Fanfiction zu Weiss Kreuz                                                                                                    back

Autoren: Haruka und Mandalorian (sie war ein wundervoller, inspirierender, herrlich verrückter und sooo schön sappiger Farfarello. Außerdem hatte sie immer die geniale Idee, wenn ich mal hing. Bussi bussi dafür!)

Titel: Strange Valentine

Das ist das Sequel zu ‚Falscher Farbton’. Irgendwie konnte ich die doch nicht so einfach davonkommen lassen… fand Manda übrigens auch^^

Disclaimer: Keiner meiner. *sich erschieß* Mehr ist dazu nicht zu sagen. Wir machen damit kein Geld, und ich weiß, dass ich den Jungs da Sachen unterstelle… Naja. ~.^ Da müssen sie halt durch.

Der Song „Wicked Game“ ist von Chris Isaac

Pairings: Yohji liebt (immer noch) Aya,
Schu liebt (wahrscheinlich) Brad und umgekehrt,
Aya liebt auch immer noch Yohji…aber…. 
Farfarello und Omi sind… well, lets see.

Widmung: Für meine Muse und Co-Autorin Mandalorian.

viel Spaß^^ und biiitte gebt uns feedy O_O <- biiig chibie-eyes

Warnings: shonen ai, ooc, lemon, violence, angst, sap, sap, sap, ähm … hatte ich sap erwähnt? ^^

/ / Gedanken

# # schu telepath.

* * schu spricht deutsch

 

Strange Valentine – an unexpected development

 

Prolog

Aya Fujimiya saß am Bett seiner Schwester. Wieder einmal. Er kam regelmäßig einmal die Woche her, meist vormittags, wenn er gerade keinen Dienst im Laden hatte. Doch heute war er außer der Reihe hier. Es war der Neujahrstag und er wollte ihr gerne ein Geschenk machen, wenn er auch wusste, dass sie sich nicht darüber freuen würde. Es nicht konnte.

Er blickte der Krankenschwester nach, die soeben lächelnd das Zimmer verließ, dann sah er auf die blinkende Anzeige der Monitore, die die Lebensfunktionen seiner in einem tiefem Koma liegenden Schwester überwachten. Seine Gedanken schweiften ab. Wie lange schon? Er hatte aufgehört, die Tage zu zählen… die Wochen, in denen er, anfangs fast täglich, an ihrem Bett gesessen hatte, ihre leblose Hand in der seinen, und sich gefragt hatte, was um alles in der Welt dieses Mädchen verbrochen hatte, um so ein Schicksal zu erleiden, und warum er ihr nicht hatte helfen können…

Stets hatte sich dann sein Mitleid für sie in erstickenden Hass verwandelt, Hass auf die Menschen, nein, die Unmenschen, die ihr, und ihm, das angetan hatten. Ihre Eltern ermordet, ihrer beider Leben zerstört.

Takatori… Schwarz… Esszett. Doch das Leben war wider Erwarten weiter gegangen. Der Schmerz verging zwar nicht, aber er wurde dumpf, ein stetiger Begleiter, doch nicht mehr unerträglich wie zu Anfang.

Heute saß er wieder an ihrem Bett. Er löste den Blick von den Anzeigen und zog eine kleine Schachtel aus der Manteltasche. Daraus kam eine silberne Spange zum Vorschein, die er Aya-chan in den Haaren befestigte.

„Frohes Neues Jahr, Kleines.“ Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Einen Moment zögerte er, dann sprach er weiter.

„Ich habe jetzt jemanden, Aya.“ Er berührte flüchtig den Ohrring, den er seit der Tragödie im linken Ohr trug. Aya hatte ihm dieses paar Ohrringe zum Geburtstag in eine Karte gesteckt und in die Karte geschrieben, er solle sich eine Freundin suchen und ihr diesen Schmuck schenken.

„Es ist nicht ganz so, wie du es gemeint hast,… aber du würdest ihn mögen, Aya.“ Er grinste kurz. Selbstverständlich würde sie das. ALLE Frauen mochten Yohji. Er strich ihr noch einmal über die Haare und stand auf. Zeit zu gehen.

„Das nächste Mal bringe ich Yohji mit, versprochen…“ im Hinausgehen fragte er sich, warum er ihr das ‚erzählte’. Sie konnte es doch sowieso nicht hören… doch das erste Mal ging er ohne Hass zu empfinden. Vielmehr freute er sich darauf, nach Hause zu kommen. Zu Yohji.

***

1.

Brad Crawford hatte Farfarello zu Weihnachten einen PC mit Internet-Anschluss hingestellt. Er hielt das für eine gute Idee, erhoffte sich doch, ihn dadurch von seinen zeitweiligen, und meistens erfolgreichen, Selbstverstümmelungsversuchen abzubringen.

Farfarello hatte zuerst kein Interesse daran gehabt, doch Nagi hatte ihm beharrlich die Vorzüge des World Wide Web schmackhaft gemacht, und da Farfarello vielleicht verrückt, aber keinesfalls dumm war, hatte er sich schließlich doch damit befasst. Am Tag nach seinem ersten Spaziergang im Web trafen dann mehrere Lieferungen von Herstellern  von Messern, chirurgischen Instrumenten und sonstigen scharfkantigen Gegenständen ein, die Brad fluchend wieder zurückgehen ließ, worauf er Nagi sämtliche Seiten solcher Anbieter zu sperren befahl.

Die folgenden Tage hatte Farfarello sich in verschiedenen Chats amüsiert, indem er die Teilnehmer mit dem Angebot, ihnen diverse Körperteile zu entfernen, schockte und verärgerte. Dies hatte zur Folge, dass er in den meisten Chats relativ schnell gesperrt wurde.

Es hatte ihm jedoch gefallen, mit Leuten zu kommunizieren, die er nicht kannte, beziehungsweise, mit Leuten zu kommunizieren, die nicht zu Schwarz gehörten, denn diese waren seine einzigen Gesprächspartner, bis auf die Targets, die er eliminierte, wobei sich der Dialog sowohl mit den einen wie mit den anderen jeweils auf ein Minimum beschränkte. Nachdem er mit so vielen verschiedenen Leuten Kontakt gehabt hatte, wie auch immer der ausgesehen hatte, fehlte es ihm ganz einfach.

Es war Silvester, und eine leichte Melancholie hatte ihn erfasst, wie jedes Jahr um diese Zeit. Sich abzulenken wäre nicht schlecht. Also suchte er einen weiteren Chat, in dem er noch unbekannt war.

Aus einer Laune heraus, oder eher weil seine momentane Stimmung dem entsprach, gab er die Worte ‚lonely’; ‚pitiful’; ‚misunderstood’; und ‚chat’ in die Suchmaschine ein. Zuerst hatte er noch ‚pissed’ geschrieben, doch das nach kurzer Überlegung wieder gelöscht.

Die Suchergebnisse waren erstaunlich zahlreich. Gleich der erste Hit hieß misery.com. Der Text dazu lautete: „Misunderstood? Pissed? All alone? Join us!“ Ein Grinsen flog über Farfarellos Gesicht, als er darauf klickte. Er loggte sich zunächst als Gast ein um zu sehen, was für Leute anwesend waren. Er war verblüfft über die große Anzahl.

Der Main Chat war überlaufen, und es gab jede Menge private Räume, die durchweg abgeschlossen und mit jeweils zwei Personen besetzt waren. Was war das hier? Ein Partner-Such-Chat? Er beschloss, erstmal eine Weile mitzulesen.

fallenangel: „ich hab niemanden. seit mein Freund mich verlassen hat…“

robocop: „ich bin vielleicht ein bisschen brutal, oder so. Leute haben angst vor mir…“

jerry: „ich dachte, hier ein paar leute zu treffen die mich aus dem tief rausholen, aber alle sind so depri drauf hier…“

lonely: „ach, ihr solltet versuchen alles etwas positiver zu sehen. ich bin auch nicht gerade überglücklich, aber man muss sein glück selber in die hand nehmen, denke ich.“

Farfarellos Augen überflogen die einzelnen Zeilen um meist in der Mitte abzubrechen. Er schnaubte. Gejammer und Geheule. Das brauchte er nicht. Einen Moment blieb er bei robocops posting hängen.

‚Leute haben Angst vor mir…’ er zuckte die Schultern. Wahrscheinlich so ein Kneipenschläger. Ein leises Grinsen umspielte seine vernarbten Lippen. –Er- wusste was es bedeutete, wenn Leute wirklich Angst vor einem hatten…

Er wollte sich schon ausloggen als sein Blick auf ‚lonely’ fiel. Den Nick hatte er sich eigentlich für sich ausgedacht gehabt…

Dessen Text übte eine seltsame Wirkung auf ihn aus. Wie ein Sonnenstrahl an einem Nebeltag… Wenn Farfarello nicht über Blut und Blutvergießen nachdachte, konnte er ein richtiger Poet sein. Die irische Abstammung ließ sich nicht verleugnen – Iren waren nun mal ein romantisches Volk. Nach lonelys posting kamen noch einige wenns und abers von fallenangel und robocob. Farfarello schnaubte wieder und wollte sich jetzt endgültig wegklicken, als lonely wieder postete.

lonely: ich glaube einfach daran, dass irgendwo da draußen jemand auf mich wartet. und ich werde ihn finden!

Ihn finden… Das war doch… Farfarello klickte sich in die Chatregeln. Richtig vermutet. Er war in einem Kontaktsuche-Chat gelandet. Für die Kategorie Mann sucht Mann, um genau zu sein. Er kicherte. Die Jungs würde er mal so richtig aufmischen. Schnell verließ er den Chat, um sich anzumelden und tippte seinen Nick ein.

Nobody.

nobody: hi everybody

fallenangel: hi nobody

lonely:J

robocop: wen begrüßt ihr, ist doch niemand da, lol

nobody: guter witz, hätte ich dir gar nicht zugetraut

robocop: heyyyy! wasn das?

lonely: seid doch nicht so biestig leute

Farfarellos Augen hingen an dem smilie. Erneut war er seltsam berührt. Da er nicht sofort wieder rausfliegen wollte, lenkte er ein.

nobody: sorry, nur n spruch

fallenangel: na auch einsam an silvester?

nobody: yapp

robocop: keine lust auf party?

nobody: nicht wirklich. ich bin kein partytyp

lonely: och, ich tanze ganz gerne

fallenangel: ich auch

nobody: ich auch

Das stimmte. Manchmal tanzte er in seinem Zimmer nach Musik, die in seinem Kopf spielte. Irische Musik. Er erinnerte sich an fröhliche Klänge aus irgendwelchen Pubs, die er in seiner Heimat manchmal beim Vorbeigehen gehört hatte. Es war so lange her, dass er keine ganzen Lieder mehr kannte, aber irgendwie wurde oft eine Art Heimweh in ihm wach, das er damit beruhigte, dass er tanzte.

lonely: lacht mich ruhig aus, aber manchmal tanze ich alleine in meinem zimmer

Farfarello starrte auf den Bildschirm. Er konnte nicht glauben, was er da las. Wie von selbst tippten seine Finger eine Antwort.

nobody: ich auch

robocop: *ggg* in welcher klappse sitzt du denn?

fallenangel: *ggg*

Ein leises Knurren entrang sich Farfarellos Kehle. Das waren Idioten, die Glück hatten, anonym zu sein, so viel stand fest.

nobody: wüsste nicht, was es da zu lachen gibt

lonely: eben, es tut ganz gut wenn man mies drauf ist…

Farfarello wurde es unheimlich. Wieso schrieb lonely andauernd das, was er dachte? Er schwankte zwischen dem Wunsch, den Computer auszuschalten und nie wieder irgend einen chat zu betreten, und dem zweiten, viel stärkeren, lonely in einen abgeschlossenen chatraum einzuladen. Er nagte an seiner Unterlippe und las sich noch einmal die letzten postings durch, als der Bildschirm eine Zeile nach oben ruckte.

lonely: warum nennst du dich nobody?

Er hatte ihn direkt angesprochen. Was sollte er darauf antworten? Sein Herz schlug etwas schneller. Jemand interessierte sich …

nobody: weil ich für niemanden wichtig bin

lonely: das glaube ich nicht. irgendwer wird doch da sein!

Farfarello dachte nach. War er für jemanden wichtig? Nein! Er war bei Schwarz wegen seiner Killernatur, nicht weil sie ihn so unglaublich mochten. Ihm wurde ungemütlich. So intime Fragen! Wo war er denn hier? Beim Therapeuten?

lonely: gibt es auch niemanden, der für dich wichtig ist?

Schon wieder so eine Frage!

nobody: nein.

lonely: lebst du alleine?

nobody: nein.

lonely: ???

nobody: ich lebe mit … er überlegte. … meinen brüdern

lonely: ich auch

nobody: ok, und warum dann lonely?

lonely: ok, habs verstanden… irgendwie scheinen wir was gemeinsam zu haben, ne?

fallenangel: wie ich das sehe, ist lonely bald nicht mehr einsam und nobody wird somebody *ggg*

nobody: …

lonely: *g* das wär doch nicht schlecht, oder, nobody?

<nobody hat den raum verlassen>

Farfarello hatte es nicht mehr ausgehalten. Dieser lonely war ihm auf eine seltsame Weise so *nahe* gekommen, mit nur wenigen, eigentlich ganz normalen Sätzen hatte er sein Innerstes berührt. Er wusste nicht, ob ihm das gefiel oder nicht, auf jeden Fall verwirrte es ihn. Sehr.

<Gast 265 betritt den Raum>

Farfarello wollte wissen, ob jemand einen Kommentar abgeben würde. Es dauerte nur Sekunden, bis das erste Posting erschien.

lonely: bist du das, nobody?

Farfarello reagierte nicht.

robocop: du hast ihn verschreckt, lonely

Farfarello schnaubte. Verschreckt! Pah. Er wartete auf die Antwort, wobei sein Herz ein klein wenig schneller schlug.

lonely: schade. vielleicht kommt er ja nochmal wieder…

Er starrte auf den Bildschirm.

Schade? Wieso schade? Er hatte mit einer abfälligen Bemerkung gerechnet, aber - doch nicht ‚schade’! Jetzt völlig verwirrt schaltete er den Computer aus und warf sich auf sein Bett. Eng zusammengerollt schloss er die Augen. Schade… ?

***

Die folgenden Tage mied er den misery-chat, zweifelnd und sich dessen, was er beim chatten mit lonely empfunden hatte, nicht sicher. Immer wieder gingen ihm lonelys postings durch den Kopf. So – freundlich. Warm. Und – er hatte Interesse gezeigt. Für ihn. Ein gutes Gefühl… Etwas wie ein schwaches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.

Doch plötzlich versteifte er sich.

–Niemand- interessierte sich für ihn! So ein Schwachsinn. Das war das allgemeine Chat-Gefrage gewesen!

*Er hat aber fast nur mit dir gesprochen…* Er verkrampfte sich noch mehr.

*Niemand DARF sich interessieren…*

Farfarello griff nach einem kleinen Messer, dass er zwischen dem Bett und der Wand in einer Spalte versteckt hielt und zog langsam die Klinge durch seine linke Hand. Er beobachtete die feine rote Linie, die sich zeigte und sah fasziniert den Perlen aus Blut zu, die sich an ihrem Rand bildeten. Sorgfältig leckte er das Messer ab, verstaute es wieder und sah weiter auf den Schnitt. Solange er da war, würde er nicht mehr vergessen, dass niemand an seinem Leben Anteil zu nehmen hatte – nie.

 

2.

Das neue Jahr war mit Stürmen und Schnee gekommen. Es war kalt in Tokyo. Jetzt, Mitte Januar, hatten die Temperaturen ihren Tiefpunkt erreicht. Es war ein grauer Sonntagnachmittag, so richtig dazu da, um es sich zu Hause gemütlich zu machen. Um genau zu sein, im Bett gemütlich zu machen. Fand Yohji. Er verließ sein Zimmer um zu Aya rüberzugehen. Sie waren seit Weihnachten zusammen, und es hatte eigentlich keinen Morgen seitdem gegeben, der sie beide nicht zusammen in einem Bett gefunden hätte. Sie schliefen jetzt immer in Yohjis Zimmer, weil Ayas Bett einfach zu schmal für sie beide war. Zum Schlafen jedenfalls. Yohji grinste. Die Nachtstunden in denen sie nicht schliefen überwogen die, in denen sie schliefen, bei weitem. Aber da er die Angewohnheit hatte, sich im Schlaf ziemlich auszubreiten, war Aya jedesmal wenn sie doch bei ihm geendet waren, entnervt in Yohjis Zimmer geflüchtet, sobald er durch dessen Ausbreitungsdrang an die äußerste Kante seines(!) Bettes vertrieben worden war. Der Zimmertausch hatte beim Frühstück nicht selten Anlass zu Witzeleien seitens Ken und Omi gegeben, und so war es bald keine Frage mehr, wessen Zimmer ihr Schlafzimmer sein würde. Aya hatte anfangs vorgeschlagen, weiterhin getrennt zu schlafen, doch das wollte Yohji nicht zulassen.

„Ich lass dich doch nicht mehr aus meiner Nähe, Ran…“ hatte er in dessen Ohr geschnurrt, abgeschlossen und demonstrativ den Schlüssel aus seiner Tür abgezogen. Aya hatte ergeben genickt, nicht wirklich böse über diese Beschneidung seiner Freiheit…

Yohji klopfte an Ayas Tür. Ohne eine Antwort abzuwarten trat er ein und blieb gleich darauf stehen. Aya lag in Shorts und T-Shirt auf seinem Bett, er war offensichtlich beim Lesen eingeschlafen. Sein Gesicht war entspannt, der Mund ganz leicht geöffnet und die Haare wirr auf das Kissen verteilt. Seine linke Hand lag auf der Matratze und hielt noch locker das Buch. Yohji lächelte. Die letzte Nacht war besonders kurz gewesen… oder lang, wie man es sah. Leise schloss er die Tür und näherte sich behutsam dem Bett. Er setzte sich auf die Kante und sah Aya einfach nur an.

So schön… Sein Herz schlug schneller. Aya war schön. Und er gehörte ihm. Und er gehörte Aya… Erinnerungen an die Zeit bevor sie endlich zusammengefunden hatten kamen ihm in den Sinn. Ayas Zweifel an ihm, an seiner Ehrlichkeit… die Kälte zwischen ihnen, Yohji’s ‚Affäre’ mit Schuldig… und dann, schließlich… Weihnachten. Aya hatte ihm eine Chance gegeben. Yohji wusste immer noch nicht, was diesen Sinneswandel verursacht hatte, aber er war so froh darüber gewesen, dass er nicht weiter gefragt hatte. Er schüttelte den Kopf. Nicht froh… glücklich war das Wort. Er war glücklich…

Aya regte sich und drehte sich auf die Seite. Behutsam nahm Yohji das Buch und streifte dabei aus Versehen Ayas Arm. Sofort schnappten die Amethystaugen auf und eine Hand packte mit festem Griff zu. Als Aya Yohji sah, verdrehte er die Augen.

„Baka! Du könntest schon tot sein!“

Yohji beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn verlangend.

„Ich weiß, Ran. Das macht es immer wieder so spannend!“ flüsterte er ihm dann ins Ohr, und ließ seine Zunge neckend vorschnellen. Aya drehte ihm den Rücken zu.

„Uhh, lass mich in Ruhe! Ich will schlafen!“ Ohne mit der Wimper zu zucken legte sich Yohji hinter ihn.

„Ich auch.“ Er schlang den Arm um Ayas Brust und zog ihn an sich. Ein Schnauben ertönte. „Wir wissen beide, wie das wieder enden wird!“

Yohji zog ihn ein wenig enger.

„Mmh, denk schon…“ murmelte er in Ayas Nacken. Er pustete leicht in die rubinroten Haare. „Was dagegen?“ Eine seiner Hände hatte sich bereits unter Ayas T-Shirt gemogelt und war auf dem Weg, seine Brust zu liebkosen. Zufrieden registrierte er, dass Aya sich an ihn schmiegte und seine Atmung sich etwas beschleunigte.

/Wohl nicht/ er ließ los und streifte Aya das Shirt ab, wobei dieser ihm behilflich war, wie er feststellte. Nicht schlecht, gar nicht schlecht… Yohji hatte eine bestimmte Absicht, und war sich nicht sicher, ob er damit bei Aya durchkommen würde. Er trennte sich rasch von seinem eigenen Top und zog Aya wieder in seine Arme. Wie immer wenn er seinen Geliebten Haut an Haut spürte, durchschoss ihn pulsierendes Verlangen. Er küsste Ayas Nacken und ließ seine Lippen über die Haut an dessen Hals und Schultern streifen, während seine Hände sich an den Nippeln zu schaffen machten, die sich umgehend aufrichteten und hart wurden. Und nicht nur diese…

Aya entfloh ein leises Stöhnen und er legte den Kopf in den Nacken, um Yohji heiß und verlangend zu küssen. Während er den Kuss feurig erwiderte, schob dieser langsam, zentimeterweise, Ayas Shorts von dessen Hüften. Ungeduldig wie dieser manchmal im Bett war, strampelte er sie von sich und wollte sich zu Yohji umdrehen. Doch das ließ dieser nicht zu. Dieses Mal nicht…

Er hielt Aya an den Hüften fest und auf dessen fragend gerunzelte Brauen schüttelte er nur leicht den Kopf. Aya gab nach und Yohji ließ seine Hand weiter nach unten gleiten, bis er Ayas bereits aufgerichtetes Glied umschloss, während er leicht in seine Halsbeuge biss. Aya stöhnte erneut und presste sich in Yohjis Schoß, was neue Wogen der Erregung durch diesen jagte.

Mit der anderen Hand entledigte er sich, etwas mühselig, seiner eigenen Hose und gleich des Strings, den er darunter trug. Ein leichtes Bedauern, dass Aya diesen nun gar nicht zur Kenntnis nehmen würde, erfasste ihn. Das war auch so ein Punkt, der ihn überrascht hatte. Aya stand auf sexy Unterwäsche! Unglaublich… und diesen Mann hatte er für eiskalt gehalten! Nachdem er nun ebenfalls seine Kleider los war, gedachte Yohji seinen Plan weiterzuverfolgen. Die zweite Hand neckte nun wieder Ayas Brustwarzen, während die rechte weiterhin seine Erregung mit Aufmerksamkeit bedachte. Mit den Zähnen den Muskel in der Halsbeuge fassend, tat er alles, um Aya anzutörnen… ihn wehrlos zu machen… und es schien zu klappen. Er stellte mit nicht geringer Begeisterung fest, dass Aya wie Wachs in seinen Händen wurde, auf jede Berührung reagierte, und seufzend und stöhnend einfach nur genoss.

Schließlich hielt Yohji den Zeitpunkt für günstig. Während seine Rechte weiter Ayas mittlerweile bretthartes Glied massierte, nicht zu heftig, aber stark genug um ihn zum Keuchen zu bringen, wanderte die Linke zwischen sie beide, bahnte sich langsam, ganz langsam, ihren Weg zwischen Ayas perfekt geformte Hinterbacken. Da er nicht unerfahren mit Männern war, nicht zuletzt durch seine kurze, aber intensive Beziehung zu Schuldig, fand er schnell was er suchte. Aya lag vollkommen hingegeben in seinen Armen und stöhnte leise. Yohji beugte sich vor um ihn tief zu küssen und drängte gleichzeitig seinen Finger in Ayas enge Öffnung. Die Reaktion erfolgte so schnell, dass er hinterher nicht sagen konnte, wie genau es geschehen war, dass er plötzlich auf dem Rücken lag, Aya auf sich, beide Arme auf die Matraze gepinnt.

„Was. Soll. Das.“ Aya funkelte ihn an.

„Ich will dich.“ Yohji wollte sich losmachen, ihn an sich ziehen, um zu retten, was zu retten war, doch Aya hielt ihn nieder.

„Ich bin nicht unten. Ich dachte, das hätten wir geklärt.“

„Ran… das ist unfair. Ich... ich… verdammt, ich bin nicht uke. Nicht nur jedenfalls. Wir könnten uns wenigstens abwechseln.“

„Nein.“ Aya ließ ihn los und griff nach seinen Shorts. Yohji riss die Augen auf.

„Ran! Du kannst doch jetzt nicht…“

„Wie du siehst kann ich.“

„Aber du bist, ich meine, du bist nicht…“

„Ich habe keine Lust mehr, Yohji. Was der da“ er deutete nach unten „macht, hat damit nichts zu tun.“

„Fein. Prima.“ Yohji stand auf. Ihm war nun die Lust auch vergangen. Vage kam ihm der Gedanke, dass er vielleicht mit Aya hätte reden sollen, anstatt zu versuchen ihn zu überrumpeln, aber er war enttäuscht. Verletzt und enttäuscht. Er zog sich an und ging grollend in sein Zimmer.

Aya warf sich auf sein Bett. Er griff sich ein Kissen und wickelte sich darum, Halt suchend… Verdammt. Yohji war gekränkt gewesen, das hatte er sehen können.

„Warum hat er auch…“ murmelte Aya verdrossen, doch die Antwort war schon in seinem Kopf. /Er will dich ganz. Er ist kein uke. Das wusstest du…/ Aya hatte sich von Anfang an entschieden dagegen gewehrt, unten zu sein und Yohji hatte dies zunächst hingenommen. Aber Aya wusste, dass ihm das irgendwann schwer fallen würde… Yohji war nun mal ein Eroberer, dass er auf Dauer den Passiven spielen würde war eher unwahrscheinlich. Und Aya hätte das auch akzeptiert – wenn nicht… Er presste sein Gesicht in das Kissen und gab einen gequälten Ton von sich. Er hatte immer wieder ein bestimmtes Bild vor Augen, wenn er sich diese Situation vorstellte.

Yohji und Schuldig.

Wenn er den dominanten Part hatte, konnte er vergessen, dass Yohji unmittelbar vor ihrem Zusammenkommen mit Schuldig zusammen gewesen war. Wenn er an den Telepathen dachte überfiel ihn jedes Mal wilde Eifersucht, ein Gefühl, das er einfach nicht unter Kontrolle bekam.

Yohji war unter Garantie nicht der uke in dieser Beziehung gewesen.

/Ich lasse mich nicht vergleichen, nicht mit diesem…/ fühlte er sich Schuldig etwa unterlegen? Ließ er Yohji darunter leiden, dass er das Gefühl hatte, Schuldig sei ‚besser’ als er? Aya ballte die Fäuste. Yohji zeigte ihm ständig wie sehr er ihn liebte und begehrte, nie war ein Wort über Schuldig gefallen, seit sie quasi zusammen lebten. War es das? Hatte Aya das Gefühl, Yohji verheimlichte ihm etwas? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass etwas wie ein Stachel in seinem Fleisch saß und bohrte, und bohrte…

***

Yohji saß in seinem Sessel und grübelte. Was war denn so schlimm daran… ja schon, er hatte Aya versucht auszutricksen. Klar war der darüber sauer. Aber warum musste er überhaupt zu solchen Tricks greifen? Warum war Aya so strikt dagegen, sich von Yohji nehmen zu lassen… Yohji schnaubte. /Verdammt, denke ich eigentlich nur mit dem Schwanz?/

Er liebte Aya! Im Grunde war das doch das Wichtigste. /Ja, aber im Bett sollte es auch klappen./ „Hnnnn.“ Yohji presste die Finger an die Schläfen. Das musste aufhören. Aya war mehr als eine Bettgeschichte… Er würde seine Beziehung zu ihm nicht über den Sex definieren.

Yohji stand auf. Besser gar nicht zu viel Zeit verstreichen lassen, sondern Klarheit schaffen. Er stellte fest dass er leichte Bauchschmerzen hatte, als er sich Ayas Zimmer näherte. Schmetterlinge… er schmunzelte. Also nochmal von vorne. Leise öffnete er die Tür ohne anzuklopfen. Wiederum brachte ihn was er sah dazu, wie angewurzelt stehenzubleiben, doch dieses Mal war es nicht so ein erfreulicher Anblick wie zuvor.

Aya saß auf der Bettkante, das Gesicht in den Händen vergraben. Weinte er etwa?!

Schnell schloss Yohji die Tür und überwand die paar Schritte bis zum Bett. Er setzte sich neben seinen Geliebten und zog ihn an sich. Ayas Kopf ruckte hoch. Er hatte keine Tränen in den Augen, aber sein Blick war voller – Schmerz? Trauer?

„Ich… möchte alleine sein. Bitte.“

Yohji schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall. Ich bleibe hier!“ Er ließ sich nach hinten sinken und zog Aya mit sich, in seine Arme, umschlang ihn auch noch mit den Beinen und bettete dessen Kopf an seine Brust.

„Ich bin ein Idiot, es tut mir leid, dass ich mich so benommen …“

Aya unterbrach ihn. „Ich weiß.“

Yohji sah nach unten auf Ayas Schopf. „Hm?“ machte er verdutzt.

„Ich weiß dass es dir leid tut, - bis zum nächsten Versuch.“

„Ay… - Ran.“ Yohji  legte eine Hand unter sein Kinn und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. Aya erwiderte seinen Blick kühl. Yohji ließ sich nicht abschrecken und sah ihn zärtlich an. /Ich liebe dich/ dachte er. /Ich will dass du glücklich bist, dass wir glücklich sind./

Schließlich gab Aya nach. Mit einem kleinen, hilflosen Laut presste er seine Lippen auf Yohjis und küsste ihn hingebungsvoll, fast verzweifelt. Yohji erwiderte seinen Kuss und streichelte ihm über den Rücken. „Ich liebe dich, ich liebe dich…“ murmelte er dann, immer wieder. Aya nickte und schmiegte sich eng an ihn. „Ich dich auch, Yohji.“

Die seelische Anstrengung und die Wärme von Ayas Körper bewirkten, dass Yohji müde wurde. Er zog die Decke über sie beide und legte sich, immer noch Aya im Arm, in einen bequemere Position. /Also wo ist das Problem, Koi…/ dachte er noch, während er in einen leichten Schlummer driftete.

***

„Omi?“ Ken schmiss seine Sporttasche schwungvoll in sein Zimmer und machte sich gleich auf den Weg zu Omi. Das Training heute war alles andere als alltäglich gewesen und er wollte jemandem davon erzählen. Da Yohjis Tür offen, Ayas aber geschlossen war, machte er sich seinen Reim darauf und störte die beiden nicht. Er war froh, dass sie endlich zusammen waren, denn die Wochen seit Anfang Oktober bis Weihnachten waren wahrhaftig nicht einfach gewesen, für keinen im Koneko… Also musste Omi sich seine Neuigkeiten anhören, ob er wollte, oder nicht. Ken riss die Tür zu Omis Zimmer auf und sah ihn, wie meistens, an seinem Computer sitzen.

„Hallo Omi!“

Dieser klickte einmal und der Bildschirm wechselte plötzlich von Schrift zu einer Website über Computerspiele.

„Kannst du nicht anklopfen?“ schnauzte das jüngste Teammitglied und starrte Ken wütend über seine Schulter an.

Ken fiel die Kinnlade herunter. „Was ist denn mit dir los?“ Omis Augen wurden groß. Dann drehte er sich wieder weg, zum Bildschirm hin. „Tut mir leid. Das nächste Mal klopfe aber an… bitte!“

Ken nickte. Omi hatte Recht. Es war Zeit, ihn für voll zu nehmen und seine Privatsphäre zu respektieren…

„Sorry, Omi, mein Fehler!“ Er verließ das Zimmer, die Tür hinter sich zuziehend. Omi drehte sich wieder um und starrte die geschlossene Tür an. So schroff war er ja nun auch nicht gewesen! Schon wollte er aufstehen und Ken folgen, als ein leises Klopfen ertönte. Er musste grinsen und rief halblaut: „Herein!“

Ken steckte den Kopf zur Tür herein, vorsichtig, nicht sicher, ob Omi den Scherz übel genommen hatte, um dann erleichtert wieder hereinzukommen. Er ließ sich das Bett fallen und starrte an die Decke.

„Was ist?“ Omi wurde neugierig. Er warf noch einen raschen Blick auf seinen Monitor, auf dem jetzt der Bildschirmschoner angesprungen war, dann schaltete er ihn aus, um sich Ken zuzuwenden.

„Heute war ein Neuer beim Training…“ Ken starrte immer noch zur Decke hoch. „Ein Torwart…“

„Prima, ihr habt doch einen gesucht, oder?“ Die bisherige Nr. 1 war in eine andere Stadt gezogen und hatte das Team Anfang des Jahres verlassen.

„Hmmh…“

„Ist er nicht gut oder was?“ Omi wusste nicht, was er von Kens seltsamem Benehmen halten sollte.

„Er ist unglaublich. Er hält wie ein Gott… Er kriegt buchstäblich jeden Ball!“ Ken setzte sich auf. „Verstehst du? Jeden! Selbst unmögliche Schüsse hält der!“

„Na, freu dich doch! Geht er hier zur Schule? Kennen wir ihn?“

Schulterzuckend legte Ken sich wieder hin. „Ich weiß nicht. Er war schon da, als ich kam, hatte wohl den Captain nach den Gepflogenheiten gefragt und stand schon im Tor, als wir anfingen. Ich habe nicht mit ihm gesprochen, und ihn nur von weitem gesehen. Irgendwie bekannt kommt er mir vor, keine Ahnung… dann war er plötzlich weg, ehe ich mit ihm reden konnte.“ Man sah Ken an, dass ihm das nicht passte.

„Ist er denn nicht angemeldet?“ Ken schlug sich vor die Stirn. „Ich Idiot! Ich hätte ja nachschauen können… na, nächstes Mal.“

Erleichtert, wenigstens eine kleine Aussicht auf Befriedigung seiner Neugier zu haben, stand er auf. In der Tür drehte er sich noch mal um. „Ich hab Hunger, wollen wir zusammen Essen?“ Omi schüttelte den Kopf. „Ich hab schon.“ Ken nickte und schloss die Tür.

„Unsere beiden Liebestollen brauche ich wohl auch nicht zu fragen“ murrte Ken, als der an Ayas Zimmer vorbeiging, bevor er die Treppe wieder hinunterstiefelte. Obwohl – es war sehr still. Schliefen die beiden etwa? /Sollte mich doch sehr wundern – oder eigentlich auch nicht./

Omi hatte, kaum dass Ken draußen war, den Bildschirm wieder angeschaltet. Die Game-Seite verschwand, und das Chatfenster erschien. Er ließ seine Augen auf der Suche nach nobody über die eingeloggten User huschen, um sich dann enttäuscht zurückfallen zu lassen. Nichts. Auch der Chatraum in dem er vorher gewesen war, enthielt als einzigen seinen eigenen Nick. Ein Blick auf die Zeiten und er sah, dass das letzte Posting vor 10 Minuten gewesen war. „Verdammt. Weg“ murmelte er. Er würde es später noch einmal versuchen müssen.

Seufzend scrollte er nach oben und begann, den ganzen Chat noch einmal durchzulesen.

Dabei dachte er unablässig darüber nach, wieso ihm eigentlich so viel daran lag, mit gerade diesem Teilnehmer noch einmal zu chatten… der Anfang des Abends kam ihm wieder in den Sinn…

~Flashback~

Omi hatte seit Silvester oft den misery-chat besucht, in der Hoffnung, nobody dort noch einmal zu treffen. 10 Tage lang war er täglich dort aufgetaucht, hatte smalltalk betrieben und die Gäste und anderen User mit Argusaugen beobachtet, falls nobody einen fremden Nick verwenden würde. Doch nichts passierte. Er kam nicht wieder. Aus irgend einem Grund aber –wollte- Omi wieder mit ihm chatten. Er wusste selbst nicht so genau warum… vielleicht, weil er so etwas wie eine verwandte Seele in ihm sehen wollte… er seufzte.

Heute hatte er beschlossen gehabt, es zum letzten Mal zu versuchen. Wenn nobody wieder nicht kam, würde er es aufgeben. Sagte er sich jedenfalls. Den chat konnte man ja trotzdem noch besuchen…

 

3.

Zehn Tage hatte es gedauert, bis die Schnittwunde in Farfarellos Hand verheilt war. Crawford hatte ihn streng ausgefragt, wie es dazu gekommen war, und er hatte etwas von einem Unfall beim Brot abschneiden gemurmelt. Crawford hatte ihn zwar misstrauisch angesehen, war aber nicht weiter darauf eingegangen. Nur Schuldig hatte spöttisch grinsend Farfarellos Hand umgedreht. „Brot, huh?“ Er sah ihn intensiv an, bis Farfarello seinem Blick auswich.

Dann hatte er seine Hand losgelassen und war aus der Küche geschlendert. Farfarello hatte ihm voller Zorn nachgeschaut.

Warum nur musste Schuldig ihn immer und immer wieder verspotten? Dabei war er der einzige, der Farfarello etwas bedeutete… obwohl der nicht mal genau wusste, wie und warum. Er wusste nur, dass es ihm wehtat. Dass –er- ihm wehtat. Um seinem inneren Schmerz Ausdruck zu verleihen, fügte er sich wieder und wieder sichtbare Verletzungen zu. Dass er körperlichen Schmerz nicht fühlen konnte oder –wollte- vereinfachte das Ritual. Doch niemand deutete die Zeichen.

Er war ja durchgeknallt, und Durchgeknallte machten halt solche Sachen…

Heute war Farfarello jedoch von fast normaler Gemütsverfassung. Schuldig war irgendwo unterwegs und brachte ihn nicht mit mentalen Spielereien aus der Fassung, Crawford und Nagi saßen an ihren PCs und es war still im Appartement.

Er lag auf dem Bett und spielte gedankenverloren mit dem kleinen Messer. Seltsam – er hatte kein Bedürfnis, es zu gebrauchen. Statt dessen verirrte sein Blick sich wiederholt zu dem PC auf dem Tisch an der Wand. Obwohl er sich leicht unbehaglich zu fühlte, wenn er an lonely und den chat dachte, stieg sein Verlangen, dort wieder hinzugehen und zu schauen, ob dieser wohl da war, immer mehr an. Schließlich erhob er sich vom Bett und legte das Messerchen in sein Versteck.

Zögernd ging er auf seinen PC zu und schaltete ihn an. Nachdem er diesen ersten Schritt getan hatte, flogen seine Finger förmlich über die Tasten, als er den Namen der chat-Seite eintippte. Er loggte sich als Gast ein und begann zu warten…

Es dauerte fast eine Stunde, ehe der Nick, auf den er – mittlerweile sehr ungeduldig - lauerte, endlich erschien.

<lonely betritt den raum>

lonely: hi zusammen!

Farfarello zuckte zusammen. Er war da! Rasch loggte er sich aus, um sich unter einem Nick wieder anzumelden.

<kodoku betritt den raum>

kodoku: hallo lonely

lonely: hi, kodoku!

Omi war etwas erstaunt. /Wieso spricht kodoku mich direkt an?/ Ob –er- das war? … der Nick war ja  auch leicht negativ gewählt…  er schüttelte den Kopf. Sicher nicht. Wunschdenken.

Er hatte heute erst spät an den Computer gehen können, weil er viel Arbeit mit der Schule und im Laden gehabt hatte. Und trotzdem… nobody war nicht hier. Mist.

kodoku: wie geht es dir?

Omi überlegte. Er war ziemlich deprimiert, unter anderem auch, weil nobody sicher wieder nicht erscheinen würde, aber sollte er das kodoku unbedingt sagen?

lonely: es geht so... und dir?

Farfarello sah misstrauisch auf die Zeile. /und –mir-?? Will er das wirklich wissen oder ist das nur ne Floskel??/

kodoku: nicht so gut...

lonely: bist du krank oder so?

Farfarello lachte ironisch auf. *hmpf...komische Frage...gilt Verrücktsein auch als krank?*

kodoku: wenn du meine [er zögerte] brüder fragst, dann ja

Omi las die Zeile, ohne sie zu begreifen. Wusste kodoku nicht, ob er krank war oder nicht?

lonely: wieso? wissen deine Brüder besser ob du krank bist, als du?

kodoku: ist wohl eher ne sache der betrachtungsweise denk ich...ich fühle mich normal

kodoku: doch für sie bin ich komplett verrückt. sagen sie jedenfalls

lonely: oh...

Omi beschloss, einen Versuch zu wagen und sich aus dem mainchat zu verabschieden. Er flüsterte kodoku an.

lonely: was hältst du von einem separaten raum?

Farfarello sah irritiert auf den Bildschirm. Was sollte das denn? Doch sein Herz klopfte etwas schneller bei diesem Angebot. Er flüsterte zurück

kodoku: wieso? aber gut, egal, von mir aus… wenn du mit nem durchgeknallten ins separee willst… *g*

Sofort nach dem Abschicken ballte er die Fäuste.

/hab ich das jetzt gerade geschrieben?/

Seine innere Stimme verhöhnte ihn. /du musst echt nicht mehr ganz dicht sein...was machst du da... und warum tut es so gut dass lonely hier ist?.../

Sein Mauszeiger schwebte schon über dem Exit-Button, als lonely wieder flüsterte.

lonely: durchgeknallt.. inwiefern? zumindest kannst du ja normal kommunizieren, oder? <smilie> also, was ist nun?

Omi überlegte. Was konnte kodoku denn getan haben, dass seine Brüder ihn so runterzogen? Vor allem, Brüder! Ihm kam langsam der Verdacht, dass dies vielleicht doch nobody war.

kodoku: ich bin ja auch nicht stumm oder blöde.. also gut.

Farfarellos Antwort klang spöttisch, doch im innerlich freute er sich über die positive Äußerung von lonely. Schon wieder etwas, was ihn verwirrte ....

Omi war erleichtert, dass kodoku auf seinen Vorschlag einging und eröffnete einen Raum namens ‚yujou’. Ihre ersten postings trafen fast zeitgleich ein.

lonely: hey, nicht sauer sein. so meinte ich das nicht. aber es 'klingt' ganz klar, was du da von dir gibst!

kodoku: sorry...wollte dich nicht anmotzen...hatte nur ne schwere woche...

Farfarellos Verwirrung stieg. /was zum...warum entschuldige ich mich??/

/ - und warum entschuldigt er sich bei mir??/

Der Verdacht, dass kodoku in Wirklichkeit nobody war, wurde immer stärker, und Omi beschloss, es einfach zu versuchen.

lonely: du bist nicht zufällig nobody?

Farfarello bekam einen Schreck /wie kommt er denn jetzt darauf...mist/

kodoku: kenn ich nicht...warum fragst du?

lonely: <smilie> naja... deine brüder.. und dein nick… nobody hat auch sowas erwähnt, dass er einsam sei.. ach vergiss es, ist halt pech... nix für ungut

Pech??? –Wollte- lonely etwa, dass er nobody war?

Farfarello zitterte am ganzen Körper.

/Mistmistmist...ich will nicht dass er weiß das ich nobody bin...auch wenn ich nicht weiß, wieso/

kodoku: scheinst dich ja gut mit ihm zu verstehen...

lonely: das weiß ich nicht kenn ihn ja auch nicht richtig, aber irgendwie... war da beim letzten mal was – ich weiß auch nicht. ach, ich sag doch, vergiss es, ich will ja nicht unhöflich sein

Farfarello starrte auf den Bildschirm. „Da war was… bei ihm - auch??“ Mit bebenden Fingern tippte er.

kodoku: magst du ihn?

Mit großen Augen las Omi die Frage. Spontan tippte er drauflos. „Ja“.

Doch dann löschte er das Wort wieder. Das war doch Unsinn! Er schrieb erneut.

lonely: woher soll ich das wissen? ich kenn ihn wie gesagt gar nicht… und… ich.. ach .. egal. Ja!

Mit angehaltenem Atem starrte er auf den Bildschirm. Warum hatte er es nun doch gepostet? Wahrscheinlich grinste kodoku sich jetzt eins. Und wenn es wirklich nobody war… lachte er mit noch größerer Wahrscheinlichkeit lauthals! Schnell schickte er noch eine Zeile hinterher.

lonely: wenn das auch nicht sehr logisch klingt^^

kodoku: warum?

lonely: ich glaube wir sind uns ähnlich.. irgendwie.

Farfarello lachte tatsächlich, aber leise, und aus einem anderen Grund. *ähnlich?? wer sollte mir denn ähnlich sein... oder rennt irgendwo noch ein irischer psycho mit gottkomplex durch die gegend...* doch er antwortete nur lakonisch.

kodoku: das glaube ich nicht..

Omi seufzte. Das war klar. Wie konnte er auch so blöd sein so was zu schreiben! Doch dann kam ihm ein Gedanke, und er grinste leicht.

lonely: wieso interessiert dich das so? (falls du nicht doch nobody bist, hehe)

Wieder wartete er gespannt mit angehaltenem Atem, und sein Adrenalinspiegel stieg noch etwas höher. Er hatte schwitzige Hände und sein Herz schlug bis zum Hals.

-War- er es? Irgendwo in seinem Hinterkopf regte sich ein leises Stimmchen, das ihn fragte, warum er es sich eigentlich so sehr wünschte… er brachte das Stimmchen zum Schweigen.

kodoku:und wenn...?

Enttäuscht stieß Omi die Luft aus. Mann! Er tippte schnell

lonely: freue ich mich

Farfarello stutzte.

kodoku: da wärst du aber der einzige

lonely: um so besser

/kuso.../ Farfarello spürte, wie seine Verwirrung stieg. Die Äußerungen von lonely waren doch vollkommener Schwachsinn, also wieso freute er sich so blödsinnig darüber? Das konnte doch niemals ernst gemeint sein?!

kodoku: warum umso besser...? ganz schön besitzergreifend oder?

lonely: naja, schon… etwas egoistisch vielleicht...

kodoku: egoistisch sein ist nicht schlimm... ohne egoismus könnte ich meinen job gar nicht machen

Omi schrak zusammen. –Sein- Job war ohne Egoismus auch nicht zu schaffen, aber er konnte kodoku schlecht von seiner ‚Doppelbelastung’ erzählen. Dennoch..

lonely: das geht mir ganz ähnlich

Farfarello haderte indessen mit sich und seiner Unvorsichtigkeit.

/Na toll Farf...was machst du jetzt wenn er dich nach deinem Job fragt...schreiben, dass du hauptberuflich als Killer arbeitest...und dir das auch noch Spass macht??/

kodoku: glaub ich nicht...wir dürften wohl kaum denselben job haben

lonely: was machst du denn beruflich?

Farfarello schloss die Augen, als die Frage auf dem Bildschirm auftauchte. /na toooll gemacht ...Farf du hast echt einen an der Klatsche!/

kodoku: möchtest du gar nich wissen

Omi kam zu dem Schluss, dass kodoku lieber nicht darüber reden wollte, was er so beruflich tat ... aber das wollte –er- ja schließlich auch nicht.

lonely: gomen, ich wollte dich nicht ausfragen, lassen wir das

kodoku: nich schlimm...bin nur nicht gewöhnt danach gefragt zu werden

Farfarello war enttäuscht. /Er gibt ja schnell auf… er interessiert sich also doch nicht so sehr für mich wie ichs gern hätte... na, ist ja eigentlich auch egal. Aber warum macht mich das traurig?/

Einen Moment hing er dem letzten Wort nach. …traurig? Er war –nie- traurig!

Omi schüttelte den Kopf. Dieses Gespräch war total anders, als alle anderen die er jemals in einem Chat geführt hatte. Kodoku war es nicht gewöhnt, nach seiem Beruf gefragt zu werden? Wieso das denn nicht? Das war doch eine ganz normale Frage?

lonely: ok, lassen wir das thema jetzt. …und deine brüder? wie sind die so?

/Mein Gott, ich frag ihm ja Löcher in den Bauch!/ Omi ärgerte sich über sich selbst. Kodoku schien seine Fragerei jedoch nichts auszumachen.

kodoku: sie sind halt da...sonst nichts

lonely: sonst.. nichts? das klingt sehr bedrückend. hattet ihr streit?

Farfarello überlegte wieder einmal. /Ich kann ihm ja schlecht schreiben dass mich Brad an die Decke hängt wenn er Lust dazu hat...Nagi mich oft ignoriert und Schu ...naja lassen wir das/

kodoku: nein...kein streit...sie ignorieren mich meistens einfach

lonely: das ist fies!!!

kodoku: was solls ich bins nicht anders gewöhnt...bei 2 von ihnen isses mir sowieso egal...

lonely: und bei dem dritten?

Omi zuckte zusammen. Er stellte kodoku ja schon wieder so eine aufdringliche Fage!

kodoku: ich weiss nicht...es tut weh...für ihn bin ich nur ein objekt mit dem man seine spässe treiben kann...

lonely: kann ich dir irgendwie helfen?

Omi schlug sich vor die Stirn. /Schwachsinn, wie denn?/ Schnell was schreiben!

lonely: was für späße denn?

Farfarello war jetzt vollkommen neben sich /Helfen? Warum fragt er denn das?/

kodoku: alles mögliche...hauptsache er hat seinen spass

/Ich kann ja schlecht schreiben, dass es für Schu nichts lustigeres gibt als mir meinen Kopf durcheinander zu bringen… egal in welcher hinsicht/

lonely: das tut mir leid. klingt nicht gut

Omi war befremdet. /Was mögen das nur für 'Späße' sein?/

kodoku: nein das ist es auch nicht..ich meine...

lonely: ja?

kodoku: bei den anderen ist es mir egal...aber bei ihm... manchmal denke ich, dass ich ihm vielleicht doch nicht ganz so egal bin wie er immer sagt...aber meistens...entpuppt sich alles was er gesagt oder getan hat, wieder als  einer seiner späße

Omi stutzte /hm. Wieso ist es ihm ausgerechnet bei dem nicht egal?/

lonely: du magst ihn sehr, oder?

Farfarello wand sich unter  dieser direkten Frage /mögen?.../ -Mochte- er Schuldig?

kodoku: ich weiss nicht...ich hab keinen grund dazu...aber irgendwie

Omi nickte. Er mochte ihn! Eine leichte Eifersucht piekte ihn und er rief sich zur Ordnung. Was sollte das denn jetzt! Dieser Typ war kodokus Bruder!

lonely: frag ihn doch, warum er das macht!

Farfarello schnaubte /na klar...ich kann mich auch direkt an die Decke hängen!/

Crawford würde sicherlich wieder ‚Erziehungsmaßnahmen’ für erforderlich halten, wenn er herumfragte.

lonely: vielleicht zeigt er dir ja damit, dass ihm was an dir liegt...  oder so... verzeih mir wenn ich unsinn rede

kodoku: nein

kodoku: ich weiss ja warum.. er…

lonely: warum?

kodoku: er spielt gerne ...und er weiss das er mir damit wehtut...und dass es die anderen nicht im geringsten interessiert...ich bin nur ein nützliches spielzeug

lonely: bist du sicher? war er noch -nie- nett?

Omi verdrehte die Augen, als er sein posting auf dem Bildschirm sah. /Gott klingt das dämlich/

kodoku: er sorgt nur dafür, dass sein spielzeug nützlich bleibt....

lonely: dann sag ihm, er soll damit aufhören *schnauf* so ein mistkerl!

Farfarello las noch einmal Omis Frage, ob sein ‚Bruder’ nie nett zu ihm gewesen war. /Schu nett?? Zu mir? Pah, er sorgt sich nur um mich wenn wir auf einer Mission sind... und auch da nur, weil er weiss dass Brad ihn bestrafen würde wenn er gezwungen wäre sich einen neuen Killer zu suchen../

Das Bild ruckte hoch.

lonely: wieso lässt du dir das überhaupt gefallen?

kodoku: warum sollte ich mich wehren?

lonely: ...

kodoku: es war noch nie anders

lonely: dann wird es ja langsam zeit!

Omi war stinksauer auf diesen Kerl, den er nicht kannte, und der kodoku quälte, den er mochte, obwohl er auch ihn nicht kannte.

kodoku: warum wird es zeit?

kodoku: wo ich jetzt bin geht es mir besser als früher...ich kann wenigstens manchmal raus

lonely: na, wenn es dir wehtut, und er nicht aufhört, musst du ihm doch sagen, dass damit schluss sein muss? bin ich im verkehrten film oder was?

kodoku: es würde nichts ändern...im gegenteil

Omi hörte Resignation aus dem Posting heraus. Er versuchte es mit einer Provokation.

lonely: du willst wohl nichts ändern?

Farfarello las es und erschrak /will ich?/

kodoku: du hast gut reden...

lonely: kommt mir aber so vor.

kodoku: ich kann überhaupt nichts ändern.... bei dir scheint es ja nicht anders zu sein sonst wärst du ja wohl kaum hier - wenn du so gut bescheid weißt, wie man sowas regeln soll warum dann lonely??

Omi musste ihm recht geben. Das stimmte irgendwie... aber...

lonely: naja,.. irgendwie schon, aber mich quält wenigstens keiner

kodoku: schon, aber...selbst wenn sie mich nicht mehr piesacken sollten wäre ich immer noch einsam... du bist das beste beispiel

/Verdammt,... hoffentlich hab ich ihn jetzt nicht verletzt.. aber warum interessiert mich das denn eigentlich??/ Farfarello starrte kopfschüttelnd vor sich hin.

lonely: im moment bin ich eigentlich gar nicht so einsam <smilie>

kodoku: geht mir genauso…

/...was?/ Farfarello merkte, dass sich seine postings in eine Richtung entwickelten,die ihn verunsicherte. Es schien als ob lonely etwas in ihm ansprach, von dem er nicht gewusst hatte, dass es –noch?- da war… Emotionen. Er fühlte sich fast wohl. Er wusste nicht, wann er sich das letzte Mal wohl gefühlt hatte, die Befriedigung nach einer Mission, wenn er jemanden getötet hatte, nicht mitgerechnet, nein, eher –positives- Wohlfühlen. Und es schien auch, als ob die schmerzhafte Leere in seinem Innern nicht mehr ganz so erdrückend wäre… ein neues posting von lonely riss ihn aus seinen Gedanken.

lonely: das ist doch schon mal ein anfang ...

kodoku: ja vielleicht...

Omi las es mit Herzklopfen. Er hatte zugestimmt, jedenfalls fast. Aber der Anfang von was… implizierte kodoku das gleiche wie er?

Farfarello starrte auf die letzten beiden Worte, die er geschrieben hatte. /kuso...was schreibst du hier eigentlich...so ein Unfug...aber irgendwie..../ ob lonely das gleiche meinte, wie er?

kodoku: komisches gefühl...

lonely: was denn?

Omi war regelrecht aufgeregt und bekam Schwitzehändchen. War er kodoku nun doch zu nahe getreten?

kodoku: dass sich jemand für einen interessiert..

kodoku: du bist der erste den es interessiert was ich fühle...und nich nur ob ich im moment `normal`genug bin um zu funktionieren

kodoku: ich wüsste nur gerne warum dich das interessiert

Omi seufzte erleichtert.

lonely: ach so...  ich dachte schon, ich hätte dich irgendwie verletzt! warum? soll ich ehrlich sein?

kodoku: wenn du das kannst...ja

Ome machte eine längere Pause. Wie sollte er es ausdrücken?

Farfarello wartete. Als nichts kam, wurde  er nervös. /Warum schreibt er denn nicht... ich hätte doch besser nicht gefragt.../

kodoku: lonely?

lonely: ja..

kodoku: du brauchst nicht zu antworten wenn du nicht willst...macht nichts <smilie>

Omi lächelte. Er wollte ja antworten, er wusste nur nicht, wie er es formulieren sollte. Schließlich gab er sich einen Ruck.

lonely: du.. du warst der erste hier, der nicht gleich nach nem sex date gefragt hat

Obwohl er alleine vor seinem Rechner saß, errötete er. /Oh gott, wie peinlich/.

lonely: normalerweise wird man immer gleich angeflüstert. - Und da dachte ich... wie der wohl sein mag.. und wollte einfach mit dir reden

lonely: wah vergiss es, das ist ja peinlich

kodoku: warum sollte ich dich sowas fragen...hab mich noch nie besonders für sex interessiert...und du könntest ja auch aussehen wie eine mischung aus frankenstein und quasimodo<smilie>hihi ich kaufe doch keine katze im sack^^

Farfarello sah vor sich hin. /ich wüsste wirklich gern wie er aussieht, irgendwie/

lonely: noch ..nie?

Erschrocken besah sich Omi sein Posting. Hatte er sie noch alle? Sowas zu fragen.. das sah ja aus, als ob –er- nichts anderes im Kopf hätte. /Toll! Jetzt geht er sicher!/ nervös wartete er auf die Antwort.

kodoku: eigentlich nicht...hatte aber auch noch nie eine gelegenheit....die wenigsten menschen die ich sehe halten meine anwesenheit relativ lange unbeschadet durch

kodoku: und die die länger aushalten haben wenig grund mich zu lieben

Farfarello grinste. /Vor allem wenn man die Konsequenzen bedenkt./

lonely: was tust du denn so schlimmes? <smilie> und nein, ich seh eigentlich ganz normal aus *g*

lonely: bist du zahnarzt oder was *g*

Farfarello zuckte zusammen. Hoffentlich fragte er nicht intensiver nach…

kodoku: naja...kein zahnarzt...ich beseitige probleme

lonely: oh.

Omi grinste schwach. /Ich auch. Aber das Thema lassen wir mal lieber./

lonely: und wie siehst du aus?

kodoku: … und dass ich normal aussehe kann  ich eigentlich  nicht behaupten....die meisten finden mich ein wenig...naja abstoßend, angsteinflößend, abschreckend...such dir was aus

lonely: das klingt ja richtig interessant

Omi schüttelte den Kopf. /Pah, was soll schon so schlimm sein an seinem Aussehen/

Farfarellos Gedanken gingen gerade in eine andere Richtung. /Komisch...er hat gar nicht weiter nachgefragt was ich jetzt eigentlich genau mache...frag mich warum/

kodoku: interessant??

Er verfolgte den Gedanken noch etwas weiter. /Ob ich ihn mal fragen soll was er so macht...? /

lonely: naja, schönheit liegt im auge des betrachters, ich bilde mir halt gerne selbst ein urteil

kodoku: - ich glaube nicht, dass du anders reagieren würdest wenn du mich sehen könntest... sag mal was machst du eigentlich beruflich...? hast mich ja schliesslich auch gelöchert <smilie>

Omi dachte fieberhaft nach. … ich bin schüler ... Er löschte die Worte wieder. /Nachher denkt er, ich bin noch zu jung/ Er vertiefte den Gedanken, -wofür- er wohl zu jung sein könnte, lieber nicht weiter.

lonely: ich jobbe so rum... und ..

Er zögerte. /Ach was solls./

lonely: ich geh noch zur schule

/Wenn er jetzt geht, hab ich Pech gehabt./

kodoku: wie ist es da...ich war noch nie auf einer

Omi starrte auf die letzte Zeile /hähh?/

lonely: wie? auf keiner schule? du kannst doch schreiben? *g* sorry, blöder witz. Du hattest privatunterricht oder was?

Omi kombinierte die Informationen, die er bisher von kodoku hatte. /Durchgeknallt – naja, sagen wir, etwas, ähm, komplizierter Charakter, daher keine öffentliche Schule. Das würde auch erklären, warum er kaum rauskommt. Sicher ist er aus reichem Hause./

Farfarello kicherte /wenn man so will... Privatunterricht is ja nich soweit abseits...nur dass ich nie Algebra gelernt habe sondern wie man mit möglichst viel Effektivität tötet/

kodoku: in gewisser weise ja...

lonely: und wie ist -das- so?

lonely: jedenfalls hat es dann sicher nicht so viele mädchen, die einen nerven...

kodoku: nein keine mädchen...aber meine fächer waren auch eher untypisch für mädchen...ausserdem hatte ich einzelunterricht

Er grinste diabolisch vor sich hin /zumindest nach dem einen kleinen zwischenfall.../

lonely: wooow.

/Aus -sehr- reichem Hause also!/

lonely: das wünsche ich mir manchmal auch

kodoku: ich hatte keine wahl...es war einfach zu riskant irgendwen in meinen nähe zu lassen damals...

lonely: warum?

/Was erzählt er denn da bloß?/

lonely: warst du so schlimm? *g*

kodoku: ich war ein wenig reizbar...und ich habe nicht viel geduld..

Seine Wortwahl betrachtend, schnaubte Farfarello leise. /Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts!/

lonely: aha. ich hab dafür ziemlich viel geduld. passt ja hervorragend.

Kaum hatte er gesendet, wurde Omi rot und hätte die Worte am liebsten zurückgeholt.

Farfarello las ungläubig. /passt?/

kodoku: um ehrlich zu sein...ich bin nicht immer in der lage mich zu kontrollieren...und die konsequenzen sind meistens ..

Er dachte nach.

kodoku: .. relativ radikal.

lonely: willst du mir angst einjagen?

kodoku: nein...ich sage nur wie es ist.....

Omi wartete auf das nächste Posting.

kodoku: ich glaube du willst etwas in mir sehen was nicht da ist...du SOLLTEST angst vor mir haben...

lonely: ich hab aber trotzdem keine angst, denke ich. was sollte ich denn sehen wollen?

/Bin ich ihm zu aufdringlich?/ Mit dem Gefühl, kodoku nun doch auf die Nerven zu fallen wiegelte Omi schnell ab. Seine Äußerungen waren ja doch etwas sehr vertraulich gewesen. Vielleicht sollte er etwas Distanz schaffen, um kodoku nicht zu verjagen.

lonely: ich unterhalte mich mit dir, und es gefällt mir, wie du 'redest', also was solls? ich will gar nichts von dir, keine sorge.

Farfarello las den letzten Satz und sein Gesicht verfinsterte sich. /Also nur Smalltalk?../ etwas in ihm schnappte zurück, und das äußerte sich in seinem nächsten posting.

kodoku: wird es dir zu persönlich? schon gut...ich belästige dich nicht weiter...

Er atmete tief ein. /Was hab ich mir eigentlich gedacht... nur Smalltalk für ihn...ich bin echt ein Idiot dass ich mir eingebildet habe er interessiert sich für mich...prima reingefallen, Farf!/

Omi bekam einen Riesenschreck. Oh nein, das hatte kodoku vollkommen falsch aufgefasst. /Shit!/ Schnell tippte er eine Antwort.

Farfarello hatte den Mauszeiger schon auf ‚exit’ und war im Begriff zu klicken, als der Text eine Zeile hochrutschte.

lonely: belästigen? wer redet denn davon?

Farfarello fuhr wieder vom exit-button herunter.

/Was?! Hat er vielleicht doch Interesse...?/

In diesem Moment wurde hinter Omi die Tür aufgerissen und Ken polterte ins Zimmer.

„Hallo Omi,…“ er kam nicht weiter, weil dieser sich umdrehte und ihn anfauchte.

„Kannst du nicht anklopfen?“

Farfarello starrte noch immer auf den letzten Text von lonely.

/Shit, was mach ich jetzt....?/ Zögernd bewegten sich seine Finger über die Tastatur.

kodoku: sorry, ich dachte ich fall dir auf die nerven

Er wartete auf eine Antwort, doch es rührte sich nichts. Er wartete eine volle Minute, dann, schon etwas mutlos, tippte er erneut etwas ein.

kodoku: lonely?

Nichts.

Eine Minute später kam immer noch nichts. Schließlich loggte Farfarello sich aus und schaltete den PC ab. Er griff in das Versteck und holte das Messer hervor. In seinem Inneren war eine eiskalte Leere, gepaart mit wütendem Schmerz in seinem Herzen.

Diesen Schmerz würde er jetzt sichtbar machen.

Er setzte die Spitze des Messers eine Handbreit oberhalb seines Bauchnabels an. Sorgfältig, mit abgezirkelten Bewegungen, schnitt er die Kanji für ‚kodoku’ in die dort noch unversehrte Haut. Flüchtig kam ihm der Gedanke, dass es nicht mehr viele solcher Stellen auf seinem Körper gab…

Das hervortretende Blut lief an seinen Seiten herab auf das Bett und hinterließ kirschrote Flecken auf Laken und Decke, doch er kümmerte sich nicht darum. Als er fertig war, betrachtete er sein ‚Werk’.

Einsam. Er war es, und er würde es auch bleiben. Und jetzt konnte man es auch sehen…

Erschöpft schloss er die Augen. Wenn er körperliche Schmerzen fühlen könnte, würden sie ihn vielleicht von der Qual ablenken, die in ihm aufwallte und sein Innerstes verwüstete - noch mehr, wieder einmal. Doch er spürte nichts von seiner Verletzung … absolut nichts.

~end Flashback~

***

Omi war mit dem Lesen fertig und checkte zum x-ten Male die eingeloggten User. Mist! Es war spät, und kodoku war nicht wieder erschienen. Wie konnte es nur zu diesem dummen Ende kommen? Hatten sie so aneinander vorbeigeredet? Er haderte mit seinem Schicksal. Warum musste Ken ausgerechnet jetzt hereinplatzen! Er schaltete den PC ab und ging frustiert ins Bett.

Der nächste Tag würde eine Qual werden, todmüde in der Schule, deprimiert, weil kodoku, von dem er jetzt ziemlich sicher war, dass es sich um nobody handelte, wahrscheinlich verärgert war, und nachmittags Arbeit im Blumenladen, die neugierigen Blicke Ken’s auf sich. Der hatte garantiert mitbekommen, dass er im Chat gewesen war.

Hoffentlich erzählte er nicht gleich den beiden anderen von seinem neuen Hobby…

 

4.

Brad Crawford schloss die Tür zu Farfarellos Zimmer auf und erstarrte in der Bewegung, als sein Blick auf das Bett fiel. Dort lag der Ire, offenbar schlafend, inmitten von mit Blutflecken bedecktem Bettzeug. Crawfords Gesicht verfinsterte sich, doch dann stutzte er. Auf Farfarellos Bauch erkannte er, halb von seiner ebenfalls blutverschmierten Hand bedeckt, zwei Kanji. Er trat näher, hob die Hand behutsam an, und starrte schockiert auf das Wort ‚einsam’. Er legte vorsichtig Farfarellos Hand auf dessen Decke, überzeugte sich davon, dass der weißblonde Assassine atmete, und zog sich leise zurück.

In seinem Büro angekommen, setzte er sich an den Schreibtisch, stützte die Ellenbogen auf und legte das Gesicht in die Hände.

Musste das denn jetzt sein, dass Farfarello wieder durchdrehte? Er hatte weiß Gott genug am Hals. Wenn er nicht bald mit der Zusammenarbeit zwischen Weiß und Schwarz weiterkam, würden sie Schwierigkeiten bekommen, so viel war mal sicher. Er seufzte. Es half nichts, er brauchte Schuldigs Hilfe.

/Schuldig. Komm mal her./

#Geht’s nicht noch unfreundlicher?# Schuldig war etwas angefressen. Er liebte seinen Leader heiß und innig, doch er ließ sich nicht wie einen Lakaien herbeirufen, wenn es dem Herrn beliebte. Außerdem schmollte er, weil Crawford in letzter Zeit etwas kühl zu ihm war. Also machte er keine Anstalten, dem ‚Befehl’ Folge zu leisten.

/ Komm her. Sofort./

#Was IST denn?# Gereizt erhob er sich vom Sofa, wo er gerade vor dem Fernseher gelegen hatte. Es lief ein Fussballspiel, und Schuldig liebte Fußballspiele. Entsprechend mürrisch fand er sich in Crawfords Büro ein und ließ sich auf den Sessel fallen.

Dieser sah ihn nachdenklich an. Noch so ein Problem. Seit er und Schuldig sich wieder zusammengerauft hatten, war die Zusammenarbeit deutlich von Emotionen überlagert, was dem Perfektionisten Crawford absolut nicht passte.

Schuldig nahm sich seiner Ansicht nach zu viele Freiheiten heraus, ruhte sich auf seiner Beziehung zu Crawford aus, wie dieser fand. Jemanden zu lieben war eins, aber der Job durfte nicht leiden…

Leider hatte er vergessen, seine Gedanken abzublocken, wie er augenblicklich an Schuldigs Gesichtsausdruck ablesen konnte. Der starrte jetzt mit geröteten Wangen zu Boden, die Hände um die Sessellehnen gespannt. Dann lehnte er sich jedoch zurück und sah Crawford gelassen in die Augen.

„Ist das so? Bin ich ein Problem?“ Schuldigs Haltung wirkte lässig, aber das leichte Schwanken seiner Stimme strafte seine Coolness Lügen.

„Habe ich das gesagt?“ Crawfords Antwort war ruhig, und er erwiderte den Blick ungerührt. Schuldig interpretierte wie immer zu emotional. Crawford blockte, leider zu spät, ab. Seine Unbedachtheit war  ärgerlich, aber nun nicht mehr zu ändern. Schuldigs Bemühen, die Haltung zu wahren, rührte ihn nichtsdestrotrotz an.

Schließlich liebte er seinen feuerhaarigen Telepathen ebensosehr, wie dieser –hoffentlich- ihn liebte. So ganz sicher war er sich da nämlich immer noch nicht…

Dass die letzten Wochen nicht von Zärtlichkeiten, sondern von Stress geprägt gewesen waren, hatte ihm ebensowenig gefallen wie Schuldig, aber es war nicht zu ändern gewesen. Dummerweise verhinderte der Block jetzt, dass Schuldig diese Gedanken las, und so blieb er angespannt auf seinem Sessel sitzen und sah auf seine Schuhe. Crawford verschob die Versöhnung in Gedanken auf die Nacht, nahm sich vor, Schuldig endlich wieder in die Arme zu schließen und alles wieder gerade zu rücken. Doch jetzt hatte er ein großes Problem, bei dem Schuldig ihm helfen musste.

„Schu…“ Dessen Kopf fuhr hoch, als er den Kosenamen hörte und er suchte nach einer liebevollen Regung in Crawfords Gesicht. Doch dieser starrte vor sich hin und sah den Blick nicht.

„Farfarello fängt wieder an, abzudrehen. Ich fand ihn vorhin in einer Blutlache, er hat sich das Wort ‚kodoku’ in den Bauch geschnitten.

Schuldig zuckte zusammen. /Farfie…/

„Ich möchte, dass du versuchst, seine Gedanken zu lesen. Finde heraus, was wieder los ist. Ich hatte gehofft, dass der Computer ihn davon abhalten würde, sich immer wieder selbst zu verletzen…“

„Willst du ihn wieder ‚bestrafen’?“ Schuldig grinste  schwach, war aber besorgt. Crawfords Angewohnheit, Farfarello kopfüber aufzuhängen, wenn er wieder ‚Dummheiten’ gemacht hatte, war zu Anfang faszinierend gewesen. Er hatte sich darüber amüsiert, auf eine gedankenlose Weise. Später jedoch hatte er den jungen Iren auf eine verdrehte Art ins Herz geschlossen, was ihn natürlich nicht daran hinderte, ihn bei jeder Gelegenheit hochzunehmen und sich einen Spaß daraus zu machen, diesen zu verwirren. Schließlich war vor seinen ‚Scherzen’ niemand sicher…

Seit er Yohji’s Geliebter gewesen war, hatte sich seine Einstellung zu anderen Menschen ziemlich verändert. Mit diesem zusammen gewesen und zuweilen auch telepatisch verbunden zu sein hatte ihm gezeigt, wie gut es sein konnte, liebevoll, besorgt und mitfühlend zu sein. Yohji hatte diese Eigenschaften, und er hatte ihm damit einmal sehr geholfen. Schuldig war zwar  immer noch ein Killer, aber er war nicht mehr der eiskalte Menschenverächter, der er vor einigen Monaten gewesen war. Seither hatte er versucht, Farfarello vor sich selbst zu schützen, doch der Ire war seinen Manipulationsversuchen gegenüber so gut wie immun. Sein manchmal sehr unkonventionell funktionierendes Gehirn widersetzte sich Schuldigs Einfluss erfolgreich.

„Ich glaube nicht, dass das noch Sinn macht. Vielleicht sollten wir uns mal was anderes einfallen lassen.“ Crawford sah ihn an. „Kannst du ihn etwas überwachen?“

„Sicher kann ich.“ Schuldig sah seinem Chef und Geliebten erneut in die Augen. „Ist das ein Befehl oder eine Bitte?“ Seine Stimme klang neutral.

Crawford runzelte die Stirn. Was war nur mit Schuldig los? „Eine Bitte. Zwing mich nicht, einen Befehl daraus zu machen.“

Schuldig, der bei den ersten Worten fast angefangen hatte zu lächeln, verzog den Mund. „Schon klar.“ Er drehte sich um und verließ wortlos das Büro. Crawford sah ihm nach und seufzte. Er hatte wohl wieder etwas Falsches gesagt, Schuldig hatte wohl eine andere Antwort erwartet... Er bezweifelte irgendwie, dass er die Gelegenheit haben würde, Schu heute nacht in die Arme zu nehmen… seit wann war der Telepath denn so empfindlich?
Schuldig stiefelte genervt zurück zum Fernseher. /Zwing mich nicht, einen Befehl daraus zu machen/ äffte er Crawford in Gedanken nach. So langsam ging ihm dieses Chef-Gehabe auf den Geist. Brad brauchte es schließlich nicht bei jeder Gelegenheit zu betonen … und ewig dieses ‚Job-und-Privates-halten-wir-auseinander’-Gerede! Hatte er Angst, an Autorität zu verlieren? Schuldig schnaubte. Dabei war er jetzt mehr bereit als vorher, Brad als Anführer zu akzeptieren. Er hatte ihn mit seiner Renitenz eigentlich immer nur provozieren wollen, seine Aufmerksamkeit erregen…

Das Fußballspiel war vorüber. Na toll! Schuldig schaltete den Fernseher aus und beschloss, mal bei Farfarello reinzuschauen.

Er klopfte an die Tür doch es kam keine Antwort. Er klopfte noch einmal. Wieder nichts. Vorsichtig öffnete er sie und schaute in das Zimmer. Farfarello lag auf dem Rücken, anscheinend fest schlafend. Seine Weste war zur Seite gerutscht und gab seine Brust und den Bauch Schuldigs Blicken preis. Als der die frischen Schnitte in der hellen Haut sah, zog er schmerzvoll die Luft ein.

/Autsch. Das sieht übel aus. Mann, Farfie…/ Er näherte sich dem Bett und besah sich das Desaster. Dabei tastete er vorsichtig nach Farfarellos Geist. Doch der Ire schlief fest und es war nichts zu empfangen, bis auf wirre Traumfetzen. Schuldig betrachtete das Gesicht des schlanken Mannes und wunderte sich, wie jung und vollkommen dieses im Schlaf aussah, obwohl es von verheilten Verletzungen gezeichnet war. Farfarello hatte klar geschnittene Gesichtszüge, die durch die Narben seltsamerweise noch betont wurden. Nein, hässlich war er wirklich nicht. Schade…  er wollte sich gerade abwenden als er spürte, dass Farfarello aufwachte. Er sprach ihn leise an. „Farf?“ Das gesunde Auge öffnete sich und dieser richtete sich auf.

„Was willst du?“

„Ich wollte mir mal ansehen, was du wieder angestellt hast, Farfie.“ Schuldig deutete auf dessen gezeichneten Bauch.

„Geht dich nichts an.“ Farfarello legte sich auf die Seite, so dass die Wunde Schuldigs Blicken entzogen war.

„Stimmt. Aber warum ‚kodoku’? Du hast doch uns?“ Schuldig grinste, doch von Farfarello kam eine solche Welle von Wut und Enttäuschung, dass es ihm schlagartig wieder verging. Er ging hinaus um Verbandszeug zu holen. Eigentlich war das Nagis Job, aber er wollte noch ein bisschen bei Farfarello bleiben. Vielleicht bekam er ja heraus, was dieses Mal der Auslöser für seine Selbstverstümmelung gewesen war.

Als er wieder hereinkam saß sein Teamkollege auf der Bettkante und starrte vor sich hin. Die größte Wut schien verflogen, doch die tiefe Enttäuschung war immer noch da. –Was- konnte der Grund dafür sein? Schuldig forschte weiter, doch eine Eigentümlichkeit von Farfarellos Geist war eine Art natürlicher Block gegen Schuldigs telepatische Fähigkeiten. Außer Emotionen war selten etwas zu empfangen. Nur wenn der Ire müde oder sehr erregt war, konnte Schuldig ihn lesen, meistens jedoch bruchstückhaft. Jetzt erkannte er nur ‚lonely’, was die Übersetzung von ‚kodoku’ war. Das half ihm nicht viel weiter.

„Lass mich besser in Ruhe, Schuldig, sonst könnte es dir leid tun. Ich habe heute keine Lust, von dir verarscht zu werden.“ Farfarellos Stimme klang kühl, doch Schuldig konnte die unterdrückte Wut fühlen, die in den Worten mitschwang. Er zuckte die Achseln.

„Gut, ich hau ab, wenn ich dich verbunden habe. Die Sauerei im Bett kannst du dann selber wegmachen.“

Das Verbinden verlief schweigend. Schuldig desinfizierte die Wunden und legte einen Verband an,  hielt sich jedoch dabei aus Farfarellos Geist heraus, und dieser sah stumm vor sich hin.

„So, fertig.“ Schuldig besah sich sein Werk. „Diesmal hast du’s echt übertrieben, Farfie.“

„Kann dir doch egal sein. Ich bin doch sowieso jedem egal.“ Klang da Verbitterung in seiner Stimme mit? Schu tastete erneut nach Farfarellos Geist, doch dessen Bitterkeit richtete sich nicht gegen seine Teammitglieder sondern irgend jemand ausserhalb. Schuldigs Blick fiel auf den PC. Ihm kam ein Gedanke.

„Hast du mit jemandem Kontakt? Vielleicht in einem Chat?“ forschte er. An Farfarellos Reaktion war klar zu erkennen, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Erneut wallte Wut auf.

„Raus!“ zischte dieser ihn an und wies zur Tür.

Schuldig nahm den Koffer mit dem Verbandszeug. Im Hinausgehen empfing er noch eine letzte Empfindung von Farfarello, der irgendwie mit den Begriffen ‚chat’ und ‚lonely’ zusammenhing… *Sehnsucht*.

Sehr nachdenklich schloss er die Tür ab und brachte den Koffer an seinen Platz, bevor er in sein Zimmer ging. Er legte sich aufs Bett und versuchte sich einen Reim auf die ganze Geschichte zu machen.

 

***

 

Es klopfte an Brad Crawfords Büro, und dieser schreckte hoch. Er war doch tatsächlich in seinem Schreibtischsessel eingenickt. Langsam begann der ständige Stress Auswirkungen zu zeigen…

„Ja.“

Nagi trat herein. „Ich muss mit dir reden.“ Der junge Telekinet sah ernst und verschlossen aus wie immer, doch seine Haltung zeigte, dass er irgendwie angespannt sein musste.

Crawford stöhnte innerlich. Bitte nicht auch noch Nagi! So langsam kam er sich vor wie ein Familienvater mit einem Haufen pubertierender Söhne. Nicht nur, dass es nicht effizient war,… er war schließlich auch noch da! Wen hatte -er- denn, wenn es ihm mies ging? Schuldig führte sich auf wie ein bockiges Kind, und Farfarello war auch nicht wirklich der richtige Gesprächspartner. Und jetzt auch noch Nagi… gut, er würde ihm wohl zuhören müssen.

„Setz dich. Hast du ein Problem?“ Nagi setzte sich auf die Kante des Stuhles, auf dem vorher noch Schuldig gelümmelt hatte.

„-Wir- haben glaube ich eins.“ Crawford horchte auf. Sein Verstand war sofort hellwach. Es ging also nicht um Pubertätsprobleme, sondern um Schwarz. Er wartete.

„Ich habe festgestellt, dass an mir Versuche gemacht worden sind. Ich habe Aufzeichnungen gefunden, die jede Einzelheit von mir festhalten. Meine Fähigkeiten waren wohl interessant für eine Organisation um eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten klonen wollen. Dazu haben sie Genmaterial von mir gesammelt. Und deshalb haben sie meiner Mutter irgendwie eingeredet, ich sei gefährlich, damit sie mich loswerden wollte, und ich in ihren ständigen Zugriff geriet.“

Crawford schwieg. Er ahnte, dass das noch nicht alles gewesen war.

„Das gleiche gilt für Schuldig und dich. Irgendwie haben diese Leute uns alle aufgesammelt und um uns besser unter Kontrolle zu haben, gleich zu einer Gruppe zusammengefasst.“

„Und Farfarello ?“

„Ist ein fehlgeschlagenes Experiment. Er sollte zwar eliminiert werden, aber sein Killerinstinkt machte ihn noch irgendwie nützlich und so haben sie ihn zu uns gebracht…“

„… in der Hoffnung, wir würden ihn schon unter Kontrolle bekommen.“

Nagi nickte. „Was ja auch der Fall ist.“

Crawford sah ihn aufmerksam an. „Das ist allerdings eine Neuigkeit. Aber wieso habe ich das Gefühl, dass das noch nicht alles war?“

Mit einem bitteren Auflachen nickte Nagi. „Du hast Recht. Es gibt noch einen Punkt…“

Etwas blitzte in Crawfords Geist auf. Eine Vision? Doch jetzt nicht! Aber der Eindruck wurde stärker. Ergeben schloss Crawford die Augen und konzentrierte sich. Bilder liefen vor ihm ab – Schwarz war unterwegs. Eine Mission? Nein. Eine Konfrontation - Schwarz gegen Weiss. Irgendwas mit Bombay und Farfarello... Mord lag in der Luft. Er schnaubte. Das übliche also…  Diese Vision war jetzt höchst störend. Was Nagi ihm zu erzählen hatte, war von weit größerer Wichtigkeit. Doch wie immer wurde die Voraussicht begleitet von starken Kopfschmerzen. Er presste die Finger an die Schläfen und murmelte „Sag schnell was noch war, ich brauche gleich eine Tablette…“

Nagi stand wortlos auf und ging hinaus. Crawford wollte ihn verärgert zurückrufen, doch Nagi war sofort wieder da und reichte ihm ein Glas Wasser. Sein Leader sah ihn perplex an, zog dann jedoch seine Schublade auf und holte das starke Schmerzmittel hervor, dass er dort für solche Fälle aufbewahrte. Nachdem er zwei davon eingenommen hatte, seufzte er erleichtert. Die Tabletten wirkten wie immer zuverlässig und schnell.

„Danke“.

„Keine Ursache.“ Der sonst so ernste Teenager lächelte leicht. Crawford war etwas überrascht. Die Neuigkeiten waren ziemlich explosiv, und Nagi wirkte regelrecht – erleichtert?

Crawford nickte seinem jüngsten Teammitglied zu.

„Also weiter.“

„SZ bezahlt diese Wissenschaftler. Und wir sind dazu da, Leute zu beseitigen, die zuviel wissen. Oder um an das Geld dieser Leute zu kommen, oder um die ‚richtigen’ an die Stelle von Leuten zu bringen, die SZ im Wege stehen.“

„Das ist nicht unbeding was Neues… bis auf die Wissenschaftler.“ Bekam Nagi Gewissenskonflikte?

„Nein. Neu ist aber, dass sie in Wirklichkeit auch hinter Kritiker stehen und denen das Geld zur Verfügung stellen. Und dass Weiss nur vermeintlich dazu benutzt wird, Verbrecher zu beseitigen, die durch das Netz der Rechtsprechung geschlüpft sind, sie in Wirklichkeit aber zusätzlich auch Mitwisser erledigen, die an dem Projekt mitgearbeitet haben und abspringen wollen.“

Crawford starrte Nagi an. „Bist du sicher?“ Eigentlich war die Frage überflüssig. Wenn Nagi mit einem Ergebnis zu ihm kam, war es hieb und stichfest. Außerdem erklärte es den Befehl, künftig mit Weiss zusammenzuarbeiten, auf ziemlich überzeugende Weise.  

„Ich kann dir ein 20 seitiges Dossier ausdrucken, wenn du willst.“

Crawford nickte. „Tu das. Ich will jede Einzelheit wissen. Und wenn ich mich da durchgearbeitet habe, denke ich, werde ich mit Abyssinian zu reden haben…“

„Falls er mit –dir- reden will!“ Nagi sah etwas zweifelnd aus.

„Er –wird-.“ Dafür musste Schuldig sorgen. Und Crawford zweifelte nicht im geringsten daran, dass dies seinem Geliebten auch gelingen würde. Er stand auf.

„Geh schlafen, Nagi. Gute Arbeit.“

Der Teenager stand ebenfalls auf und sah seinen Leader forschend an. „Danke. Tut mir leid, dass ich erst jetzt damit komme, aber ich wollte erst alles überprüfen.“ Er sah etwas bedrückt aus.

Einem Impuls folgend, trat Crawford auf ihn zu, legte ihm den Arm um die Schulter, und zog ihn etwas an sich. „Mach dir keine Gedanken, Nagi, das ist in Ordnung so. Ich wünschte…“ er sah über Nagis Schulter zur Tür, in der soeben Schuldig erschienen war und erstarrte. DAS musste jetzt natürlich auch noch sein! Ergeben schloss er die Augen.

„… jeder hier würde so effizient arbeiten, nicht wahr, Bradley?“ Schuldigs Stimme klang spöttisch, doch seine Augen waren schmale Schlitze und er fixierte Nagi eiskalt.

Der sah Schuldig nur kühl an und machte sich sacht von Crawford los.

„Ich gehe das Dossier ausdrucken.“ Ohne weitere Worte verließ er das Zimmer.

#Na, bisschen Abwechslung nötig, Brad?# Schuldig zitterte innerlich vor Eifersucht. Dieser – kleine Bengel machte sich an Crawford heran? Der sollte ihn kennen lernen!

/Mach dich doch nicht lächerlich!/ Crawford hatte jetzt nicht den Nerv, sich um solchen Kinderkram mit Schuldig zu streiten.

Seine Reaktion als er Schuldig gesehen hatte war natürlich völlig daneben gewesen. Er brauchte kein schlechtes Gewissen zu haben. Aber dennoch… Schuldig konnte ruhig auch mal sachlich bleiben.  Was sollte diese Eifersucht? Er und Nagi! Kopfschüttelnd setzte er sich an seinen Schreibtisch und harrte der Dinge, die nun zwangsläufig folgen würden.

„Lächerlich? Gut. Dann werde ich jetzt einen Link…“  Crawford nickte. Das war ihm klar gewesen. Doch er konnte nicht riskieren, dass Schuldig schon jetzt etwas von den Neuigkeiten erfuhr. Er stand in Verbindung mit Balinese. Was, wenn Weiss diese Vorgänge alle bekannt waren? Wenn sie erfahren würden, das Schwarz informiert war, konnte das gefährlich werden. Dieses Risiko konnte er nicht eingehen. 

„Nein.“ Die Antwort klang ruhig, doch Schuldig wusste sofort, dass sie endgültig war. Crawford hatte seinen „Ich-bin-der-Leader-und-was-ich-sage-wird-gemacht“-Blick drauf und sein Block war wie eine Wand aus Granit. Er riss sich zusammen und verschränkte die Arme. Nun gut. Er hatte auch etwas mit Brad zu besprechen.

„Farfarello scheint jemanden in einem Chat kennen gelernt zu haben, und der muss ihn wohl verärgert oder enttäuscht haben. Jedenfalls richtet sich seine Wut nach außen, nicht gegen uns. Und er hat …“ Schuldig zögerte, nicht sicher, ob er Brad die intimsten Geheimnisse ihres Teammitgliedes verraten sollte.

„Er hat?“ Crawford wartete.

„Sehnsucht.“ Schuldig beobachtete Crawford. Bei diesem Wort huschte Erstaunen über dessen Gesicht.

„Wonach?“ fragte er überrascht.

„Keine Ahnung, er  blockt noch besser als du.“ Ein Seitenhieb, den Brad ohne mit der Wimper zu zucken wegsteckte.

„Beobachte das weiter. Wenn es schlimmer wird, müssen wir ihm den PC wieder wegnehmen.“

„Ja, und ihn an die Decke hängen oder was?“ Schuldig verzog spöttisch den Mund.

Crawford begann soeben, sich richtig über seinen Geliebten zu ärgern, als Nagi wieder herein kam und ihm einen Stapel Papier überreichte. Er dankte ihm, Nagi nickte kurz und verließ den Raum. Schuldig starrte dem Jungen wutentbrannt hinterher.

Crawford sah ihn streng an.

„Hör zu. Nagi wird in Ruhe gelassen. Falls deine Eifersüchteleien die Arbeit beeinträchtigen, werde …“

„Leck mich, Brad-ley. Ich weiß wie ich zu arbeiten habe.“ Schuldig drehte sich abrupt um und ging hinaus.

„Wie denn, wenn du mich nicht an dich ranlässt.“ Brad versuchte, einen Scherz zu machen, doch Schuldig war sauer. Er sah ihn über die Schulter giftig an.

„Darauf kannst du erstmal lange warten, Stockfisch!“ Er knallte die Tür zu.

„Das werden wir ja sehen, wer hier mehr Geduld hat!“ Crawford gestattete sich ein Grinsen. Sein Rotschopf würde schon kommen. Er kam – jedenfalls seit sie wieder zusammen waren -  -immer- wieder. Und wenn nicht… nun, Ausnahmen bestätigten die Regel. Dann würde halt Crawford den ersten Schritt machen.

„Eifersüchtiger baka!“ murmelte er vor sich hin. Dann wandte er sich seufzend dem Dossier zu.

 

5.

Farfarello hatte sich entschlossen, doch noch einmal in den misery-chat zu gehen. Es war jetzt eine Woche her, dass sein Chat mit lonely so abrupt geendet hatte. Er wusste selbst nicht warum er es noch einmal versuchen wollte, aber irgendwie ließ es ihm keine Ruhe. Doch jetzt, wo er vor der Tastatur saß, war er unschlüssig. Sollte er wirklich… schließlich tippte er seinen Nick und drückte ‚enter’.

<nobody betritt den raum>

Als erstes überflog er die Userliste.

/Mist er ist nicht da...frag mich, warum mich das überhaupt interessiert...nach der Aktion letztes Mal.../ sein Blick hing weiter auf der Liste der eingeloggten User.

/Was mach ich eigentlich hier...ich meine, ganz offensichtlich muss ich ja neulich irgendwas Falsches gesagt haben ..sonst hätte er ja wohl geantwortet oder? ...

verdammter Mist warum um alles in der Welt beschäftigt mich das überhaupt...ich mein wieso sollte sich irgendwer der mich nicht mal kennt für mich interessieren...das tun ja nich mal die die mich kennen...!/

Er starrte immer noch auf die Namen.

/Verdammt Farfarello... du benimmst dich ja schon fast wie ’n liebeskranker Idiot nach einem Streit mit seinem Koi.../

Ärgerlich wollte er den Chat schliessen als sich der Bildschirm eine Zeile hochschob.

<lonely betritt den raum>

Omi ging auch heute wieder in den misery-chat. Er hatte zwar kaum Hoffnung, dass er dort kodoku wiedertreffen würde, doch irgendwie zog es ihn trotzdem immer wieder dorthin. Er las die Nicks der anwesenden Leute durch und ein Ruck ging durch seinen ganzen Körper. Nobody war da!! Vielleicht… bekam er ja die Chance, sein unhöfliches Verschwinden vom letzten Mal zu erklären.. wenn – ja, wenn nobody tatsächlich kodoku war…

Farfarello zuckte zusammen. Gebannt starrte er auf den Ankömmling. „Da ist er ja....“ flüsterte er tonlos. In seinem Bauch tummelte sich auf der Stelle eine ganze Horde Schmetterlinge. /Shit, was mach ich jetzt.../

lonely: hallo, zusammen

lonely: *flüster* hi kodoku <smilie>

Farfarello schluckte. /Er spricht mich an…/

nobody: *reflüstert* hallo...

lonely: *flüster* ha, bist du's also wirklich

Zu spät fiel Farfarello ein, dass er ja unter ‚nobody’ eingeloggt war. /Mist! … Ach was solls… wird wahrscheinlich eh ein kurzes Gespräch./

nobody: ja

lonely: *flüstert* wollen wir in einen extra raum?

Farfarello starrte auf die letzte Zeile. /Wie??/ Diese direkte Frage traf ihn unvorbereitet. Was wollte lonely denn noch?

nobody: *flüstert* warum sollte ich?

lonely: *flüstert* wollte was mit dir reden, was die anderen nicht unbedingt mitkriegen sollen

nobody: *flüstert* …und warum sollte ich mit dir reden wollen?

Omis Mut sank. /Er ist wohl sauer.../

lonely: *flüstert* ich ... wollte dir erklären, wieso ich neulich plötzlich weg war... wenn du es überhaupt wissen willst.

Er wartete mit Herzklopfen auf die Antwort. Die kam auch sogleich.

nobody: *flüstert* was gibt es da noch zu erklären?

/Er IST sauer! scheissescheissescheisse was mach ich jetzt bloss…/

nobody: *flüstert* ich hab mich getäuscht...das ist alles

lonely: NEIN!

lonely: *flüstert* uuups, flüstern vergessen

lonely: *flüstert* lass uns einen raum aufmachen. bitte!

nobody: *flüstert* ach wirklich nicht? glaub mir mit solchen spielchen hab ich erfahrung...du hast dich genug über mich amüsiert...ich verschwinde

lonely: *flüstert* bitte nicht. ich hab mich nicht amüsiert. es kam nur jemand rein

nobody: *flüstert* nicht sehr originell die ausrede

lonely: *flüstert* wenn du so sauer bist, warum bist du hier? du hast seit du reingekommen bist nichts gepostet

/Scheiße... was sag ich jetzt?/ Farfarello wurde ärgerlich bei dieser Frage

nobody: *flüstert* na und, was geht es dich an...und selbst wenn....

lonely: *flüstert* es geht mich nichts an. sicher nicht.

lonely: *flüstert* aber warum sollte ich mich rausreden wollen? wenn du mir egal bist, ist mir auch egal, ob du sauer bist, und ich könnte dich vor den anderen hier bloßstellen, wenn ich mich amüsieren wollte

nobody: *flüstert* dann würde ich dich töten..

Omi schluckte hart. /Was sagt der da?/

lonely: ahm... das meinst du doch nicht ernst...

nobody: es wäre nicht das erste mal....

Omi begann zu zittern. /Nein… verdammt ich wollte hier eigentlich nicht auch noch was vom Töten hören.../ Urplötzlich wurde ihm übel. /Nicht hier… auch noch./ Mit bebenden Fingern tippte er.

lonely: sorry, ich geh jetzt. das ist nicht komisch.

<lonely hat den raum verlassen>

Zitternd saß er vor dem Bildschirm. /Verdammt./

Farfarello starrte unterdessen auf seinen Monitor. /Na prima, das hast du ja wieder toll hinbekommen...du hoffst wie verrückt dass er kommt, und kaum ist er da schmeisst du ihm sowas an den Kopf...ganz toll gemacht.../

„KUSO!!!“ Er stand auf und ging zu seinem Bett. Mit einer schnellen Bewegung holte er das Messer aus seinem Versteck und schnitt sich tief in den Arm. Während er zusah, wie das Blut daran herablief, flüsterte er „Ich bin so ein Idiot....aber ich –würde- ihn töten wenn...“ er rammte fauchend das Messer in die Tischplatte. „Warum immer ich??“

Omi behielt den chat im Auge. „Er ist noch da... was mach ich jetzt..."

Er war geschockt, aber er wollte das nicht auf sich beruhen lassen, also loggte er kurzentschlossen wieder ein und tippte schnell einen Satz.

lonely: <@nobody: lonely lädt dich in den raum ‚yujou’ ein>

Farfarello sah aus dem Augenwinkel die Bewegung auf dem Bildschirm.

/Vergiss es, irgend ein Idiot hat gepostet. Trotzdem sah er näher hin. Ungläubig starrte er auf die Einladung. /Wa....?/ Er las sie noch einmal und klickte dann zögerlich darauf.

<nobody betritt den raum>

lonely: hi

nobody: hi

Er zögerte. Dann tippte er ein Wort.

nobody: sorry

lonely: es tut mir leid. du warst neulich schon weg, als ich wieder gucken kam

nobody: ich wollte dich nicht verletzen...ich...tut mir leid

lonely: vergessen wir es. ich .. bin ja auch einfach abgehauen.

nobody: ich hatte solche angst...

lonely: ich auch...

Omi las sein letztes Posting. /Wovor? Vor nobody...??/

Farfarello war überrascht.

nobody: warum?

lonely: ich weiß nicht. dass du nicht wiederkommst, oder dass du doch wiederkommst, aber nicht mehr mit mir sprichst, vielleicht auch...

nobody: vor mir?

lonely: ja

Farfarello seufzte.

nobody: ich habe es ernst gemeint....ich würde dich töten wenn es für dich nur ein spiel gewesen wäre.. ich...

lonely: ich spiele aber mit niemandem

nobody: ich hätte es nicht ertragen können...

lonely: du hast also wirklich schon getötet

nobody: ja

Omi ließ resigniert die Schultern hängen. /Warum wundert mich das nicht? Ziehe ich eigentlich immer nur den Tod an?/ Seine innere Stimme flüsterte. /Ja und? Du tötest ja auch!/

lonely: aha. und deshalb bist du einsam. du bist irgendwie eingesperrt oder so?

nobody: ja meistens schon...wenn du jetzt nicht mehr mit mir reden willst...ich mein...ich bin dir nicht böse oder so...

lonely: auf einmal nicht mehr? *smile* das klang eben aber ganz anders!

/Okeey, vielleicht spiele ich doch - ein bisschen/

nobody: tut mir leid...ich weiss nicht ich glaub ich war einfach so erleichtert dich zu sehen...ich weiss das macht keinen sinn aber ...

lonely: macht keinen sinn, nein. aber vielleicht verstehe ich es trotzdem

nobody: wer unterhält sich schon gern mit einem mörder?

Omi grinste /Du anscheinend/ dachte er mit Galgenhumor. Dann postete er

lonely: wenn der mörder nobody heisst – ich *g*

nobody: und da sagen alle -ich- wär verrückt<smilie>

nobody: ich glaube dir dass du es ernst meinst aber ich verstehe nicht warum?

lonely: verzweiflung? *g* eigentlich, wenn ich so an die anderen chatter denke, bist du er einzig normale da *ggg*

lonely: mit dem man normal reden kann meine ich

nobody: so allmählich frage ich mich ob ich dir nicht meine zwangsjacke schenken soll...ich mein wenn du mich für normal hälst <smilie>

lonely: genau das gleiche habe ich auch gerade gedacht , aber ich tendiere dazu dass die anderen ne macke haben <bigsmile>

nobody: so kann mans auch sehen *ggg*

lonely: freu mich, dass es dir besser geht.

lonely: mir übrigens jetzt auch wieder *s*

nobody: kann ich dich was fragen...

lonely: frag

Er bekam Herzklopfen. Kam jetzt doch die Frage, die er befürchtet hatte? Die Frage nach Sex?

nobody: wie siehst du aus?? ich mein ich würde mir gerne vorstellen können mit wem ich da rede

Erleichtert lächelnd tippte Omi die Antwort.

lonely: ziemlich gewöhnlich. braune Haare, blaue augen, mittelgroß, schlank, normal halt

nobody: schade dass ich dich nicht sehen kann...obwohl is vielleicht besser so

lonely: gibt nix zu sehen *g* aber mir wärs auch lieber, ich wüsste, mit wem ich  chatte

nobody: du würdest wahrscheinlich schreiend wegrennen<s>

lonely: das glaube ich kaum. So schlimm wird’s ja wohl nicht sein.

nobody: naja...wir werden uns ja eh nie zu gesicht bekommen...was spielt es also für eine rolle

Omis Mut sank. /Das klingt schon wieder so.. negativ…/

lonely: und warum nicht? ich meine.. nicht sofort, aber irgendwann mal?

nobody: du kennst mich kaum ein paar stunden insgesamt, weißt das ich getötet habe und willst dich trotzdem mit mir treffen???

nobody: ich mein...dass macht nich grade sinn oder? entweder du lebst gerne gefährlich oder du bist verrückter als ich dachte...

nobody: ich mein ein psychopath mit blut an den händen is nich grad die optimale wahl für ein nachmittagsdate oder

lonely: ich sagte doch, nicht sofort. wir können uns vorher vielleicht mehr unterhalten..

ich lebe nicht gerne gefährlich, nein. aber ich habe schon einige menschen verloren,die mir nahestanden, der tod ist mir nicht fremd. was solls? und wenn ich getötet werde...

/Ob bei einem Date oder einer Mission ist mir eigentlich egal!/

nobody: dir liegt nicht viel am leben nicht wahr?...ich weiss ich widerspreche mir selbst aber ich glaube lebend bist du mir lieber als tot...

lonely: wer weiß? du kennst mich doch auch kaum *g*

lonely: zu deiner frage.. ich lebe eigentlich gerne. in letzter zeit ist es nur etwas.. schwierig, sich am leben zu erfreuen.

nobody: es sieht so aus als hätten wir ne menge gemeinsam...

lonely: das hab ich das letzte mal schon gemerkt

nobody: ich weiss nicht warum ich noch lebe....einen grund hatte ich bisher eigentlich noch nie....eher das gegenteil

lonely: ich stand auch schon öfter auf einer brücke...

lonely: ich weiss nicht genau, ob meine brüder mich mögen oder auch nur akzeptieren, naja, bei einem vielleicht schon...

lonely: einen habe ich wohl gegen mich.. auch wenn er es nicht so zeigt… wegen meines vaters.

nobody: warum? ich meine dein vater hat doch nichts mit dir zu tun...du bist du egal wer deine eltern sind

lonely: das sagst du! ich seh das ein bisschen anders.. erbschuld oder sowas... ach lassen wir das, warum sollte ich dich damit belasten.

nobody: ich mag dich

Das kam total überraschend. Omi bekam Herzklopfen. /Was schreib ich jetzt?/

lonely:  oh. danke.

nobody: warum belasten? ganz im gegenteil...du bist für mich ein rätsel...warum du so handelst wie du handelst..ich würde dich gerne besser verstehn...und ausserdem...

Es folgte eine Pause. Eine ziemlich lange Pause. Omi wurde unruhig.

lonely: ja?

nobody: ich möchte nicht dass du dich einsam fühlst...zuerst war es einfach neu und schön jemanden zu haben der sich für mich interessiert...ich mag dich wirklich...auch wenn ich eigentlich nich weiss wieso. ich will nicht das du traurig bist

lonely: genau das gleiche empfinde ich auch. ich will nicht dass du traurig und einsam bist, aber ich weiß auch nicht warum. das ist seltsam.

nobody: ich verstehe mich im moment selber nicht...seit ich dich kenne is alles verkehrt herum...ich hab immer gedacht ich hätte alles an gefühlen die ein normaler mensch hat längst verloren...aber jetzt...

Omi starrte auf den Bildschirm. /Aber jetzt.../ Er tippte schnell

lonely: ich freu mich dass du da bist - ich mag dich auch

Er klickte auf ‚senden’ und kniff die Augen zu.

Farfarello starrte auf den Bildschirm und bekam ein warmes Gefühl im Bauch.

nobody:...das ist ein schönes gefühl....danke

Er wartete auf lonely’s Antwort, als sich draußen Schritte näherten. Hastig schloss er das Fenster. „So ein Mist.“ Dieses Mal verschwand –er- so einfach aus dem Chat. Die Tür öffnete sich und Crawford trat ein.

„Hallo, Farfarello, wie ist es mit dem PC? Zufrieden?“ Er nickte und sah auf seine Tastatur. Er würde das nächste Mal ein Tarnfenster offen haben, soviel war sicher.

„Mir scheint, du hast dich in letzter Zeit weniger selbst verletzt, vielleicht war das mit dem Internet eine gute Idee…“ Crawfords Augenbrauen zogen sich plötzlich zusammen. „Was ist das denn?“ Er deutete auf die frische Schnittwunde auf Farfarellos Unterarm.

„Nichts.“

Crawford drehte sich um. „Oder auch nicht… Ich denke, ich werde dir den PC wieder wegnehmen und dazu noch Medikamente besorgen müssen. So geht es jedenfalls nicht weiter.“

„Nein. Nicht den Rechner…“

Crawford sah über die Schulter zu ihm zurück.

„Doch. Ganz sicher den Rechner.“

„Dann wirst du was erleben.“

„Und Hausarrest.“

Farfarello starrte ihn mit seinem einen Auge kalt an. „Übertreibe es nicht, Crawford, sonst wirst du es eines Tages vielleicht bereuen.“

Crawford sah ihn prüfend an. Farfarello wirkte ziemlich klar.

„Ich denke nicht, dass ich mich vor dir fürchte, Farfarello.“ Er nickte ihm knapp zu und verließ das Zimmer. Wenig später kam Nagi und entfernte den Rechner. Er sah Farfarello bedauernd an.

„Tut mir leid, Farfie, Brad sagt…“

„Fuck diesen verdammten Ami…“ Farfarello lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Wie sollte er jetzt Verbindung mit lonely aufnehmen? Was würde dieser von ihm denken? Doch sicher, dass er den Chat verlassen hatte, um ihm das letzte Mal heimzuzahlen. Ihm musste eine Möglichkeit einfallen, rauszukommen, an irgendeinen Rechner… irgendwo.

***

Schuldig erwartete Crawford schon in seinem Büro.

„Bist du sicher, dass du das Richtige tust?“ Schuldig lümmelte sich in den Sessel wie immer und spielte mit einem Brieföffner herum, der die Form eines Tanto hatte. Irgendwie schien Crawford japanische Traditionswaffen zu lieben.

Ein Wunder, dass er nicht auf Aya abfuhr… aber wer konnte das schon wissen? Schuldig fiel bei diesem Gedanken wieder der Anblick ein, als Crawford Nagi umarmt hatte, und ein Schatten flog über sein Gesicht. Er tastete vorsichtig nach Crawfords Geist, und sonderbarerweise blockte dieser nicht.

Er dachte aber auch nicht an den jungen Telekineten, sondern angestrengt über Farfarello nach. Jetzt seufzte er.

„Die Psychiater haben gesagt, da hilft nur einsperren. Was soll ich tun? Ich bin kein Experte!“ Crawford lief vor Schuldig auf und ab. Dieser zog die Brauen hoch.

„Farfarello wirkt in letzter Zeit gar nicht mehr soo abgedreht, und zwar seitdem er chattet, habe ich den Eindruck…“

„Er hat sich aber schon wieder verletzt!“

„Meine Theorie ist, dass er jemanden kennen gelernt hat…“

„Weiss ich doch, das hast du schon mal gesagt.“ Crawford war unwirsch.

Der Brieföffner flog scheppernd auf die Schreibtischplatte.

„Oh, bitte um Verzeihung, dass ich ein normaler Sterblicher bin und auch mal was vergesse! Sicher bin ich nicht so perfekt wie Naoe-sama!“ Schuldigs Augen blitzten vor Zorn.

Crawford sah auf ihn herunter und grinste. „Du bist echt eifersüchtig auf Nagi, oder?“ Er trat an den Sessel heran, auf dem Schuldig lümmelte, und zog ihn grob hoch, in seine Arme. Er hielt ihn eisern fest, brachte seine Lippen an sein Ohr und murmelte: „Nein, Mr. Mastermind, du bist kein normaler Sterblicher. Wie du sehr wohl weißt. Und für mich…“ er küsste ihn fordernd „…schon gar nicht.“

Schuldig schloss die Augen und erwiderte voller Leidenschaft. Er konnte Crawford einfach nicht widerstehen. Dass der ihn so hart anpackte ließ seinen Atem schneller gehen, und dessen raue Stimme an seinem Ohr jagte Schauder der Erregung durch seinen ganzen Körper. Er presste sich an seinen Geliebten und seine Antwort klang leicht abgehackt.

„Komm mit in mein Zimmer, und ich werde dir zeigen, dass ich geradezu übernatürlich begabt bin.“

„Ich muss erst überlegen, was ich mit Farfarello mache.“

„Ein paar Tage Hausarrest und Rechnerverbot, dann kannst du ihm den PC ja wiedergeben… und jetzt komm mit!“

„Du hast es aber eilig!“

„Komm jetzt endlich!“ der Telepath spürte, dass Crawford nicht abgeneigt war, auf seine Aufforderung einzugehen, und zog ihn an seiner Hand aus dem Büro in Richtung Schuldigs Zimmer. Auf dem Weg dorthin begegnete ihnen Nagi, der mit einer Tasse Tee an seinen Computer wollte. Schuldig warf ihm einen derart triumphierenden Blick zu, dass dieser kopfschüttelnd vor sich hinmurmelnd in seinem Zimmer verschwand.

„Da fragt man sich doch, -wer- hier der pubertierende Kindskopf ist…“

Er stellte seine Teetasse ab und fuhr, die Geräusche aus Schuldigs Zimmer geflissentlich ignorierend, mit seinen Recherchen zum Thema SZ als Auftraggeber von Kritiker fort.

***

Brad Crawford lag, einen erschöpft eingeschlafenen Schuldig im Arm, auf dem Rücken in dessen Bett und grübelte vor sich hin. Er wurde nicht schlau aus dem rothaarigen Telepathen. Diese Widerborstigkeit vorhin…. Und dann diese unglaubliche Hingabe gerade eben. Der stetige Wechsel war nichts für den geradlinig denkenden Precog.  Er liebte klare Verhältnisse. /Vielleicht solltest du ihm einen Link gestatten./ Doch davor schreckte er zurück. Sein Innerstes preisgeben… so weit war er noch nicht. Er wolllte.. /Was willst du eigentlich von Schuldig?/

Er betrachtete das im Schlaf gelöste, auf einmal so verletzlich wirkende Gesicht. Sein… Irgend etwas in ihm sehnte sich nach einer ‚richtigen’ Beziehung. Zusammen wohnen, essen, schlafen, aufstehen, zusammen –leben- halt. Er lächelte etwas melancholisch. Wieso kamen ihm jetzt solche Gedanken? Das war äußerst ineffektiv. Emotionen in diesem Maße zuzulassen war doch sonst nicht seine Art?

Vielleicht war es Schuldigs unberechtigte und auch völlig unpassende Eifersucht auf Nagi. Wenn Schuldig tatsächlich auf den jungen Telekineten eifersüchtig war…, lag ihm wirklich so viel an Crawford? Oder war es nur der Sex, der sie verband?

Crawford wusste, er würde auch damit leben können. Fakt war jedoch, dass er keinerlei Interesse an Nagi oder -irgend einem- anderen hatte. Er ertappte sich immer öfter dabei, wie ihn Gedanken an Schuldig während der Arbeit heimsuchten, ihn unkonzentriert und fahrig werden ließen. Meist gingen sie in die Richtung der weniger angenehmen Art. Denn da war noch etwas. Balinese. Crawford wusste, dass Schuldig ihn traf. Warum? Was zog ihn noch zu dem blonden Playboy? Er hasste es, sich eingestehen zu müssen, dass ihn das beunruhigte. War er schon so – abhängig? Plagte ihn Verlustangst? /Balinese ist ein völlig anderer Typ…/ Eben. Vielleicht liebte Schuldig die Abwechslung? Unwillkürlich zog er diesen in einer besitzergreifenden Geste enger an sich. Schuldig regte sich im Schlaf, drehte sich zu ihm und schmiegte sich an ihn. Lippen direkt an seiner Haut ließen Crawford leicht erschaudern. „Love you, Baby…“

Drei Worte. Oft dahingesagt, im Augenblick der Ekstase hervorgestoßen, im Nachglühen geflüstert, im Halbschlaf gemurmelt… Crawford wusste auf einmal, was er von Schuldig wollte. Ob er es bekommen würde… musste man abwarten.

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