|
Colours 5: Amethyst
Autor: SOrion (sorion@gmx.ch) Serie: Weiss Kreuz Teil 5/7
Warnung: lemon, bondage, rape (?), angst, language Disclamer: WK gehört mir nicht, etc. p.p... Ich verdiene kein Geld damit, Rhabarberrhabarber... Ich
leihe mir die Jungs nur aus und gebe sie unbeschadet zurück (okay, vielleicht ein Bisschen demoliert *fg*) usw. blabla...
WICHTIG: Spielt vor, während und nach den bisherigen Teilen. Beginnt ein paar Monate vor Seegrün im Sommer.
*** „Abyssinian!"
Ayas Bewegungen froren ein, als er die kalte Stimme hörte. Die Mission war ein einziges Desaster! Erst hatte sich ihr Ziel ganz an einem anderen Ort aufgehalten als gedacht, dann war er von den anderen getrennt worden...
Und jetzt auch noch das. Er drehte sich um. „Crawford." Er andere Mann stand in sicherem Abstand vielleicht zwanzig Meter von Aya entfernt und zielte mit seiner Waffe auf ihn. Er grinste. Das war zu einfach.
Aya hob sein Katana, obwohl er wusste, dass es auf die Entfernung gegen einen Gegner mit Schusswaffe absolut nichts brachte. „Keine guten Karten, was?", stellte Crawford amüsiert fest. Als ihm eine Vision heute
Abend gezeigt hatte, dass er Aya alleine antreffen könnte, wenn er hierher kommen würde, beschloss er, dass sie Weiss lange genug hatten leben lassen. Seit ihrer ersten Begegnung mit Weiss hatte er diese Visionen gehabt,
die ihm gezeigt hatten, dass er die vier Gegner nicht töten dürfe - entgegen seinem Auftrag von Esszett... Aber die Erinnerung an Ran Fujimiya, wie er ihm die Stirn bieten konnte, wurmte ihn gewaltig. So sehr, dass er
seine eigene Voraussage jetzt ignorieren würde, um diese Rechnung zu begleichen... Die anderen drei würde er seinen Leuten überlassen. Deswegen war er auch alleine hier. Die Rache an -dem- hier war sein! Dieser
hübsche Junge musste durch seine Hand daran glauben. Er hatte es satt, sich von Weiss auf der Nase herumtanzen zu lassen, bloss weil er gnädig genug gewesen war, sie leben zu lassen. „Das Spiel ist aus." Er zog den
Finger am Abzug langsam an, hielt dabei mögliche Veränderungen in der Zukunft im Auge, falls Fujimiya ausweichen sollte. Aya grollte vor sich hin. Starrte unverwandt auf Crawfords Hand, mit der Waffe. Seine Augen lagen auf
den langen, eleganten Fingern, die das Metall fest umschlossen, wanderten entlang dem zweifelsfrei muskulösen Arm, unter dem feinen Stoff des crèmefarbenen Armani-Anzugs... Die imposante Statur allein - aber nicht durch
simple Bulligkeit, sondern schlicht durch die unbeugsame Selbstsicherheit, die in den perfekt geformten, braunen Augen glitzerte - reichte bereits, um jeden Gegner zu verunsichern. Alles in allem... ein schwarzer Panther.
Schön, stark, stahlhart geformt und sofort tödlich. Aber in seinem Killerinstinkt stand Aya ihm in nichts nach. Er wartete auf die Millisekunde, die er zum reagieren bräuchte. Unverletzt würde er gegen das feindliche
Orakel nicht davonkommen... Nicht diesmal. Diesmal hatte er das untrügliche Gefühl, dass der andere ihn wirklich töten wollte - nicht nur mit ihm spielen, so wie er es von Anfang an getan hatte. Es bestand kein Zweifel, dass
der feindliche Wahrsager ihm durch seine Gabe überlegen war... Aber er hatte ihn in ihren Kämpfen nie getötet, hatte sein überlegenes Grinsen gegrinst und war einfach um ihn herum getanzt, wie eine Katze um einen gelähmten
Vogel. Crawford grinste, als ihm eine Vision zeigte, wie Aya ausweichen würde... Er stellte sich darauf ein und wollte abdrücken... ... Da traf ihn eine weitere wie aus heiterem Himmel. Und es war nicht eine
unmittelbare Vision... Nein, die ging weit über ein Jahr in die Zukunft. Er zögerte am Abzug. Voraussagen, die sich weit von der Gegenwart abspielten, hatte er noch nicht so unter Kontrolle, wie er gerne gehabt hätte.
Sie waren zu veränderlich. Die kleinste Abweichung änderte die ganze Zeitlinie. Und die Zeitlinie, die er im Begriff war zu beginnen, endete mit dem Tod. Nicht nur für Aya, auch für sich selbst, Schwarz, Weiss... Endete
im Chaos. Er richtete die Waffe nach oben, offensichtlich nicht mehr bereit, sie zu benutzen. Er wandte sich wieder der unmittelbaren Zukunft zu. Gut, Aya würde zu überrascht sein, um ihn anzugreifen, wenn er sich jetzt
einfach zurückzog... Aya beobachtete völlig überfahren, wie sein Feind plötzlich die Waffe hob, sich umdrehte und in der Nacht verschwand.
Crawford rannte zu seinem Wagen und startete den Motor. Zum Glück war er alleine hierher gekommen, er hätte wohl die anderen nicht rechtzeitig abhalten können... Wütend sah er, wie sich die Zeitlinie veränderte...
Aber das nicht wirklich zu seinem Vorteil. Das würde er noch in die Hand nehmen müssen. Er fuhr an die Küste. Diesmal ging es um eine »Langzeit-Voraussage«, und er benutzte die Technik noch nicht sehr lange. Auch kamen
die Bilder, die sich noch weit in der Zukunft abspielten, normalerweise nur durch viel Ruhe und Konzentration. Und Ruhe würde er zu Hause nicht bekommen. Nicht mit einem sehr lauten Telepathen in ihrer Mitte.
Auf der Fahrt galten seine Gedanken der Frage, weshalb gerade heute eine solche Vision unkontrolliert auftauchte und ihn von einem Fehler bewahren wollte... Die einfachste Erklärung schien ihm, dass es ihm durch das
ständige Training mit seiner Fähigkeit leichter fiel... Oder aber dieses Wissen war besonders wichtig für ihn und das Team. Nun, natürlich, sie wären sonst geradewegs in ihr Verderben gestürzt... Aber die Vision
spielte sich nach wie vor vor seinem geistigen Auge ab, er sah die Bewegung in der Zukunft mit jedem Kilometer, den er fuhr...
Das waren keine gewöhnlichen Veränderungen. Nichts Simples... Nein, das hier würde kompliziert werden. Er brauchte lange, um aus der Stadt hinaus zu kommen. Jetzt sass er im Wagen, lehnte sich zurück und schloss die
Augen. Nacheinander liess er den Eindrücken, den möglichen Zukünften freien Lauf. Er ordnete die Bilder, indem er verschiedene Szenarien durchspielte, verschiedene Handlungen von ihm, würden zu verschiedenen Resultaten
führen... Und zuletzt gab es nur eine Zukunft, in der Schwarz überleben würde... Eine Zukunft, die besonders schwer zu erreichen war, wenn überhaupt...
Aya stampfte ins Wohnzimmer, in dem seine Kollegen besorgt
auf ihn gewartet hatten. Alle drei standen sofort auf, als er den Raum betrat, aber Aya ignorierte sie und ihr Rufen und eilte in sein Zimmer, ohne einmal aufzublicken. Hinter sich schloss er die Türe ab, liess seinen
Mantel zu Boden fallen und brach endlich auf dem Bett zusammen. Er lag auf dem Rücken, atmete schnell ein und aus und versuchte zu verstehen, was passiert war... Er war überzeugt, dass Brad Crawford ihn heute Nacht
töten wollte. Er wusste einfach, dass der andere Mann jeden Moment abgedrückt hätte... Aber dann dieser merkwürdige Gesichtsausdruck, als würde ihm plötzlich etwas einfallen. Er hatte durch ihn hindurch gestarrt, weit in
die Ferne... ferne Zukunft? Und dann war er weg. Was war passiert? Und warum konnte er nicht einfach dankbar sein, dass er noch lebte? Und warum... ja, warum wuchs in ihm der Wunsch, dem Mann noch einmal zu begegnen,
ohne dass sie kämpfen müssten?
*** Es war eine warme September-Nacht. Aya kam vom Krankenhaus, wo er lange Stunden neben seiner Schwester gesessen hatte. Manchmal fragte er sich, ob er den Ärzten, die ihm sagten,
dass sie nicht mehr aufwachen würde, nicht doch glaube sollte... Aber diese Fragen spielten sich so tief in seinem Unterbewusstsein ab, dass er sie gar nicht mehr wahrnahm... oder wahrnehmen wollte. Er weigerte sich - nein,
verbot sich - darüber nachzudenken. Aya -würde- wieder aufwachen! In seinen Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie sich ihm jemand von der Seite her näherte. Im richtigen Moment wurde er fest am Arm gepackt, in eine
Seitenstrasse gezerrt und heftig mit dem Gesicht voran gegen eine Wand gestossen. Die Luft wurde bei dem Aufprall aus seinen Lungen gepresst. Er atmete tief und schnell ein, als er sich umdrehte und... direkt in die Mündung
einer Waffe starrte. Er hob seinen Blick ruhig. „Was willst du?" Merkwürdig... Irgendwie wusste er, dass sein Leben diesmal nicht unmittelbar in Gefahr war. Was sollten diese verdammten Spiele?! Konnte dieser
arrogante Bastard nicht jemand anderes zu seinem Amüsement finden? Aber Brad Crawford grinste nicht sein überlegenes Grinsen. Er erwiderte den Blick mit demselben Feuer, wie es bei seinem Gegenüber in den beiden
glühenden Amethysten loderte. „Wir haben ein Problem", legte er mit gefühllosem Kalkül dar. Aya hob eine elegante Augenbraue. „Wir?" Crawford nickte, seine Waffe richtete er weiterhin auf den jüngeren
Mann. „Schwarz und Weiss fahren geradewegs in die Hölle, wenn wir nichts dagegen unternehmen." Aya schnaubte. „Dann bekommen wir, was wir verdienen." Diesmal hob Crawford eine Augenbraue. Seine Visionen
hatten ihm genau gezeigt, bei welcher Taktik der Weiss-Anführer weich werden würde. „Omi wird als erster daran glauben." Er machte eine kurze Pause, um Aya die Gelegenheit zu geben, die Worte aufzunehmen. Bewusst
nannte er alle Weiss-Mitglieder beim Vornamen. „Fast zur gleichen Zeit dann Schuldig. Youji, Farfarello, Nagi, Ken - der sich übrigens ganz dramatisch selbst das Leben nimmt - und wir beide zuletzt. Und es gibt nichts, was
ich alleine dagegen unternehmen kann. Höchstens ein paar kleine Veränderungen mit dem Zeitpunkt." Hätte er Aya bei ihrem letzten Treffen getötet, wäre er eben der erste gewesen. Die Reihenfolge wäre minimal
anders verlaufen... Nicht aber ihrer aller Tod... Ayas Augen zeigten keine Reaktion. Seine Gefühle waren eine ganz andere Sache... Natürlich, sie hätten alle jederzeit sterben können... Aber es jetzt so zu hören...
Omi...? Omittchi würde als erster sterben? „Warum sollte ich dir glauben?" Crawford grinste. „Hör zu, Fujimiya! Ich weiss, du willst nichts mehr, als Schwarz tot sehen. Und ich will Weiss tot sehen.
Unglücklicherweise geht eines nicht ohne das andere." „Komm auf den Punkt." Crawford blinzelte und überprüfte seine letzte Vision zweimal, ehe er die Waffe anhob und im Holster verstaute. Sachlich begann
er: „Innerhalb der nächsten zwei Jahre sterben wir alle. Auf die ein oder andere Weise, je nach dem, ob und wie ich eingreife. Ich habe alle Möglichkeiten durchgespielt und es gibt nur eine, mit der wir alle
überleben." Er wartete. „Ein Team." Diesmal zeigten Ayas Augen eine Reaktion, sie weiteten sich sichtlich. „Dann bin ich lieber tot!", fauchte er.
Crawford lachte nur kalt. „Du bist kein Samariter, Fujimiya. Du tötest Menschen, genau wie wir. Überprüf uns, wenn du willst. Sieh dir mal genau an, was für Aufträge wir in letzter Zeit erledigt haben..."
Aya funkelte ihn an. „Wir wissen genau, was ihr tut! Kritiker haben uns..." „Kritiker?", er spuckte den Namen geradezu aus. „Kritiker sehen nur, was sie sehen wollen. Alles was nicht über deren Tisch läuft
ist schlecht. Ha! So einfach ist die Welt nicht." Er durchbohrte ihn mit seinem Blick. „Ich sage es noch mal. Überprüf es selber. Sieh es mit eigenen Augen. Warum sollte ich Unschuldige töten, wenn ich viel mehr
verdiene durch den Tod von Gangstern, beauftragt von anderen Gangstern?" Aya lacht einmal knapp auf. „Den Teufel mit Teufels Hilfe besiegen?" „Wenn es nützt." Das brachte Aya zum Schweigen. Tat er
denn was anderes? Töten ist schlecht. Er besiegte also Schlechtes mit Schlechtem... Crawford straffte die Schultern. „Es ist deine Entscheidung. Ich kontaktiere dich wieder. Aber ich rate dir, lass dir nicht zu viel Zeit,
davon haben wir nämlich nur wenig, wenn wir rechtzeitig beginnen wollen." Er wandte sich ab. „Ach ja, und sag niemandem etwas. Das bringt die Zeitlinie durcheinander." „Wie praktisch!", hisste Aya.
Crawford lachte nur und verliess die Seitenstrasse. Kurz darauf hörte Aya das Schliessen einer Autotüre und einen Motor brummen.
***
Aya wartete im Regen unter einem kleinen Vordach eines Hotels. Morgen würde der Oktober anfangen, das Herbstwetter meldete sich jedenfalls schon mal an. Tief in seinen Gedanken starrte er vor sich auf den Boden,
beobachtete den Regen, wie er einer Rinne entlang floss. Es war gar nicht so einfach gewesen, Schwarz ohne Omis Hilfe zu überprüfen. Er hatte fast einen Monat gebraucht, um all seine Fragen zufriedenstellend zu
beantworten. Aber offensichtlich hatte Crawford nicht gelogen... Gerade noch letzte Woche war ein Yakuza tot aufgefunden worden. Mit Knochenbrüchen am ganzen Körper, ohne erkennbare, äussere Einwirkung... Das schrie
förmlich nach Nagi. Er kreuzte seine Arme und hob sein Kinn störrisch. Diese Erkenntnis reichte aber noch nicht aus, um mit Brad Crawford zusammenzuarbeiten. Er würde sich heute seine Ideen anhören und ihn zum Teufel
schicken... Jedenfalls war das sein Plan. Beim letzten Mal hatte er eigentlich auch das vor gehabt, konnte sich aber einfach nicht durchsetzen. Allein das Bild von Omi im Leichenschauhaus hatte gereicht, um ihn umzustimmen.
Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er fuhr erschrocken herum. Crawford deutete ihm, mit ihm in das Hotel zu kommen. Aya schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall komme ich mit dir allein in ein Hotelzimmer. Für
wie blöd hältst du mich, dir blind zu vertrauen?" Crawford war nahe dran, seine Geduld zu verlieren. „Das Ganze hier gefällt mir genauso wenig, wie dir! Jetzt lass die Mätzchen und komm rein! In dem Restaurant,
das ich geplant hatte, wären wir gesehen worden. Das können wir nicht riskieren!" Aya folgte ihm schliesslich, aber nicht, ohne Crawford mit einem Blick zu zeigen, wie sehr es ihm missfiel.
Crawford schloss die Zimmertüre und wies Aya zu der Sitzgruppe in der Mitte des Raumes. Aya setzte sich. Er war doch eigentlich verrückt, überhaupt herzukommen! Das konnte ja schliesslich auch eine Falle sein, nicht
wahr? ... Warum also glaubte er diesem Mann, der sich ihm gegenüber hinsetzte? „Hast du uns überprüft?" Aya nickte. „Und das Ergebnis?" „Einigermassen zufriedenstellend." Crawford lachte
amüsiert. „Gut, dann zum Geschäft. Wir haben kaum mehr Zeit. Schuldig und Omi werden sich im Dezember gegenseitig umbringen. Um das zu verhindern, müssen wir Mitte Oktober mit den Vorbereitungen anfangen." Aya
nickte unbehaglich. „Wenn ihr so unbesiegbar seid, wie ihr immer behauptet, wieso lässt Schuldig sich dann so leicht erwischen?" Crawford verdrehte die Augen. „Schuldig ist ein Bisschen zu sehr von sich überzeugt.
Er erschiesst euren Jungen, der aber leider noch nicht ganz tot ist und ihn mit einem Pfeil trifft." Er seufzte. „Schuldig ist ein Hitzkopf. Wenn er denkt, dass er gewonnen hat, lässt seine Achtsamkeit nach."
Aya ignorierte geflissentlich, dass er gerade mit dem Feind konspirierte und räusperte sich. „Und dein Plan?" „Eine kleine Sache müssen wir ins Rollen bringen, dann ergibt eines das andere. Ab und zu mal ein
kleiner Anstoss, aber wir müssten alle überleben. Bloss... die eine kleine Sache wird dir nicht gefallen." Aya kreuzte seine Arme. „Nichts hier gefällt mir. Erklär. Aber gründlich." Crawford hätte wohl
die Schultern gezuckt, wenn man eine äussere Reaktion hätte sehen können. So blieb er einfach ruhig sitzen. „Schuldig wollte mit dem Kleinen spielen. Deswegen sterben beide.
Obwohl ich allen im Team verboten hatte, einen von euch zu töten..." Ayas Augen weiteten sich. So ein Blödsinn! Warum hätte er das verbieten sollen?
Crawford lachte nur bei der Reaktion. „Was denkst du eigentlich, warum ihr noch lebt?" Aya sagte nichts. Er hatte sich diese Frage oft genug gestellt... Crawford rückte seine Brille zurecht und fuhr fort: „Wie
auch immer. Die Lösung liegt also darin, Schuldig mit dem Jungen spielen zu lassen, ohne dass er ihn tötet." Aya schoss hoch. „Du wirst Omi da raus halten!" Er kannte Schuldig genug um zu wissen, dass alle
seine Spielmethoden grausam waren. „Tut mir leid, das ist nicht möglich. Aber du regst dich unnötig auf", erwiderte er kühl. „Dem Jungen passiert nichts. Im Gegenteil: Er wird glücklicher sein, als er es sich
jetzt überhaupt vorstellen kann." Ayas Mund öffnete sich, aber er sagte nichts. Jetzt verstand er... Omi sollte... und Schuldig... Er schüttelte den Kopf. „Das ist -nicht- dein Ernst! Das überleben sie keine zwei
Stunden!" „Doch, sie werden. Wenn wir eingreifen, treffen sie sich im November in einem Club..." Aya geriet fast sichtlich ins Schleudern, aber er hielt sich unter Kontrolle. „Omi ist nicht volljährig! Er
kann in keinen Club gehen!" Crawford rührte sich nicht. „In drei Wochen wird er dich fragen, was du davon hältst, wenn er mit einem gefälschten Ausweis ein Bisschen ausgehen würde. Eigentlich hättest du ihm mit
Nein geantwortet, von wegen Sicherheit und so weiter... Du wirst ihn stattdessen ermuntern. Alles andere passiert von alleine. Ich gebe Schuldig an einem Abend, an dem Omi ausgehen will, frei. Beide sind angetrunken, sie
verbringen die Nacht zusammen, und sie werden sich -nicht- töten." Lange sagte Aya nichts. „Omi verliebt sich in ihn?", fragte er leise. Crawford nickte. Aya schluckte hart. Allein die Vorstellung von den
beiden war... Er kniff die Augen zusammen. „Was ist mit eurem Mann? Und sag mir nicht, dass der überhaupt weiss, was Liebe ist." „Er braucht etwas länger. Aber, ja, er wird den Jungen lieben. In nicht ganz einem
Jahr etwa wird ihm das klar. Und denk daran, ansonsten würden sie nicht einmal so lange leben." „Was passiert weiter?" Aya hatte beinahe Angst zu fragen.
„Mit ein Bisschen Hilfe von Schuldig kommen Balinese und Siberian zusammen." Das brachte Aya tatsächlich zum Schmunzeln. Also hatte er doch richtig gesehen bei den beiden. Crawford ignorierte es. „Balinese
erfährt zuerst von Omis Beziehung, Siberian als nächstes. Sie werden damit klarkommen. Nagi und Omi werden sich nach einem holprigen Start anfreunden. Farfarello hört auf Nagi, ausserdem schlägt er glaube ich auf die
Medikamente an. Das Team kann funktionieren." Aya lief etwas auf und ab. „Und Kritiker werden uns einfach gehen lassen, oder was?" „Natürlich nicht. Aber dieses Problem ist am einfachsten zu lösen. Wir
müssen nur den richtigen Zeitpunkt abwarten. Kritiker sind durch ihre Machenschaften erpressbar. Euch frei zu bekommen, dürfte nicht allzu schwer sein." Aya wusste, dass er keine andere Wahl hatte, wenn Crawford die
Wahrheit sagte... Und... er glaubte ihm. Warum sollte der sich sonst die ganze Mühe machen? Er hatte Recht, Schwarz konnte Weiss erledigen wann immer sie wollten... Aber wenn er sich jetzt auf diesen Handel einliess,
welche Folgen hatte das? Weiss und Schwarz würden ein zweifelsfrei starkes Team bilden. Es bedeutete auch mehr Geld, eine bessere Behandlung für Aya-chan...
Seine Atmung wurde wacklig, wenn er an Omi dachte. Was würde er ihm wohl mit dieser Entscheidung antun? Omittchi... der unschuldige, kleine Omittchi? Mit aller Kraft versuchte er das Bild von Omi und Schuldig, das sich
penetrant in seinem Kopf festgesetzt hatte, zu verdrängen. Aber sie würden leben. Dann wandte er sich wieder an Crawford. Ein weiterer Punkt bereitete ihm Sorgen, und er stellte die Frage, von der er die Antwort
irgendwie schon wusste... „Da ist doch noch etwas...?" Crawford stand auf und trat näher auf ihn zu. Aya trat zurück. Dann stiess er gegen die Wand hinter sich und starrte auf Crawford, wie er nahe vor ihm
stehen blieb. Er würde lügen, wenn er sagte, er fände den Amerikaner nicht attraktiv, und das wusste er... Aber... „Du kennst die Antwort, nicht wahr?"
Aya erwiderte den Blick fest. „Warum sollten wir uns darauf einlassen?" „Es macht uns die Sache leichter." Aya wusste, dass er auch damit Recht hatte, suchte aber trotzdem nach einem Ausweg. Gewiss...
Crawford faszinierte ihn. Sie waren wie zwei Seiten derselben Münze, und das zog sie unweigerlich zueinander. Es wäre wohl einfacher, wenn sie ihren gegenseitigen Hass so »kompensieren« könnten... wenn zumindest ihr
körperliches Verlangen gestillt würde... Aber was, wenn Crawford ihn anlog? Es war doch noch immer eine Möglichkeit... eine Möglichkeit...
Er wandte seinen Blick kurz ab, und kniff die Augen zu... ehe er seinen Kopf zögerlich wieder drehte. Nein, der Mann log nicht. Und er wusste das. Zum ersten Mal schwankte seine Stimme: „Und warum warten wir damit
nicht? Ich hasse dich. Warum sollte es dann leichter werden?", flüsterte er. „Zu warten funktioniert nicht. Du hast diesen Gedanken bereits seit ich dich nach dieser Mission im Juli am Leben gelassen habe. Deine
Blicke sind mir nicht entgangen. Denkst du vielleicht, so können wir zusammen arbeiten? Ich -weiss-, dass es passieren wird, früher oder später. Solches Wissen, das uns von unserer Arbeit ablenkt, können wir nicht
gebrauchen." Aya zog seine Augen zu Schlitzen. Crawford lachte darauf kehlig. „Stimmt das etwa nicht?" Einige Augenblicke lang starrten sie sich gegenseitig in den Boden.
Crawford wurde das Spiel schliesslich zu bunt. Er fand diesen Mann natürlich anziehend, faszinierend... ihm selbst ähnlich. Er würde ihn nicht töten können... aber er würde ihn zumindest besitzen können. „Du bist
sehr schön." Er strich mit dem Finger über die weisse, seidenweiche Haut einer Wange. Er zog seine Brille aus und grinste Aya an. „Sieh mir in die Augen und sag mir, dass ich dir nicht gefalle, Pretty." Sein
Lächeln war bissig. Ja, hübsch war er wohl... pretty boy... Und Aya sah ihm in die Augen. Eiskalte, braune Augen... paradox. Süsse Worte, eisige Worte. Sanfte Hände, tödliche Hände... Dann hatte auch Aya keine Lust
mehr zu spielen. Er schloss den Abstand zwischen ihnen und küsste den anderen Mann leidenschaftlich, drängte seine Zunge fast gewaltsam in dessen Mund und spürte, wie dieser sofort erwiderte. Mit dem was er im Begriff war
Omi anzutun, hatte er es nicht anders verdient, als der Bettgefährte des Teufels zu werden. Aya hörte noch, wie Crawford seine Brille auf die Kommode neben ihnen legte, dann setzte sein Verstand aus. Crawford presste
ihn härter gegen die Wand, übernahm die Führung. Der Kuss war schon beinahe brutal, wie sie um Dominanz kämpften, und Aya hatte nicht mehr die Kraft zu wiederstehen. Nicht mehr... Crawford zerrte Aya sein Sweatshirt
über den Kopf und biss ihm darauf in den makellos weissen Hals, sog an der Haut, bis er den metallischen Geschmack von Blut ausmachen konnte. Er fuhr mit den Fingernägeln über Ayas Brust, bis zu den Brustwarzen und drängte
ein Bein zwischen seine. Aya warf den Kopf in den Nacken. „Brad...", keuchte er. Er fuhr mit den Händen über Crawfords Brust und Arme, die, wie er bereits vermutet hatte, feste Muskeln aufwiesen. Trotzdem war der
Mann schlank... Er grub seine Finger in dessen Rücken. Crawford grollte zufrieden, wie ein Löwe mit seiner Beute, als er den jüngeren Mann seinen Namen aussprechen hörte. Er biss noch heftiger zu. Aya verlor sich in
dieser Mischung aus Schmerz und Lust. Sein Gewissen lag tief vergraben unter den Bemühungen des anderen. Blind griff er nach Crawfords Hemd und riss die Knöpfe auf... Dann piepte seine Uhr zweimal zur vollen Stunde, und er
riss die Augen auf. Piep... Piep... Plötzlich konnte er sich nicht mehr gegen das Bild seiner Schwester wehren, wie sie im Krankenhaus lag, die Maschine neben ihr piepte, ihr Leben anzeigte... Nein... nein...
„Nein...", flüsterte er. Crawford sah, dass Aya versuchen würde loszukommen, ehe er auch nur einen Muskel bewegt hatte. Blitzschnell packte er die feinen Handgelenke und drückte sie über Ayas Kopf gegen die
Wand. Er atmete heftig. „Oh, nein. Der Deal steht. Du gehörst mir." Das weckte wieder Ayas Kampfgeist. Seine Augen wurden schnell klar, zeigten an, dass er nicht widerstandslos aufgeben würde. Crawford lachte.
Das Feuer in diesen glühenden Augen brachte sein Blut zum kochen. Das war der Grund, weswegen der andere Mann ihn so anzog... Die verborgene Wildkatze. „Du willst kämpfen? Gut." Aya wollte ihm einen Kick mit seinem
Bein verpassen, aber Crawford sah es natürlich voraus und ihn mit einer schnellen Drehung an dem Bein zu Fall brachte. Aya rollte sich aus Instinkt sofort zur Seite. Aber Crawford dachte nicht daran, ihn anzugreifen. Er
lief ruhig um ihn herum, liess ihn nie aus den Augen und genoss den Anblick, den ihm seine Wildkatze auf allen Vieren bot. Er löste den Knoten an der Krawatte und sagte: „Du hast keine Chance. Je mehr du dich wehrst, um so
mehr will ich dich." Aya wollte mit einem schnellen Ausfall auf Crawfords Beine den anderen Mann ebenfalls zu Boden zwingen, aber der wich einfach aus, und er prallte mit den Knien gegen die Seite des Bettes und fiel
darauf. Gerade als ihm mit geweiteten Augen sein Fehler bewusst wurde und die Lage, in die er sich mit dem Manöver gebracht hatte, wurde er schon gepackt. Aya wusste nicht, wie ihm geschah, er spürte noch, wie ein fester
Stoff sich um seine Handgelenke schlang. Sehen konnte er nichts, er lag mit dem Gesicht auf dem Kissen. Crawford hatte Ayas Fehler sofort ausgenutzt und benutzte nun seine Krawatte, um den jungen Mann mit den Handgelenken am
Bettkopf festzubinden. Aya drehte den Kopf, um seinen Gegner sehen zu können und starrte in die braunen Augen, keine fünf Zentimeter von seinen.
Crawford sass auf Ayas Hintern und grinste ihm direkt ins Gesicht. „Das war leicht, Fujimiya." Aya zerrte an seinen Fesseln, musste aber schnell feststellen, dass es zwecklos war. Crawford war ein Profi, er würde
doch wohl noch einen sicheren Knoten hinbekommen. Der Amerikaner zog sein Hemd aus und küsste Ayas Rücken entlang. „Hör auf, dich zu wehren."
Aya keuchte auf bei der feucht-sanften Berührung. „Du... Du ehrloser Bastard!" Crawford lachte kalt. „Ehrlos? Hattest du unserem Deal nicht zugestimmt? Und habe ich dich jetzt nicht in einem fairen Kampf
besiegt?" Eine seiner Hände glitt unter Aya, rutschte erst den Bauch entlang, dann drückte sie schmerzlich fest gegen Ayas jeansverdeckte Erektion. Er beugte sich zu Ayas Ohr und lachte leise, dann leckte er der
Ohrmuschel entlang. „Und es gefällt dir." Er drückte noch fester und brachte Aya zum Stöhnen. „Warum wehrst du dich?" Aya kniff die Augen zusammen. Natürlich hatte er Recht! Und er wollte weiter so berührt
werden, innerlich versengt werden, vor Lust aufschreien... Aber niemals würde sein Stolz das zulassen. Und seine Schwester... sie würde ihn verfluchen! Aya schluchzte beinahe, als ihm erneut klar wurde, dass sie das wohl
ohnehin tun würde, sollte sie jemals wieder aufwachen und ihr Brüderchen sehen... wie er Leute tötete... Aber sein Stolz... Der war trotzdem kaum zu bezwingen. Störrisch erwiderte er Crawfords Blick.
„Mmh... So mag ich dich", lachte der andere Mann und begann, Aya die Hose auszuziehen. Absichtlich langsam öffnete er den Reissverschluss, bis er Aya wimmern hörte und wieder zufrieden lachte. Er zog den Stoff von
seinen Beinen und wandte sich noch der Unterhose zu, die er ebenfalls aus dem Weg räumte. Aya konnte wieder ein Geräusch ausmachen, wusste aber nicht was es war... Und das war sein geringstes Problem. Er lag nackt,
praktisch vor seinem Feind ausgebreitet und, als ob das nicht schlimm genug war, auch noch höchst erregt. Er drehte seinen Kopf, und sah gerade noch, wie Crawford eine kleine Tube neben sich auf das Bett legte, ehe der Mann
sich zu ihm beugte, ihm ein paar Haare aus dem Gesicht strich und flüsterte: „Dann wollen wir doch mal sehen, wie lange deine Selbstbeherrschung anhält..." Ayas Herz begann zu rasen, als er spürte, wie Crawfords
zweite Hand seiner Wirbelsäule entlang tiefer wanderte, zwischen seine straffen Backen glitt und mit einem öligen Finger nach der Öffnung suchte. Der Finger zog erst kleine Kreise, ehe er sofort bis zum Gelenk tief eindrang.
Aya fuhr heftig zusammen und hörte ein Lachen wie aus weiter Ferne, durch einen Schleier der Lust. Der Finger fuhr die Innenwände entlang, schien etwas zu suchen... Aya schrie plötzlich auf und beugte sich dem
eindringenden Finger ungewollt entgegen. Er spürte sein Glied zucken bei dieser Berührung und wie erste Lusttropfen heraus quollen. Crawford grinste. Lange würde Aya nicht wiederstehen können... Wieder tastete er
vorsichtig nach der Prostata, diesmal berührte er den Punkt nur flüchtig, liess Aya nur erahnen, was er noch mit ihm tun könnte... Aya schnappte nach Luft, wimmerte leise. Crawford lachte leise. „Gibst du auf?"
Aya konnte kein Wort mehr sagen. Er schüttelte den Kopf. „Gut. Das fängt an, mir Spass zu machen..." Er drehte Aya leicht zu Seite, um Zugang zu seinem Penis zu bekommen. Mit langen gleichmässigen Strichen
massierte er das harte Fleisch, während er nun unerbittlich in demselben Rhythmus gegen die Prostata stiess. Aya schrie auf. Er würde gleich den Verstand verlieren, -wollte- den Verstand verlieren, wenn er nicht endlich...
Crawford hielt mitten in den Bewegungen inne, als er Ayas Höhepunkt nahen spürte. „Nein", tadelte er. „Noch nicht. Und nicht so... Gibst du auf?"
Aya rang um Luft, alles drehte sich. Es war so gut! ... Aber er konnte doch nicht einfach nachgeben! Irgendwann musste doch auch Crawford die Geduld ausgehen... Er schüttelte erneut den Kopf. Crawford biss wieder leicht
in seinen Hals. „Beeindruckend. Aber es wird dir nicht helfen." Er nahm seine Bemühungen ein weiteres Mal auf, aber diesmal langsamer. Aya wand sich auf den weissen Laken. Er drängte sich gegen den Finger und die
quälende Hand, wollte sie zwingen, sich schneller zu bewegen, ihn endlich zu erlösen! Als Antwort bewegte sich Crawford noch langsamer. „Nicht, solange du mich nicht darum bettelst, Fujimiya." Er rieb gegen die
Prostata. „Komm... Sag es einfach", murmelte er in sein Ohr. „Willst du nicht mehr als diesen Finger? Hmm...?" Wieder stiess er ein einziges Mal fester zu. „Sag es. Ich weiss, du willst es."
Aya wimmerte, warf seinen Kopf hin und her. „N...nein! ... Kann nicht... Nicht, Brad..." „Nein?", er wurde noch langsamer. „Nein... Ja... Ich meine..." Crawford grinste gegen sein Ohr. Ganz nahe...
Er brauchte nur noch... „Ja?" Er stiess seinen Finger in einer schnellen Bewegung an den richtigen Punkt. „JA!" Noch einmal. „Sag es! Was willst du?", zischte er. „Dich... Brad, bitte!"
„Sag es!" Er selbst war auch schon schmerzlich hart, weigerte sich aber jetzt aufzugeben. Langsam steigerte er das Tempo.
„Ich will dich, Brad! Ich will, dass du mich fickst! Fick mich! Fick mich, Brad. BITTE!", bettelte er gequält. Crawford verlor keine Zeit, hatte seine Hose schon halb ausgezogen, ehe Aya seinen Wortschwall beenden
konnte. Aya stemmte sich hoch auf alle viere, er spreizte seine Schenkel so weit er konnte und hob seinen Hintern an, wie eine Opfergabe für den anderen Mann. „Bitte, Brad. Bitte, nimm mich!" Er wimmerte erneut, als
ihm klar wurde, dass er verloren hatte. Aber als er starke Hände an seinen Hüften und den harten, pulsierenden Schaft an seinem Hintern spürte, wie er Einlass suchte, hätte es ihm nicht gleichgültiger sein können. „Oh,
ja. Bitte!" Er bog den Rücken noch mehr und drängte sich nach hinten. Crawford umfasste Ayas Hüfte mit beiden Händen mit einem eisernen Griff, der wohl blaue Flecke hinterlassen würde, nachdem er sich noch hastig
die Zeit genommen hatte, Massageöl auf sein heisses Fleisch aufzutragen. Aya fühlte die dicke Spitze, wie sie ihn anstupste und hielt die Luft an. Davor war nur ein Finger in ihm gewesen und jetzt...
Mit einem einzigen, harten Stoss drängte Crawford seine glühende Erektion tief in Ayas willigen Körper.
„AAAAAAA! ! !" Aya schrie auf. Das tat -weh-! Aber es war auch so gut! Crawford gab Aya keine Zeit, sich an den
Eindringling zu gewöhnen, stiess mit aller Kraft wieder und wieder zu, seine Beherrschung längst vergessen. Aya senkte seine Schultern wieder auf das Bett, um Crawford noch besser Zugang zu gewähren. Er drehte seinen
Kopf, um ihn über die Schulter hinweg ansehen zu können... Das Spiel seiner Muskeln, den harten Schwanz, den er immer wieder in seinen Körper stossen sehen konnte. Crawford beugte sich zu seinem Ohr. „Gefällt dir das?
Huh?", fragte die sexdurchtränkte Stimme schubweise, wie die immer schneller werdenden Bewegungen. „Willst du es hart? Dir gefällt es, so gefickt zu werden, nicht wahr?" „Ja! Oh, ja! Härter! Fick mich
härter!" Aya war jetzt alles egal. Er wollte nur noch mehr, schneller, härter, mehr, mehr, mehr... Crawfords starke Beckenknochen schlugen schmerzhaft gegen seinen Hintern, genau so wie seine Juwelen bei jedem Stoss ein
klatschendes Geräusch machten. Nichts existierte mehr. Nur dieses Brennen, dieses Verlangen... „Mehr, Brad! Härter!" Brad kam dem Wunsch sofort entgegen. Er richtete sich wieder auf, um mehr Kraft in seine
Bewegungen legen zu können. Ayas Schreien hörte nun kaum mehr auf, um Luft zu holen. Jeder Stoss traf die Prostata, der junge Mann sah schwarz vor Augen, Sterne tanzten und er war sich sicher, gleich das Bewusstsein zu
verlieren... Da spürte er einen festen Griff um sein Glied. Brad pumpte ihn ebenso heftig, wie er zustiess. Sein Stöhnen wurde mit jeder Reibung in diesem engen, kleinen Hintern lauter.
Aya schrie auf. „Ja, Brad, härter! Här... HAAAAAAAA!" Brad spürte Aya in seiner Hand kommen und wie sich die Muskeln um ihn stossartig zusammen zogen, dann gab auch er auf und ergoss seinen Samen tief in diesem
perfekten Geschöpf. „Mmmmm! Haaa!" Noch ein paar wenige, langsame Stösse und sie kollabierten wörtlich nebeneinander auf dem Bett.
Beide Männer atmeten heftig und brauchten lange, um sich ihrer Umgebung wieder bewusst zu werden. Aya schnürte es die Luft ab, als ihm klar wurde, was passiert war, was er getan und gesagt hatte... So weit es ihm seine
Fesseln erlaubten, versuchte er sich von Crawford abzuwenden. Er hasste sich selbst dafür, dass er noch nicht einmal von dem, was er getan hatte, angewidert war. Warum... warum gefiel ihm so etwas? Seine ganze, restliche
Beherrschung verwendete er dafür, nicht zu weinen... und dann waren seine Hände frei. Er drehte sich ganz zur Seite und zog die Beine an den Körper. Crawford hielt seine Krawatte in der Hand und betrachtete den weissen
Rücken neben sich. An den Hüften waren die roten Abdrücke von seinen Händen gut zu sehen. Er wanderte mit seinem Blick noch tiefer. Gut... Kein Blut. Die tiefe, samtweiche Stimme neben ihm brachte seine Sinne zurück.
„Wird Omi von Schuldig auch vergewaltigt?" Crawford stützte sich auf einen Ellbogen und beugte sich über Ayas Gesicht. Nun... technisch gesehen war es schon eine Vergewaltigung gewesen... Auch wenn sie beide
wussten, dass sie es auch beide wollten... Crawford beschloss, später darüber nachzudenken. „Nein", antwortete er. „Schuldig behandelt ihn wohl besser als alle anderen davor... Er kriegt seinen Kick daraus, dass
der Weiss-Junge freiwillig zu ihm zurückkehrt." Aya nickte abwesend und meinte leise: „Wenn du willst, dass ich zu dir zurückkomme, solltest du dir an ihm ein Beispiel nehmen." Crawford sah zu Seite. Ja...
Das hätte so nicht passieren dürfen. Er war es nicht gewohnt, dass man ihn abwies... Genau so wenig, wie er es gewohnt war, sich von Leidenschaft so überwältigen zu lassen, um sich zu... einer Vergewaltigung - und das war
es, egal was er sich einredete - hinreissen zu lassen. Langsam strich er Ayas Arm und Seite bis zum Knie hinab, dann wieder hinauf, um auf der Hüfte liegen zu bleiben. Er beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft auf die
Bisswunde am Hals, beruhigte das gereizte Fleisch zärtlich mit seiner Zunge. Aya fuhr ein Schauer über den Rücken und er seufzte. Wäre das vorhin nicht passiert, er hätte diesen Kuss wohl nicht wirklich geniessen
können. „Weiss du, was eine Vergewaltigung im klassischen Sinne ist?" Crawford hob verwirrt den Kopf. Er war kein Mann, der sich mit Klassik auseinander setzte. Er sah in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit.
Aya hingegen las sehr viel. Es brachte ihm Ruhe und Ausgeglichenheit. „Das Opfer wird gezwungen, sich den Leidenschaften, die es zuvor unterdrückt hatte, zu stellen... zuzulassen, sich dem vollständig hinzugeben. In der
Antike... war eine „klassische Vergewaltigung" nichts Schlechtes. Sie bedeutete Befreiung." Danach schwieg er. Mehr hatte er nicht zu sagen. Gewiss, die banale Art der Vergewaltigung - das simple Aufzwingen von
etwas, das der Unterlegene nicht bereit ist zu empfangen - war eine ganz andere Sache... Aber er wusste, dass Crawford ihm nichts genommen hatte, was er nicht tief in seinem Inneren hatte geben wollen.
Crawford drehte ihn langsam auf den Rücken zurück. Lange sahen sich die beiden Männer gegenseitig in die Augen, ohne ein Wort zu sagen.
Crawford verstand und Aya... Aya musste noch eine Frage stellen: „Hast du uns in der Zukunft gesehen?" Crawford nickte. „Und?" Er dachte kurz nach. „Ich konnte nicht viel sehen. Von mir selbst handeln
die Visionen selten. Da war nur ein Bild, vielleicht etwa ein halbes Jahr von heute an. Wir lagen zusammen, fast so wie jetzt." „Wird da so etwas wie Liebe sein?" Crawford hob eine Augenbraue. „Ich weiss es
nicht", antworte er. „Aber Zufriedenheit. Wir werden zufrieden sein." Aya schien sich damit abzufinden. Zufriedenheit war gut. Es war mehr, als er jetzt hatte. „Nun beantworte mir eine Frage."
Aya hob den Blick. „Warum liegst du mit deinem Feind im Bett?" Es war jetzt an Aya, nachzudenken. Er fand die Antwort schnell und war erstaunt, dass er nicht zögerte, sie auszusprechen. „Weil ich es so
wollte." Crawford nickte zufrieden und grinste. Dann küsste er ihn. Ganz anders als davor. Diesmal war es langsam und süss... Aya würde freiwillig zu ihm zurückkehren. Schliesslich schob ihn Aya etwas weg.
„Aber lass dir eines gesagt sein..." Er machte eine Pause. „Ich werde nicht dein Mädchen sein. Stell dich lieber gleich darauf ein, dass ich auch mal oben bin."
Crawford funkelte ihn an und Aya grinste fast hinterhältig. „Du warst noch nie uke, huh?", fragte der weisse Jäger. Crawford würdigte diese Bemerkung keiner Antwort. Aya setzte sich, verzog kurz das Gesicht
- offensichtlich würde ihm das Sitzen noch eine Weile Mühe bereiten - dann stand er auf und wartete kurz neben dem Bett. Er betrachtete den liegenden Mann einen Moment lang. Er verspürte keine Scham mehr, sich ihm so zu
präsentieren... Im Gegenteil: Er würde ihm genau zeigen, was er haben konnte... „Nun, ich mag beides", erklärte er. „Und ich will beides haben." Dann suchte er sich seine Kleider zusammen und zog sich an.
Crawford setzte sich auch, zog die Knie an und stützte sein Kinn auf eine Hand. Er grinste. „Überzeug mich", forderte er den anderen heraus. Aya lachte ein sinnliches Lachen und zog sich das Sweatshirt über den
Kopf. „Waren meine Schreie nicht überzeugend genug?" Sie schwiegen. Crawford, weil ihn das tatsächlich dazu brachte, den Gedanken in Erwägung zu ziehen und Aya, weil er nichts mehr zu sagen hatte.
Crawford brach die Stille. „Worüber denkst du nach?" „Über eine passende Ausrede, warum ich eine Weile im Stehen arbeiten will", erwiderte er kühl. Crawford lachte. Aya war überrascht festzustellen,
dass ihm dieses Geräusch gefiel. Noch vor kurzer Zeit ging es ihm durch Mark und Bein, aber jetzt... fühlte er mehr eine unbestimmte Wärme... Er atmete tief und trat langsam zur Türe. „In drei Wochen also wird Omi mit
dieser Idee zu mir kommen?" Crawford nickte. Aya schlüpfte in seine Jacke. „Ich will vorher noch mit dir reden. Ich will nicht riskieren, das Falsche zu sagen." Crawford nickte wieder. Aya hätte nicht das
Falsche gesagt... Aber gegen ein Treffen hatte er nichts einzuwenden. „In drei Wochen am Freitag wird er dich fragen." „Also wäre Mittwoch wohl am besten."
Diesmal schüttelte er den Kopf. „Ihr werdet am Mittwoch eine Mission haben. Donnerstag." Aya blitzte ihn kurz misstrauisch an. Crawford grinste nur kühl. Dann nickte der jüngere Mann. „Donnerstag. Lass mich
noch wissen, wann und wo." Er wandte sich ab und verliess den Raum. Crawford beobachtete seine neue Eroberung, bis er die Türe schloss. Dann stand auch er auf, es war Zeit zu gehen.
*** Donnerstag vor dem
Tag 0 ihres Planes. Aya betrat die Eingangshalle eines luxuriösen Hotels und näherte sich dem Arbeitsplatz des Portiers, der aus einem bombastisch wirkenden Mahagoni Desk bestand. Der Mann reiferen Alters sah von seiner
Arbeit auf, als Aya sich vor ihm aufbaute. Er äugte ihn skeptisch. Aya machte nicht den Eindruck, als wäre er ein Gast dieses Hauses. Aya war von dem Blick des vor sich hin vegetierenden Greises nicht beeindruckt. „Ich
werde erwartet. Fujimiya Ran." Der Portier räusperte sich und gab sich erfolglos die Mühe, sich seine Abneigung gegen den jungen Mann nicht anmerken zu lassen. Er blätterte einige Dokumente durch. „Ah, ja.
Fujimiya-san. Suite 304. Im dritten Stock. Sie werden erwartet." „Das sagte ich bereits", erwiderte Aya kühl und machte sich auf den Weg zur Treppe. Er wollte hier nicht mehr Zeit als nötig vergeuden. Er
war nervös genug. Nur noch ein Tag und er würde Omis Zukunft verändern müssen... Und das in eine Richtung, bei der es ihm nach wie vor den Magen umdrehte.
Dann war da auch noch dieses kleine Detail in seinem eigenen Leben... Er kam im dritten Stockwerk an und sah sich um. Nicht viele Türen. Die Suiten mussten ziemlich gross sein. 304 war ganz hinten zu finden. Vor der
Türe blieb er lange stehen. Wie würde er Crawford entgegen treten? Er hatte den Mann weder gesehen noch gesprochen seit drei Wochen. Den kurzen Anruf heute morgen, in dem er ihm mitteilte, wo er ihn finden würde, zählte er
nicht mit. Nun... es gab eine Möglichkeit, es herauszufinden. Er klopfte an. Die Türe öffnete sich fast unmittelbar. Crawford hielt ihm die Türe mit einem neutralen Gesichtsausdruck auf und schloss sie hinter ihm.
Ohne ein Wort nickte er in Richtung Bar - die natürlich mit allem ausgestattet war, was man sich nur vorstellen konnte - und bedeutete Aya, ihm zu folgen. Aya setzte sich schweigend. Sie befanden sich in einem kleinen
Salon. Nebenan konnte Aya das Schlafzimmer ausmachen. Crawford suchte eine Flasche alten Scotch, füllte ein Glas grosszügig und reichte es Aya. „Du bist ein Wrack. Trink."
Aya leerte das Glas in einem Zug, dann stellte er es wieder hin, um noch mehr zu bekommen. Beim dritten Glas dann nahm er einen Schluck und legte eine Pause ein. „Also", begann er, „was soll ich Omi sagen?" Er
wirkte langsam ruhiger. „Egal was es ist, es wird nicht nach mir klingen. Es ist nicht meine Art so einer Sache zuzustimmen. Omi weiss das." Crawford setzte sich neben ihn. „Er würde nicht fragen, wenn er nicht die
Hoffnung hätte, dass du Ja sagen könntest." Aya leerte das Glas und bediente sich diesmal selbst. Er trank einen Schluck und atmete tief. Das machte in der Tat Sinn... Aber aus welchem - natürlich nur vorgeschobenen
- Grund könnte er zustimmen, ohne dass es out of character war? „Was soll ich ihm nun sagen?" Er drehte das Glas in seiner Hand. „Etwa »du wirst wahrscheinlich nicht lange genug leben, um legal in Clubs zu gehen,
also tu es solange du kannst«?" Er leerte das Glas und lachte bitter. „Ja, das klingt nach etwas, das ich sagen würde." Er hatte die Tendenz unter Alkoholeinfluss melancholisch zu werden und der Gedanke, dass er
in den letzten Jahren zu einem Menschen geworden war, der einem Jungen wie Omi so etwas ins Gesicht sagen könnte, liess ihn fast verzweifeln. Was war nur aus Ran geworden? „Ran?" Aya schreckte hoch, wollte etwas
sagen wie »nenn mich nicht so«, liess es aber. Er hatte sich in Ayas Namen gerächt... er würde ihn nicht auch -hierfür- missbrauchen. Brad sollte ihn Ran nennen. Denn diesen Fehler würde Ran - und nur Ran - begehen.
Brad trug einen undefinierbaren Gesichtsausdruck. Diese Melancholie hatte er nicht voraus gesehen. Er hatte nur gesehen, dass Aya nervös hier ankommen würde und dachte, dass ein Drink ihn
beruhigen würde. -Ein- Drink, nicht vier. Natürlich hätte er versuchen können, den Ausgang des Abends voraus zu sehen... Aber dazu gab es keinen Grund. Er würde mit Fujimiya schon fertig.
Zumindest war das seine »offizielle« Version. Den eigentlichen Grund sah Brad Crawford nicht gerne. Der Grund war derselbe, wie der, weswegen er Aya nicht sagen konnte, ob in der Zukunft etwas wie Liebe sein würde... Er
wollte es nicht sehen. Er würde sich lediglich auf das Wesentliche konzentrieren. Und Liebe war unwesentlich! ... ... Er wurde aus seinen Gedanken geholt, als Aya sich vorbeugte und ihn sanft und lange küsste.
Er schmeckte nach Brads Lieblingsscotch. Ayas Haltung war ganz... offen, und Brad fragte sich, ob das die Schuld des Alkohols war - und somit seine - oder ob Aya ohnehin in einer nachdenklichen Stimmung hierher gekommen
war. „Gar nicht in Kampflaune heute?", fragte er, als er sich kurz löste, um Luft zu holen. Aya schüttelte den Kopf. „Lass mich einfach vergessen." In der Antwort schwang mit, dass er beim nächsten Mal
nicht so leicht zu überzeugen sein würde. Crawford lag ein bissiger Spruch und sein fieses Grinsen auf der Zunge, aber er hielt sich zurück. „Ich lasse dich vergessen, Ran." Er nahm ihn bei der Hand. „Komm ins
Schlafzimmer." Aya liess sich widerstandslos mitziehen. „Wenn... wenn das mit dem Team klappen sollte..." Er machte eine Pause. „Nenn mich nicht so, wenn die anderen dabei sind." Seine Stimme wankte ein
wenig von dem Alkohol. Es war ein Wunder, dass er noch gerade gehen konnte - wobei Brads Hand massgeblich mit eine Rolle spielte. Crawford nickte. „Ran gehört mir." Aya legte sich hin, liess sich von Crawford
langsam ausziehen und beobachtete ihn, wie er sich bedächtig aus seinem Armani-Anzug schälte. „Brad", begann er leise. „Keine Fesseln heute, bitte." „Nein." Crawford kroch elegant über ihn, die
Muskelzeichnung bei den Bewegungen veranlasste Aya, über den schönen Körper zu streichen. „Keine Fesseln heute, Pretty." Aya schloss die Augen und erlaubte sich diesmal einfach zu geniessen. Und Brad sorgte auch
dafür, dass Aya Grund zu geniessen hatte, er trank die leisen Seufzer, das Jammern, das Stöhnen, er erkundete Zentimeter für Zentimeter die weiche, weisse Haut. „Pretty..."
Der Schweiss auf ihrer Haut kühlte
ihr Nachglühen langsam aber sicher ab. Aya zog die dünne Decke über sie beide und rutschte näher an den anderen Körper heran. Der Alkoholnebel nahm etwas ab, genau so wie die drückende Melancholie. Crawford meinte
schliesslich: „Du hättest Omi etwas ganz anderes gesagt... Dass er alt genug sei, um zu töten, also auch Entscheidungen alleine treffen könne. Dass er das Recht hätte, auch Spass zu haben." Er seufzte. „Keinen
Alkohol mehr für dich. Oder zumindest nicht so viel." Aya schnaubte. „Ich habe dich nicht beschweren hören. Diesmal hab ich ja einfach nachgegeben."
„Dann muss ich beim nächsten Mal mit Widerstand rechnen?" „Nur, wenn du nicht nachgibst. Nächstes Mal gehörst du mir."
***
Freitag. Aya sass im zusammen mit Ken und Youji im Wohnzimmer und las ein Buch, während sich die anderen beiden einen Film ansahen.
Aya gab sich alle Mühe, sich auf die Worte in dem Buch auf seinem Schoss zu konzentrieren, aber sie wollten einfach keinen Sinn ergeben. Der Satz, mit dem er gerade kämpfte, hatte er bestimmt fünf Mal gelesen, aber noch
immer verstand er ihn nicht. Hätten seine zwei Kollegen ihn aufmerksam beobachtet, wäre ihnen aufgefallen, wie Aya kaum umblätterte und ständig auf dieselbe Seite starrte...
Ayas Gedanken waren wo anders. Heute Abend würde Omi ihn fragen. Heute würde er Weiss verraten, um sie zu retten... Heute... „Aya-kun?" Aya schreckte bei dem Klang der hellen Stimme auf. Er zwang sich zur
Ruhe und erwiderte den Blick ihres Jüngsten. Er sagte nichts, wartete, bis Omi fortfahren würde. Omi spielte mit dem Saum seiner Ärmel, schien unruhig. Youji schliesslich nickte ihm mutmachend zu, was Aya auch sofort
sehen konnte... So... Omi hatte also bereits mit Youji darüber geredet... Na ja... Das änderte nichts. Omi schluckte einmal. „Aya-kun, ich hab ja schon mal einen Ausweis für mich für eine Mission fälschen müssen,
weisst du noch?" Aya nickte. So nervös er zuvor noch gewesen war, jetzt wo es begann, war er ruhiger. Wie ein Schauspieler, dessen Lampenfieber verschwindet, sobald er auf der Bühne steht. „Ja", meinte er
bedächtig. „Ich dachte... Ich würde gerne mal ausgehen. In einen Club, weisst du... Ich könnte mir einen Ausweis machen." Schnell fügte er noch an: „Ich sichere ihn auch bestimmt ab, niemand wird etwas
zurückverfolgen können. Bestimmt, Aya-kun... Bitte?" Aya seufzte, schien nachdenklich. Er schloss sein Buch langsam und betrachtete den Jungen lange. Ja, seine erste Reaktion wäre wohl tatsächlich ein festes
Nein gewesen... Aber damit täte er Omi unrecht. Er hatte es verdient. „Omi...", begann er, „... Du bist alt genug, um zu töten. Du bist mit Sicherheit auch alt genug, um auszugehen. Ich vertraue deinem
Urteilsvermögen, dass du weisst, was du tust. Es ist deine Entscheidung, aber du verdienst es, Spass zu haben. Gott weiss, dass du nicht genug davon hast für einen Siebzehnjährigen." Er hielt den Blickkontakt noch einen
Augenblick aufrecht, dann wandte er sich wieder seinem Buch zu. Innerlich atmete er auf. Das war sogar besser, als er gedacht hatte. Omi hörte man nur noch „Danke, Aya-kun" rufen, dann rannte er auf sein Zimmer.
„Hey, Aya." Aya sah auf Youjis Rufen hin wieder auf. Youji zeigte ihm einen Daumen hoch. „Gut gemacht." Er grinste.
Aya erwiderte den Blick kühl. „Omi verhält sich erwachsener als du, und du gehst auch aus." Youji hielt gespielt getroffen eine Hand auf seine Brust. „Das verletzt mich, Aya."
Ken lachte laut. „Du wärst ja nicht unser Youji, wenn du anders wärst." „Ich liebe dich auch, Kenken", witzelte Youji. Ken wurde rot. „Halt die Klappe, Youji." Aya musste sich tatsächlich
beherrschen, nicht wie ein Irrer zu grinsen. Inzwischen wusste er, wie ernst Youjis Witze eigentlich waren... Und dass Kens rote Wangen nicht daher kamen, dass es ihm peinlich war, sondern er sich wünschte, es entspräche der
Wahrheit. Für einige Sekunden konnte das seine Gedanken von der Gegenwart ablenken... Und dann brach sie über ihn, wie eisig kaltes Wasser. Omi war jetzt wohl in seinem Zimmer, um an dieser ID zu arbeiten, ohne zu
wissen, wohin sie ihn bringen würde... Direkt in die Arme des Feindes - und nicht nur irgendeines Feindes. Aya fühlte sich, als würden die Wände um ihn, ihn verschlucken. Er schlug sein Buch zu und stand hastig auf. Im
Vorbeigehen murmelte er den anderen beiden im Zimmer noch zu: „Ich gehe weg." Und weg war er.
Er war zu früh und er wusste es. Aber als jemand, der in die Zukunft sehen konnte, würde Crawford das wohl
gewusst haben. Er eilte die Korridore eines Hotels entlang. In der Hand hielt er einen Schlüssel, der ihm an der Rezeption hinterlegt worden war.
Zimmer 105. Er schloss auf und platzte in den Raum, hinter ihm fiel die Türe wieder ins Schloss. Diesmal befand er sich in einem grossen Zimmer mit einem Doppelbett, einer kleinen Sitzgruppe und einem Badezimmer an der
Seite. Crawford sass auf einer bequem aussehenden Couch mit einem Glas in der Hand. „Du bist früh", bemerkte er. Aya schmiss den Schlüssel auf den Boden und stürzte sich auf den anderen Mann, der seinen Drink
gerade noch wegstellen konnte. Er küsste ihn wild, liess ihre Lippen brennen. Heftig drückte er Crawford auf das weiche Polster zurück und setzte sich auf ihn. „Heute habe ich Omi verraten", fauchte er. „Auf dein
Geheiss hin!" Wieder ein Kuss. Er nahm ihm die Brille ab und liess sie auf den dicken Teppich fallen. „Dafür gehörst du jetzt -mir-! Ich nehme dir, was du mir genommen hast!" Er presste seine Lippen wieder auf die
des anderen, biss in das zarte Fleisch. Crawford packte ihn an den Haaren und riss ihn von sich, gerade weit genug, um mit ihm reden zu können. „Ich habe euch alle gerettet!" Er wollte noch mehr anfügen, kam aber nicht
dazu.
Aya blinzelte die Tränen aus den Augen, die sich dort ansammelten, als Crawford die empfindliche Kopfhaut an den Haaren spannte. Er
liess ihn nicht mehr weiterreden: „Heuchler! Du rettest dich selbst! Aber mich machst du zum Verräter, während du zusiehst! Ich schulde dir gar nichts!" Damit riss er sich los und nahm sich, was sein war. Crawford
liess ihn gewähren. Er hatte heute nicht wirklich vor gehabt, sich Ayas Willen entgegenzustellen. Aus mehreren Gründen. Aber nur einen liess er bewusst gelten: Er hatte den Ausgang des Abends vorausgesehen... Er wusste, dass
es mehr als befriedigend sein würde, solange es diese Wildkatze war, die ihn zähmte. Er lachte vor sich hin bei der Beschreibung. Und zudem würde er später noch die Gelegenheit haben, sich zu revanchieren.
Ja, die Bilder dieser Nacht waren sehr vielversprechend gewesen.
***
Der 10. November. Es war ein Samstag, kurz vor Ladenschluss, als Aya dabei war die Kasse zu prüfen. Er hing wie so oft seinen Gedanken
nach. Vor zwei Wochen war Omi zum ersten Mal mit seinem »neuen« Ausweis weg gegangen. Und seinem Gesichtsausdruck am nächsten Tag nach zu urteilen, was dieser Ausgang ein strahlender Erfolg gewesen. Bisher allerdings war der
Abend, der alles ändern würde, noch nicht eingetroffen. Crawford war sich nicht sicher mit dem Datum, er würde sich melden, sobald es soweit war. Aya seufzte kaum hörbar. Er traf sich jetzt öfters mit dem feindlichen
Killer, und ihre Treffen waren jedes Mal sehr intensiv... Das Telefon klingelte. Abwesend nahm Aya den Hörer ab. „Kätzchen im Haus, guten Tag."
„Ran. Heute. Triff mich im Hotel, eine Stunde nachdem er weg ist." Klick. Aya reagierte schnell. „Hallo?" Die anderen sollten glauben, dass niemand am anderen Ende war. Er hängte wieder auf, kaum merklich
zitterten seine Finger. Omi wandte sich nach ihm um und lächelte. „Aufgelegt?" Aya nickte. Der Junge stützte sich auf den Besen und sah weiterhin auf den rothaarigen Mann. „Aya-kun?"
Aya sah auf. Er wusste genau, was jetzt kommen würde. „Kann ich heute Abend wieder weg?" Aya nickte und zwang sich, ruhig zu bleiben. „Natürlich. Wir haben keine Mission." Sein Magen drehte und wendete
sich, Sterne tanzten vor seinen Augen. Er spürte, wie sich kalter Schweiss auf seiner Stirn sammelte. Er wischte ihn hastig weg. Heute... Omi würde mit Schuldig... Aya kniff die Augen zusammen und schloss die Kasse
mit einem lauten Knall. „Ich bin fertig", presste er heraus, stand auf und rannte durch die Hintertreppe nach oben. Omi sah ihm besorgt hinterher. „Aya-kun?" Aya hörte ihn nicht. Er stürzte durch das
Apartment ins Bad, schloss die Türe hinter sich ab und übergab sich. Er klammerte sich an die Kloschüssel und rang um Luft. Fast nahtlos wurde das Luftholen nach dem Erbrechen zu reissenden Schluchzern. Er hatte sich nicht
mehr unter Kontrolle. Das einzige, was ihm noch gelang, war, so leise wie möglich zu sein, damit ihn die anderen nicht hören würden.
Tränen liefen unaufhaltsam über seine geröteten Wangen. Omi... Was tat er dem Jungen nur an? „Omi, bitte vergib mir", flüsterte er. Es dauerte etwa zehn Minuten, bis einer der anderen an die Türe klopfte.
„Aya-kun? Bist du da drin?" Es war Omi. Aya konnte den Kampf gegen die Tränen noch nicht gewinnen. Er bebte am ganzen Körper, und es kostete ihn all seine Kraft, genug Luft zu holen, um dem Jungen zu antworten.
„Ich hab etwas Falsches gegessen", log er. 'Omi, es tut mir so leid!', schrie sein Kopf, und er wünschte sich, er könnte seinen Schmerz hinaus schreien. „Brauchst du irgendwas? Soll ich dir etwas bringen?"
‚Geh heute nicht weg, Omi! Bitte, bitte, bleib hier!', war alles, was seine Gedanken erfassen konnten.
Laut sagte er schliesslich: „Nein. Ich geh nachher ins Bett."
Omi zögerte. „Ah... okay. Sag Bescheid, wenn du was brauchst, ja?" Aya konnte nicht mehr antworten. Er brach auf dem Boden zusammen und weinte bitterlich, wenn auch stumm.
Es war, als würden die vergangenen Jahre, mit all dem Schmerz und der Schuld, über ihm zusammenbrechen. In Omi hatte er immer das Reine, Unschuldige gesehen, das er selbst vor langer Zeit einmal besessen hatte... Und
diese Reinheit zerschlug er nun. Er lag auf dem kalten, harten Boden. Sein Körper zuckte, gehorchte ihm nicht mehr. Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis er in der Lage war, sich in sein Zimmer zurückzuziehen.
Noch immer liefen die Tränen, sie wollten einfach nicht aufhören. Kraftlos liess er sich auf sein Bett fallen und wartete auf das Unvermeidliche: Auf Omi, wie er ihm sagte, dass er jetzt gehen würde. Ein zögerliches
Klopfen an der Türe weckte Aya aus seinem Dämmerschlaf. Er riss die Augen weit auf. Nein! „Aya-kun? ... Ich geh dann jetzt, okay? Die anderen sind unten, wenn du was brauchst. Ruf sie einfach." Aya schaffte es,
für ein paar Sekunden seine alte, antrainierte Kontrolle wieder zu gewinnen. Gerade lange genug, um Omi zu antworten: „Ja. Viel Spass, Omi." „Danke, Aya-kun", tschirpte den Junge, offensichtlich freute er sich
über Ayas Kommentar sehr, wenn er auch etwas überraschend gekommen war. „Bis morgen", rief er noch, dann rannte er den Flur entlang. Ayas Übelkeit begann wieder aufzusteigen. Er zwang sie zurück. Dann sah er
auf die Uhr. Das Hotel, in dem er sich mit Brad treffen wollte, war etwa zehn Minuten von hier... Er konnte unmöglich so lange warten! Er war kurz davor durchzudrehen... und vor allem kurz davor, Omi hinterher zu laufen und
ihn zurück zu holen. Die Haustüre fiel hörbar ins Schloss... Aya stand sofort auf. Er würde jetzt gleich hingehen. Wage erinnerte sich sein Unterbewusstsein daran, dass Crawford gesagt hatte, er sollte sich an dem
einen bestimmten Tag unbedingt an den Plan halten... Aber er konnte nicht mehr klar denken, alles was er wusste war, dass er sofort aus diesem Zimmer, diesem Haus musste. Die Wände drohten, ihn zu ersticken. Wie in Trance
stolperte er im Wohnzimmer an den anderen beiden vorbei, murmelte etwas von frischer Luft und ging. Ken stupste Youji erst noch an. „Denkst du, er ist okay? Da stimmt doch was nicht..." Youji zuckte nur die
Schultern. „Ihm ist schlecht, hat Omi gesagt. Der wird schon wieder. Er ist alt genug." Ken nickte zögerlich. Natürlich. Aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung war... Aya rannte
durch die Strassen in Richtung des ausgemachten Hotels. Es lag in der Nähe des Clubs, in den Omi gehen würde, und so dauerte es nicht lange, bis er Omi ein paar hundert Meter vor sich sehen konnte. Dann schaltete sich
sein Verstand vollends aus. Alles, was er noch denken konnte, war, Omi so schnell wie möglich von dort weg zu holen. Seine Atmung war unregelmässig, sein Herzschlag fast nur noch ein einziger, brummender Ton... Bei jedem
Atemzug wimmerte er verwirrt. Hätte man ihn gefragt, hätte er wohl nicht einmal mehr seinen eigenen Namen gewusst. „Omi...", hauchte er. Dann holte er tief Luft, wollte nach dem Jungen rufen.
Aber bevor er einen Ton herausbrachte, wurde er gepackt und eine Hand verschloss seinen Mund. „Ran", fauchte der Mann leise. „Reiss dich zusammen!" Aya liess sich völlig abwesend mitzerren. Crawford
konnte ihn gerade noch rechtzeitig in den Hoteleingang befördern, ehe sich Omi aus einem plötzlichen Impuls heraus umdrehte...
Der Junge hatte das unbestimmte Gefühl, beobachtet worden zu sein. Aber jetzt war es wieder weg... Er zuckte die Schultern. Er wurde wohl langsam paranoid...
Erst als sich die Türe des Hotelzimmer hinter Aya
schloss, schien er wieder wach zu werden. Er schnappte nach Luft. „Nein... Nein! OMI!" Er wollte sich losreissen. Es war ihm egal, ob es um Leben und Tod ging, es war ihm alles egal... Aber Omi durfte nicht... „Omi,
nein!", schrie er in einer unkontrollierten Hysterie. Crawford packte ihn an beiden Armen. „Ran! Verdammt noch mal, komm zu dir!" Er schüttelte ihn leicht. „Ran! Du musst damit aufhören! RAN!" Aya
starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Was redete der da? Zu dir kommen? Was... Er schüttelte den Kopf. „Nein", krächzte er. „Omi..." Crawford schnaufte. Wenigstens schrie der andere nicht mehr. „Hör
mir zu. Schuldig kommt bald in diese Gegend. Wenn du nicht aufhörst, so starke Gefühle zu projizieren, wird er dich hören! Verstehst du das!" Einmal schüttelte er ihn noch, um ihn verstehen zu lassen.
Aya verneinte. „Omi..."
Crawford wollte ihm aus Reflex eine scheuern, liess es aber, als er den Ausgang dieser Aktion sehen konnte... Aya wäre noch mehr
durchgedreht. Schnell! Er zog den jüngeren Mann an sich und küsste ihn, langsam, zärtlich. „Ganz ruhig", flüsterte er. Er hatte es hier nicht mit derselben Person zu tun, wie sonst. Aya stand unter Schock. Aber
wenn er nicht sofort aufhörte, in diesem Ausmass an Omi zu denken, würde Schuldig ihn in den nächsten Minuten entdecken.
Wieder gab er ihm einen sanften Kuss und noch einen... „Schsch... Es wird alles gut. Ganz ruhig." Verdammt! Immer noch war Omi zu stark in seinem Kopf... „Sieh mich an. Siehst du mich, Ran?" Er verteilte
kleine Küsse über seinem ganzen Gesicht, immer wieder traf er auf den Mund. „Ganz ruhig. Es wird alles gut." Ayas Atmung wurde ruhiger. „Brad?", fragte er.
Endlich! „Hier, Pretty. Komm..." Er nahm in vorsichtig bei der Hand und führte ihn langsam zum Bett. Aya liess sich willenlos hinlegen. Während Brad sie beide auszog wimmerte er ab und zu, ohne wirklich zu wissen,
weswegen. Er wusste nur, dass etwas Schlimmes im Begriff war zu passieren... Wenn er doch nur noch wüsste, was... Brad nahm sich seine Zeit mit Aya. Er musste ihn so lange wie möglich ablenken. Warum hatte er das nicht
vorausgesehen, verdammt?! Nun... Er hatte sich darauf konzentriert, dass Omi und Schuldig auch bestimmt aufeinander treffen würden... Dass Aya dermassen durchdrehen würde hatte er nicht einkalkuliert. Stumm fluchte er vor
sich hin. Er sollte es doch eigentlich besser wissen, als Dinge einfach anzunehmen... Ayas Kopf war fast ganz leer, als er sich diesem Mann hingab. Es war irgendwie ein angenehmes Gefühl... Die ganzen Ängste und Sorgen
lösten sich auf. Dieser Mann war nie zuvor so zärtlich zu ihm gewesen. Es war schön... Wenn er doch nur seinen Namen wüsste...Aber er stöhnte doch einen Namen... wieder und wieder...? War er das?
Brad spürte, dass Aya völlig losgelöst war. Das hatte er zuvor nie getan. Langsam.... oh, so langsam... steuerte er sie beide auf einen Höhepunkt zu. Aya stöhnte ein letztes Mal auf und warf seinen Kopf zurück...
Alles verlor an Form... Und er verlor das Bewusstsein. Brad sah, wie Aya die Augen schloss und sein Kopf zur Seite kippte. Zweimal stiess er noch heftig zu, dann liess auch er seiner Ekstase freien Lauf. Brad wagte seit
eineinhalb Stunden nicht mehr, sich zu bewegen. Aya schlummerte in seinen Armen, seufzte nur ab und zu. Er folgte mit seinen Visionen Schuldig. Er sah jeden Schritt, den der andere machte, vielleicht eine halbe Minute
früher. Die Begegnung mit Omi in dem Club war bereits wieder zu Ende. Sie sassen jetzt in Schuldigs Auto. Omi war gerade dabei einzuschlafen...
Trotzdem. Es war noch immer gefährlich. Wenn Aya jetzt aufwachte und wieder ausflippen würde... Schuldig würde ihn hören. Aya bewegte sich leicht.
Sofort konzentrierte Crawford sich auf die nahe Zukunft. Gut... Er würde Aya kontrollieren können. Aya blinzelte, wurde sich nur langsam seiner Umgebung bewusst. Er fühlte sich merkwürdig benebelt, als würde er aus
einer langen Narkose erwachen. Er war noch orientierungslos, auch seine Erinnerung wollte nicht so recht... Dann... Omi! Sofort beugte Brad sich zu ihm und küsste ihn. „Ruhig, Ran. Es ist schon vorbei."
Erschrocken hob Aya den Kopf. Vorbei? Was war vorbei? „Der Kleine ist okay. Sie sind jetzt in Schuldigs Wagen. Omi schläft. Schuldig wird in der nächsten Stunde auch einschlafen, dann können wir kurz hingehen. So kannst
du dich selber überzeugen, dass ihm nichts fehlt." Aya atmete zittrig. Vorbei. Es war schon vorbei... Langsam kehrte sein Verstand zurück. Er wusste nicht, ob er froh sein sollte oder nicht, dass er es nicht
verhindert hatte... Crawford beobachtete Ayas Mimik genau, achtete auf Anzeichen, dass er erneut ausrasten würde... Aya seufzte nur und rieb sich die Augen. Nach einer langen Weile legte er sich wortlos wieder in die
Umarmung des anderen Mannes und schloss die Augen. Der erste Schritt war also getan, was auch immer das für eine Bedeutung haben würde. Etwa eine Stunde später führte Crawford Aya aus dem Hotel.
„Vergiss nicht, du musst deine Gefühle ruhig halten, sonst weckst du Schuldig auf." Aya nickte, seine Gefühle waren jetzt ohnehin taub.
Sie näherten sich einem roten Sportwagen. Bereits aus der Ferne konnte Aya im Licht einer Strassenlaterne zwei Figuren in dem Auto ausmachen.
Sie lagen auf dem Fahrersitz, der zurück gelegt war. Ein blonder Haarschopf unter flammendem Orange. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, aber noch hielt er seine Gefühle im Zaum. Erst direkt neben der Autotüre blieb er
stehen. Er atmete tief und kniff kurz die Augen zusammen. Da lag Omi... in den Armen von Schuldig. Beide schliefen friedlich. Um Omis Lippen spielte ab und zu ein sanftes Lächeln... Aya legte seine Hand an die Scheibe,
fuhr mit seinem Finger Omis Konturen nach. Zwei Tränen lösten sich aus seinen Augen. ‚Viel Glück, Omi...' Dann drehte er sich um, sah Crawford an, der ein paar Meter weiter auf ihn wartete. Schliesslich nickte er und
liess sich wieder weg bringen. Die beiden Männer im Auto blieben ungestört. Am Morgen darauf sass Aya in der Küche und klammerte sich an seine Kaffeetasse. Die Spannung in seinem Körper war für einen Aussenstehenden
kaum zu sehen. Er hatte diese Diskussion mit Crawford bereits hinter sich. Er musste so weit als möglich sein übliches, kühles Selbst bleiben. Nach allem was Brad ihm gesagt hatte war der einzige Grund für Schuldig Aya
nicht zu lesen der, dass er ihm zu langweilig schien. Sollte er also wider erwarten plötzlich viele Gefühle ausstrahlen, könnte sich das ändern... Und Aya war schon zu weit gegangen, um jetzt zurückzukehren. Unruhig
wartete er darauf, dass Omi aufstehen würde... Er hoffte schwer, dass es dem Jungen heute gut gehen würde, aber er befürchtete, dass ihr Jüngster nach letzter Nacht mit seinem Gewissen zu kämpfen hatte.
Er war nicht der einzige, der auf Omi wartete. Youji war fest entschlossen, Klein-Omittchi auszuquetschen. Er wusste, dass er ihn damit würde ein Bisschen ärgern können, und das war für ihn sogar Grund genug -
verhältnismässig - früh aufzustehen... Auch Ken war bereits wach, aber mehr, weil er danach noch mit den Kindern Fussball spielen wollte. Und endlich: Das Objekt aller Neugierde betrat die Küche.
Zögerlich sah Aya von seiner Tasse auf und sah einen geradezu leuchtenden Omi eintreten. Youji sprang sofort von seinem Sitz. „Hey, Bishônen! Wo hast du die ganze Nacht herumgehangen?"
Omi grinste ihn amüsiert an. „Ich beantworte dir diese Frage nicht mehr, als du mir...: Ich war weg." Youji stellte sich neben ihn und schlängelte einen Arm um seine Schultern. „Komm schon... Hast du was Hübsches
gefunden?" Omi ignorierte ihn und füllte sich eine Tasse mit Kaffee. Er trank einen Schluck. Youji nahm den Arm beleidigt weg. „Sagst du mir wenigstens, welches Etablissement du dir ausgesucht hast?"
Omi setzte sich an den Tisch, schnappte sich ein Brötchen und grinste den anderen Mann breit an. „Nein." Ken kicherte. Youji war noch nicht soweit aufzugeben. „Und? Was hast du so getrieben?" Omi
trank wieder einen Schluck. „Das erzähle ich dir, wenn ich alt genug dafür bin", erwiderte er übertrieben nüchtern. Das war's! Ken fiel vom Stuhl vor Lachen und kugelte sich am Boden. Es war nur fair, Youji
mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Youji blieb eine ganze Weile mit offen stehendem Mund da. Sein Kiefer bewegte sich, aber nichts kam raus... Dann lachte auch er.
Omi leerte seine Tasse, nahm sein Brötchen und verliess die Küche wieder. „Hey! Ich bin noch nicht mit dir fertig!", rief ihm Youji hinterher, lachte aber noch zu sehr, um ihm auch nach zu gehen. Aya sass einfach
nur still da. Alt genug... Ja... Er schluckte leer. Aber Omi schien es gut zu gehen, geradezu auffällig gut. Er atmete einmal tief und trank seinen Kaffee weiter, die aufsteigende Übelkeit zwang er erfolgreich zum
Rückzug. Er musste ruhig bleiben, kühl bleiben... Aya bleiben. Um Weiss' Willen.
*** Eine Woche später sass Aya wieder in einem Hotelzimmer und starrte auf einen kleinen Bildschirm.
Und auch diesmal war er nicht alleine. Crawford war neben ihm und blickte weniger interessiert auf das Bild einer Miniaturkamera.
Draussen wurde es langsam dunkel, ebenso wie auf der Übertragung. Sie zeigte wohl die Echtzeit an. Eine bestimmte Ecke in einem Park... Im Sichtfeld stand eine Bank, eine Laterne und ein Baum, ansonsten war nichts zu
sehen, auch keine Leute. Aya war immer besser darin, seine Gefühle zu kontrollieren. Er war es ja schliesslich früher auch schon gewesen...
Jetzt war er nervös. Er spielte mit seinen Fingern und wandte sich mit den Augen nie von dem Computer. Brad legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ran. Er tut ihm nichts", versicherte er erneut.
Aya regte sich nicht. Brad seufzte leise und holte sich einen Drink. Er war sich nicht ganz sicher, wie lange es noch dauerte, bis Schuldig und schliesslich Omi auf dem Bild auftauchen würden. Er wusste nur, dass sie
es würden. Als Aya hinter ihm scharf die Luft einzog drehte er sich um. Eine Gestalt trat in das Licht der Laterne und setzte sich auf die Bank. Schuldig. Er schloss nach einer Weile die Augen und döste vor sich hin.
Brad nickte. „Der Kleine kommt in etwa fünf Minuten." Aya nickte ebenfalls. „Willst du etwas essen?" Aya verneinte. „Schade", meinte Brad nur und setzte sich neben ihn. Er hatte sich vor Ayas
Ankunft etwas zu Essen für sie beide bringen lassen. Irgendwann würde der andere schon Hunger bekommen. Ihm selbst reichte sein Drink bisher aus. Wie vorausgesagt kam fünf Minuten später eine weitere Person dazu und
blieb zögerlich einige Meter von Schuldig entfernt stehen. Dann trat Omi ins Licht und stellte sich neben die Bank. Man konnte sehen, wie Schuldig die Augen öffnete und den Jungen angrinste, wie er aufstand und eine Hand
an Omis Wange legte. Ayas Herzschlag beschleunigte sich. Beim letzten Mal hatte er sie nur schlafen sehen... Schuldig küsste Omi erst auf die Wange, dann auf den Mund... wieder und wieder, bis deutlich zu sehen war,
dass der andere erwiderte. Omi schlang seine Arme um Schuldigs Hals, dessen Hände nun auf seinen Hüften ruhten. Aya vergass beinahe zu atmen. Er verstand nicht, wie Omi diesem Mann nur so vertrauen konnte...
Der Kuss endete, sie redeten miteinander. Wieder beugte sich Schuldig zu dem jüngeren Mann.
Küsste ihn auf den Hals, das Ohr... wieder den Mund. Er sagte ihm etwas und Omi schüttelte lächelnd den Kopf.
Der Deutsche führte Omi aus dem Park... Aus der Sichtweite der Kamera. Aya atmete tief durch. Das war's schon. Nur wenige Augenblicke... Er hatte wieder dieses Gefühl im Magen, als würde ihm gleich schlecht. Aber
diesmal war es gar nicht so schlimm... Es blieb einfach bei diesem lauen Gefühl. Er brauchte ziemlich lange, bis er bemerkte, dass er es als angenehm empfand. Eben so wie... Schmetterlinge... im Bauch, wie es so schön
hiess. Hatte ihm das eben gefallen? Nur dieser simple Kuss? Es war fast so, als hatte er die Berührungen selbst spüren können... Er blinzelte. Wenn Omi dasselbe fühlte - und wahrscheinlich noch stärker - war es kein
Wunder, dass er sich darauf eingelassen hatte... Einen kurzen Moment lang blitzte in Ayas Augen der Killer auf. Aber wenn Schuldig ihrem Omi irgendetwas antun würde, wenn er ihn nicht gut behandelte, wenn er ihm auch nur
ein Haar auf dem Kopf krümmte... Würde er ihn töten. Und er war sich sicher, dass ihn auch dessen Gabe nicht davon abhalten konnte! Er spürte wieder eine Hand auf der Schulter und drehte sich nach dem anderen Mann um.
„Überzeugt?", fragte Brad.
„So weit als möglich." Er schaltete den Bildschirm aus. Er seufzte. Das Gefühl in seiner Magengegend war nicht weg
gegangen... Er stand auf, wandte sich Brad zu und küsste ihn lange. Brad grinste. Er hatte diese plötzliche, romantische Stimmung vorausgesehen... Nicht, dass er Aya sonst nicht hätte haben können. Aber der junge Mann
war im Allgemeinen nachgiebiger, wenn die richtige Atmosphäre herrschte. Aya führte ihn langsam zum Bett, legte ihn hin und setzte sich auf seinen Schoss. Ebenso langsam zog er ihn aus und küsste jedes Stückchen Haut,
das er nach und nach entblösste. Er war überrascht darüber, wie... normal... es sich anfühlte. Als wäre es schon immer so gewesen, als wären die Kämpfe zwischen Schwarz und Weiss nur eine Art Vorspiel. Er hatte
seine Abneigung gegenüber Brad Crawford nicht verloren... Aber die beiden Aspekte seiner Emotionen für den Mann hielten sich die Waage. Und zu Ayas grossem Erstaunen war er dadurch ruhiger, eben ausgeglichener, nicht etwa
gespalten, wie er erwartet hatte. Was ihn ebenfalls überraschte, war, dass er nicht mehr so sehr den Drang verspürte, um die Position des Seme zu kämpfen... Na gut, vielleicht manchmal doch... Aber er hatte festgestellt,
dass er mehr Kontrolle über Brad hatte, wenn dieser glaubte, in Kontrolle zu sein. So wie jetzt: Brad unter ihm, in ihm... Der Amerikaner war seme, aber Aya hatte die Kontrolle. Brad blinzelte. Er wusste noch, wie Aya
eingeschlafen war... Er musste es ihm wohl gleich getan haben. Er rieb sich die Augen. „Die Brille liegt neben dir auf dem Nachtisch", kam die samtene, tiefe Stimme vom kleinen Salontisch.
Blind griff Brad nach seiner Sehhilfe. Aya sass neben dem Rollwagen mit ihrem Abendessen und kaute auf einem ohne Zweifel überteuerten Sandwich herum. Er trug nur seine Jeans. Brad sah ihm kurz beim Essen zu.
Merkwürdig, wie sich zwischen ihnen eine Art Vertrauen gebildet hatte. Sie beide waren eingeschlafen, mit dem Feind daneben im Bett. Aya ass ruhig, ohne Furcht vor Gift. Es war beinahe angenehm.
„Willst du nicht aufstehen?", fragte Aya, der den Blick des anderen auf sich spürte. Brad nickte. „Ja." Er stand auf, warf sich einen Bademantel über und setzte sich zu seinem Liebhaber. Er hatte auch
Hunger und bediente sich. „Was hältst du eigentlich davon, auch einmal zu bezahlen?", fragte er amüsiert. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte... Er hatte genug Geld und gab es gerne für eine lohnende Investition aus.
Aya schüttelte gleichgültig den Kopf. „Nein. Ich bin ein Killer, glaubst du, ich habe ein schlechtes Gewissen?" Brad lachte laut. Und Aya... lächelte. Nur leicht, aber er lächelte.
*** Aya sass
alleine in der Küche und ass eine Kleinigkeit. Durch die Küchentüre konnte er die anderen drei vor dem Fernseher sehen. In Gedanken fasste er die letzten Monate zusammen, wie er das seit seinen Treffen mit Brad öfters
tat. Es war jetzt Anfang Januar. Omi ging es tatsächlich besser als jemals zuvor. Der Junge war glücklich. Ab und zu überprüfte Aya das zwar immer mal wieder - sei das mit einer Kamera oder aus sicherem Abstand, wenn Brad
bestätigte, dass Schuldig ihn nicht entdecken würde - aber seine Bedenken wurden jedes Mal zerstreut. Youji und Ken führten immer noch dieses Affentheater auf, und keiner der beiden schien die Gefühle des anderen zu
sehen... Aya schüttelte den Kopf. Albern, diese zwei. Und schliesslich er selbst. Er seufzte. Er wusste nicht so genau, wie er seinen eigenen Zustand beschreiben sollte. Er war ruhiger, konnte seine Freunde endlich als
die Familie ansehen, die sie für ihn waren. Er wäre zwar noch nicht so weit gegangen, sich als zufrieden zu bezeichnen... Aber Brads Prognose schien mit jedem Tag wahrscheinlicher. Zufriedenheit war erstrebenswert.
Er beendete sein kleines Abendessen und räumte sein Geschirr in die Spüle. Den Jungs im Wohnzimmer sagte er nur: „Ich geh jetzt."
Sie nickten unisono. Nur Youji maulte etwas: „Was willst du bei der Saukälte überhaupt da draussen?" Aya ignorierte es,
und Youji hatte wohl auch keine Antwort erwartet. Es war von Anfang an nichts Ungewöhnliches gewesen, dass Aya ab und zu mal verschwand, ohne weitere Erklärungen. Die drei liessen ihn gewähren. Aya war wohl einfach ein
Einzelgänger. Nur Omi wünschte sich manchmal, dass sich ihr Anführer ihm etwas öffnen würde. Bestimmt war er einsam... Aya trat nach draussen und zog sich den Kragen seines Mantels hoch. Es -war- saukalt... Aber er
hatte ein Treffen mit Brad. Es ginge um etwas Wichtiges, meinte der andere. Nun, wie dem auch sei, er wäre auch zu ihm gegangen, wenn es keine weitere Bedeutung gehabt hätte. Sie waren nie mehr als einmal in demselben
Hotel gewesen, versuchten ihre Spuren so weit als möglich zu verwischen. Aber Crawford meinte, dass Kritiker auf einem anderen Weg von den verschiedenen Beziehungen erfahren würden, und dass das seine Planung auch absicherte.
Nur eines hatten alle Hotels gemeinsam: Sie waren exklusiv. Aya konnte sich Brad Crawford auch gar nicht in einer billigen Absteige vorstellen... Der Mann war einfach zu... makellos dazu. Dieses Hotel war keine Ausnahme.
Aya wurde in den fünften Stock verwiesen. Zimmer 93. Er klopfte an, die Türe öffnete sich und er wurde mit einem langen Kuss begrüsst. „Hallo, Pretty."
Aya hielt sich zurück. „Du sagtest, es sei wichtig." Brad lachte bei Ayas Versuch, geschäftlich zu bleiben. „Setz dich." Aya tat es und wartete. Brad blieb stehen. „Weiss und Schwarz laufen sich in
vier Tagen über den Weg. Ich kann es nicht verhindern, ohne eine beträchtliche Summe zu verlieren." Aya hob eine Augenbraue. „Dein Plan?"
„Da gibt es nicht viele Möglichkeiten. Eine Konfrontation können wir vor Ort auch nicht ausschliessen. Die Bedeutung von Timing bei dieser speziellen Mission dürfte dir bekannt sein." Aya nickte.
„Wir werden uns dort einigen müssen." „Wie bitte?" Das konnte doch nicht sein! „Und wie willst du unseren Teams erklären, dass wir uns besprechen, anstatt uns gegenseitig zu töten?" „Simpel. Wir
haben denselben Auftrag. Mit dem Unterschied, dass ihr noch Daten braucht. Wir wollen nur die Zielperson tot und das Gebäude entfernt sehen. Ihr werdet uns also entgegen kommen müssen... Ich dachte daran, dass ihr die Arbeit
erledigt, dafür lassen wir das Gebäude lange genug stehen, um euch die Daten holen zu lassen. Wie klingt das?" Aya schnaubte. „Uns unter Kontrolle zu haben gibt dir einen ziemlichen Kick, was?"
Brad lachte leicht. „Natürlich. Und?" Aya zuckte die Schultern. „Wir hätten es sowieso gemacht. Es ist mir egal."
„Gut. Einen kleinen Streit zu inszenieren dürfte uns nicht allzu schwer fallen, nehme ich an." „Du nimmst richtig." Brad grinste breit. „Schön. Nachdem wir das geklärt haben... Ich wollte dir etwas
zeigen." Er nahm ihn bei der Hand und führte ihn ins Badezimmer. Aya blieb erfreut kurz im Eingang stehen. „Mmh... Ein Whirlpool." „Ein Whirlpool", bestätigte Brad und streifte einen Hauch von einem
Kuss auf Ayas Lippen. „Dir ist immer noch kalt", stellte er fest. Aya legte seine Hände auf Brads Brust. „Nicht mehr lange", murmelte er auf dem Mund des anderen und fing ihn darauf in einem tiefen,
leidenschaftlichen Kuss ein. Gegenseitig zogen sie sich aus. Ja, ein Bad im Whirlpool war genau das Richtige für diese Saukälte...
*** Aya schloss die Hotelzimmertüre auf. Sie waren jetzt zum zweiten Mal in
diesem Hotel, aber Brad hatte versichert, dass keine Gefahr bestand - es hatte einen neuen Portier. Er trat ein, sah Brad an der Bar sitzen, schloss hinter sich ab und setzte sich zu ihm. „Gibt es ein Problem mit
Youji?" Er wusste, dass Youji kurz davor war, hinter Omis Geheimnis zu kommen. „Nein. Es gibt wieder einen Interessenkonflikt bei einer Mission." Aya lachte leise. „Das wäre nicht das erste Mal..."
Brad blieb ernst. „Schuldig würde sterben." Aya sah erschrocken auf. Omi... Brad fuhr fort: „Schwarz kann den Auftrag aber auch nicht ablehnen. Unser Klient würde sich auffällig verhalten, und Kritiker kämen
zu früh hinter unsere Beziehungen." „Warum ist es so wichtig, dass sie es noch nicht erfahren?" „Weiss ist noch nicht so weit." Aya nickte. Da war was Wahres dran. Erst wenn sich Youji und Ken an
den Gedanken von Schuldig in Omis Nähe gewöhnt hatten, wäre eine Kooperation möglich. „Was hast du also vor?" Schuldigs Tod war keine Option. Omi war zu glücklich. „Euer Auftrag besteht aus zwei Zielpersonen,
unserer aus nur einem der beiden. Wir könnten unseren Auftrag eine Woche eher erledigen. Der zweite Mann gehört euch." Aya hob eine Augenbraue. Brad verschwieg ihm etwas. „Wo ist der Haken?"
Brad lachte amüsiert. „Das liebe ich so an dir. Man kann dir nichts vormachen." Aya grinste. „Der Haken... ist der, dass Nagi mit den Recherchen nicht eine Woche früher fertig sein kann..." Er schickte Aya
einen vielsagenden Blick. Aya seufzte. „Ihr braucht Omi", stellte er fest. „Wir brauchen Omi", bestätigte der andere Mann und trank einen Schluck. „Wann?"
Brad stellte das Glas hin. „In drei Tagen." „Und wie stellst du dir das vor?" Brad grinste.
Aya war im Laden und goss die Blumen. Alle vier Jungs waren heute da... Sie standen nicht einmal mehr eine
ganze Woche vor Valentinstag und hatten entsprechend viel zu tun. Aya schielte öfters unauffällig zu Omi, der gedankenverloren an einem Gesteck arbeitete. Er beobachtete, wie der Junge vor sich hin lächelte und
langsam Blumen in einen Kranz flocht... Und wenn ihn niemand sah, lächelte Aya auch. Wann immer er Zweifel an seiner Entscheidung mit Schwarz zusammen zu arbeiten hatte, versicherte ihm Omi ohne ein Wort, dass sie richtig war.
Nie zuvor war Omi so unbefangen... frei... glücklich. Aya seufzte. Der heutige Tag würde Omi zwar ganz schön aus der Bahn werfen, aber schlussendlich würde er damit umgehen können. Das Telefon klingelte.
Ayas Hand umfasste die Giesskanne etwas fester, aber keiner bemerkte es. Youji nahm den Anruf entgegen. „Kätzchen im Haus, guten Tag. Was kann ich für Sie tun?" Er hob eine Augenbraue. Die Stimme am anderen Ende kam
ihm wage vertraut vor... Er tat es als Einbildung ab und machte sich Notizen. „Selbstverständlich... Sie haben Glück, wir haben ein solches Gesteck hier..."
Aya grinste. Er hatte Crawford gesagt, was er bestellen müsse. Natürlich hatten sie eines hier... „Bis wann brauchen Sie die Lieferung?... Das ist kein Problem, wir schicken jemanden vorbei... Vielen Dank... Auf
Wiedersehen." Er hängte auf und packte eine Blumenschale aus dem Schaufenster in eine Schachtel. Aya warf dazwischen: „Schick Omi, er schläft sonst gleich ein."
Youji schickte Omi einen missbilligenden Blick. „Hey, Chibi!" Omi reagierte nicht. „Bishônen! Omittchi! Omi!" Omi reagierte nach wie vor nicht.
Youji verwarf die Hände und baute sich vor ihm auf. „OMI!" Jetzt reagierte der junge Mann. „Was ist?" Aya musste wieder ein kleines Lächeln verbergen. Er beobachtete, wie Omi den Auftrag annahm. Es war
mehr als deutlich, dass dessen Gedanken so gar nicht bei seiner Arbeit ruhten...
Omi verliess den Laden gutgelaunt wie immer.
Aya wandte sich wieder seiner Aufgabe zu und hörte mit einem Ohr Youjis und Kens Diskussion zu. Den beiden war die Wandlung in Omis Verhalten natürlich auch nicht entgangen. Aber noch konnten sie nicht mit dem Finger
darauf zeigen... Dasselbe Gespräch führten sie nicht zum ersten Mal. Es kam öfters zur Sprache, brachte aber nichts... Ein Kommentar von Youji liess Aya aufhorchen.
„Hmpf... Die Jugend... Ich frage mich, wo er das her hat." Aya konnte sich nicht verkneifen, darauf zu antworten: „Ja, Kudou, wo wird er das wohl her haben..." „Halt die Klappe Aya!" Youji, ganz der
Entertainer, der er war, warf seinen Kopf auf eine Weise in den Nacken, dass er einer Scarlett O'Hara die Show gestohlen hätte. „Hach! Unser Omittchi wird erwachsen! Ich bin ja so stolz!" Und entgegen dem fast
überwältigenden Drang laut zu lachen, schickte Aya ihm bloss einen kalten Blick. Dann hatte er alle Hände voll zu tun, sich die Teenager vom Hals zu halten, die das Geschäft stürmten. Nur eine halbe Stunde... eine halbe
Stunde musste er noch warten, um Omi per Telefon erlauben zu können, bei »Freunden« zu übernachten...
Am nächsten Tag stahl sich Aya abends nach der Arbeit wieder davon. Er hatte sich versichert, dass es Omi gut
ging... Und das tat es, ganz offensichtlich. Zwar konnte er sich heute Morgen nicht zurückhalten, Ken Omi anpiepen zu lassen... Aber Omi in der Schwarz Behausung... Es war ja nur, um sicher zu gehen. Heute Nachmittag
tanzte der Junge dann praktisch in den Laden und strahlte um so mehr, als Aya sein Lächeln etwas zaghaft erwiderte. Aya hielt in seinen Schritten inne und seufzte tief. Ja... an dem Nachmittag hatte er für sich zugeben
müssen, dass er... zufrieden war. Es interessierte ihn nicht, ob er für sein Tun direkt in der Hölle landete... aber dieser eine Junge war seinetwegen glücklich... und mehr als deutlich verliebt.
Ihm ging es auch gut... Er hatte einen Liebhaber, dem er - so ungern er es zugab - langsam vertraute. Ihr Zusammensein war angenehm und ganz anders, als noch bei ihrem ersten Mal. Sie beide hatten so was wie eine stumme
Übereinkunft... Es war eine interessante Art des Zusammenspiels, und sie funktionierte. Ja, er war zufrieden. Noch zufriedener würde er sein, wenn der Rest seiner kleinen Familie ebenfalls sein Glück gefunden hatte... Und
er wusste, dass das nicht mehr lange dauern würde. Diese Erkenntnis brachte ihn dazu, ein ganz bestimmtes Vorhaben durchzuführen. Er hoffte, dass Brad es nicht vorausgesehen hatte...
... Und betrat ihr Hotel für heute Nacht. Zimmer 24. Er klopfte an. Brad öffnete. Er sah ein Bisschen... derangiert aus. Aya hob eine Augenbraue, trat ein und schloss die Türe. „Wie lief der Auftrag?"
Brad nickte und trotte zurück ins Zimmer. „Nach Plan." „Wie hat sich Omi geschlagen?" Brad drehte sich um. „Er war ja nicht mit dabei. Er hat zu Hause gewartet."
„Das sagtest du. Wie er reagiert hat, meinte ich." Brad löste den Knoten an seiner Krawatte und öffnete die obersten zwei Knöpfe seines Hemdes. Er atmete tief. „Er hat sich ziemlich erschrocken und Schuldig
auch..." Er grinste. „Es ist selten, dass er sich Sorgen macht. Aber es lief wohl ganz gut. Nagi und Omi haben sich die ganze Zeit über nicht umgebracht." Aya lachte leise. „Ein gutes Zeichen."
„Wie ging es ihm, als er zurückgekommen ist?" Aya drehte den Kopf nachdenklich zur Seite. „Sehr gut. Mehr als gut eigentlich."
Wieder grinste Brad. „Das dürfte an der... Session heute Morgen gelegen haben. Nagi ist fast ausgerastet." Er lachte. „Er hat irgendwas gemault, von wegen, dass Omi noch bescheuerter sein muss, als er immer
gedacht hat..." Aya lächelte. „Das mag sein. Aber er ist auf jeden Fall glücklicher." „Zufrieden, Pretty?", fragte Brad und meinte eigentlich nur den unmittelbaren Ausgang des letzten Auftrages...
Schnell merkte er an Ayas Blick, dass dieser die Frage etwas tiefer aufgefasst hatte. Er erinnerte sich an ihr Gespräch vor nicht ganz einem halben Jahr. Aya nickte ernst. „Ja."
Das brachte Brad tatsächlich aus dem Rhythmus. Aya schmunzelte kurz, als er das sah und trat auf ihn zu. Gut, Brad hatte also sein Vorhaben nicht vorausgesehen, und er würde Sorge tragen, dass er jetzt nicht dazu kam. Eine
Hand legte er um Brads Taille, die andere auf seinen Hinterkopf. Er zog ihn an sich und küsste ihn. Seine Bewegungen waren noch viel langsamer und verführerischer, als sie das sonst schon waren. „Ich bin es leid, gegen dich
zu kämpfen", flüsterte er und küsste seinen Hals entlang. „Ich gebe auf. Du hast gewonnen." Er war überrascht, wie leicht ihm diese Aussage fiel. Aber er war des Kämpfens einfach müde... Er wollte sich nicht
mehr gegen etwas wehren, was sein Leben erleichtern konnte. Brad nahm ihm die Sorgen, liess ihn für eine Weile vergessen... Es gab keinen Grund mehr, zu widerstehen. Und falls es doch einen gab, wollte er ihn nicht mehr
wissen. Brad hinterfragte das nicht. Er hatte gewusst, dass es früher oder später so kommen würde. Fujimiya Ran gehörte ihm. Aya führte Brad ins Schlafzimmer. Er trat einige Schritte von ihm weg und bedeutete
ihm, stehen zu bleiben. Dann zog er sich langsam aus. Brad beobachtete, wie Aya ihm Stück für Stück seiner weissen Haut offenbarte. Es war merkwürdig zu sehen, wie nach all den Nächten, die sie zusammen verbracht
hatten, heute wieder ein schüchterner Ausdruck auf Ayas Gesicht lag. Ayas Atmung war rau, als er nackt und erregt wieder auf Brad zutrat. Er zog ihm sein Jackett aus und zog ihn bei seiner Krawatte zum Bett.
Brad liess sich mitziehen, kniete mit einem Bein auf das Bett, während sich Aya vor ihm hinlegte. Aya wirkte ganz ruhig und zufrieden. Sein innerer Kampf hatte aufgehört. Er zog die Krawatte von Brads Hals und rieb das
weiche Material kurz zwischen seinen Fingern. Feinste Seide... natürlich. Brad wollte sie ihm abnehmen, aber Aya hielt ihn zurück. Die zwei amethystfarbenen Augen glitzerten, als Aya das Stoffband mit beiden Händen
umfasste und sich um die Handgelenke legte. Dann hielt er Brad die Arme entgegen. Und wieder hatte der junge Mann es geschafft, Brad Crawford zu überraschen.
Lange sahen sich die beiden Männer in die Augen. Aya atmete ruhig und schaute Brad erwartend an. Es war klar, was er ihm anbot, es lag nun an Brad, es anzunehmen. Und Brad nahm an. Er griff sanft nach den Händen, band
eine feste Schlinge aus seiner Krawatte und führte die gefesselten Gelenke zur Bettstatt. Aya wandte dabei nicht einmal seinen Blick ab. Brad stellte sich neben das Bett und zog sich langsam aus. Der Anblick, der ihm
sein Liebhaber bot, verkörperte die pure Lust. Ein schneeweisser Körper, perfekt geformte Muskeln, blutrote Haare, dieser alles versengende, violette Blick... Ihm allein dargeboten. -Seine- Fesseln an -seinem- Liebhaber,
-sein- Ran und sein Ran allein lag in seiner ganzen Pracht vor ihm. Erst ganz zuletzt zog er seine Brille aus, damit er so lange wie möglich den Anblick dieser Vision geniessen konnte und legte sich zu ihm. „Pretty. My
pretty rose." Mit einem Finger fuhr er Ayas ganze Seite hinab, über den Arm, die Hüfte und das Bein. Langsam fuhr er die Innenseite wieder hinauf.
Aya seufzte laut und schloss die Augen, spürte, wie Brad sein heisses Fleisch mit langen, gleichmässigen Strichen zu massieren begann... spürte dessen Lippen auf seinen. Sofort erwiderte er den Kuss.
Ohne ein Wort zeigte Brad, dass er das Geschenk zu schätzen wusste. Er mochte vielleicht gefühlskalt und immer auf seinen Vorteil bedacht sein... Aber er verstand es, trotzdem zu geniessen... und Genuss zu vermitteln.
Mit einer Hand griff er nach dem Massageöl auf dem Nachttisch und begann, damit Ayas Brust und Arme einzureiben. Den Unterleib liess er bewusst aus, als er darauf zuerst das eine Bein, dann das andere massierte. Ayas
Körper glänzte im schwachen Licht, das vom Nebenraum hereinfiel. Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell, seine Männlichkeit verlangte nach Aufmerksamkeit...
... Und Brad gewährte sie. Jeden Zentimeter bedachte er einer besonderen Zuwendung, ehe er langsam tiefer glitt und mit anfangs einem Finger, bald aber zweien, in den Körper unter ihm eindrang. Aya keuchte.
„Brad..." Seine Gedanken begannen, sich zu drehen. 'Oh, Gott. Ich habe verloren. Ich habe mich an diesen Mann verloren. Und es ist mir egal.' Heftig atmend öffnete er die Augen, als er Brads Nähe über sich spüren
konnte. Brad hatte sich über ihn gebeugt, brachte sich in Position. Dann drang er langsam ein. Ayas Augen drehten sich zurück. Er wollte sich an Brad festhalten, aber die Fesseln verhinderten dies. Er gab nach,
überliess sich ganz dem Gefühl, jemandem zu gehören. Mit seinen ausgestreckten Armen gab er mehr von sich preis als zuvor, und er mochte es.
Er hatte aufgehört einem Schatten hinterher zu jagen. Er war frei. Ran war frei. Brad plünderte wieder diesen süssen Mund, stiess in diese heisse Enge, eroberte erneut diesen starken, schönen Mann. Er küsste und
leckte Ayas Kiefer entlang. „Pretty. Pretty Ran." Sein hübsches Spielzeug, sein hübscher Junge, gehörte jetzt ganz ihm. Aya schlang die Beine um Brads Taille, zwang ihn tiefer. „Mehr, Brad... Mehr!" Brad
kam der Aufforderung nach, er stiess schneller und heftiger zu, liess sich treiben. „Mmh! Gut. Das ist gut", stöhnte er. „Mehr! Härter. Härter, bitte, Brad...!" Brad biss Aya in den Hals, als sich seine
Lust aufstaute. Er hörte den anderen Mann nun nur noch wortlos stöhnen und schreien, wodurch seine eigene Erregung weiter anstieg, sich auftürmte, bis zu dem Punkt, wo man denkt, den Verstand zu verlieren... Er biss in
seiner Ekstase noch heftiger zu, brach die zarte Haut. Aya schrie ein letztes Mal laut und bäumte sich auf, ehe er kraftlos in die Laken zurück sank. Brad lag heftig atmend auf ihm. Dann löste er sich, wobei Aya das
Gesicht verzog, und legte sich neben ihn. Aya drehte seinen Kopf, Brad kam ihm entgegen und sie küssten sich lange. Aya schliesslich fragte: „Bindest du mich los?"
Brad grinste. „Noch nicht. Du gefällst mir so." Aya lachte müde. Brad beugte sich zu seinem Hals und küsste die Bisswunde vorsichtig. „Du hast doch noch diesen Rollkragenpulli, nicht...?" Aya nickte
und drehte seinen Kopf, um Brad besseren Zugang zu gewähren. Er lächelte noch immer etwas. Brad band ihn schliesslich los. Schläfrig drehte Aya sich zu ihm und schloss die Augen. „Schlaf noch nicht."
Aya blinzelte. „Warum nicht?" Brad zog die Decke über sie beide. „Ich schulde dir noch etwas." Verwundert sah Aya auf. Brad fuhr fort: „Eine Information... Es geht um deine Schwester." Jetzt
wieder vollkommen wach, setzte Aya sich abrupt auf und starrte Brad in die Augen. „Was ist mit ihr?" Brad erwiderte den Blick ruhig. „Sie wird aufwachen."
Ayas Augen weiteten sich. „Wann?", hauchte er bebend. „Diesen Sommer", kann die prompte Antwort. „Sobald die Teams vereint sind, wird Schuldig sie aufwecken."
Aya begann zu zittern. „Er kann das?" Brad nickte nur. Ayas Augen tanzten wie wild hin und her. 'Imouto...' Aber wenn sie aufwachte? Was dann? Sollte sie ihren Bruder so sehen können? Ran war zu einem Mörder
geworden. Zu einem Mörder von Schlechtem, aber nichts desto trotz ein Mörder. Es war kaum mehr etwas von Ayas grossem Bruder übrig... Brad setzte sich neben ihn. „Überlege dir gut, wie du ihre Zukunft gestalten willst.
Es liegt in deiner Hand." Aya kniff die Augen zusammen und legte sich wieder hin. Er wartete, bis er den warmen Körper neben sich spüren konnte, ehe er antwortete: „Es gibt nur eine Möglichkeit", sagte er
fest. Und er würde seine Meinung auch bis zum Sommer nicht ändern... aber er hatte Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen.
*** Aya setzte sich aufs Sofa und beobachtete Youji, wie er aus dem Wohnzimmer stürmte. Er
wusste, was der Blonde gleich tun würde: In Omis Zimmer einbrechen, wo er die Valentinskarte und das Geschenk von Schuldig finden würde... Seine Mundwinkel zuckten kurz zu einem Grinsen. Sein Spruch »manchmal frage ich
mich, was in deinem Kopf vorgeht, Kudou«, den er Youji zuvor gesagt hatte, war ein Vorschlag von Brad gewesen, um Youji auf die Sprünge zu helfen. Es verhinderte Komplikationen. Aya stand auf, schlich geübt leise in sein
Zimmer und schaltete ein Abhörgerät ein. Er hatte sowohl in Youjis, als auch in Omis Zimmer einen Sender installiert - er würde sie gleich nach den Gesprächen heute Abend wieder entfernen... aber Vorsicht ist die Mutter der
Porzellankiste... Brad hatte selbst gesagt, dass Voraussagen, je weiter voraus sie gingen, immer eine gewisse Fehlerquote beinhalteten. Er hörte Youji etwas öffnen... Wohl eine Schublade. Lange war es still, ausser
einem kleinen Lachen des früheren Privatdetektivs. Dann plötzlich: „Kami-sama... Omittchi..." Aya rieb sich über die Augen. Soviel dazu. Youji wusste jetzt also Bescheid... Es dauerte sehr lange, bis wieder
Geräusche auszumachen waren. Youji öffnete die Tür zu Omis Zimmer, dann zu seinem... Er schien hin und her zu gehen... Dann wurden beide Türen nacheinander wieder geschlossen, und erneut war es ruhig. Aya nickte
bestätigend. Das alles entsprach Brads Voraussage. Er legte sich hin, um sich noch etwas auszuruhen vor der Mission.
Das Öffnen einer Zimmertüre durch den Lautsprecher holte ihn wieder zurück.
Über dem steten Rauschen der Anlage konnte man deutlich Omi flüstern hören: „Oh, nein. Bitte nicht." Aya strich sich durch die Haare. Omi hatte wieder eine kleine Hürde zu nehmen... Aber auch die war zu meistern.
Er setzte sich auf, und hörte aufmerksam mit, wie ihr Jüngster zu Youjis Zimmer ging, von ihm eingelassen wurde, und die beiden schliesslich zwischen Erklärungen, Diskussionen, Fragen und Erzählungen gefangen wurden.
Beim Erwähnen einer gewissen Episode auf einem Barhocker hob Aya eine Augenbraue... Dann schüttelte er den Kopf und grinste. Er würde Brad danach fragen müssen. Der Amerikaner hatte ihm davon nie erzählt... Sorgen
brauchte er sich offensichtlich keine zu machen. Youji war zwar sehr aufgebracht, liess sich aber von Omi leicht einwickeln. Er lachte leise, als er feststellte, dass Youji und Omi sich so ihre Gedanken machten, wie er auf
Omis Beziehung reagieren könnte... „Wenn ihr wüsstet...", murmelte er. Weiss und Schwarz hatten eine ziemliche Überraschung vor sich, wenn schliesslich alle Geheimnisse gelüftet würden...
Die Puzzleteile setzten sich nahtlos zusammen.
Laut Brad dürfte es jetzt keine Probleme mehr geben... bis zur Konfrontation mit Kritiker im Sommer. Das war etwas, woran Aya nicht gerne dachte... Brad hatte zwar
keine genauen Angaben machen wollen, nur um Omi würde es eine Zeit lang ziemlich kritisch stehen... Aber nichts, womit man nicht fertig werden konnte. Planung ist alles, wie das Orakel immer wieder betonte. Aya seufzte
tief. Also hatte er bis zum Sommer nichts mehr, worüber er sich den Kopf zerbrechen musste... Der Alltag wartete auf ihn. Und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit, störte ihn dieser Gedanke nicht. Sein Alltag war nicht mehr
so düster, wie er ihm immer schien... Er konnte beobachten, wie Omi blühte, und bald auch Youji und Ken... Und er selbst öffnete auch langsam die Augen, er liess wieder Licht zu. Vielleicht hatte er doch mehr verdient,
als er sich immer eingeredet hatte.
*** *** *** Der 22. August. Aya wachte von zwei lachenden und kichernden Männern ein paar Zimmer weiter auf. Er seufzte. 'Sie legen wieder los...' Kurz überlegte er, ob
er die Augen öffnen sollte, entschied sich aber dagegen und rutschte näher an den warmen Körper neben sich. Besagter anderer Körper grollte nun verstimmt. „Hören die denn nie auf?", beschwerte sich Brad.
Aya lachte leise. „Sag du's mir." Brad knurrte und legte einen Arm um Aya. „Nicht in der nächsten halben Stunde."
Er machte eine Pause, als er hörte, dass aus dem Lachen von nebenan Stöhnen wurde. „Als hätten sie nicht die letzten zwei Wochen mit kaum etwas anderem verbracht."
„Sie waren nahe dran, einander zu verlieren. Lass sie. Sie beruhigen sich schon wieder." Brad schnaubte. „Ich kenne Schuldig besser." Wieder lachte Aya. Er war mehr als erleichtert, dass gestern bei dem
Aufeinandertreffen mit Manx alles gut verlaufen war. Er wusste, wie knapp sie Omi zurück geholt hatten. Sein eigener letzter Kampf stand noch bevor. Er war überraschend ruhig. Aber er hatte seine Entscheidung längst
getroffen und viel Zeit, sich auch damit abzufinden... und sich in Gedanken von seiner Schwester zu verabschieden. Brad näherte sich ihm und küsste ihm die ganzen Gedanken aus dem Kopf. „Wie ich das sehe, haben
wir zwei Möglichkeiten...", murmelte er. „Entweder aufstehen oder die zwei da drüben übertönen." Er lachte leise. Aya lächelte nur, aber seine Augen funkelten amüsiert. „So verlockend es klingt, hier drin
aktiv zu werden... Ich würde lieber aufstehen." Brad gab ihm noch einen Kuss und setzte sich. „Dachte ich mir schon." Er klopfte Aya auf den Oberschenkel. „Aufstehen, Pretty." Er verliess das Bett und
steuerte ins angrenzende Badezimmer. Aya folgte ihm mit den Augen und grinste vor sich hin. Nur Brad schaffte es, »Pretty« sowohl liebevoll, als auch fast beleidigend zu sagen... Vermutlich war es ein Bisschen von beidem.
Schliesslich schüttelte er den Kopf und stieg ebenfalls aus dem Bett. Während er Crawford hinterher trottete, fragte er sich, wann aus der Zufriedenheit in seinem Leben, Zuneigung zu dem anderen Mann wurde...
Lächelnd schüttelte er wieder den Kopf. Wen interessierte das schon? Ihn nicht...
Einige Zeit später stand Aya mit einem Kaffee in der Hand auf dem Balkon. Brad war in seinem Büro, um allfällige Aufträge zu
überprüfen. Der junge Mann liess sich die Morgensonne ins Gesicht scheinen, während er dem Treiben in der Stadt unter sich zusah.
Er lächelte, als ihm klar wurde, dass heute sprichwörtlich der erste Tag vom Rest seines Lebens war... Und an diesem ersten Tag hatte er noch einen letzten Schritt vom vorherigen Leben weg zu machen. Ein Schritt...
Er hörte, wie sich jemand in der Küche ebenfalls einen Kaffee eingoss und ihm schliesslich Gesellschaft leistete. „Morgen", meinte Youji und trat neben ihn. Aya nickte. „Morgen." Youji lehnte mit
seinen Unterarmen auf das Geländer und sah auch nach unten. „Du hast uns gestern einen ziemlichen Schrecken eingejagt..." „Nur einen?", fragte Aya kühl.
Youji lachte leise. „Mehr als einen", bestätigte er. Er wartete. „Wie lange...?" Aya brauchte den Rest des Satzes nicht zu hören. „Etwa ein Jahr." Youji nickte. „Ich war schon ziemlich
überrascht, als du Omi letztes Jahr erlaubt hast, einen Ausweis für sein Clubbing zu fälschen..." Aya lachte leise.
Youji runzelte die Stirn, als ihm etwas einfiel. „Du warst krank an Omis zweitem Ausgeh-Abend, nicht?" Aya sah ihn von der Seite her an. „So kann man das auch nennen." „Ist dir nicht leicht gefallen?"
Aya schüttelte den Kopf. „Nein." „Wieso hast du ihm vertraut?" Er musste nicht sagen, wem... Aya zuckte die Schultern. „Ich weiss nicht. Ein Zusammenkommen von vielen Dingen. Er war wohl einfach
überzeugend." „Bereust du etwas?" „Nein." Die Antwort kam ohne zu zögern. „Nein?" „Nein."
Youji nickte zufrieden. „Gut." Nach einer Weile grinste er. „Und? Wie ist er so?" Aya grinste geradewegs zurück, was Youji bestätigte, dass es Aya gut ging. „Du willst nur wissen, ob er besser ist als
du." Youji lachte und zuckte die Schultern. „Und wenn?" Aya schüttelte amüsiert den Kopf. „Er passt besser zu mir, als du." Youji legte den Kopf schief. „Das ist nicht schwer."
„Nein, ist es nicht." „So schlimm war's doch aber gar nicht..." Aya verdrehte die Augen. „Es ist lange her, Youji." Youji lachte laut. „Welch taktvolle Antwort." Er kratzte sich am Kopf.
„It was fun while it lasted", schloss er schliesslich. Aya nickte. „Das trifft es etwa, ja." Er erinnerte sich noch ziemlich gut daran. Es war kurz nachdem er zu Weiss gekommen war... Und es hatte weniger als
zwei Wochen gedauert. Aber Youji hatte Recht, es war spassig. Nach einer schweigenden Minute fragte Youji weiter: „Bist du verliebt?"
Aya starrte in seine Tasse. War er das? Gute Frage... Er zuckte die Schultern. „Ich weiss es nicht. Vielleicht so etwas Ähnliches." Youji grinste. Es war typisch Aya, etwas »Ähnliches« wie Liebe zu
entdecken... Dann sah er Ken ins Wohnzimmer kommen und lächelte ihn an. Aya wandte sich an Youji und folgte seiner Blickrichtung, als er das glückliche Lächeln sehen konnte.
„Dir dieselbe Frage zu stellen, erübrigt sich wohl." Youji blinzelte überrascht und grinste wieder. Er klopfte Aya freundschaftlich auf den Arm. „Du machst das schon." Dann liess er Aya zurück und leistete
Ken Gesellschaft, der etwas verloren in seinem neuen Zuhause stand. Aya drehte sich wieder um, schaute weiter auf die Strassen. Nach und nach hörte er mehr Leute in die Küche kommen. Als erstes Nagi, der durch die
Schränke wühlte und etwas zu Essen zusammenstellte, das er dann in den hinteren Teil der Wohnung trug. Wahrscheinlich für Farfarello. Omi und Schuldig als zweites... Aya seufzte. Auf Schuldig hatte er gewartet. Brad
wollte dem Telepathen seinen Auftrag erteilen, sobald er aufgestanden war... Und wie erwartet trat Brad kurz darauf zu ihm nach draussen. Er stellte sich hinter ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Deine
Entscheidung steht nach wie vor?", fragte der Amerikaner. Aya drehte sich nicht um, er nickte nur. „Sag du es ihnen", brachte er leise hervor. Brad nickte ungesehen und verschwand in die Küche.
Aya hörte stumm den Gesprächen zu. „Schuldig." Omi sah von seinem Platz am Tisch auf, und Schuldig streckte seinen Kopf aus dem Kühlschrank und grinste breit. „Ja, Bradley?"
Sauer schob Crawford seine Brille zurecht. Wenn diese Nervensäge nicht so gut in seinem Job wäre... Er holte Luft, um etwas zu sagen, kam aber nicht dazu.
Schuldig trat auf ihn zu und trug zum ersten Mal, seit Brad ihn kannte, einen ernsten Gesichtsausdruck. „Danke, Brad."
Aya grinste auf dem Balkon vor sich hin. Er sollte verdammt sein, wenn Brad -das- hatte kommen sehen... Crawford brachte einige Sekunden lang kein Wort heraus. Warum zum Teufel entgingen ihm in letzter Zeit so viele Dinge,
die hätten vorauszusehen sein sollen? ... Schliesslich nickte er. Der Mann war trotz seiner... nervenaufreibenden Art... sein Freund. Schuldig grinste wieder. „Was gibt's?"
„Ich habe eine Aufgabe für dich. Ich will, dass du versuchst, Fujimiyas Schwester aufzuwecken." Schuldigs Augen weiteten sich. „Was soll das, Brad? Ich hab so was noch nie gemacht. Ich..."
Crawford unterbrach ihn. „Es wird funktionieren." Omis Gesicht hellte sofort auf. „Aya-chan wird aufwachen?" Crawford ignorierte es und starrte weiterhin auf Schuldig.
Schuldig nickte in Richtung Balkon. „Kommt er mit?" Crawford schüttelte den Kopf. „Fujimiya Ayas Bruder Ran ist tot. Ich will dass ihr beide...", er deutete auf Omi, „... ihr das mitteilt. Und dass ihr
Bruder ihr genug Geld hinterlassen hat, damit sie auf diese Schule in Europa gehen kann, auf die sie wollte." Lange sagte keiner etwas.
Omi stand plötzlich auf, schob seinen Stuhl quietschend zurück und trat zur Balkontüre. „Aya-kun? Bist du dir sicher?", fragte er zögerlich. Aya... Ran... drehte sich nach wie vor nicht um. Er holte tief Luft.
„Sie ist sicherer so. Und sie soll nicht sehen, was aus ihrem Bruder geworden ist." Omi senkte den Blick. Er fand, Aya war nicht ein Mensch geworden, den man verstecken müsste... Aber er verstand, was der andere
damit meinte: Ran Fujimiya war nicht der Junge, den er gewesen war, und das Bild, das seine Schwester von ihm hatte, würde zerstört. Omi erwiderte nichts mehr darauf. Es war allein Ayas Entscheidung.
Aya schluckte. Da. Er hatte es gesagt... Der letzte Schritt war getan.
*** Nur drei Wochen später stand ein junger Mann mit blutroten Haaren und amethystfarbenen Augen am Flughafen und beobachtete eine
Maschine, die sich auf den Weg ins Ausland machte. Eine Maschine mit seiner kostbarsten Fracht an Bord. Eine einzelne Träne lief über seine Wange. „Leb wohl, Aya-chan", flüsterte er.
Er griff nach der Hand, die sich ihm auf die Schulter legte und seufzte. „Zufrieden, Brad?" „Natürlich. Alles ist, wie ich es geplant habe. Natürlich bin ich zufrieden."
Aya erlaubte sich, an den Körper hinter sich anzulehnen. Sie blieben stehen, bis das Flugzeug am Horizont verschwand. Aya lächelte. Seine Schwester hatte jetzt eine Zukunft. Ebenso wie er... Auch wenn sie nicht so
aussah, wie er sich das immer vorgestellt hatte... ... Ja. Er hatte die richtigen Entscheidungen gefällt.
Ende 22.07.02 - 30.08.02
TBC
Teil 6 „Feuerorange" spielt auf der Karibikkreuzfahrt mit
Schuldig und Omi. Schuldig hat mit einigen Dämonen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen, was natürlich auch für Omi nicht immer so leicht ist...
Bis dann ^-^ SOrion feuerorange back
|