfte des Gebäudekomplexes war, als du versucht hattest sie zu befreien. Dort hatten wir die Kameras nämlich nicht manipuliert. Ansonsten hättest du gemütlich mit ihr fliehen können und hättest dir einige Schmerzen erspart." Wieder schwieg Aya wie ein Grab. „Naja, ich persönlich sehe das als gerechte Strafe dafür an, dass du mich fast aufgeschlitzt hättest!" „Ich habe gewusst, dass du nach rechts ausweichen würdest.", antwortete Aya daraufhin knapp. „Ach ja? Dann wusstest du mehr als ich. Ich würde ja eher sagen, ich hatte verdammtes Glück. Wärst du so gütig und würdest so etwas in Zukunft unterlassen?! Ich mein, wir wissen ja alle, dass dir außer deiner Schwester niemand wichtig ist, aber ich werde nicht gerne auf so eine Art daran erinnert!" „Das ist nicht wahr, ich wollte dich nicht verletzen. Das war die einzige Möglichkeit euch aufzuhalten, ohne wirklich gegen euch kämpfen zu müssen." Yoji verdrehte die Augen. „Schön, danke auch." „Das ist jetzt genug Yoji!" Ken trat ins Zimmer und warf Yoji einen bösen Blick zu. Yoji zuckte mit den Schultern und wollte sich zum Gehen wenden, wurde jedoch von einem Griff um seine Kleidung aufgehalten. Überrascht schaute er in das schmerzverzerrte Gesicht Ayas, der sich wieder besseren Wissens wieder halb aufgerichtet hatte. Er blickte Yoji direkt an und brachte ein festes „Tut mir leid." hervor, bevor er wieder in die Kissen zurücksank. Yojis Blick wurde etwas sanfter. „Baka... ich habe doch gesagt, du sollst liegen bleiben. Na gut, egal ob du willst oder nicht, ich verpass dir jetzt erst mal eine kräftige Dosis Schmerzmittel. Ich will ja schließlich, dass du wieder schnell fit bist, damit ich dich für deine Aktion zusammenschlagen kann!" Aya lächelte ganz leicht bei den Worten seines Freundes und schloss die Augen, um den Schmerz besser zu ertragen. Er spürte den Stich der Nadel kaum, als Yoji ihm das versprochene Schmerzmittel injizierte, wohl aber dessen angenehme Wirkung und bald schon dämmerte er wieder zurück in einen traumlosen Schlaf. "Weiße Jäger in der Dunkelheit, jagt das Morgen der dunklen Bestien." Manx, schaute die drei Mitglieder von Weiß fragend an, als Persias Erklärung des Auftrags mit den üblichen Worten endete. Alle Drei gaben ein zustimmendes Nicken von sich. „Was ist mit Aya?", fragte sie zufrieden. „Der ist noch nicht fit genug, für eine neue Mission fürchte ich.", antwortete ihr Ken. „Ts, als ob ihn das stören würde...", warf Yoji ein. „Deswegen sagen wir ihm ja auch nichts von der Mission.", kommentierte Omi lächelnd. „Mh, wie ich ihn kenne wird er davon trotzdem Wind bekommen und uns hinterher rennen... aber wartet, ich habe da eine Idee!" Omi, Ken und Manx schauten fragend Yoji an, doch dieser machte sich schon auf den Weg nach oben. Kurz verschwand er in seinem Zimmer, um das zu holen, was er für seinen Plan brauchen würde und ging dann in Ayas Zimmer. Yoji fand sein „Opfer" lesend im Bett vor. „Wie geht's?", fragte Yoji schnell. „Gut danke, bist du jetzt meine persönliche Krankenschwester, oder was?" „Uh, dir passt es gar nicht, hier im Bett liegen zu müssen, nicht? Tja, hättest dich eben nicht so vermöbeln lassen sollen...", war wieder einmal Yojis schlagendes Hauptargument. Inzwischen hatte er sich Aya genähert und setzte sich auf dessen Bett. „Was verschafft mir denn nun die Ehre?", Aya betonte das Wort Ehre bewusst missmutig. „Wir haben eine neue Mission." Aya setzte sich auf. „Gut... ich werde mich gleich umziehen." „Warum wusste ich nur, dass du das jetzt sagen würdest..." stöhnte Yoji, noch während er begann seinen Plan auszuführen. „Das wirst du nicht!" In der Hälfte des Satzes war ein Einrasten zu hören und Aya war nicht schnell genug, um zu verhindern, dass seine rechte Hand mit plüschverzierten Handschellen an das Bett gekettet wurde. Zufrieden lächelte Yoji ihn an und erhob sich wieder vom Bett. „Du bleibst schön zu Hause und hütest das Haus!", belehrte Yoji noch, als er sich auf den Weg zum Zimmerausgang machte. Ungläubig starrte Aya auf die Handschellen. „Hey, Yoji, bleib hier und mach mich los! Yoji!!!!" Yoji lachte nur und winkte Aya zu. Griesgrämig starrte dieser ihm hinterher. „Warum zum Teufel hast du eigentlich solche Handschellen??!!" , war das einzige was er ihn noch nachrief, da er wusste, der Andere würde ihn nicht losmachen. Yoji hatte das scheinbar noch gehört, denn er rief zurück: „Tja... lass deine Phantasie einfach mal spielen, Aya." Doch das einzige, was Aya sich einfallen ließ und seine Phantasie dafür gebrauchte, war ein Schwall von Schimpfwörtern, die er Yoji hinterher warf, obwohl er wusste dass dieser sie nicht hörte. Anschließend machte er sich an die Arbeit, die lästigen Handschellen los zu werden, was ohne Hilfsmittel gar nicht so leicht war. Aya saß auf der Couch im Keller, als Weiß wieder von der Mission heimkehrte. Er hatte zwar lange gebraucht, Yojis Handschellen loszuwerden, es aber letztlich doch geschafft, auch, wenn sein Bett dabei einigen Schaden genommen hatte, denn anders hatte er sich nicht losmachen können, um an Omis Dietriche zu kommen. Aya ging nach oben und wollte Yoji wegen der Festkettaktion anfahren, hielt jedoch inne, als er dessen kreidebleiches und eingefallenes Gesicht sah. Yoji würdigte ihn keines Blickes und verschwand in Richtung seines Zimmers. „Was ist passiert?", fragte Aya daraufhin nur schlicht. „Es ist etwas unerwartetes passiert.", antwortete Ken knapp. Ayas fragender Blick verlangte nach mehr Informationen. Ken seufzte. „Wir haben die Mission zwar erfolgreich abgeschlossen, aber mussten dabei etwas sehr Unangenehmes herausfinden. Unsere Zielperson hatte scheinbar ein sehr krankes Hobby. Er „hielt" sich kleine Jungen und Mädchen, die er misshandelte. Als wir das Haus durchkämmten, fand Yoji zwei von ihnen. Man hatte sie geschlagen und vergewaltigt. Als Yoji sie fand, war eins der Kinder schon tot, das andere starb weinend in seinen Armen. Ich habe Yoji noch nie so wütend gesehen, wie an diesem Abend. Er ließ es sich nicht nehmen die Zielperson allein zu töten. Aber ich verstehe ihn. Omi und ich haben die Kinder gesehen, auch wenn sie schon tot waren, als wir zu Yoji stießen." „Der Anblick war einfach schrecklich!", warf Omi ein, der selbst gerade mit seinen Gefühlen kämpfte, was man an seinem Gesicht sehr deutlich sah. Aya nickte verstehend. Mehr konnte und wollte er zu diesem Zwischenfall nicht sagen. Müde erhob er sich. Seine Wunde schmerzte noch immer und er beschloss, wieder schlafen zu gehen. Er sagte allen noch gute Nacht und verschwand auf sein Zimmer. Auf halben Weg dorthin hörte er schon laute Musik aus Yojis Zimmer dringen, sehr laute Musik. Normal wäre Aya in Yojis Zimmer gegangen und hätte um Ruhe gebeten. Heute entschloss er sich jedoch dazu, Yoji gewähren zu lassen. Aya musste zum Glück nicht lange warten, bis die Musik leiser wurde, bzw. ganz verstummte. Er würde also doch noch genug Ruhe finden um zu schlafen. Aya erwachte aus einem eh schon unruhigen Schlaf und wunderte sich, was ihn geweckt hatte. Aus dem Bad drang plötzlich ein Würgen zu ihm und Ayas Frage war beantwortet. Noch immer vom Schlaf benommen richtete sich er sich auf, als auch schon ein erneutes Würgen zu ihm drang. Kurzerhand beschloss er aufzustehen und nachzuschauen, wer im Bad gerade litt. Ohne zu zögern stieß er, am Bad angekommen, die Badezimmertür auf und fand einen über die Kloschüssel gebeugten Yoji vor, was ihn nicht wirklich überraschte. Yoji war viel zu sehr damit beschäftigt sich sein Essen, bzw. den Alkohol, den er konsumiert hatte, noch mal durch den Kopf gehen zu lassen, so dass er Aya gar nicht bemerkte. Aya betrachtete sich das Häufchen Elend kurz, schüttelte den Kopf und trat dann ans Waschbecken, um ein Handtuch mit kaltem Wasser zu befeuchten. Da Yoji sich immer noch übergab, bemerkte er von Ayas Gegenwart, trotz des Geräusches von fließendem Wasser, nichts. Sein Würgen übertönte alles. Als Aya ihm jedoch das kalte, nasse Handtuch in den Nacken legte, erschrak er und blickte überrascht auf. „Yoji, du solltest wirklich langsam wissen, wie man mit Alkohol umgeht, du bist schließlich keine 16 mehr." Yoji starrte Aya nur weiter kreidebleich an. Ihm war viel zu schlecht, um zu antworten. Es war wirklich keine gute Idee gewesen, so viel zu trinken, aber andererseits hatte er für ein paar Stunden das Gesicht des Jungen, der in seinen Armen gestorben war, verdrängen können. Trotzdem empfand er den Preis, den er jetzt zahlte als zu hoch, vor allem, da er sich schon wieder würgend vorbeugen musste, obwohl sein Magen schon längst leer war. Aya setzte sich auf den Rand der Badewanne und wartete darauf, dass es Yoji besser ging. Er konnte sich schon vorstellen, was Yoji dazu getrieben hatte, einen über den Durst zu trinken, hielt aber trotzdem recht wenig davon. Yoji beendete sein Würgen und spürte, wie ihm das Handtuch im Nacken gut tat. Er wartete kurz, ob sein Magen nochmals rebellieren würde und setzte sich schließlich erschöpft neben die Toilette, da sein Magen sich scheinbar friedlich verhielt. „Besser, oder überwiegt gerade der Wunsch zu sterben?", fragte Aya ironisch. Yoji schnaubte nur und kramte nach seinem Zigarettenpäckchen. Als er es endlich fand, steckte er sich ein Kippe in den Mund und wühlte nach seinem Feuerzeug. „Du hast doch jetzt nicht ernsthaft vor, eine zu rauchen, oder?" „Doch!" antwortet Yoji knapp und war froh überhaupt wieder etwas sagen zu können. Wo war nur dieses verdammte Feuerzeug! Aya schaute Yoji eine Zeitlang zu, wie dieser entnervt in der Hosentasche ühlte, stand dann plötzlich auf, riss Yoji die Zigarette aus dem Mund, warf sie ins Klo und betätigte die Spülung. „Aya! Was zum Teufel soll das!", fragte Yoji übellaunig. Ihm war immer noch übel, er hatte Kopfschmerzen und wollte einfach nur seine Ruhe. „Ich bring dich jetzt ins Bett, wo du hingehörst!" Yoji wollte wieder protestieren, wurde jedoch von Aya auf die Beine gezerrt. Aya biss die Zähne zusammen, als durch diese Aktion seine Schulter höllisch brannte. Yoji stand inzwischen auf wackeligen Beinen neben Aya und wurde leicht von ihm gestützt. „Wirklich Aya, eine super Idee, der Schwerverletzte hilft dem Betrunkenen." Yoji lachte leise. Aya erwiderte nichts und begann Yoji aus dem Bad zu buxieren. Diesem gefiel es gar nicht, plötzlich laufen zu müssen, da seine Beine der Konsistenz von Gummi ähnelten. Angenehm, war jedoch, dass es ihm nicht mehr ganz so kalt war. Die Fliesen im Badezimmer waren verdammt kühl gewesen. Wankend schaffte er es schließlich, mit Ayas Hilfe in sein Zimmer zu kommen und ließ sich dort erleichtert auf sein Bett fallen. Aya hatte große Mühe, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, da Yoji ihn halb mit sich zog. „Gut, ich lass dich dann jetzt allein, oder soll ich dir noch einen Eimer bringen? Im Magen dürfest du ja eigentlich nichts mehr haben." „Geht schon, ich glaube das Schlimmste ist überstanden." Aya nickte und ging in Richtung Zimmertür. „Ach und Yoji, wir alle von Weiß haben schon Dinge gesehen, die wir lieber nicht gesehen hätten. Versuch, damit klar zu kommen..." Yoji spießte Aya von hinten mit seinem Blick auf. „Oh, danke für den Hinweis. Rate mal, was ich gerade tue. Für dich scheint so etwas ja immer einfach zu sein! Wie machst du das, dass dir scheinbar alles egal ist? Wie kann man nur so abgebrüht sein!" Yoji wusste sofort, dass die Wut, die in seinen Worten lag, sich nicht gegen Aya sondern gegen sich selbst richtete, da er so erbärmlich war. Er konnte schließlich nicht einmal ein Kind beschützten. Ja, er war wahrlich ein glorreicher Kämpfer des Lichts. Aya war bei Yojis Worten im Türrahmen stehen geblieben und drehte sich um. „Mir ist das nicht egal und es lässt mich auch nicht kalt, aber ich habe früh gemerkt, dass es nichts bringt, darüber nachzudenken. Gerade weil es mir nicht egal ist, bin ich immer noch bei Weiß. Es mag nicht viel sein, was wir vollbringen, aber wenn die Welt auch nur ein klein wenig friedlicher durch uns wird, bin ich zufrieden. Vielleicht muss dann ein Junge weniger seine Familie verlieren und das durchmachen, was ich durchgemacht habe." Obwohl Aya das alles recht tonlos gesagt hatte, sah man doch, dass ihm diese Worte etwas bedeuteten und Yoji war überrascht von Ayas Gefühlsausbruch. Er bereute seine harschen Worte von eben. Sie alle waren schon so lange bei Weiß, dass sie schon gar nicht mehr darüber nachdachten, was sie zu der Assassinengruppe geführt hatte. Er hatte damals nur seine Partnerin verloren und war voller Hass gewesen. Was musste jemand empfinden, der fast seine ganze Familie verloren hatte. „Tut mir leid.", sagte Yoji kleinlaut. „Schon ok, ich kann dich ja verstehen, irgendwie zumindest. Kann ich vielleicht noch irgend etwas für dich tun?" Yoji überlegte kurz und nickte dann schief lächelnd. „Würde es dir etwas ausmachen, mir noch etwas Gesellschaft zu leisten? Ich will, glaube ich, jetzt nicht gerne allein mit meinen Erinnerungen an das sterbende Kind sein." Aya zog überrascht eine Augenbraue hoch, nickte aber. „Ok..." Er setzte sich neben Yoji aufs Bett, während sich dieser hinlegte. „Sag mal, hast du dir jemals überlegt, wie unser Leben wäre, wenn wir nicht bei Weiß wären?" „Nein.", antwortete Aya. „Ich schon. Ich frag mich, wie so ein völlig normales Leben ist. Weißt du, so eins in dem man ein nettes Mädchen kennen lernt, sich verliebt, heiratet und eine Familie gründet." Aya schaute Yoji wie einen Außerirdischen an. Yoji lachte, als er den Blick bemerkte. „Hört sich komisch an aus meinem Mund, nicht? Ich weiß nicht, ich denke, selbst wenn ich nicht bei Weiß wäre, würde ein solches Leben nichts für mich sein... zu langweilig." „Das hört sich eher nach dem Yoji an, den ich kenne.", konterte Aya knapp. Yoji merkte, wie er plötzlich verdammt müde wurde und legte sich bequem hin. „Wie war es eigentlich ein ganz normale glückliche Familie zu haben? Vermisst du diese Zeit nicht?" Yoji schloss die Augen , als er die Frage stellte. „Es war die beste Familie, die man haben konnte und ich war sehr glücklich, doch das ist Vergangenheit. Jetzt bin ich Weiß und ich kann mir auch kein anderes Leben mehr vorstellen." Aya zögerte. „Wer weiß, vielleicht ist Weiß irgendwann zu meiner Familie geworden." Yoji hätte zu dieser Aussage sicher etwas zu sagen gehabt, wenn er nicht schon längst eingeschlafen wäre. Aya lächelte, als er Yojis Schnarchen vernahm und sagte leise: „Du wirst mir das vielleicht nicht glauben, aber in gewisser Weise bin ich in meiner neuen Familie auch glücklich." Aya wusste selbst nicht, wo der Drang herkam, diese Worte laut auszusprechen. Leise erhob er sich von Yojis Bett und ging zurück in sein eigenes Zimmer. Yoji streckte sich und schaute sich im Blumenladen um. Sofort fiel ihm auf, dass Aya fehlte. „Hey, Ken, wo ist Aya?" Ken zuckte mit den Schultern. „Aya-chan hatte mit ihm etwas zu bereden und seitdem ist er verschwunden. Das ist jetzt schon ziemlich lange her, wer weiß, wo er ist. Aber es ist nett von dir, dass du dich mal blicken lässt. Hast du deinen Wecker nicht gehört oder was?" Yoji hob entschuldigend die Hände. „Tut mir leid, hab verschlafen. Kannst mich ja in Zukunft wecken kommen." Ken gab eine verächtlichen Laut von sich und machte dann weiter mit seiner Arbeit. Innerlich war er froh, dass Yoji wieder ganz der Alte war. Der Vorfall mit dem Kind lag nun schon eine Woche zurück und man hatte gemerkt das Yoji noch einige Tage daran zu knabbern gehabt hatte. Er war in den letzten Tagen übertrieben fröhlich gewesen und das nahm ihm keiner so richtig ab. Heute jedoch war er wirklich wieder ganz der Alte, das Verschlafen bewies dies um so mehr. „Schaut mal da ist ja Aya-chan!", rief Omi plötzlich. Er war überrascht, da von ihrem Bruder weit und breit nichts zu sehen war. Trotzdem winkte er ihr zum zweiten Mal an diesem Tag freudig zu. „Hallo Omi, Ran ist nicht wieder hier oder?" Omi schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich dachte er wäre bei dir." „War er auch, aber wir haben uns vor einer Stunde getrennt. Ich wollte ihn eigentlich etwas fragen, aber dann warte ich eben bis er wieder da ist.", Aya-chan lächelte zwar, als sie das sagte, wirkte aber irgendwie traurig. Omi entging dieser Umstand nicht und er fragte: „Stimmt was nicht? Haben dein Bruder und du euch gestritten?" Aya-chan schüttelte den Kopf. „Nein, nein....aber...na ja ich weiß nicht. Ich glaube er war nicht gerade begeistert von dem was ich ihm heute erzählt habe." Yoji, der die ganze Zeit heimlich zugehört hatte, lehnte sich um die Ecke, so das Aya-chan ihn sah. „Und das wäre?" „Naja...es war schon immer mein Traum, Trainerin in einer Blindenhundschule zu werden. Leider sind die guten Schulen alle im Ausland." Omi und Yoji tauschten kurz einen Blick aus. „Meint ihr, er ist deswegen böse auf mich?" „Bin ich nicht!", verlautete eine Stimme plötzlich hinter Aya-chan. „Ran...." „Und wie kommst du überhaupt auf diese dumme Idee.", rügte Aya seine Schwester. „Ich weiß doch, dass du dir das schon immer gewünscht hast, warum sollte ich mich dann nicht für dich freuen?" Aya-chan blickte betrübt zu Boden. „Warum kommst du dann nicht mit mir....du könntest im Ausland..." „Ein neues Leben anfangen?", unterbrach sie Aya. „Du weißt, warum ich hier nicht weg kann. Ich bin Weiß und daran kann und will ich nichts ändern. Du kennst die Gründe dafür nur zu gut." Aya ging auf seine Schwester zu und umarmte sie. „Aber ich komme dich gern mal besuchen, denn ich werde dich bestimmt vermissen, das steht fest. Trotzdem freu' ich mich, das dein Traum endlich Wirklichkeit wird." Aya-chan kuschelte sich in die Arme ihres Bruders. Als sie sich wieder aus der Umarmung befreite, glitzerten Tränen in ihre Augen. „Versprichst du mir was?" Aya nickte. „Such dir ein nettes Mädchen, damit du nicht ganz allein bist, ja!" Aya wusste, dass das kaum möglich war mit seinem „Beruf", und nickte aber seiner Schwester zu. Aya-chan lächelte und alle Traurigkeit war aus ihren Augen verschwunden. Plötzlich fielen ihr wieder all die tausend Dinge ein, um die sie sich kümmern musste, damit ihr Traum nicht länger ein solcher blieb und sie entschuldigte sich. Aya blickte ihr lange hinterher und hätte es vielleicht noch länger getan, wäre Yoji nicht in sein Gesichtsfeld getreten. „Ist das wirklich okay für dich? Ich mein', dass sie so weit weg wohnen wird?" Aya nickte, ohne eine Miene zu verziehen und machte sich an die wartende Arbeit im Blumenladen. Als er merkte, wie ihn alle mehr oder minder fragend oder skeptisch anschauten, ließ er sich dazu herab, auf Yojis Frage richtig zu antworten. „Was besseres könnte mir eigentlich gar nicht passieren. Je weiter Aya von mir entfernt ist, desto sicherer ist sie. Ich habe also doppelt Grund mich zu freuen. Erstens, weil ihr Traum wahr wird und zweitens, weil ich sie in Sicherheit weiß." Um weitere Fragen zu umgehen, ging Aya ins Lager und arbeitete dort weiter. Die anderen hatten die Botschaft wohl verstanden, denn keiner sprach ihn mehr wegen seiner Schwester an. Zumindest nicht während sie im Laden waren. Als er jedoch abends vor dem Fernseher lag, klopfte es plötzlich an seiner Tür. Aya öffnete sie überrascht und sah sich Yoji gegenüber. „Äh, was ist denn? Haben wir eine Mission?" Yoji schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. „Nein, du wirst es nicht glauben, aber es gibt noch andere Dinge im Leben, als Missionen. Ich will mit dir reden." „Reden?" „Ja, reden, auch wenn das bekanntlich nicht zu deinen Lieblingshobbys zählt." Ohne darauf zu warten, in das Zimmer gebeten zu werden, trat Yoji ein und setzte sich auf die Couch vor dem Fernseher. „Als du mir heute Morgen geantwortet hast, sprach die Vernunft aus dir, aber mich würde interessieren, was dein Herz dazu sagt." „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.", blockte Aya sofort ab. „Wie du willst. Ich will eigentlich nur sagen...Wir alle würden es verstehen, wenn du Weiß verlassen würdest. Wir alle wissen nämlich, wie viel dir deine Schwester bedeutet." „Mein Entschluss steht fest." Yoji erhob sich wieder von der Couch. „Gut...aber ....da wäre noch etwas." „Was?" „Deine Schwester war heute noch mal im Laden, als du Blumen ausgefahren hat. Sie wollte sichergehen, dass wir uns um dich kümmern. Und wir sollen auch dafür sorgen, dass du dich nicht einmauerst. Um es kurz zu fassen, wir zwei werden öfters mal hübsch zusammen ausgehen, damit du ein nettes Mädel kennen lernst und deine Schwester glücklich ist. Das ist übrigens kein Vorschlag, sondern beschlossene Sache. Einwände werden also nicht angenommen!" Bevor Aya darauf antworten konnte, war Yoji schon wieder durch die Tür. Aya saß genervt an der Bar des Nachtclubs, in den ihn Yoji geschleift hatte. Langsam bekam er Kopfschmerzen von der dröhnenden Musik. Yoji hatte wirklich nicht eher locker gelassen, bis Aya sich schließlich hatte breittreten lassen und mit ihm „Auf Piste" gegangen war. Yoji saß direkt neben ihm und ließ sein Blick über die anwesenden Frauen schweifen. „Hey, Aya...meinst du, du schaffst es, nicht ganz so griesgrämig dreinzuschauen, sonst kommt keine Frau zu uns. Die bekommen nämlich bei deinem Blick Angst." Yoji drehte sich zur Bar und winkte dem Barkeeper. „Hi, wir hätten gern zwei Cocktails nach Art des Hauses." „Ich trinke keinen Alkohol", sagte Aya sofort. „Ist mir egal, heute wirst du es. Außerdem sind die Cocktails hier verdammt gut. Der dürfte also selbst dir schmecken." „Aber nur einen!", grollte Aya Yoji an. „Und wenn er mir nicht schmeckt, dann lass ich ihn stehen." „Wie du willst..." Yoji hatte sich schon längst wieder zu dem weiblichen Publikum umgedreht und zündete sich eine Zigarette an. Als die Cocktails kamen, nippte Aya vorsichtig daran und musste zugeben, dass er wirklich nicht schlecht war. Etwas süß vielleicht, aber durchaus trinkbar. Er würde Yoji, den Gefallen tun und ihn trinken, auch wenn er sich wirklich nichts aus Alkohol machte und hatte bald schon über die Hälfte seines Cocktails mangels anderer Beschäftigung leer getrunken. Yoji nickte zufrieden. „Wir werden es schon noch schaffen, dass du dich amüsierst....auch wenn du wirklich ein harter Brocken bist!" Aya nahm das eher als Kompliment und nicht als Spott und dachte sich einfach seinen Teil zu Yojis Art, sich zu amüsieren.. Plötzlich tippte Yoji jemand auf die Schulter und er drehte sich um. Vor ihm stand eine wunderschöne Frau, die ihn anlächelte. „Hallo Yoji, wen hast du denn da mitgebracht? Einen Freund von dir?" „Ja, aber Vorsicht er ist schüchtern...", sagte Yoji zu der Frau, die er offensichtlich kannte. „Oh wirklich, ich mag schüchterne Männer. Hast du was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?" Aya seufzte innerlich leicht, ließ sich äußerlich aber nichts anmerken und schüttelte den Kopf. Die Frau lächelte und bestellte beim Barkeeper zwei neue Cocktails. Yoji klopfte seinem Freund auf die Schulter und verließ ihn mit den Worten: „Viel Spaß und komm ja nicht auf die Idee, den Cocktail, den man dir gerade ausgegeben hat nicht zu trinken!" Während Aya Yoji innerlich verfluchte, schenkte er der fremden Frau etwas ähnliches wie ein Lächeln und begann, sich nett mit ihr zu unterhalten, wie man es wohl von ihm erwarte. Leider machte er sein Sache scheinbar so gut, dass Jenny, wie die Frau hieß, bei ihm blieb und ihn schließlich animierte, noch einen Cocktail für sie beide zu bestellen. Aya war Alkohol absolut nicht gewohnt und war mittlerweile fast schon betrunken. Vielleicht war es dieser Umstand, dass er keine Einwände erhob, als er den dritten Cocktail bestellen sollte. Der dritte Cocktail machte ihn schließlich ziemlich gleichgültig und so wehrte er sich nicht, als Jenny ihn auf die Tanzfläche zerrte. Zuerst empfand er das Tanzen, als ziemlich ungewohnt, gewöhnte sich aber schnell daran und amüsierte sich sogar ein wenig. Das einzige, was ihn irgendwann störte, war die Hitze und die stickige Luft des Nachtclubs. Das logischste in diesem Fall war, an die frische Luft zu gehen, und als er diesen Wunsch Jenny gegenüber äußerte, dachte er sich nichts dabei. Yoji hatte die beiden die ganze Zeit zufrieden beobachtet und lächelte, als diese den Club verließen. Aya war gar nicht so schüchtern, wie er dachte und er stellte sich auch gar nicht dumm an. Er erwartete nicht, dass er ihn heute Abend noch einmal sehen würde und machte sich nun selbst auf die Suche nach einer netten Begleitung. Er wanderte wieder zurück an die Bar, bestellte sich ein Bier und zündete sich eine Zigarette an. Wie ein Adler ließ er seinen Blick wieder über die anwesenden Frauen gleiten. Er wusste nicht, wie lange er dort gesessen hatte, als seine Augen auf etwas stießen, was sie festhielt. Doch das war keine Frau, sonder Aya, der auf ihn zukam. Yoji zog beide Augenbrauen hoch. „Du bist noch hier?" „Ja." „Was ist mit dem Mädchen?" Aya zuckte mit den Schultern. „Nach Hause gegangen?", sagte er schließlich. „Ja, das dachte ich mir, aber was mich interessiert ist eher, warum DU dann noch hier bist!!!" „Sie war nicht mein Typ." Yoji starrte Aya ungläubig an, seufzte dann und schüttelte den Kopf. „Ich würde jetzt gerne nach Hause fahren, wenn es dir nichts ausmacht." „Oh nein Aya, das werden wir nicht. Es ist noch viel zu früh und wir wollen doch noch eine Frau finden, die dein Typ ist. Okay, was willst du trinken? Bier, Cocktail, oder was hochprozentiges." „Wasser" Yoji überging diesen Einwand und bestellte seinem Freund noch einen Cocktail. Da Aya immer noch einen Schwips hatte, wehrte er sich nicht wirklich dagegen und hatte den vierten Cocktail bald leer getrunken. Sein Kopf schwirrte ihm mittlerweile und ihm gefiel das Gefühl gar nicht. Außerdem übermannte ihn eine Gleichgültigkeit fast allem gegenüber und so ertrug er sogar Yojis ständige Fragen wie: „Hey, was ist mit der? Gefällt die dir? Soll ich sie für dich ansprechen?" Yoji bemerkte jedoch schließlich Ayas Zustand und gab auf. „Ich glaub, du bist viel zu betrunken, um überhaupt heute noch etwas klar sehen zu können. Es ist wirklich besser, wir fahren Heim. Oder noch besser, wir laufen, dann bist du auch wieder nüchtern, wenn wir daheim ankommen." Aya seufzte nur erleichtert und erhob sich ziemlich schwankend. Als sie in die kalte Nachtluft traten, fühlte er sich gleich viel besser, auch wenn er seinen Beinen nicht völlig vertraute. Eine Zeitlang schwiegen beide, doch Yoji brach plötzlich die Stille. „Sag mal....was genau war an dem Mädchen eigentlich nicht dein Typ? Sie sah doch verdammt gut aus!" „Weiß nicht...." „Ich bitte um etwas mehr Informationen und was habt ihr bitte draußen gemacht? Ich meine, du warst ja schon recht lange weg." Yoji glaubte, so etwas wie eine leichte Röte auf Ayas Wangen zu sehen und hakte daraufhin erst recht nach. „Ihr habt doch nicht etwa...ich meine, klar so an der frischen Luft hat das auch seine Reize aber..." „Haben wir nicht!", sagte Aya, um Yojis Fantasien zu unterdrücken. „Wir haben uns geküsst, bzw. sie hat eher mich geküsst, Okay! Und dann hat sie gefragt, ob ich nicht mit ihr nach Hause kommen wolle und ich sagte nein. Hör also auf, dir was weiß ich was auszudenken." Yoji lächelte plötzlich über Ayas kindlichen Verteidigungsversuch. Überhaupt sah er gerade gar nicht wie der Aya aus, den er kannte. Er hatte nicht die übliche Kälte und Gelassenheit in den Augen. „Du hast NEIN gesagt? WARUM????", fragte Yoji noch immer belustigt. „Weil sie eben nicht mein Typ war.", verteidigte sich Aya ziemlich plump. „Ah, mhh, okay, was war dann eigentlich mit Sakura? Warum seid ihr nicht mehr zusammen? Ah lass mich raten...sie war auch nicht dein Typ?" Aya nickte nur und konzentrierte sich darauf, nicht hinzufallen. „Oh Mann, Aya, okay, sie war ziemlich jung, aber sie war doch ein nettes Mädel! Sag mal, Aya...bist du eigentlich noch Jungfrau?" Ayas Konzentration wurde durch diese Frage gestört und er stolperte leicht. Diesmal sah Yoji nur zu deutlich, wie Aya errötete und lachte laut auf. „Kein Wunder, dass du dich so zierst..." „Ich zier' mich nicht. Ich mache mir eben nichts aus Frauen. Ich bin eben nicht du!" Aya merkte im Unterbewusstsein, dass er den Satz wie ein trotziges Kind ausgesprochen hatte und verfluchte einmal mehr den Alkohol in seinem Blut. Seine ganze Konzentration galt dem Weg. Yoji lächelte wieder. Aya verhielt sich nicht nur recht kindlich, er sah auch gerade verdammt jung aus. Immer mehr kam er zu der Ansicht, dass er nicht Aya vor sich hatte, sondern eher Ran. Es faszinierte ihn, diese neue Seite an seinem Freund zu entdecken und er wollte ihn gerade weiter necken, als Aya stolperte und recht unsanft auf der Erde landete. Yoji lachte wieder lauthals, half ihm aber dann hoch. „Du bist ja wirklich völlig betrunken! Es ist wohl besser, ich stütz dich den Rest des Weges, bevor du dich noch ernsthaft verletzt." „Ja und du bist schuld.", schmollte Aya, während er sich von Yoji aufhelfen ließ. Yoji lachte nur leise und versuchte den heftig schwankenden Aya zu stützen, was äußerst schwer war, da er selber einen ordentlichen Schwips hatte. „Oh Mann, wir zwei müssen ein hübsches Bild abgeben, wie wir hier so schwankend nach Hause torkeln." Yoji hörte ein Schnauben und deutete es als Lachen. „Ich hoffe nur, uns überfällt keiner...ich hab nämlich mein Schwert nicht dabei!!" Aya bekam auf diesen Satz keine Antwort, da er ein Schlagloch übersehen hatte und wieder ins Stolpern kam. Dummerweise konnte Yoji ihn nicht halten und dieser wurde mit Aya zu Boden gezogen. Wortlos rappelte Yoji sich wieder auf, während Aya verkündete: „Ich bleib hier liegen!" „Das ist nicht dein Ernst!" „Doch, mir ist das zu demütigend, durch die Straßen zu wanken." „Du wirst dir den Tod holen..." „Mir doch egal." „Es werden Hunde kommen und dich anpinkeln..." „Hilf mir auf!" Yoji grinste breit und streckte Aya eine Hand entgegen. Schwankend kam Aya wieder auf die Beine. „Ich bring dich für all das hier um, wenn ich wieder nüchtern bin." „Das glaube ich kaum, denn ich denke, du wirst verdammte Kopfschmerzen haben." „Auch wieder wahr...." Yoji bemerkte, dass Aya lächelte. Da war schon wieder Ran, diesmal war Yoji sich ganz sicher. „Okay, bereit weiter zu gehen?" „Gehen würde ich das nicht nennen, aber ja." Sie schafften es wirklich, den Rest des Weges ohne größere Zwischenfälle zurückzulegen und Yoji hatte es unterwegs sogar einmal fast geschafft, Aya richtig zum Lachen zu bringen. Yoji war richtiggehend stolz deswegen. Außerdem beschloss er, dass er Ran viel lieber mochte als Aya. Er fand es nur schade, dass er Ran so schnell nicht wiedersehen würde, da er es bestimmt nicht schaffte, Aya nochmals abzufüllen. Ihn überraschte es selbst, wie betrübt er darüber war. Als sie endlich am Blumenladen angekommen waren, verfrachtete Yoji Aya noch auf sein Zimmer. Dort angekommen, schmiss sich Aya einfach aufs Bett und rührte sich nicht mehr. „Ey, Aya... du willst jetzt aber nicht in voller Kleidung schlafen, oder?" Ein Brummen war alles, was Yoji als Antwort bekam. Yoji seufzte und ging zu Aya, um ihm die Schuhe auszuziehen. Als er dies geschafft hatte, drehte er Aya um und maulte: „Zieh wenigstens deinen Mantel aus, du schwitzt dich sonst tot heute Nacht." Müde machte Aya sich daran, die Knöpfe aufzuknöpfen, stellte sich dabei aber so ungeschickt an, dass Yoji Mitleid hatte und ihm half. Als Aya sich aufsetzte, um den Mantel endgültig auszuziehen, schaffte er es nur halb und Yoji half ihm wieder. Als Yoji an dem Mantel zog, verlor Aya das Gleichgewicht und da das einzige, woran er sich festhalten konnte, eben dieser war, tat er das auch prompt. Yoji hatte mit diesem „Angriff" nicht gerechnet, kippte vorn über und landete ungeschickt auf Aya. Da halfen auch seine Assasinenreflexe ihm recht wenig. Aya schaute etwas verwirrt in das Gesicht seines Freundes, das plötzlich so ganz nah war und spürte das Gewicht von dessen Köper auf seinem. Aya war immer noch viel zu betrunken, um klar denken zu können und handelte instinktiv. Ohne nachzudenken legte er eine Hand um den Hinterkopf von Yoji und zog ihn zu einem Kuss an sich. Yoji ließ ihn einige Sekunden gewähren, da er völlig überrascht worden war, riss sich dann aber los. Aya blieb allein auf dem Bett zurück und hatte nur noch einen ungewohnten Geschmack nach Rauch im Mund. Yoji wollte gerade lautstark Aya anfahren, stoppte aber als er diesen sich auf dem Bett zusammen rollen sah. Keine zwei Sekunden später war er auch schon eingeschlafen und Yoji schüttelte den Kopf. Aya war wirklich völlig betrunken und wusste nicht mehr, was er tat. Mit diesem Gedanken ging Yoji auf sein eigenes Zimmer, zog sich aus, legte sich in sein Bett und war selbst bald eingeschlafen. Das erste, was Aya am nächsten Morgen tat, als er erwachte, war aufzustöhnen. Sein Kopf schmerzte höllisch und in seinem Magen hatte er ein flaues Gefühl. In der Hoffnung, beides würde sich zum besseren verändern, blieb er regungslos liegen. Als dadurch jedoch keinerlei Besserung eintrat, setzte er sich auf. Zum Glück verschlimmerte sich sein Zustand dadurch nicht. Er beschloss, dass eine Dusche ihm jetzt gut tun würde und bemerkte plötzlich, dass er noch immer seine Kleidung von gestern an hatte. Er würde Yoji wirklich umbringen, aber erst einmal musste es ihm dafür besser gehen. Müde zog er seine Sachen aus, schnappte sich ein Handtuch aus dem Schrank und wickelte es sich um die Hüften. Danach tapste er in Richtung Bad. Leider musste er feststellen, dass dieses schon besetzt war, denn als er die Tür aufstieß, hörte er Wasser rauschen und sah in der Dunstwolke des heißen Duschwassers Yojis hochaufgeschossene Gestalt. Plötzlich schoss ihm ein Bild von letzter Nacht in den Kopf und er dachte plötzlich an einen Geschmack nach Rauch. Entsetzt schüttelte er den Kopf und wollte den Rückzug aus dem Bad antreten, stieß dabei jedoch einen Wäschekorb um. Mit einem lauten Scheppern landete der Korb auf dem Boden und sofort wurde der Duschvorhang etwas zurückgezogen. Yoji grinste, als er den blassen Aya sah. „Morgen, und wie fühlst du dich heute morgen so?" Ein deathglare war Ayas einzige Antwort. „Ah, hab ich mir schon gedacht. Ein Dusche wird dir sicher gut tun. Ich bin gleich fertig." Aya kämpfte wieder mit seiner Erinnerung, als er Yoji dort nackt vor sich sah, nur etwas von dem Duschvorhang bedeckt und das Wasser an seiner Haut abperlte. Sofort richtete er seinen Blick auf den Boden, doch das Bild von Yoji hatte sich in seine Gedanken eingebrannt und er spürte, wie sein Körper plötzlich reagierte. Aya wollte daraufhin nochmals die Flucht aus dem Bad ergreifen, da er selbst von dieser Reaktion ziemlich geschockt war, wurde aber wieder von Yoji aufgehalten, als dieser rief: „Hey, wo willst du denn hin? Ich hab doch gesagt, ich bin gleich fertig." Noch während er Aya zurückpfiff, stieg er auch schon aus der Dusche und begann, sich abzutrocknen. „So, die Dusche gehört dir." Aya drehte sich wieder um, würdigte Yoji keines Blickes, verschwand so schnell wie möglich in der Dusche und drehte kurzerhand den Kaltwasserhahn
voll auf. Er zuckte zusammen, als das kalte Wasser seinen Körper berührte. Wenigstens vertrieb das Wasser alle Gedanken und als Aya schließlich schon fast unterkühlt den Hahn wieder zudrehte, atmete er erleichtert auf, als
er feststellte, dass Yoji nicht länger im Bad war. Müde lehnte er seinen Kopf gegen die kalten Fliesen in der Duschkabine und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Sicher hatte er den Kuss gestern Abend nur geträumt. Es
wäre nicht das erste Mal, dass er ziemlich eindeutige Träume hatte, auch wenn er sich sonst nie daran erinnern konnte, sondern nur durch die Folge dieser Träume auf diese zurückschließen konnte. Aber dieser Traum war
anders gewesen, denn er konnte sich sehr wohl daran erinnern. Aber warum träumte er so etwas von Yoji?! Sofort fiel ihm die Reaktion seines Körpers an diesem Morgen ein. Bestimmt hatte er in der Nacht von eindeutigen
Handlungen in einer Dusche geträumt und Yoji hatte ihn unbewusst daran erinnert. Aya beschloss, dass es das wohl gewesen sein musste und stellte lauwarmes Wasser ein, um zuende zu duschen. Doch ganz tief im Inneren hegte er
immer noch Zweifel. Es stimmte schon, meist konnte er sich nicht an seine Träume erinnern, aber die wenigen Träume, an die er sich erinnern konnte, verdrängte er, denn in ihnen liebte er keine Frauen sondern Männer.
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