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Titel: Ran und die Feiertage - 70 % aller Unfälle passieren im Haushalt

Teil: 2 - Silvesterknaller 

Autor: der fich [alexiel76@freenet.de]

Rating:     NC-14

Warnungen: von mir und lime, albern ³, OOC

Pairing: Schuldig + Ran

Serie: Weiß Kreuz

Disclaimer: Tja, keiner von den Helden gehört mir sondern ihren Schöpfern - Kohle mach ich damit auch nicht ... Sonst hätte Aya jetzt keine langen Haare!

Kommentare/Inhaltsangabe:

Wie das Jahr im Hause Weiß/ Schwarz wohl ausklingt?

 

Betadank geht mit Freuden an Draco und Manda...wer hat eigentlich die neue Rechtschreibung erfunden und mich nicht informiert? *fragend in die Runde guckt*

Na? Wer war´s? Ich werd´s wohl nie lernen .........

Wer noch Fehler findet: ich trete die Urheberrechte an diesen gern an den Finder ab ...........

 

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Silvesterkracher
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Grummelnd drehte sich Schuldig noch einmal in seinem Bett, zog die Decke bis über die Ohren und schmollte. Seit einer Woche versuchte er nun schon, noch einmal bei Ran zu landen. Aber der kariesverursachende Weihnachtself dachte gar nicht daran, auf seine Flirtversuche einzugehen.

Die Nacht des heiligen Abends war ein Traum gewesen. Ran hatte sich gehen lassen, wie Schuldig es nie für wahr gehalten hätte, wäre er nicht dabei gewesen. Und dann?

Am nächsten Morgen hatte der Elf seine Hotpants gerafft und war im Bad verschwunden, depperte dem wehrlosen, weil hormongesteuerten Schuldig wie üblich die Tür gegen die vorwitzige Nase und dann war alles wie immer.

"Unfair.", murmelte der Langhaarige vor sich hin. Sein Blick fiel auf die blauen Flügel seines Weihnachtselfs, die der Gute hier vergessen und bis jetzt noch nicht zurückgefordert hatte. So hatte Schuldig sie sich über das Bett gehängt, dass er sie immer sehen und träumen konnte.

Ja - träumen war auch so eine Sache. Da machte er sich nun nächtelang die Mühe, dem roten Katerchen ein paar mehr als nur erhebende Träume zu schicken und er hatte nicht mal was davon, weil der Gute so schell im Bad verschwinden konnte, wie Schuldig nicht mal in der Lage zu gucken war.

Das käme davon, wenn man so langen pennt, hatte Crawford lachend von sich gegeben und Glück gehabt, dass Schuldig noch sehr müde war und sich gerade so richtig dolle selbst bemitleidet hatte. Das wiederum hatte zur Folge, dass er auf dem Boden des Flurs gesessen und gewartet hatte. Doch wie immer ging Ran nur mit einer frechen Bemerkung auf den verführend geschwungenen Lippen an ihm vorbei.

Schuldig grummelte lauter.

Wenn er sich das mal so überlegte, konnte man ja fast auf den Verdacht kommen, der Rotschopf könnte ihn nicht leiden!

Aber hey - gehörte er nun zum Intellekt der Menschheit oder nicht?! Und noch ehe ihm sein Ego die Antwort geben konnte, das in der letzten Zeit ziemlich nach Ran klang und dazu noch gegen ihn arbeitete, war er aus dem Bett. Draußen vor dem Fenster brannten noch die Laternen, ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es wohl gerade mal halb sieben war. So genau sah er das auf diese Entfernung auch nicht!

Er hatte einen Plan, einen unscheiterbaren, teuflisch genialen, einen ... na ja, jedenfalls hatte er einen Plan!

Langsam schlich der Langhaarige Richtung Bad, wusste er doch, dass Ran, seitdem Ken sich lieber mit Omi vergnügte als zu duschen, immer der erste im Bad war. Leise, um niemanden zu wecken, und ohne Licht, um niemanden zu stören, schlich er über den Flur - rums!

Der Turnschuh hatte ihn eiskalt erwischt!

Hinterhältig saß er mitten auf dem Flurteppich, tarnte sich mit seinen Neonfarben auf der grauen Auslegware und verschmolz förmlich mit ihr. Schuldig hätte ihn gar nicht sehen können!

Sagte nicht schon Darwin damals: der Turnschuh sei ein Meister der Tarnung und Täuschung und attackiere seine Opfer hinterrücks und im Dunkeln? Aber dass der Flur des Weiß-Haushaltes ... Oder ... scheißegal!

Schuldig fluchte leise vor sich hin, hielt sich erst die lädierte Nase, dann das aufgeschlagene Knie und war sich sicher, dass Ran diese Schmerzen wohl nie wieder gutmachen könnte, außer vielleicht er würde .....

Sabbernd schlurfte Schuldig, ein Bein theatralisch hinter sich herziehend, weil schwer und fast tödlich verletzt, Richtung Badezimmer. Auch hier ließ er das Licht aus - was so ziemlich die beste Idee des Morgens war. Was ich nicht sehe, sieht mich auch nicht!

Ganz logisch!

Woher hätte er auch wissen sollen, dass Yohji gestern noch gebadet hatte und der Gute die dumme Angewohnheit hatte, nicht nur seine Kleider quer durch den Raum zu verteilen, damit die Fliesen nicht nass wurden, sondern auch die nassen Handtücher auf den Boden zu werfen. Irgendeiner würde sie schon wegräumen. Und wenn nicht würden sie in spätestens drei Tagen dann sowieso Beine kriegen und allein zum Handtuchhalter gehen können - so des Playboys bestechende Logik!

Aber zurück zu unserem deutschen Langhaar und seiner Mission Impossible.

Schuldig tamperte ahnungs- und geistlos - wie Ran immer zu sagen pflegte, wie immer eben - durch die Tür, ließ sie einen Spalt offen, dass das rote Katerchen nicht dachte, das Bad wäre besetzt. /Schlau!/, lobte er sich selbst.

Leider reichte der Spalt nicht aus, Licht von der Straße durch sein Zimmer, über den Flur durch die Tür in das Bad zu werfen. So kam es wie es kommen musste. Eine Satinhose, die nur auf ein so acht- und wehrloses Opfer gelauert hatte, verhedderte sich in Schuldigs Beinen. Erschrocken sprang er zur Seite, glitt auf ein Handtuch - noch ohne Beine und deswegen friedlich - das rutschte über den gefliesten Fußboden und ließ den Orangehaarigen unsanft und sicherlich auch sehr unelegant zu Boden gehen. Er konnte sich ein lautstarkes "IIIhgitt." nicht verkneifen, als seine Nase in der Unterwäsche des Playboys landete. /Wer trägt denn Leopardenstrings? Na wenn in den kleinen String seine ganze Pracht passt ... pah!/

Schnell schlug er sich die Hand vor den Mund und setzte sich auf. Sich an der Wand entlangtastend suchte er den Weg in die kleine Örtlichkeit, in der sich die Toilette befand, hier wollte er auf Ran warten.

Die Tür war schnell gefunden, und nachdem die Differenzen mit der bissigen Klobürste ausdiskutiert waren, ließ sich der Deutsche erschöpft zu Boden gehen. Wie viel konnte er noch ertragen?

Und er hätte hoch pokern müssen, denn das erste, was Licht im Bad erzeugte war ... ein verschlafener, sich den Bauch und dann das Schwänzchen kratzender, die Augen vor dem grellen Licht schützender, Ken.

Grummelnd und etwas von Hasen und blöden Kindern vor sich hin fluchend stand er vor der Dusche und überlegte. Schuldig grinste vor sich hin, als er zu lesen begann, hinderte Ken aber mit viel, viel geistiger Anstrengung daran, jetzt und hier und vor Schuldigs Augen zu tun, was Omi letzte Nacht wohl versäumt hatte.

Na da hing wohl der Haussegen schief!

Selbst nicht wissend warum schlurfte Ken wieder aus dem Bad und Schuldig atmete auf. Denn nur Augenblicke später stand das Objekt der Begierde im Zimmer und bekam einen mittleren Tobsuchtsanfall. Ran hängte die Handtücher auf und schnappte sich Yohjis Klamotten, die Schuldig auf dem Flur zu Boden gehen hören konnte. /Oh, oh - der Kleine ist sauer./

Seufzend und sich im Geist schon mit den Vorbereitungen für die Silvesterfeier rumplagend entledigte sich Ran seiner Schlafhose und stellte sich unter die Dusche. Das Wasser tat gut,  lockerte verspannte Muskeln, fühlte sich an wie streichelnde Hände.

Mooooooooooment mal!

Streichelnde Hände?

Der heiße Atem in seinem Nacken bestätigte seine Vermutung. "Schuldig!"

"Hm.", nuschelte der nur zurück, als er sich den Nacken entlang küsste. "Was´n?"

"Was´n?", ereiferte sich Ran. "Was´n? Du kriechst zu mir in die Dusche und fragst noch blöde? Bist du eigentlich total meschugge? Ach was frage ich noch, du bist ja Schuldig!"

In dieser Manier ging es noch einige Sekunden, bis Schuldig die Nase voll hatte und den Rotschopf hart gegen die Wand drückte, dessen Kopf zu sich bog und ihn leidenschaftlich küsste. Und tatsächlich wurde der rote Kater handzahm.

So drehte sich Schuldig mit seiner Beute, dass er den Rücken gegen die kalten Fliesen lehnen konnte, Rans Rücken gegen seine Brust presste. Langsam, Ran immer noch umständlich küssend, begann er seine Finger in den roten Schoss zu legen, zu streicheln und willkommen zu heißen, was ihn begrüßte. Mit langen sanften Strichen machte er Ran fast wahnsinnig, bis .... Ja, bis eine piepsige Stimme fragte: "Schuldig, was machst du da mit Aya und warum ist er so rot?"

Die beiden Ertappten fuhren auseinander. Ran versuchte ein Handtuch zu angeln, glitt aus, Schuldig musste ihn auffangen - an den Hüften. Na wie auch immer.

Ran hatte in seinem Ärger über Yohji vergessen abzuschließen. Nagi, der aus seiner Tortour Heiligabend etwas gelernt hatte, war etwas früher aufgestanden, um mal für kleine Plüschhasen zu gehen und da ja nicht abgeschlossen war - glühte das kleine Näschen jetzt wie eine Kirsche.

"Verpiss dich Kleiner", Schuldig stellte Ran gerade auf die Füße, der mehr oder weniger vergeblich versuchte, etwas Unförmiges unter dem Handtuch zu verstecken.

Eine zweite Stimme gesellte sich dazu, die gab aber mehr gute Tipps. "Schuldig, ich würde sagen: verpiss dich aus dem Bad. Er haut dir sonst das Stück Kernseife dort hinten aufs Auge." Brad schloss den Morgenmantel und ging die Treppe hinab, während Nagi, von dem nackten Schuldig und dem sich zu verbergen suchenden Ran völlig unbeeindruckt Richtung Toilette wanderte - seinen neuen Plüschfrosch immer hübsch hinter sich herschleifend.

Ran versuchte ungesehen aus dem Zimmer zu entkommen, doch Schuldig griff nach dem Handtuch, das dieses ständige hin und her satt hatte und zu Boden ging.

Doch der Rotschopf stampfte missmutig weiter. Nicht nur, dass der Tag scheiße angefangen hatte, nein, er musste da jetzt auch schnell noch was zuende bringen und ...

"Aya!"

Der blickte auf, vor ihm stand Yohji und starrte ihn an.

"Du bist ...", begann der, doch funkelnde Amethyste stoppten ihn. "... für diese Temperaturen etwas zu kühl angezogen", endete Yohji, ehe er sich eine Faust in den Mund stopfte und trotzdem das Lachen nicht unterbinden konnte. Er hastete in sein Zimmer und lachte laut los, noch ehe er die Tür geschlossen hatte.

"Arschlöcher - alle zusammen!", schrie Ran und verschwand in seinem Zimmer. 

 

***

 

Eine halbe Stunde später saß Ran im Wohnzimmer, Schuldig wagte sich nicht mehr in seine Nähe und Brad las wie üblich die Zeitung. Nagi hüpfte ganz aufgelöst und vom morgendlichen Blasendruck befreit durch das Wohnzimmer, die Plüschohren flogen nur so. Er laberte irgendwas - aber keiner hörte wirklich zu, wahrscheinlich nicht einmal Nagi!

Ein verzweifelter Schrei ließ ihn inne halten.

Es klang ein bisschen wie Farfarello - aber seit wann schrie der Ire??

Nur Augenblicke - Wimpernschläge - später stand besagter Irländer mit einem Handtuch um die Hüften im Wohnzimmer, tropfte den Perserteppich voll und zitterte.

Brad hob auffordernd die Augenbrauen, doch Farfi schwieg. Die Zähne klapperten.

Sekunden später ein erneuter Schrei - eindeutig Yohji.

Und auch der tropfte etwas später den Teppich voll. "Die Dusche ist schweinekalt!", protestierte er und Farfarello nickte bestätigend. "Ich hab ja nichts gegen Schmerz - das ist ja okay. Aber kaltes Wasser ist fies. Das verletzt nicht nur Gott." Er stapfte zurück ins Bad und warf die Tür ins Schloss.

"Das klingt als wäre der Warmwasserring ausgefallen." Brad erhob sich, um im Keller nachzusehen. Nagi beschloss, dass dies ja heißen würde, dass die Heizungen auch ausgefallen wären und er so den ganzen Tag seinen mollig warmen Schlafanzug würde tragen können.

Ran schlug sich vor den Kopf und seufzte, als er glaubte doppelt zu sehen.

Quietschend und von einem sichtlich genervten Ken gejagt sauste Omi in einem blauen Plüschschlafanzug durch die Gegend - inklusive Ohren, Puschel, Füße!

Zwei Bekloppte!

Schweigend machte er sich auf in die Küche und versuchte das ganze Plüsch um sich herum zu ignorieren. Dort hatte sich Schuldig verschanzt und bespannte Ran immer noch nur aus sicherer Entfernung. Die Gedanken in seinem Rotschopf machten sichtlich auch ihm Angst. Drehten sie sich doch alle um nur zwei Protagonisten: Rans Katana und Schuldigs ... er blickte an sich hinab und schluckte ... sein Lieblingskörperteil!

So zog er es vor, mit seiner leeren Kaffeetasse lieber zu verschwinden. Ganz heimlich, ganz unauffällig ganz ... bedeppert in Ken hinein!

So viel zum Thema `heimlich davonmachen`.

Okay - dann offener Angriff. Schuldig versuchte unverfänglich zu grinsen, als der Zwanzigjährige die beiden Anderen anfunkelte. "Na Ran, wieder trocken und abgeschwollen ... äh ich meine ...", stotterte der Orangehaarige vor sich hin.

Oh, oh - dieser Blick verhieß nichts gutes! Lauf Schuldig! Lauf!

"Verpiss dich du dämliche Telepathenwurst, sonst mach ich dir Beine!"

/*Was soll ich mit noch einem Paar Beine?*/, wollte er kleinlaut wissen, als er ins Wohnzimmer schlich.

/Die wirst du brauchen, wenn ich dir die anderen ausgerissen habe./

Irgendetwas tief in Schuldig sagte ihm, dass Ran ihn vielleicht ein ganz kleines bisschen nicht mochte.

 

***

 

Na wie auch immer.

Irgendwie war Ken das Wunder gelungen, ein Frühstück zu zaubern - freilich mit Rans Hilfe, der herabfallende Tassen, umherfliegenden Toast und sich um den Küchetisch jagende Plüschhasen bändigte. Aber sonst hatte es Ken ganz alleine geschafft. Und er hatte sich nur einmal in den Finger geschnitten! Glanzleistung!

Damit auch Schuldig endlich mal nützlich war, wanderte er durch das Haus und sammelte die Leute ein und so saßen alle acht am Tisch und berieten, was es zum Mittag und zum Abend des letzten Tages des alten Jahres geben würde.

Ken, der sich gerade Kaffee nachgegossen und sich an der heißen, brauen Brühe das kleine Siberianschnäuzchen verbrannt hatte, griff automatisch nach links nach Yohjis Tasse, in der der Kaffee nicht mehr dampfte.

Eine Gabel bohrte sich in Kens Handfläche und er begutachtete ungläubig die vier Einstiche.

"Pfoten weg von meiner `Yohji - biggest lover in town`-Tasse!", drohte der Playboy mit tiefer Stimme und zwang mit seinen grünen Augen den Jüngeren zum abducken.

"O-Okay"

"Also mich plant mal nicht ein - ich bin nicht da."

Na da hatte er ja was gesagt!

Zwei Plüschhasen erhoben sich schluchzend von ihren Plätzen und hockten sich, jeder auf ein Knie, auf Yohjis Schoss. "Du willst nicht mit uns feiern?", schnüffelte Nagi leise. Und dann kam auch schon die Plüschhasengeheimwaffe: die nachtblauen Augen wurden suppentellergroß, glitzerten verräterisch, wurden feucht, Tränen standen bis zum Überlaufen und die Lippen zitterten. Omi konnte das mindestens genauso gut!

Yohji resignierte. "Okay, ich geh nur kurz und komme dann wieder. Sie ist heiß und ich ... auch." Er grinste in die Runde.

"Okay."

Und schon im nächsten Augenblick waren die beiden verweinten, fast vor Kummer gestorbenen Plüschhasen wieder im `ich-hab-Hunger`-Modus und fraßen wie die Wilden ihre Cornflakes.

Yohji spürte seltsame Blicke und wandte sich zu Ken. "Was?"

"Pfoten von meinem Omi."

Besagter Omi reagierte aber gar nicht, sondern löffelte Schokoflakes in sich hinein, als gäbe es kein Morgen.

Yohji fing an zu lachen. "Hey Ken, das Plüschi kannste behalten. Ich bin doch kein Sodomist."

Schuldig, der bis eben versuchte hatte, mit Ran zu füßeln und morgen sicher blaue Flecken am rechten Schienbein haben würde, mischte sich grinsend ein. "Hey, Sodomist, das kenn ich. Das ist einer der zweie braucht, richtig?" Er strahlte über seine schwindelerregende Intelligenz und konnte gar nicht verstehen, dass keiner applaudierte.

Nur Ken beugte sich zu ihm. "Nein, das ist ein Bigamist."

"Quatsch", wehrte Schuldig ab. "Bigamisten spielen Klavier", gab er zu bedenken und machte dabei ein sehr schlaues Gesicht. Ran schüttelte den Kopf und dachte sich sein Teil. Ken wollte noch nicht aufgeben.

"Schu, das sind Pianisten."

"Ken, gibs auf - der ist zu blöde."

Na prima!

Nicht nur, dass man heute morgen von diesem Eisklotz nicht befriedigt wurde, jetzt musste man auch noch seinen Intellekt anzweifeln lassen? Aber so nicht.

"Ran du bist so blöde, du kannst ja nur nicht verknüsern, dass ich mal schlauer bin als du."

Der lächelte nur kühl. "Ich sag dir Bescheid, wann´s mal soweit ist. Bis dahin setz dich und hör auf den Kaffee zu verschütten." Er hatte Schuldig nicht mal angesehen, dass machte den gleich mal noch wütender.

Und just diesen Moment suchte baka Ken sich aus, um auch noch was sagen zu wollen. Er hatte noch nicht mal Luft geholt, als Schuldig ihm eine dermaßen starke Kopfweh-Attacke schickte, dass er aufjammerte.

"Aya, Schuldig macht mir Kopfschmerzen."

Der Rotschopf seufzte nur. "Wem sagst du das!"

"Ich gehe!", verkündete Schuldig und machte Anstalten sich aus dem Zimmer zu bewegen, als er von Ran ein /Wie ein kleines Mädchen/ empfing. Beleidigt setzte der Langhaarige sich wieder.

Es war Brad, der den Horizont des Deutschen etwas erweiterte. "Pianisten spielen Klavier. Bigamisten ehelichen zwei Frauen. Und Sodomisten bespringen Tiere." Dann verschwand er wieder hinter seiner Zeitung.

Schuldig überlegte und grinste. "Das heißt doch, wenn ich den roten Kater dort," er wies seeehr unauffällig auf Ran, "besteige, dann bin ich ..."

"Tot", vollendete Ran gleichgültig den Satz.

"In kleine mundgerechte Stücke zerhackt", schlug Yohji vor.

"Kastriert" und Kens Augen leuchteten.

Nein, das war wirklich nicht fair! Schuldig schniefte leise und so taten die beruhigenden Worte, die Ran mental ihm erstaunlicherweise sandte, wirklich gut.

"Okay, was gibt's heute Mittag?", lenkte der Weiß-Leader das Thema von einem Deutschen ab, der fürs erste erst mal fertig mit der Welt zu sein schien.

"Pizza!", plärrten die Plüschhasen wie aus einem Mund und verteilten die Flakes über den Tisch.

"Geht nicht", gab Yohji zu bedenken.

Alle blickten ihn fragend an.

"Ey, ich war´s nicht." Er wies auf Farfarello, der sich gerade eine Schaschliknadel durch die Zunge schob und die anderen Sieben, die ihn musterten, fragend anblickte. Er krächzte etwas, was wohl in etwa so was wie "Was?" heißen sollte. Sicher war sich aber keiner.

"Die liefern nicht mehr zu uns, seit Farfi einem der Lieferanten ins Bein gebissen und ihn gefragt hatte, ob das Gott verletzen würde."

Die Blicke wurden wütender und Farf zog es vor, seine Kunststücke unter dem Tisch weiter zu proben.

"Also keine Pizza?"

"Ich muss in die Stadt - noch was kaufen", warf Schuldig ein. "Ich kann ja welche mitbringen. Aber dazu brauch ich Ran-chans Auto." Er strahlte über das ganze Gesicht. Er sollte eine Karriere als Erpresser machen, warum hatte er sein Talent nicht früher entdeckt? Ran hingegen hielt gar nichts von der Idee, dem deutschen Rowdy seinen Porsche zu leihen. So plädierte er für Karpfen, der würde geliefert und die Lieferanten kannten Farf noch nicht.

"Typisch Japaner - das ganze Jahr Sushi futtern und Silvester Karpfen!" Schuldig schlug sich vor den Kopf. Er wollte noch nicht aufgeben.

Da mit Ran, wenn der sich mal was in den Kopf gesetzt hatte, nicht mehr zu reden war, wurde er kurzerhand von Ken und Yohji geschnappt, als er flüchten wollte, ein kleiner Plüschhase wühlte in der äußerst engen Hosentasche des Rotschopfes und wurde von Schuldig lautstark davon abgehalten, der verkündete, dass er die Hose des Anderen durchsuchen wolle. Doch da hatte Nagi den Schlüssel schon gefunden und Ran war wieder frei und nutzte die gestaute Energie, um Schuldig noch mal richtig kräftig gegen das Schienbein zu treten!

Rache!

Dann leerte sich die Küche.

 

***

 

Es ging auf Mittag zu, als Schuldig mit Rans Wagen und den Pizzen und einer Tüte, in die keiner gucken durfte, wieder im Katzenhaus ankam. Er verteilte die gewünschten Teiggebäcke und durfte zusehen, wie alle mit ihrem Leckerli verschwanden. Die beiden Plüschhasen warfen sich in friedlicher Zweisamkeit auf Ken und somit vor den Fernseher, Brad und Farfarello saßen in der Couchecke und diskutierten, welcher Plüschhase jetzt entschieden dämlicher aussah - ein Fünfzehjähriger in rosa oder ein fast Volljähriger in babyblau! Sie kamen zu keinem wirklichen Ergebnis, außer dass die Pizzen kalt wurden.

Die Hasenbande und ihr Kopfkissen ließen sich den Appetit nicht verderben und mümmelten und zappten durch die Cartoonchannels. "Hey guck mal - Weiss Kreuz."

"Schalt weg den Scheiß, so ein Schwachsinn! Als ob es Auftragskiller gibt, die in Blumenläden arbeiten".

Vier Augenpaare blickten Ken fragend an. Der mümmelte weiter seine Meeresfrüchte.

Schuldig saß mit Ran in der Küche und stocherte in seiner Pizza rum. Auch der Rotschopf fühlte sich nicht besser, knabberte mal, ließ alles liegen, versuchte es wieder.

"Okay", kam es aus zwei Mündern wie aus einem.

"Du zuerst", beharrte Ran etwas erleichtert.

"Nee, nee. Mach mal Ran-chan", verschaffte sich Schuldig noch etwas Spielraum.

Ran lief rot an, aber Yohji rettete die Situation, als er laut von der Treppe verkündete, dass er seine Pizza essen würde, wenn er wiederkäme und er jeden an seinem Zahnabdruck erkennen könnte, der sich an seinem Leckerli vergreifen würde.

Freilich schrieen die kleinen Plüschhasen auf und umrundeten den Playboy, wollten ihn doch zum Bleiben überreden. Aber als das Opening zu Sailor Moon lief, was es zu spät. Die Tür war zu und sie waren nur noch sieben.

Ran hatte die Gelegenheit genutzt, sich aus der Küche zu schleichen und Schuldig sammelte seine Pizza und pflanzte sich ins Wohnzimmer. Wie selbstverständlich griff er sich die Fernbedienung und zappte weiter. Dank der beiden Hacker konnte er auch den Yaoi-Channel empfangen und blieb mit seiner Pizza und einem eindeutig sabbernden Gesichtsausdruck dort hängen.

Die bis eben noch schnatternden Plüschhasen waren mit einmal ganz still und kamen langsam wieder zum Fernseher geschlichen, hockten sich leise hin und spannten mit ihren roten Nasen hinter der Couch und dem Sessel vor. Ken war nicht mehr ansprechbar und Schuldig bemerkte nicht, wie Farfarello seine Pizza erbeutete.

Es war Brad, der die Jungend vor unzüchtigen Sendungen beschützen musste und die Couch vor Flecken. Also ging er zum Fernseher und schaltete aus. Allgemeines Gemurmel und Gemurre und ein Schuldig, der verzweifelt nach seiner Pizza suchte.

Die Plüschhasen waren auffällig schnell verschwunden, nacheinander schlugen beide Badtüren zu und es dauerte eine Weile, bis man beide wieder sah.

Langsam erwachte die Stadt vor der Tür und den Fenstern zum Leben, die ersten Böller flogen, explodierten und machten einem verstörten Farfarello Angst. Der rannte durch das Haus - Treppe hoch - Treppe runter - wie ein aufgeschreckter Hund, zog bei jedem Kracher den Kopf ein und jammerte leise. Irgendwann war er verschwunden.

Dafür lagen die ganzen alten Zeitungen, die in einem Schrank neben dem Balkonfenster gesammelt wurden, auf dem Teppich verteilt und klagten an. Noch waren sie harmlos, hatten noch keine Opfer gefordert. Doch wehe, wenn sie losgelassen!

Aber wenden wir uns erst einmal wieder den Plüschhasen zu, die ganz aufgeregt durch das Haus liefen und überall Papierschlangen und Luftballons aufhängten.

Nagi war gerade in der Küche dabei, an die Lampe einen Ballon zu knoten. Da er etwas klein war, sich die Freude des Anbindens aber nicht nehmen lassen wollte, krabbelte er auf den Stuhl und hing mit dem rosa Puschel seines Schlafanzuges direkt über dem Adventskranz, dessen Kerzen Ran aus nostalgischen Gründen - oder mehr aus Nervosität, weil er mit Schuldig alleine war - entzündet hatte.

Ganz im Tun aufgegangen entging dem rosa Plüschkaninchen, dass er im wahrsten Sinne des Wortes mit Feuereifer dabei war. Erst als Omi zu schreien begann, sah er sich um, erblickte die Flammen an seinem Puschel und rannte wie blöde los. Der Stuhl kippte, als er hinuntersprang.

Er tobte geradewegs ins Wohnzimmer. Omi mit einer Tasse Wasser hinter ihm her.

Und da lagen sie: angriffslustig und bösartig. Warteten die alten Zeitungen nur auf so unerfahrene junge Plüschhasen, die sie zu Fall und damit in große Bedrängnis bringen konnten.

Nagi rannte wie am Spieß schreiend durch das Wohnzimmer, glitt auf den glatten Zeitschriften mit den zusammengeklebten Seiten aus und fiel. Omi konnte nicht mehr bremsen und fiel auch, erstickte mit seinem Kostüm die Flammen an Nagis Puschel, als er auf dem Jüngeren landete und die Tasse Wasser entglitt ihm - flog weit - weit - weit - durch den Raum und zerschellte an einer unnachgiebigen, weil massiven, Wand.

Ade Yohjis-Lieblingstasse! Ade!

Hallo Ärger-für-Plüschhasen! Hallo! 

Vom Lärm angelockt tauchte Schuldig aus den unendlichen Weiten seines Chaos, was er `Zimmer` nannte, auf und brüllte die Treppe runter.

Ran ging das tierisch auf den Nerv und brüllte Schuldig an, dass er nicht brüllen sollte, woraufhin der wieder zurückbrüllte, dass er brüllen könne, wann immer ihm danach sei und dann war es Ran, der ...

Brad machte einfach die Wohnzimmertür zu!

Nagi hatte sich von dem Schreck langsam erholt. Omi hingegen war bleich und fingerte in den Scherben der Tasse. "Das gibt Ärger."

Nagi nickte bestätigend und Brad konzentrierte sich und grinste. Ja die beiden Plüschhasen würden morgen mächtig Feuer kriegen!

"Und wenn wir es ihm erklären?", wollte Nagi kleinlaut wissen, der auf Omi zutamperte, immer noch etwas wackelig und der Puschel dampfte noch leicht.

"Ich sag´s ihm - ich sag´s ihm!", Schuldig hatte das Wohnzimmer betreten, weil das Gebrülle mit Ran langweilig wurde, der Rothaarige immer das letzte Wort hatte und er in den beiden Plüschis den Schreck hatte spüren können. Also hatte ihn die Neugier und der Hang zum Sadisten hier her getrieben.

Vier große blaue, geheimwaffenverdächtige Augen blickten ihn wässrig an.

"Hey, hört auf so zu gucken! Das ist voll fies." Schuldig ging aus dem Zimmer, bei dem Bambiblick konnte man ja weich werden!

In der Küche war Ran damit beschäftigt, Schokolade zu schmelzen, mit Milchpulver, Stärkemehl und Wasser abzubinden und so die Soße für das Schokoladenfondue vorzubereiten, das Nagi sich gewünscht hatte. Der Kleine war gestern extra losgegangen und hatte Früchte gekauft!

"Was ist da drinnen los?", wollte Ran wissen, als Schuldig sich schweigend an den Tisch setzte und ihn beobachtete.

"Die Hasen haben Yohjis heilige Tasse zerdeppert", erklärte der Andere sachlich.

Und Ran verdrehte die Augen. "Etwas ausführlicher geht's nicht?" Er rührte weiter in der braunen Masse und steckte den Finger rein. Schnell war Schuldig da, um ihn abzulecken, noch ehe Ran reagieren konnte. "Schmeckt!", bestätigte der grinsend und verpasste dem verdutzten Ran noch einen Schmatz auf die Wange, ehe er wieder genügend Abstand zwischen Rans Pantoffel und sein Schienbein brachte.

"Also wenn ich das richtig mitgekriegt habe, hat Nagi sich den Puschel angebrannt. Omi wollte ihn löschen. Sie stolperten über die Zeitungen im Wohnzimmer und die Tasse sauste davon."

Ran zog die Augenbrauen zusammen. "Zeitungen"

"Na die, die Farf aus dem Schrank geschmissen hat, weil er sich dort vor den Böllern versteckt."

Der Rothaarige schlug sich vor den Kopf. Er hatte ja fragen müssen!

Er war ja selber schuld gewesen! Er hatte ja durchaus fragen und hinter dem Verhalten dieser vier Irren einen Sinn finden wollen!

"Halt mal! Omi ist eurer und er ist auch nicht besser als Nagi!", verteidigte sich Schuldig.

Ran wandte sich ab und gab nach. Das stimmte, Omi war in letzter Zeit auch albern, sehr zu Kens Leidwesen. Endlich hatte er seinen Omi - nur für sich! Da fing der an, mit dem kleinen rosa Plüschtier zu konkurrieren, wer von beiden wohl der Kindischere war. So schien es jedenfalls!

Die Krönung war, dass er gestern mit diesem Schlafanzug in Kens Zimmertür stand und Sex wollte. Das war zu viel gewesen!

"Schuldig, kannst du das Obst schneiden, ohne dich zu verletzen?", fragte Ran und der Andere murmelte leise. Aber er ließ sich überreden.

"Ich hole derweil Farf aus dem Schrank", sagte Ran und wunderte sich eigentlich nicht mehr wirklich über seine Worte. So was sagte er nicht zum ersten mal, seit die Schwarzen hier wohnten!

"Wo sind eigentlich die Spieße für das Fondue?", wollte Schuldig wissen.

"Die müssen neben dem Topf liegen, dort habe ich sie hingelegt", hörte man Ran aus dem Wohnzimmer, wo er gerade die Schranktür öffnete. "Oder Farfarello jagt sie sich gerade durch den Arm", fügte er resigniert an, als er den Iren wortlos aus dem Schrank zerrte und dann die Zeitungen wieder stapelte.

Die beiden Plüschis saßen wie zwei Steiftiere auf den Couch - es fehlte nur noch der Knopf im Ohr - und schienen sichtlich ein schlechtes Gewissen zu haben.

"Nagi, komm mal her", forderte Ran, während er einen etwas verwirrten Farf davon abhalten musste, erneut den Schrank zu bevölkern. Der Kleine gehorchte und kam langsam auf Ran zu.

"Dreh dich mal um." Der Plüschhase tat wie geheißen und zeigte Ran sein angebranntes Hinterteil. Der Stoff vom Hintern war weg und die helle Haut schimmerte durch. "Tut´s weh?"

Der Kleine schüttelte nur den Kopf und die Plüschohren flogen.

Dank der streikenden Heizungen war es immer noch kalt und Schuldig war allein in der Küche und außerdem war er vorher im Keller. Brad Crawford spitzte die Ohren, als er einen Korken hörte. Seit wann trank der Deutsche Sachen, die einen Korken hatten! Neugierig machte er sich auf in die Küche und schluckte beim zweiten Korken hart.

"Du Telepathenwurst - das ist 95er Merlot. Das ist was Gutes! Lass die Flaschen zu!" Brad war sichtlich aus der Fassung geraten. Warum hatte er das nicht vorausgesehen? Doch da war es schon zu spät auch der dritte Korken ploppte aus der Flasche.

"Reg dich ab, ich koch was Feines." Und schon kippte er die drei Flaschen besten Jahrgangsweines zusammen mit einer Flasche Rum in einen großen Suppentopf. Er warf Gewürze, wegen denen er unter anderem heute noch einmal in der Stadt gewesen war, und Orangen dazu und rührte vor sich hin.

Brad - der Verzweiflung nahe - ging langsam zurück, aber nicht ohne Schuldig mentale Morddrohungen zu schicken!

Durch den Duft nach Gewürzen und Zucker und Früchten angelockt schnupperten sich die beiden Chibibunnies in die Küche, hingen die Nasen an Schuldigs Topf.

"Glühwein", verkündete der stolz und verteilte die ersten Tassen des würzig duftenden Getränks. Es war trinkwarm und wärmte die Hände. Und die Chibis waren begeistert! Die ersten Tassen kippen sie schnell hinunter, das warme Gefühl im Bauch war berauschend. "Fast wie Sex", hatte Omi nach der dritten Tasse kichernd und schon etwas unkoordiniert erklärt. Mit der vierten und einem schon ordentlich schwankenden Nagi unter dem Arm taumelte er zurück in die Stube und kuschelte sich, zusammen mit dem anderen Häschen, auf der Couch in die Kissen.

 

Die nächsten waren Ken und Ran - beide mit großen Milchkaffeetassen bewaffnet - standen sie mit Unschuldsmiene vor dem Topf und schnupperten. Nur Augenblicke später schlürften sie leise vor sich hin und Schuldig dachte so bei sich, dass es wohl was für sich haben würde, wenn Ran sich betrinken würde. Dann könnte er vielleicht das ausprobieren, was er noch gekauft hatte. Hähä!

Und so goss er dem Rotschopf fleißig nach. Der wanderte mit Tasse und Ken zum Wohnzimmer, warf sich auf den Teppich und wollte warten, bis die Küchetür sich wieder vorbeigedreht hätte.

Die Chibis schnarchten leise. Ken sang sehr schief und mit wenig Textkenntnis deutsche Weihnachtslieder, bis Schuldig gequält aufheulte und den Fernseher lauter stellte.

Farf war schon wieder verschwunden und keiner wusste wo. Und Brad? Brad war sichtlich angepisst, dass diese Banausen seinen teuren Wein einfach so runterkippten, als wäre es Brause!

Unauffällig ließ auch Schuldig sich zu Boden gehen und kuschelte sich an, den mit rotem Gesicht auf dem Teppich liegenden und über den Sinn des Lebens philosophierenden, Ran.

Ach ja, das Leben konnte herrlich sein.

 

***

 

Die Sonne hatte sich dem Horizont schon lange entgegen gesenkt und war verschwunden und die Chibis kamen langsam wieder zu sich. Allerdings war Brad aus dem Wohnzimmer verschwunden, Farf noch immer unauffindbar und Ken, Ran und Schuldig dösten ihren Rausch aus. So griffen sich die beiden jetzt mutig gewordenen Plüschhasen die Tüte mit den Raketen und verschwanden still und heimlich.

Minuten später wurde Schuldig wach und grinste, da Ran immer noch auf dem Rücken lag und leise schnarchte. Es machte einfach viel zu viel Spaß, die Seiten ein bisschen hoch zu streicheln, ohne gleich was auf die Finger zu kriegen. Die Freude wurde allerdings gedämpft, als Ran nicht reagierte - aber auch so gar nicht!

Schuldig seufzte und ging zurück in die Küche, füllte noch einmal seine Tasse.

Es war mittlerweile halb neun und Schuldig langweilte sich! Nachdenklich schlurfte er vor sich hin und ging in sein Zimmer. Mehr resignierend wühlte er in seiner Tüte, zauberte Handschellen, Gleitcreme und diverse andere Sachen heraus, die er gern mal mit Ran hätte einweihen wollen. Aber das war wohl heute nichts!

Gelangweilt und gedankenverloren zerrte er die Handschellen zu sich und schloss eine um sein Handgelenk. Sie saß eng, aber nicht zu eng. Er sah den Schlüssel unter der Tüte am Fußende des Bettes liegen und hatte im nächsten Moment die zweite Schelle um das Stahlgitter des Kopfteiles seinen großen Doppelbettes geschlossen, noch ehe er begriff, was er so eben getan hatte - nämlich sich, ohne den Schlüssel in Reichweite, selber zu fesseln!

Ganz schlau!

Ganz, ganz schlau!

Fluchend und zerrend versuchte er, sich selbst zu befreien oder wenigstens den Schlüssel zu erreichen. Aber ohne Erfolg. Er riss sich nur die Handgelenke wund. Was würde er jetzt für Nagis telekinetische Fähigkeiten geben!

Da hatte er sich mal wieder in was reingeritten! Und wenn er jemanden rufen würde, der ihn befreien könnte? Dann musste der in sein Zimmer und würde all die Spielsachen finden, die er dort auf dem Bett ausgebreitet hatte.

Oh wie peinlich!

Er suchte Nagis Geist und konnte ihn nicht finden. Der Junge schien wohl zu benebelt, als dass er reagieren konnte. Jetzt hatte der Deutsche wirklich ein Problem.

Omi wollte er nicht rufen.

Ran sollte ihn auf keinen Fall so sehen!

Blieb also nur noch Ken. Wie aufbauend!

Und so versuchte Schuldig verzweifelt, Kens glühweinumnebelten Geist zu erreichen. Und es war von Erfolg gekrönt. Wenn auch nicht auf Anhieb! Lange dauerte es, bis er dem Ballkünstler erklärt hatte, dass er einfach mal in Schuldigs Zimmer kommen sollte. Nicht dass der Ballkünstler nüchtern schnell von Begriff gewesen wäre. Aber betrunken??

Schuldig seufzte, als Ken endlich gerafft hatte, was los war.

Minuten - lange Minuten - später öffnete sich die Tür und Ken torkelte herein, mit einem grinsenden und mit roten Wangen gezierten Ran an der Hand.

Schuldig schluckte.

Nein! Das durfte doch nicht wahr sein! Wenn Ran die Sachen sah! Was würde er ...

Schuldig riss die Augen auf, als Ken sich auf das Bett setzte und sich auf den Rücken fallen ließ, während Ran auf allen vieren schwankend über die Decke torkelte. Er griff sich etwas langes, dünnes Grünes und begutachtete es grinsend. Dann ließ er es fallen und schwankte weiter über das sich drehende Bett auf Schuldig zu.

"A-ya." Ken hatte sich wieder aufgerichtet und griff nach dem Rotschopf. Er griff zweimal ins Leere, bis er den Anderen an einer Socke erwischte und ihn so zu Fall brachte.

Schuldig betrachtete alles mit Unglauben. Die beiden Weißkater schienen völlig blau! Er konnte nicht in ihr Bewusstsein dringen - keine Chance! Resigniert musste er mit ansehen, wie Ran sich in Kens Arme ziehen ließ und albern kicherte, als der Dunkelhaarige unkoordinierte Küsse auf den Hals des Älteren sabberte.

"Ran hör auf, ich will das machen!" Schuldig fluchte, versuchte mit einem Fuß die beiden Anderen zu treffen. Seine Wut wuchs! Er zerrte an der Kette, spürte das Fleisch blutig werden. Doch das war egal! Er wusste, dass Ran nicht Herr seiner Sinne war, dass er Ken nie so an sich ran gelassen hätte. Aber nun?

Nun lagen die beiden Männer auf Schuldigs Bett und knutschten sich die Mandeln aus der Kehle! Das war zu viel!

Der Orangehaarige schrie laut, wütete, tobte. Doch er wurde ignoriert.

Kens Finger krabbelten unter den orangefarbenen Pullover - Schuldigs Lieblingspullover, den er am liebsten an Ran sah, den er gern mal hochstreifen, unter den er gern mal greifen wollte. Und jetzt? Musste er mit ansehen, wie ein Anderer, irgend so ein Fußballer, seinen Ran bekrabbelte ... ihm den Pullover über den Kopf zog.

Schuldig war den Tränen nahe ...

Als ein Klirren das Haus erzittern ließ!

Als hätte dieses Geräusch in den Assassins einen Schalter umgelegt, schreckten sie auf und blickten sich gegenseitig an, liefen rot an und wandten sich ab. Dabei fiel Rans Blick auf Schuldig, der mit feuchten Augen auf den Schlüssel wies. "Ran, frag bitte nicht!"

Mit einem "Okay" öffnete er die Handschellen und befreite Schuldig, während Ken sich aufrichtete, immer noch etwas schwankend aber entschieden nüchterner als vorher.

Er eilte zur Quelle des Klirrens - Yohjis Zimmer - und erstarrte!

Langsam ging er auf das zerstörte Fenster zu und stolperte über die ausgebrannte Rakete, die ein wunderhübsches Loch in Yohjis weichen, weißen Wollteppich gebrannt hatte. Eiligen Schrittes rannte er zum Fenster, wusste nicht, was er zu sehen hoffte. Doch dann erblickte er zwei Gestalten auf der fast menschenleeren Strasse, die mit hängenden Ohren und aufgerissenen Augen zu ihm hinaufstarrten.

"Omi! Nagi!"

Ken schluckte.

"Tschuldigung", lallten die beiden Plüschhasen und taumelten zur Haustür.

"Aya!"

Sekunden später betrachteten auch Ran und Schuldig das Malheur. "Die Chibis haben eine Rakete versenkt. Yohji bringt die beiden um.", stellte Ken nüchtern fest, während er die Rakete vom Teppich aufsammelte.

"Wir müssen ihm ja nicht sagen, dass die beiden das waren und wickeln den Schaden über die Versicherung ab." Brad war hinter den dreien ins Zimmer getreten und betrachtete das Fenster. "So was passiert schon mal." Er richtete sich die Brille. "Dann legt seine kaputte Lieblingstasse gleich noch dazu. Denn die wird er morgen früh vermissen." Langsam stieg Brad die Treppe hinunter und sammelte die Scherben ein, die Ran gut sichtbar auf dem mit Glasscherben übersäten Fensterbrett drapierte.

"Wir sollten ihn wohl anrufen", stellte Schuldig fest.

Ken war auf die Strasse getreten und hatte die immer noch wüst lachenden Chibis eingesammelt. Die saßen nun - oder besser lagen - auf der Couch und schnarchten schon wieder, während Ken mit Yohji telefonierte, sich anhören durfte, wobei er gerade gestört hatte und sich dann anschreien lassen durfte, wie blöde man sein musste, um ein Zimmer mit einer Rakete zu attackieren. Dann legte er auf.

Während dessen versuchten Ran und Schuldig die Scherben des Fensters auf dem Teppich zu beseitigen, wobei Schuldig sich als wirklich praktisch erwies. Mit seinen nackten Füßen war er besser als ein Scherbendetektor, auch die kleinste Scherbe spürte er noch mit einem lauten Aufjaulen auf. Sehr praktisch, musste Ran gestehen. Jeder sollte einen haben!

Allerdings machte Schuldig rote Tapsen auf dem Parkett und bekam Platzverweis.

Leise schniefend schlurfte der großgewachsene Deutsche ins Bad und jammerte leise. Er versuchte die Scherben zu entfernen, erkannte aber ob seiner Ungelenkigkeit nicht viel.

Warme Hände legten sich um seine kalten Füße und begannen sie zu streicheln, abzulenken während eine Pinzette die Scherben aus der wunden Haut sammelte. Er konnte nur leise "danke" murmeln und eine Hand durch das rote Haar wuscheln lassen.

"Pfoten weg - sonst ab!"

Schuldig seufzte. Wenn das kein Scheißtag war!

Na hoffentlich war der bald vorbei!

Doch da war noch was ...

Nämlich ein wütender Yohji, der wie ein geölter Blitz durch das Haus jagte, sein Zimmer sah und umfiel - liegen blieb und erst durch Ran wiederbelebt werden musste.

"Nein - das glaube ich nicht! Nein!", jammerte er leise, als er sich wieder aufrichtete. Er schlich langsam in das Zimmer und blieb vor dem Fenster stehen. "Meine Tasse, meine schöne Tasse."

Ken reichte ihm eine Tasse Glühwein. "Trink - wird dir gut tun."

Schweigend nahm der Playboy die rote Tasse entgegen. Aber sie konnte das gute Stück nicht ersetzen. Sie lag ganz anders in der Hand und sowieso und überhaupt waren die Wunden über den Verlust noch viel zu frisch.

Und langsam wurde es in dem Zimmer merklich kühler.

"Wo schlaf ich denn jetzt." Er setzte sich auf sein Bett.

"Bei Aya am besten, der hat Platz", legte Brad fest und freute sich wie ein kleines Kind über Schuldigs blasses Gesicht, der daraufhin auch gleich zu diskutieren und abzustreiten und umzuplanen begann.

Es wäre doch gut, wenn der Playboy in Omis Zimmer schlafen würde, da der doch eh bei Ken schliefe. Was Ken abstritt, da er ob der Plüschallergie mit einem Hasen nicht das Bett teilen würde und schon gar nicht mit einem Hasen mit Glühweinfahne!

Na dann müsse Omi eben bei Nagi schlafen, versuchte es Schuldig weiter, die grünen Augen funkelten über diese Idee. Doch das wollte Ken auch nicht. Nur weil sein Omi nicht bei ihm schliefe, hätte der noch lange nicht bei einem anderen Kerl zu pennen - egal wie besoffen und plüschig er gerade wäre.

Schuldigs Blick glitt weiter zu Brad.

"Vergiss es - ich teile kein Bett. Für niemand. Mit niemand!" Und da ließ er sich auch nicht abbringen.

Langsam wurde Schuldig panisch. "Okay, dann pennt der Blondie bei mir", brachte er verzweifelt hervor. "Meine Bett ist breit genug."

Doch Yohji war damit gar nicht einverstanden. Mit dem läufigen Deutschen das Bett teilen? Nein!

"Ich penn bei Aya.", legte er fest und erntete eine Menge Kopfschmerzen, die auch Ran nicht entgingen.

"Okay, eh der kleine Deutsche hier noch vor Eifersucht stirbt: ich schlafe bei Schuldig und du kriegst mein Zimmer. Aber benimm dich." Und irgendwie wusste jeder, dass diese Worte Schuldig galten. "Und räum den Mist vom Bett, den du da gehortet hast."

Schuldig nickte heftig und war mit seinem kaputten Fuß zwar nicht sehr fix aber doch flink genug in seinem Zimmer, um etwas aufzuräumen. So ein breites Bett hatte einige Vorteile. Es passte viel drunter, man hatte viel Platz den Angebeteten zu verführen. Er grinste, als er die Spielsachen wieder in die Tüte warf. Nur die kleine eher unscheinbare Tube ließ er auf dem Nachttisch liegen. Man konnte ja nie wissen!

Ken gähnte leise, als er erst das blaue, dann das rosa Chibi in ein Bett warf. Brad war schon in seinem Zimmer verschwunden. Yohji zog gerade samt kalter Pizza und Glühwein bei Ran ein und der Rotschopf saß im Bad auf dem Klodeckel und überlegte, wie er diese Nacht überstehen sollte!

Es gab nur einen Weg!

Und so erhob er sich wieder, ging hinab in die Küche und leerte den Topf - was immerhin noch fast zwei Tassen Glühwein waren. Schläfrig und zufrieden fiel er in Schuldigs breites Bett und schnarchte schon, als er noch nicht einmal die Decke über sich gezogen hatte.

Der Orangehaarige hingegen kam freudestrahlend und sauber aus dem Bad, kuschelte sich an Ran und wunderte sich, dass er noch keinen Ellenbogen im Magen hatte. So knabberte er sich über den Hals des Rothaarigen. Keine Reaktion! Er streichelte den Rücken - und lebte noch. Er griff unter Ran und tastete dort etwas rum. Und selbst dieser Teil von Ran reagierte nicht.

Das Leben war so unfair!

Da hatte er den ganzen Tag die Schicksalsschläge ertragen. Und nun? Hatte er sich nicht eine klitzekleine Belohnung verdient? Ran schnarchte leise und kuschelte sich unbeabsichtigt in Schuldigs Arme, der seufzte und ergab sich der Tatsache, dass er wohl wieder nicht zum Schuss kam. Er zog die Decke über sie beide, und schnuffelte die Nase in das weiche rote Haar - als einer die Tür aufriss und mit einer Tröte Krach schlug. Farf tobte wie angeschossen durch das Haus und wünschte allen Bewohnern ein gesundes neues Jahr.

Und dann war endlich Ruhe im Hause Weiß/ Schwarz. Nur der Wind, der durch das kaputte Fenster streifte, mischte sich mit dem zufriedenen Schnarchen der Bewohner.

Gute Nacht da draußen - was immer du sein magst.

 ~~~ Ende ~~~

Teil 3                                                                                                                               back