back

Ans Bett gefesselt

Story by:   Calypso

kategorie: shonen-ai (sonst NOCH nichts)

pairing:    Youji x Aya

disclaimer: Jap, die Charaktere gehören mir NICHT (warum werd ich immer wieder daran erinnert? *schluchz*); Weiß Kreuz ist ein Projekt von Koyasu Takehito.

Da das ein Fanprojekt ist, mach ich auch kein Geld damit.

----------------------------------------------------------------------

Kapitel 2 - Nur in seinen Träumen

Nach seiner Begegnung, oder eher gesagt Auseinandersetzung, mit dem Rotschopf, hatte Youji sich wieder auf der Couch lang gemacht und den Wecker des Videorecorders angestarrt. Ihm war nicht nach Schlafen zumute, zum einen, weil er Probleme beim Atmen hatte und jeder Versuch zu schlucken in einem Anfall von Husten endete, und zum anderen, weil es ihm nicht wieder aus dem Kopf gehen wollte, wie Aya geguckt hatte.

Er hatte Abneigung und Wut erwartet, aber nicht solch einen verletzlichen und wehrlosen Gesichtsausdruck. Ein endloses Meer aus Violett in Ayas Augen und diese Hilflosigkeit, die sich darin widerspiegelte. Wie ein Kind, das etwas völlig neues entdeckte und es zu fürchten begann. Gefühle, war es das, wovor Aya sich fürchtete? Eine simple Berührung? Sie mußte nicht einmal mehr bedeuten, als nur Zuneigung, Nähe, einfach das Gefühl, daß jemand da war. War das soetwas fremdes für den Rotschopf?

Youji sah sich ratlos diesem Problem gegenüber und starrte vor sich hin. Die Zeit verging langsam, zu langsam für seinen Geschmack. Es hätte eine Ewigkeit sein können und dennoch waren es nicht einmal dreißig Minuten. Die smaragdgrünen Augen zählten die Sekunden auf der Digitalanzeige und nahmen schon nichts mehr um sich herum war, als Youji Laute im Flur hörte.

Kam Aya wieder herunter, um mit ihm zu sprechen? Youji würde sich entschuldigen, denn er war etwas weit gegangen, ohne es zu bemerken. So ernst war es doch nicht einmal gemeint gewesen, als daß man sich deshalb stritt. Der Rotschopf wußte doch, wie er das gemeint hatte. Er war nun mal so...

Wenn er allerdings näher darüber nachdachte, war eine Entschuldigung fehl am Platze, jedenfalls in der Art, wie sie üblich war. Im Endeffekt sollte er sich zwar dafür entschuldigen, daß er die Grenze überschritten hatte, nicht aber dafür, daß er an sie herangetreten war.

Auch wenn der Rotschopf es nicht zeigte, so mußte er doch sehr einsam sein. Brauchte nicht jeder Mensch die Nähe eines anderen, eine liebevolle Berührung ab und zu, dieses warme Gefühl der Geborgenheit? Sie mochten Killer sein, wenn sie auf eine Mission gingen und jede Emotion konnte dort tödlich sein, aber das war etwas anderes. Sie waren doch immer noch ganz normale Menschen. Und so wie Ken und Omi Wärme fühlen durften, so sollte auch Aya das tun. Seine Fassade mochte noch so kalt sein, aber jeder Mensch brauchte etwas Wärme von Zeit zu Zeit. Es war eine einzelne liebevolle Berührung, die die Seele erheben und ein Lächeln verursachen konnte. Ein Lächeln... Youji hatte Aya noch nie wirklich lächeln gesehen...

Die Laute im Flur kamen näher und erwartungsvoll saß Youji, mit mittlerweile trockenen Haaren und dennoch ohne Pullover, auf der Couch auf und wartete. Er sah die Gestalt auf sich zukommen, im Licht der bereits aufgegangenen Sonne und plötzliche Enttäuschung tat sich in ihm auf. Es war nicht Aya, der gekommen war, sondern Ken, der ihn fragend ansah und dann grinste. "Morgen!"

Der Fußballspieler strich sich mit der Hand durch die braunen Haare und wollte schon gen Küche schreiten, als er Youji nochmals verwirrt ansah. "Was machst du hier?", fragte er frei heraus, während er mit den Augen, Teetasse, Taschentücher und Nasenspray überflog. Als ob das nicht offensichtlich war, so wie Youji aussah. Wäre er denn schon wach, wenn nicht etwas wäre?

"Ich bin krank...", schniefzte er verzweifelt, ehe er das letzte Taschentuch der Packung zückte und erneut nieste. Der Kopf dröhnte ihm wieder, da die Wirkung des Tees erloschen war und die vielen Gedanken, die er sich machte, den Rest taten. Erst jetzt spürte er, daß es ihm wieder kalt geworden war. Stundenlang hatte er ohne Oberteil auf der Couch gelegen, ohne zu bemerken, wie sich die Kälte langsam wieder an seinen kranken Körper anschmiegte.

Also lief er die schmale Treppe herauf. Das morgendliche Licht der Sonne lag auf jeder der Stufen und dennoch wirkte der Weg zu seinem Zimmer merkwürdig kalt auf ihn. Es mußten die Kopfschmerzen sein, die ihm diese schlechte Laune verursachten, dröhnend zogen sie sich durch und durch. Er fühlte seinen Herzschlag in den Schläfen und das Atmen fiel ihm schwer. Er hasste es wirklich krank zu sein...

Während Ken nun endlich in die Küche lief, legte Youji das letzte Stück zu seinem Zimmer zurück, langsam und mit schweren Schritten. Es war wesentlich besser gewesen, als er auf der Couch gelegen hatte, soviel war klar...

Plötzlich öffnete sich die Tür zu Ayas Zimmer und er entdeckte den Rotschopf, wie er den Flur betrat. Zögerlich ließ Youji seine Hand auf dem Türknauf verweilen und starrte seinen Team-collegen an. War er böse auf ihn? Wollte er mit ihm sprechen? Oder war es reiner Zufall, daß er gerade jetzt das Zimmer verlassen wollte?

Violette Augen blickten ihn für einen kurzen Moment an und Youji glaubte soetwas wie Verlegenheit darin zu entdecken, ehe die gewohnte Kälte sich in ihnen breit machte und Aya sich von ihm abwandte. Ohne weitere Umschweife lief dieser die Treppe hinunter und ließ den Playboy allein auf dem Flur zurück.

Es hatte wohl den Anschein, daß der Rotschopf nicht mit ihm reden wollte, dann lag es wohl an ihm das Gespräch zu beginnen. Youji schüttelte den Kopf. Wie konnte ein Mensch nur so introvertiert und gleichzeitig so stur sein?

Er wollte ganz sicher darüber sprechen, wartete aber, bis der Playboy die Sache zur Sprache brachte. Youji haßte es allmählich, daß immer von ihm die Aktion erwartet wurde, so daß die anderen nur noch reagieren mußten. Was war er, eine Maschine?

Ehe er diesen Gedanken weiter nachhängen konnte, machte sich die Kälte wieder bemerkbar und seine Zähne begannen zu klappern. So ging er endgültig in sein Zimmer und schloß die Tür hinter sich.

Kaum hatte er das getan, verzog sich sein Gesicht vor Schock. Verdammt, er hatte das Fenster ja immer noch nicht zu gemacht! Völlig durchgefroren stürmte er hin und stolperte unterwegs über ein auf dem Boden liegendes Buch und eine Bierdose, so daß er stürzte und bauchwärts auf dem Boden landete.

"Scheiße!", rief er verärgert aus und begann sofort wieder wie wild zu husten. Einige Sekunden vergingen so und er schloß kurzzeitig die Augen im Versuch, den Hustenreiz zu vertreiben.

Wieder einigermaßen bei Atem und mit ruhigem Hals sah er wieder auf und warf einen zufälligen Blick unter sein Bett. Da lag doch etwas..

Verwundert griff er danach und zog es aus dem Schatten hervor. Bei näherem Betrachten entpuppte es sich als Damenslip, einen weißer Tanga mit Spitzen, und er grinste breit. "Ach da ist der gelandet..."

Es blieb ihm keine weitere Zeit um an die Nacht zu denken, in der das unter seinem Bett gelandet war, denn die Kälte war unumgänglich und er fühlte sich, als hätte man einen Schneemann aus ihm gebaut. So warf er den Slip hinter sich, in eine andere Ecke des Zimmers und rappelte sich unter Kopfschmerzen wieder langsam auf.

Alles schmerzte ihm bei jeder Bewegung, die er machte und das Atmen wurde mit jeder Regung schwieriger. Schwankenden Schrittes tapste er das letzte Stück zum Fenster und schloß es geschwächt.

Daraufhin schritt er ins Badezimmer und riß das dortige Schränkchen auf. Irgendwo hatte er sicher noch ein paar Aspirin und Taschentücher, die seine Krankheit erträglich machen würden. Auf der Suche nach derartigen Dingen durchwühlten seine Hände die Fächer und warfen unbeachtet die Hälfte der Dinge auf den Boden, welche auch dort liegen blieben, nachdem er die Aspirin gefunden hatte.

Taschentücher ließen sich keine mehr auftreiben, aber wenigstens konnte er die Kopfschmerzen wieder für eine Weile vertreiben. Ohne weitere Umschweife steckte er die Tablette in den Mund und beugte sich dann über das Waschbecken, wo er den Wasserhahn aufdrehte, um etwas Wasser in seiner Hand aufzufangen und es beim Schlucken des Schmerzmittels zur Hilfe zu nehmen.

In einen Armanipullover gekleidet, um nicht so schlimm auszusehen, wie er sich fühlte und endlich nicht mehr zu frieren, stand Youji in seinem Zimmer und zitterte immer noch. Es würde sicher eine Weile dauern, ehe seine Heizung ansprang, wenn sie das überhaupt tun würde.

So wie er das schrottreife Gerät kannte, würde es ihn nicht wundern, wenn es nicht einmal eine Temperatur von 17 Grad erreichte und nur gluckernde Geräusche von sich gab. Aber da er notorischer Optimist war, glaubte er dennoch daran, daß es schon bald warm werden würde.

Die Frage war bloß, was er bis dahin tun sollte, denn er fror immer noch. Die Idee, sich warme Gedanken zu machen, gefiel ihm gut und grinsend schloß er die Augen, während er die Arme zum Wärmeschutz um seine Schultern legte.

Die Vorstellung von warmen Armen, die sich zärtlich um ihn schlangen machte sich breit und ein weicher Körper, der sich von hinten gegen seinen preßte. Finger, die langsam an seiner Brust herabstreichelten, auf seinem Bauch entlang, um weiter herab zu gleiten.

Sein Grinsen wurde immer breiter und allmähliche Wärme tat sich in ihm auf, die allerdings nicht durch die Heizung auftrat, wie bereits zu vermuten war.

Unbewußt fuhr Youji mit seiner Zunge über die Lippen, um den Mund dann zu öffnen. Die Vorstellung dieser warmen Berührung war mehr als nur kältevertreibend, also warum sollte er ihr nicht noch ein wenig länger nachhängen? Solange er krank war, konnte er eh zu keinem Date gehen.

Heiße Lippen brannten sich in seiner Vorstellung in seine Haut und liebkosten seinen Hals. Die Gestalt lief um ihn herum und er erschrak, als er sie erkannte. Das flammendrote Haar war unverwechselbar und überrascht riß er die Augen auf. Es war niemand anderer als Aya gewesen, von dem er da phantasiert hatte und er konnte nicht von sich behaupten, daß es ihn nicht erregt hatte. Die Auswölbung in seiner Hose sprach Bände...

Oh Gott, wie konnte seine Vorstellung ihn nur so betrügen? Warum ausgerechnet Aya? Warum ein Mann? Youji war irritiert und dennoch konnte er nicht leugnen, daß ihm der Gedanke gefiel von dem Rotschopf berührt zu werden.

Verzweifelt schüttelte er den Kopf. Wie war das gewesen? Er wollte von Aya berührt werden? Die Aspirin hatte wohl etwas zu gut gewirkt oder wollte er den Rotschopf tatsächlich? Die Gedanken zuvor auf der Couch waren dieselben gewesen...

Er fühlte sich tatsächlich von ihrem Team-Chef angezogen, das war nicht mehr zu leugnen, nachdem sein Unterbewußtsein ihm einen solch üblen Streich gespielt hatte. Er wollte den Rotschopf also, die Frage war nur, was er nun tun würde...

Sowie er die Kälte wieder in seine Haut schneiden spürte, fiel ihm auf, daß er eh mit Aya ein Gespräch hatte führen wollen, also warum sollte er das nicht jetzt tun? Die Heizung würde ihm eh nicht den Gefallen tun und anspringen und momentan fühlte er sich dank der Aspirin ziemlich gut. In den nächsten Stunden würde sich wohl kaum ein besserer Augenblick ergeben und so verließ er sein Zimmer wieder, um den Flur herab zu laufen.

An Ayas Tür angekommen, klopfte er einmal, wartete jedoch keine Antwort ab, sondern trat sofort ein. Wie zu erwarten gewesen war, war der Raum völlig ordentlich und nichts lag an der falschen Stelle. Die Rollos an den Fenstern waren noch geschlossen und die geringe Anzahl von Dingen, die Aya in seinem Zimmer hatte, verstärkte den Eindruck von Reinlichkeit im Halbdunkel noch weiter. Youji kratzte sich etwas irritiert am Kopf. Vielleicht sollte er den Rotschopf einmal in sein Zimmer schicken, um etwas aufzuräumen? Das Ergebnis wäre sicherlich interessant...

Erst bei einem zweiten Blick fiel Youji auf, daß Aya noch nicht wieder in sein Zimmer zurück gekehrt war. Aber er hatte keine Motivation dazu, herunter zu gehen, und nach dem Rotschopf zu sehen. Würde er eben hier auf ihn warten, was machte das schon für einen Unterschied?

Etwas erschöpft ließ Youji sich auf das weiße Bett fallen und lehnte sich nach hinten, so daß seine Beine noch in sitzender Position von der Matratze hingen, sein Oberkörper allerdings bequem auf dem weichen Bett lag.

Es war so angenehm warm im Zimmer des Rotschopfes und schon bald war die Kälte, die sich wie eine eiserne Kette um seinen Körper gelegt hatte, verschwunden und ihn umhüllte Wärme. Alles fühlte sich so wohlig und angenehm an, daß Youji träumend die Augen schloß.

----------------------------------------------------------------------

Nach einiger Zeit lief Aya wieder die Treppe herauf, weil er sich vor Youji sicher glaubte. Der Playboy war nun mal eindeutig krank gewesen. Egal, welche Ideen ihm durch den Kopf gingen, er konnte sie in diesem Zustand kaum durchsetzen. Ein Grund mehr für Aya, sich sicher zu fühlen.

Etwas erschöpft tappte er in sein mittlerweile dunkles Zimmer und schloß sanft hinter sich die Tür. Wie gut, daß Sonntag war, denn arbeiten könnte er heut wohl kaum. Es war eher selten, daß er sich so hängen ließ, aber heute ging kaum etwas...

Seine Schwester war immer noch nicht aus dem Koma erwacht, wie auch nicht anders erwartet. Was sollte er bloß tun? Mit jedem Tag, den sie nicht erwachte, verschlechterte sich ihr Zustand und die Chance, daß sie wieder zu sich kam, wurde immer geringer. Was, wenn sie nie wieder erwachte?

Aya kniff verzweifelt die Augen zusammen und knirschte dann mit den Zähnen. Nein! Er durfte sich nicht hängen lassen! Er mußte stark sein, stark, für sie beide. Aya würde leben, da war er sich ganz sicher. Und doch, was, wenn sie nicht wieder erwachte?

Er senkte den Kopf und sein flammendrotes Haar fiel ihm ins Gesicht, bedeckte die blasse Haut, wie Blut den frischen Schnee und verdeckte die Träne, die an seiner Wange entlangrann. Aya wollte stark sein, wünschte es sich so sehr und dennoch gelang es ihm nicht.

Warum nur nicht? Warum nicht? Warum konnte er nicht stark sein, ohne seine wahren Gefühle zu verleugnen? Jeden Tag wurde es kälter in ihm, das spürte er, aber er hatte keine andere Möglichkeit. Er mußte stark sein, nur so konnte er Aya-chan helfen. Was, wenn er kein Mitglied von Weiß wäre? Niemals könnte er diese Krankenhausrechnungen bezahlen...

Aya wimmerte kurz und schüttelte dann zu sich selbst den Kopf. Es hatte eben doch keinen Sinn. Er war nun einmal allein und würde es auch bleiben, solange Aya-chan im Krankenhaus lag. Die Dinge würden sich auch nicht ändern, wenn er weinte. Sie würde nicht erwachen, nur, weil er vereinsamte und innerlich kalt wurde. Warum sich also von Tränen trennen, die doch vergeudet waren? Er wollte nicht mehr alleine sein, wollte, daß man ihn in die Arme schloß, daß Aya-chan ihn in die Arme schloß. Er wollte ihr fröhliches Lachen wieder hören...  

Erschöpft taumelte er auf sein Bett zu, um sich noch ein wenig hinzulegen und zu versuchen zu schlafen. Sicher würden seine Gedanken ihn wieder davon abhalten, aber er wollte wenigstens etwas die Augen schließen. Nur für den Moment. Doch dieser Wunsch zerplatzte so schnell wie eine Seifenblasen, als er jemanden auf seinem Bett liegen sah.

Sie trauten sich tatsächlich noch in sein Zimmer, wenn er nicht da war, wo er doch so kalt nach Außen war? Wer lag dort? Etwas irritiert setzte Aya sich auf die Bettkante und beugte sich zu der Gestalt herab, um das Gesicht erkennen zu können.

Seine lilanen Augen entdeckten ein friedliches Gesicht, braune Haar-strähnen, die wie Seide über sein Bett fielen und ein ruhiges Lächeln der Gestalt auf dessen sanften Lippen. Youji war doch tatsächlich ohne Erlaubnis in sein Zimmer gekommen und war auf seinem Bett eingeschlafen...

 Was er wohl gewollt hatte? Aya beugte sich unbewußt weiter herab, bis sein Gesicht direkt über dem des schlafenden Playboys war und er blickte ihn schweigend an, wie er langsam die Luft durch seine Lippen einzog und sein Brustkorb ich sachte hob. Aya lächelte sanft und sah den Mann weiter an. Wie ein kleines Baby schlief er auf seinem Bett, völlig ruhig, als wäre es selbstverständlich. Ob er sich wohl fühlte?

Vorsichtig strich Aya mit seiner rechten Hand an Youjis Wange entlang, fühlte dessen Wärme auf seiner Haut. Seine Finger spielten mit den Konturen seines Gesichts, hielten beim Kinn inne und Aya betrachtete die gebräunte Haut. Sie ließ seine anmuten wie frisch gefallenen Schnee, obwohl sie nicht einmal dunkel war. War er selbst denn wirklich so bleich?

Youjis Brustkorb senkte sich wieder leicht und er atmete langsam aus. Hätte Aya es nicht besser gewußt, hätte er schwören können, daß es klang, wie ein Seufzen. Ob Youji etwas Schönes träumte? Aya blickte das Lächeln auf den Lippen des Playboys an. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal so friedlich geschlafen hatte, die Alpträume jagten ihn schon zu lange...

Unerwartet begann Youji im Schlaf zu reden und flüsterte einige Worte vor sich hin. Aya beugte sich weiter herab, um etwas zu verstehen und ihre Lippen berührten sich beinahe, so nahe war er dem Gesicht des anderen. Der Rotschopf lauschte gespannt mit angehaltenem Atem und erschrak, als Youji plötzlich seinen Namen sprach. Doch er war nicht wach, er flüsterte tatsächlich im Schlaf seinen Namen. Was er wohl träumte?

Aya wollte noch mehr verstehen und lehnte sich erneut herab, nachdem er sich zuvor etwas überrascht zurückgebeugt hatte. Wieder lagen seine Lippen über Youjis und er betrachtete das schlafende Gesicht lächelnd.  

Er sah so friedlich aus, so ruhig und sanft, wie ein schlafender Engel und Aya lächelte wieder sanft. Das hatte er schon lange nicht mehr getan, einfach gelächelt, weil etwas so schön war. Youji war schön. Er war groß, schlank, nicht zu muskulös und wußte seine Reize gegenüber der weiblichen Kundschaft besonders gut einzusetzen. Sein langes braunes Haar, das er in einer sanften Bewegung wieder zurückwarf, wenn es ihm ins Gesicht fiel, die Art wie seine grünen Augen auffunkelten vor Leidenschaft, wenn sein Temperament ihn wieder überkam oder einfach nur dieses sorglose Lächeln, das er trug, wenn er mittags in den Blumenladen kam. Von der Art, wie er seinen Körper bewegte, gar nicht erst zu reden...

Aya war erstaunt, wie oft er den Playboy schon unbewußt beobachtet haben mußte, daß all diese Bilder ihm plötzlich durch den Kopf gingen. Was war das heute morgen nur gewesen, das Youji bei ihm ausgelöst hatte? Dieses warme Gefühl in der Brust und das Kribbeln im Bauch. Er war gerade aus dem Krankenhaus wiedergekommen, als sie dort gesessen hatten und auch wenn es unwahrscheinlich war, Youji schien gespürt zu haben, daß er sich nach Nähe sehnte. Daß er jemanden brauchte, der ihn in die Arme nahm, auch wenn er nach Außen so kalt und unnahbar war...

Und wenn er nun etwas für Youji empfand? Aya betrachtete das ruhige Gesicht weiterhin. Was, wenn es gerade Youji war, von dem er sich wünschte, daß er ihn in die Arme nahm? Was, wenn...

Youji verzog plötzlich sein Gesicht, als müßte er niesen und Aya starrte ihn an, wie paralysiert und bemerkte, daß es seine Haare waren, die ihm strähnig ins Gesicht fielen, und wohl kitzeln mußten. Schnell strich er sie hinter die Ohren und sah wieder das vorige Lächeln über Youjis Lippen gleiten. Wie tief er doch schlafen mußte, daß er nicht aufwachte. Und wie süß sein Traum sein mußte, daß er so lächeln konnte. Wie war es möglich, daß er im Schlaf von ihm sprach und gleichzeitig so lächelte?

Ayas Blick wurde wieder ernst. Er hatte Youji vorhin auf dem Flur sehr kalt angesehen. Was, wenn das kein Spiel von Youji gewesen war und er es wirklich ernst gemeint hatte? Was, wenn er es nur auf diese Art und Weise getan hatte, um zu sehen, ob er auch etwas für ihn empfand? Ayas lilane Augen begannen zu leuchten und er starrte auf das schlafende Weißmitglied herab.

Was, wenn das ein Test gewesen war? Hatte er versagt? Aya schüttelte irritiert den Kopf. Warum interessierte ihn das so? Warum machte er sich solche Gedanken um Youji? Warum seit kurzem diese Phantasien? Was sollte er denn tun, als Youji so offensiv zu ihm gekommen war? Hätte er ihn weitermachen lassen sollen?

Wieder blickte Aya Youjis sanfte Lippen an, spürte seinen warmen Atem, der an seinen Wangen entlang strich und seine weiche Haut. Seine Hand strich wieder liebevoll an dessen Wange entlang und wieder lächelte er bei diesem Anblick.

Und wenn er Youji nun enttäuscht hatte? Der Playboy war der Älteste und eigentlich auch Gesprächigste von ihnen und dennoch wußte Aya so gut wie nichts über ihn. Sicher war er auch einsam. Vielleicht sehnte Youji sich auch nach Berührung und hatte sehen wollen, wie er reagierte, und war enttäuscht gewesen?

Aya schluckte. War es möglich, daß er etwas für ihn empfand? Nein, das war nicht möglich, schließlich ging er mit so vielen Frauen aus, da konnte er einfach nicht auf Männer stehen...

Aber was, wenn doch? Ein plötzliches Verlangen breitete sich in Aya aus, das schon eine Weile dort gewesen sein mußte. Er wollte Youji küssen, seine warmen Lippen berühren und ihm zeigen, daß er ihm nicht egal war, wie kalt er auch reagiert haben sollte.

Immer weiter herab beugte er sich und schloß langsam seine Augen. Und wenn es nur ein Kuß war. Auch wenn es Youji nichts bedeuten würde, wenn er aufwachte, es war Aya egal. Schon so lange hatte er Youji nur angesehen, ohne etwas zu tun. Er wollte ihn berühren und wenn Youji auch schlief, es war ihm egal, so lange er seinen warmen Körper unter sich hatte.

Er mußte ja nicht erfahren, daß Aya ihn ihm gegeben hatte. Es war ja auch nur ein Kuß. Schließlich war es unmöglich, daß Youji ihn auch wollte. Aber er schlief und lag dafür nicht in seinem eigenen Bett! Aya strich zärtlich mit seinen Händen an Youjis Brust entlang und beugte sich herab. Nur ein Kuß...

    ~ ~ Owari - Kapitel 2 ~ ~

               ----------------------------------------------------------------------

Ich hoffe, das Weiterlesen hat Spaß gemacht?? Kommentare bitte? *blink*Hab euch alle lieb!! Vielen Dank an Nehko und Mokona (hehe, der Nick hängt ihr jetzt an) fürs Probelesen, was würd ich nur ohne feedback tun?! ^-~

Calypso                                                                            Teil 3                                   back