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Endlich kommt der Sommer wieder Autor: It's meeee..... Kaaaaatze, die mal wieder 'ne komische Anwandlung hat... möp Ach ja, dit Lied, wat Schu ganz am Anfang singt is irgendso'n Skin-Schrott. Hab ich aus 'Oi! Warning' (*kreisch* *rumhüpf*
*hyperventilier* Ich LIEBE diesen Film! ZOTTÄÄÄÄÄÄL!!!!!) ********* "Wir sitzen inner Kneipe hier, rauchen Gras und trinken Bier! Wir schauen uns die Leute an, schauen uns die Weiber an! Wir saufen uns besinnungslos, jetzt geht's los, JETZT GEHT'S LOS!!! Oi!!! *rülps* Oups... 'tschuldigung..." Schuldig lehnte sich an einen Laternenpfahl und hielt sich an seinem eigenen Kopf fest. "Uiiiii.... Kann sich der ganze Dreck nicht bitte mal in die andere Richtung drehen? Ich halt dat nicht mehr - *börks* " Der Deutsche wischte sich über den Mund und ließ sich auf die dreckige Straße fallen. Leise wimmerte er vor sich hin. Eigentlich wusste er genau, dass er nach einer bestimmten Anzahl Bier aufhören musste, zu trinken. Aber auf den 'Partys' auf die er immer ging, wurde auf aufpassen keinen besonderen Wert gelegt und so endete das ganze immer und immer wieder in einem schrecklichen Kater. Und das war nicht immer nur für Schuldig schlimm, denn Nagi und Crawford mussten jedesmal unter seiner schlechten Laune leiden, was ab und an, eher öfters, auch mal in blaue Flecken oder üble Schrammen ausartete, statt dem üblichen und eigentlich auch schon zur Gewohnheit gewordenen Gemotze. Aber noch war Schuldig viel zu geschafft um sich auch nur zu bewegen, geschweige denn über irgendeinen Grund nachzudenken, weshalb er wieder ausrasten könnte. /Oh.... Kami-sama! Wieviel von dem Scheisszeugs habsch eigentlich gesoffen..../ Schuldig musste sich die Hand auf den Mund pressen, um sich nicht ein weiteres Mal übergeben zu müssen. /Verdammte, verdammte, ver-/ "-DAMMTE SCHEEEEEEIßE!!!! Aber du bist doch mein Freund, oder?" Mit einer tragisch anmutenden Geste legte er seinen Arm um die Mülltonne, die zufällig neben ihm stand und bemerkte nicht einmal, wie ihm eine halb vergammelte Bananenschale auf den Kopf fiel. Auch fühlte er nicht die starken Arme, die ihn hochhoben, ihn durch die dunklen Straßen trugen und schließlich in ein weiches Bett verfrachteten. Verschlafen rieb er sich die Augen. Er brauchte einige Sekunden, um zur Besinnung zu kommen. Dann fiel ihm eine Sache auf und das musste natürlich sofort mit einem lauten Jaulen kommentiert werden: Sein Kopf brummte ganz fürchterlich, durch seine aufgequollenen Augen erkannte er so gut wie gar nichts und seine Muskeln waren schön schrecklich verspannt. /Wenn ich jetzt Farfie wäre, würde ich mich ja direkt freuen/ bemerkte Schuldig sarkastisch und dann fiel ihm wieder etwas auf. "Hm.... Das ist nicht mein Zimmer und. Hallo-ho?! Wo zum Teufel bin ich denn hier gelandet?!" Und warum wurde ihm gerade jetzt klar, wo er sich befand und in wessen Bett er geschlafen hatte?! Wütend sprang er auf und wollte sofort aus dem Zimmer stürmen. Jedoch wurde ihm erst einmal schwarz vor den Augen und er musste sich an der Wand festklammern um nicht wieder zusammenzuklappen. "So 'ne gottverdammte Kacke!" Schuldig fluchte unbewusst nur noch auf deutsch. Angewohnheit.... Taumelnd verließ Schuldig sein Zimmer und wankte dann die Treppe hinunter. "BRADLEY CRAWFORD!!!!!" Als Schuldig noch immer leicht schwindelig die Küche betrat, war das erste, das er sah ein in sich zusammengesunkener Crawford, der auf seinem Stuhl saß, sich in angstvoller Erwartung an seiner Kaffeetasse festklammernd, und mit einem unterwürfigen Blick den Deutschen anwimmerte. "Was soll der Scheißdreck?!" Schuldig riss den Arm hoch und schlug Crawford mit voller Wucht ins Gesicht, so dass dieser beinahe vom Stuhl gefallen wäre. Böse funkelte ihn ein Paar grüner Augen an, die in einem von feuerroten Haaren eingerahmten Gesicht saßen. Eigentlich wäre es an dieser Stelle für Crawford angebracht gewesen, demutsvoll den Blick zu senken, sich heuchlerisch bei ihm für sein Benehmen zu entschuldigen, ihm die Füße küssen. Alles tun, um ihn zu beruhigen. Doch der Amerikaner konnte seinen Blick nicht von diesen wunderschön glitzernden Augen losreißen, die ihn in einem unsagbaren Charme gefangenhielten, was für Crawford leider zur Folge hatte, dass er sich noch ein paar Schläge einfing. "Wenn du mich schon von der Straße aufsammelst, worum ich dich im übrigen nie gebeten habe, dann leg mich wenigstens in mein Bett. Wahrscheinlich hat es dir auch noch Spaß gemacht mich auszuziehen und... Bäh *schüttel* Crawford du bist so eine widerwärtige schwule Sau!!!" Noch ein letztes Mal schlug der Rothaarige zu und verließ dann stolz erhobenen Hauptes die Küche, einen vollkommen perplexen Crawford hinter sich zurücklassend. Nur wenige Minuten später war aus Schuldigs Zimmer die übliche laute Musik und sein unerträgliches Gegröle zu hören. Schuldig legte seine gesamte angestaute Wut in seinen 'Gesang'. Ungeachtet der Tatsache, dass er ein paar gewisse Leute stören
würde, denn eine schöne Stimme hatte er nicht wirklich.[1] "Schuldig, Schuldig... Du machst noch die gesamte Nachbarschaft rebellisch!" ***************************************************************************** "SCHEINT DIE SONNE AUCH FÜR NAZIS, WENN 'S NACH MIR GEHT TUT SIE 'S NICHT!!!!!" Nagi schrie sich fast die Seele aus dem Leib. Endlich, endlich konnte er seine Idole einmal hautnah erleben. Der kleine Japaner war schon seit Jahren ein großer Fan von den Ärzten. Er verstand zwar den Text größtenteils nicht (da hatte auch ein Deutschkurs nicht viel gebracht), aber diese Musik zog ihn ganz einfach in seinen Bann. Und das Gesicht von Bela-chan... Nagi lief das Wasser im Mund zusammen, wenn er an den gutaussehenden Deutschen dachte. Gutaussehender Deutsche... Da war doch was.... Nagi durchfuhr es wie ein Blitz! Schuldig hatte versprochen, auf ihn zu warten. Ein neues Lied... "Shurai naku Ri-be" [2] Das war eines seiner Lieblingslieder und, wie er gehört hatte, ein echter Klassiker in Deutschland. Ob Schuldig dieses Lied wohl auch mochte...? Nagi schüttelte diesen Gedanken ab. Er hatte Stunden damit verbracht, diesen Text halbwegs zu übersetzen, und was dabei herausgekommen war, hielt er für nicht besonders Schuldig-like Jetzt war das Konzert zu Ende, und Nagi stand schon seit geraumer Zeit auf dem Parkplatz vor der Konzerthalle und wartete auf die Dinge, die da kommen mögen.... oder auf Schuldig, das trifft es wohl genauer! Die Halle war voll gewesen, doch jetzt schienen alle Fans wie vom Erdboden verschwunden. Es war schon spät in der Nacht und Nagi fühlte sich leicht unwohl in seiner Haut. Das hier war nicht unbedingt die tollste Gegend Tokios, und wenn man morgen von einem "circa 15-jährigen Japaner der tot auf dem Parkplatz vor der Wie-auch-immer-wohne-ich-etwa-in-Tokio-Konzerthalle aufgefunden worden ist" in den Nachrichten hören würde, dann wüsste er auch, warum. Seufzend ließ sich Nagi auf den Boden sinken und legte den Kopf in den Nacken um die Sterne zu betrachten. Doch das Einzige was er sah war ein graues Irgendwas, das den Himmel vollständig bedeckte und noch nicht mal die Strahlen des Mondes durchließ. "Bela... Ich will dich ficken...", summte der Japaner vor sich hin. "Aber Nagi-chan, was nimmst du denn für böse Wörter in den Mund", kam es gespielt entrüstet von einer dunklen Gestalt,
die sich langsam aus dem Schatten des Gebäudes löste. Eingeschüchtert blieb Nagi vor der großen Gestalt stehen. Vielleicht hatte er sogar ein wenig Angst. "Schuldig, du... du hast
gesagt, du willst mich sprechen...? Langsam hob er den Arm, sein Gesicht versank im Schatten der Nacht und dann war alles schwarz. Das einzige, was Nagi noch hörte war
ein gezischtes: Dann spuckte Schuldig ihm ins Gesicht und verließ mit einem arroganten Grinsen den Parkplatz, natürlich nicht, ohne davor nicht noch ein paar mal feste zugetreten zu haben. Als Nagi am nächsten Morgen erwachte lag er noch immer in einer Ecke dieses schmutzigen Parkplatzes. Schuldig hatte sich anscheinend
nicht die Mühe gemacht ihn wegzuräumen. Einige Meter von Nagi entfernt stand ein Junge. Er sah ziemlich cool aus, wie er da an der Hauswand lehnte. Der fremde Junge starrte auf einen Punkt, der in weiter, unerreichbarer Ferne
zu liegen schien. Doch als er bemerkte, dass Nagi aufgewacht war und ihn argwöhnisch betrachtete wand er den Kopf zur Seite. Omis wasserblaue Augen waren schwarz geschminkt und unter dem linken verlief ein langer Strich bis hinunter zum Kinn. [3] "Bombay...?" Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Weiß aus und Nagi dachte, dass er auf der Stelle dahinschmelzen würde. Er hatte gar
nicht gewusst, wie niedlich der kleine Blonde sein konnte... "Ha.. Hai!" "Was machst du hier eigentlich und woher kommt dieser üble blaue Fleck unter deinem Auge?" Er drehte den Kopf zur Seite, plötzlich waren Tränen in seinen Augen. Nagi wollte sie zurückhalten. Das fehlte ja gerade noch, vor einem Weiß in Tränen ausbrechen und dazu noch wegen einem Mann, den Omi wohl mehr als alles andere hasste. Doch es gelang ihm mehr schlecht als recht und so kullerte bald die erste Träne über seine Wange. Mit einem Mal fühlte er eine sanfte Hand, die ihm das salzige Wasser von der Haut wischte. Omi kniete vor ihm, sah ihn mit seinen dunkel umrandeten Augen mitfühlend an und streichelte seine Wange. "Erzähl mir, was passiert ist..." **************************************************************************** "Na komm, eins schaffst du noch!", grölte Minder und stellte ein weiteres Bierglas vor Schuldig. Der grinste ihn breit an, umfasste das Glas mit beiden Händen, hob es an den Mund und leerte es ihn einem Zug. Ohrenbetäubendes Johlen schlug ihm entgegen, es klopften ihm viele Hände auf den Rücken. Er hatte es geschafft! Er hatte den Rekord gebrochen, er hatte mehr gesoffen, als jeder andere vor ihm, er war der Champion! Grinsend lehnte er sich mit seinem Stuhl zurück, stellte seine Füße, die in dicken Springerstiefeln steckten auf den Tisch und ließ sich beglückwünschen. Hier fühlte er sich so richtig wohl, hier war sein Zuhause. Es roch nach Schweiß, nach Mann. Hier traf er all seine Kumpels, soff mit ihnen, lachte, randalierte. Doch eines unterschied ihn von den anderen: Seine langen Haare. Oft schon hatte man ihn aufgefordert, sie abzuschneiden, wenigstens bis über das Kinn, da er sonst nicht richtig zu ihnen gehören könne; Und doch war er irgendwie der Anführer, der Leitwolf dieses Haufens. Und er fühlte sich richtig gut dabei. Minder hockte sich vor ihm auf den Tisch. "Was ist jetzt eigentlich mit der kleinen Ratte?" Schuldigs Grinsen wurde breiter und er strich sich mit einer schnellen Hand-bewegung den verschwitzten Pony aus der Stirn. "Den hab ich mir mal zur Brust genommen, ich denke, der wird jetzt nicht wieder stressen", stellte er grinsend fest und warf den Kopf in den Nacken, was leider etwas zu schwungvoll geschah und er mit dem Stuhl nach hinten kippte. Lachend blieb er auf dem Boden liegen. Ob er über seinen Fall lachte, über seine gerissene Brutalität, oder einfach nur, weil er so besoffen war, sein Lachen war laut und dauerte sehr lange an. "Oi, Oi, Skinheads, wir halten zusamm'! Oi, Oi, Punk Politik macht uns krank! Oi, Oi, Skinheads, wir halten zusamm'! Oi, Oi, Punk **************************************************************************** Nagi ließ seinen Kopf auf Omis Brust sinken. Er war am Boden zerstört, Tränen flossen in Strömen aus seinen Augen. Vorsichtig schloss der Blonde ihn in seine Arme und strich ihm zärtlich über das weiche blau gesträhnte Haar. Nagi war so verwirrt und durcheinander, dass er noch nicht mal mehr wahrnahm, wie Omi sein Gesicht in beide Hände nahm und sanft seine Wange küsste, so verzweifelt war er. Ob es wirklich Liebe war, die er für Schuldig empfunden hatte, wusste Nagi nicht, doch es brach ihm das Herz, wie er mit ihm umgesprungen war. Jedoch, als ihm bewusst wurde, in wessen Armen er gerade lag und sich ausweinte, wem er all sein Leiden mitgeteilt hatte, erschrak er vor sich selbst. Er wusste nicht, was über ihn gekommen war, sich Bombay so zu öffnen und er hatte etwas Angst, denn er hatte ihm wirklich alles erzählt. Aber es hatte gut getan, sich sein ganzes Leiden von der Seele zu reden. "Armer, kleiner Nagi...", wisperte der Blondschopf. Beim Klang seines Namens wollte Nagi unwillkürlich zusammenzucken, doch die tröstliche Hand, die ihn streichelte beruhigte ihn, sagte ihm, dass er vor dem Weiß nichts zu befürchten hätte. "Ich heiße übrigens Omi! Lass uns ein Eis essen gehen, ich lad dich ein" Omi streckte Nagi seine Hand entgegen. Zuerst zögerte der Jüngere, doch dann griff er danach und ließ sich von Omi aufhelfen. "Was magst du gerne für eine Sorte?" "Hn... Erdbeere, denke ich..." Hand in Hand liefen die beiden Jungen nebeneinander die Straße entlang. Nagi wusste nicht, wieso er dem anderen so blind vertraute, aber er wollte dieses Gefühl von Geborgenheit, dass er so vermisst hatte, nicht mit lästigem Hass zerstören. Omi strahlte so viel Wärme und Sanftmut aus, so viel Lebensfreude, dass es Nagi schwindelte. Sie sprachen nicht viel, ihre Konversation schien auf einer anderen Ebene stattzufinden. Doch plötzlich brach Nagi das Schweigen. "Was hast du eigentlich auf dem Parkplatz gemacht?" "Ich war auch auf dem Konzert, ist es etwa so schwer sich das vorzustellen? Ich hab versucht, die drei noch zu erwischen und bin deshalb noch länger geblieben. Doch dann hab ich dich da liegen sehen und bin geblieben. Ich hab mir ein wenig Sorgen um dich gemacht..." Nagi musste lächeln. "Das ist nett von dir. Ich glaub, bis jetzt hat sich noch nie jemand um mich gesorgt..." Ein trauriger Ausdruck überschattete plötzlich das Lächeln. "Hey, Nagi-chan, guck doch nicht so, als ob du gleich wieder anfangen müsstest zu heulen" Omi legte einen Arm um Nagis Schultern. "Du bist viel hübscher, wenn du lächelst... Ah! Wir sind am Eisladen angekommen! Hier gibt's das beste Eis von der ganzen Welt!" Omi ignorierte das Rot auf den Wangen des Jüngeren und den ungläubigen Ausdruck in seinen Augen, packte wieder Nagis Hand und zerrte ihn in den Laden. Hinter dem Tresen stand ein europäisch aussehender Mann, der die Ankömmlinge freundlich anlächelte. Omi und Nagi grinsten zurück. "Einmal zwei Kugeln Erdbeere und einmal zwei Kugeln Stracciatella, bitte", bestellte Omi. Nur kurze Zeit später saßen beide mit einer großen Eistüte in der Hand im nahegelegenen Park auf dem Rasen. Nagi betrachtete, wie Omi an seinem Eis leckte und ein Rotschimmer legte sich auf sein Gesicht. Der Blonde hatte so eine bestimmte Art, seine Eiskreme zu schlecken, dass es Nagi ganz warm wurde. Er reckte seine Zunge aus dem Mund, ließ sie einmal um die Kugel fahren, zog sie wieder ein, schloss genießend die Augen. Es war ein wahres Wunder, wie viel Faszination ein einfaches Eis auf diesen Jungen hatte. Allerdings ließ er bald davon ab, sein Eis zu schlecken und guckte Nagi ernst in die mitternachtsblauen Augen. "Nagi... Ich... hab dich wirklich sehr gerne...", wisperte er unsicher, wirkte ein wenig unbeholfen. Omi schüttelte den Kopf. "Nein, es... das ist nicht dasselbe" Sein Kopf sank auf Nagis Schulter und er betrachtete ihn hilflos. Der blonde Pony fiel ihm in die Augen, doch er machte keine Anstalten, ihn wegzuwischen. "Nein, das ist es wirklich nicht..." **************************************************************************** Schuldig ließ sich stöhnend auf sein Bett sinken. Jetzt musste er den Preis dafür zahlen, der Beste zu sein und das, wo es noch
nicht einmal Abend war. Behutsam legte er sich vollständig hin, griff nach den Kopfhörern, die neben seinem Bett lagen und nach der Fernbedienung zu seiner Musikanlage. Dann ließ er sich vollkommen von der Musik beschallen,
ging mit dem Bass mit, nahm nichts mehr wahr. Als Schuldig die Augen das nächste Mal aufschlug, war alles um ihn herum verschwommen. Das einzige, was er erkannte war eine Gestalt, die schüchtern in der halb geöffnet Türe stand. Er rieb sich stöhnend die Müdigkeit aus den Augen. Noch immer tat ihm alles weh. Dann beäugte er wieder den ungebetenen Gast. Wer es war, konnte Schuldig durch die aufgequollenen Lider noch nicht erkennen, doch dass er ungebeten war, war klar. Niemand durfte sein Zimmer betreten. Neben seiner Musik und dem Bier war es sein größtes Heiligtum. Die Wände waren vollgeklebt mit Fotos, die ihn und seine Freunde zeigten. Dazwischen auch ein paar Vorlagen für Tattoos, die er mal
gemacht hatte. An einer Wand stand ein Regal mit seinen Schallplatten, CDs und Tapes, daneben seine Anlage. Ausgenommen davon, einer Matratze und einem Kleiderschrank war sein Zimmer recht leer, mal abgesehen davon, dass es
verflixt unaufgeräumt war. Crawford! "Aha. Ich habe ihm oft gesagt gehabt, dass er seine Messer putzen soll, nachdem er sie benutzt hat" "Kommst du kurz mit, Schuldig?" "Hn, kann ich ja machen" Langsam schlenderte Schuldig hinter Crawford her. Er hatte es nicht eilig, die Leiche seines Teamkollegen zu sehen. Es war ihm
außerdem so ziemlich egal, ob Farfarello tot war oder nicht, man hatte sowieso nie viel von ihm mitbekommen. Wenn es doch wenigstens Nagi gewesen wäre! Doch der hatte leider nicht die dumme Angewohnheit, sich bei jeder
Gelegenheit selbst aufzuschlitzen, also bestand wohl auch in absehbarer Zeit nicht die Chance, dass er an einer Blutvergiftung starb. Doch genau das hatte er erzielen wollen, Nagi so viel Schmerz wie möglich zuzufügen. Solche Typen wie Nagi hasste er auf den Tod.
Der einzige natürliche Feind, der dem Rechtsradikalen noch geblieben war; Der Punk. Er hatte nichts gesagt, als Nagi sich die Haare gefärbt hatte, nichts, als er sich den Piercing in der Augenbraue hatte stechen lassen und
selbst, als Nagi mit dem Tattoo nach Hause gekommen war, war er still geblieben, doch das alles hatte seinen abgrundtiefen Hass auf ihn noch mehr geschürt. Unbemerkt, so dass Schuldig nichts mitbekam, doch er hatte es schließlich doch herausgekriegt und Nagi gebeten ihn anschließend zu treffen. All seinen angestauten Zorn hatte er in diesen einen Schlag gesteckt, Nagi war sofort zu Boden gegangen. So machte es keinen Spaß. Er wollte Nagi quälen, ihm die Pein zufügen, die er, seiner Meinung nach, verdient hatte. "Komm mit mir, Nagi...", raunte er ihm zu, ließ sein übliches Grinsen verschwinden und setzte an seine Stelle ein verführerisches Lächeln. Seine Hand tastete nach der des anderen und nahm sie in seinen Griff. "Komm mit..." **************************************************************************** "Schu... was willst du?" Nagis Stimme klang nicht so hart, wie er es eigentlich beabsichtigt hatte, zitterte vielleicht sogar ein wenig. Er saß auf der Matratze, Schuldig hatte sich groß vor ihm aufgebaut und grinste diabolisch. "Ich glaube, das willst du gar nicht wissen", zischte er, seine Augen verengten sich zu zwei funkelnden Schlitzen. Dann hob er den Arm und ließ in blitzschnell auf Nagi niedersausen. Von der Wucht des Schlages mitgerissen stürzte Nagi zu Boden. "Weißt du Nagi, um ehrlich zu sein, früher warst du ein wirklich netter Junge, hast getan, was man dir gesagt hat und immer freundlich gelächelt. Bis du dann so geworden bist und angefangen hast, mehr für mich zu empfinden. Guck nicht so, du wusstest doch, dass ich Bescheid weiß! Praktisch als Gegenzug dafür habe ich angefangen, dich zu hassen!" Ein zweites Mal schlug Schuldig zu. In Nagis Augen bildeten sich Tränen, flossen über seine Wangen, tropften zur Erde. Das Gefühl, das Nagi in diesem Augenblick empfand war unbeschreiblich. So als würden tausend negative Empfindungen auf einmal über ihn hereinbrechen, als würde seine Welt zusammenstürzen. Entsetzen, Schmerz, Angst, Ungläubigkeit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, das alles verband sich in seinem Kopf zu einem einzigen, schrecklichen Gefühl. Schon spürte er die unzähligen Schläge und Tritte nicht mehr, mit denen Schuldig ihn zu brechen suchte. Schon schien alles um ihn herum schwarz zu werden, als wolle seine Seele ihn verlassen, um dieses unglaubliche Leid nicht länger ertragen zu müssen. Doch unerwartet ließ der Schmerz nach. Der körperliche... Schuldig hatte aufgehört, ihn zu malträtieren, hockte nun neben ihm und beäugte ihn grinsend. Ein schlanker, weißer Finger spielte mit einer Haarlocke Nagis, strich zart über eine Schramme auf seiner Wange, die Schuldig ihm eben selber noch zugefügt hatte. "Für heute reicht es wohl erstmal, Schätzchen, ich hoffe, du weißt jetzt, dass du mir besser nicht weiter auf die Nerven gehen solltest!" Ein leises Stöhnen entfuhr Nagi. "Ach ja... Nenn mich nie wieder Schu!" Dann erhob er sich, verließ das Zimmer leise lachend, ohne Nagi noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Behutsam erhob der Junge sich vom Boden, auf dem er gelegen hatte. Wie lange, das wusste er nicht. Er hatte nicht wenige Tränen
vergossen an diesem Tag, es war zu viel passiert. Vielleicht wäre es das Beste gewesen, wenn er den Tag mit Omi verbracht hätte, statt zu Schwarz zurückzukehren. Warum also war er nicht geblieben? Er wünschte sich, er
wäre. Er hatte sich doch so wohl gefühlt... Wie in Trance wankte er aus dem Zimmer des Mannes, der ihn so unsagbar verletzt hatte, aus dem Haus und durch die engen, dunklen Straßen, die das Hauptquartier wie ein undurchdringbares Labyrinth umgaben. Wohin ihn seine Füße trugen, er wusste es nicht. Seine einzigen Gedanken galten in diesem Moment Omi und Schuldig. Omi, der vielleicht als einziger Mensch wirklich freundlich zu ihm gewesen war, den er verlassen hatte wegen... Omi war der Mensch, nach dem Nagi schon sein Leben lang suchte. Jemanden, der ihn liebte und den er auch zurücklieben konnte. Nicht diese Liebe, die er für Schuldig empfunden hatte, es war etwas anderes... Nagi beachtete die Menschen nicht, die ihn neugierig, erstaunt betrachteten. Mit prüfenden Blicken, von Kopf bis Fuß. Es musste einen ja befremden, wenn ein noch so kindlicher Junge wie er es war mit verwischter Schminke, dreckiger Kleidung und mit Schrammen und blauen Flecken bedeckt durch die Straßen wankte und noch immer Tränen über seine Wangen liefen. Doch niemand kümmerte sich um ihn, es schien niemanden etwas anzugehen. Neugierig sein, ja, aber wenn es darum ging zu helfen, hatten sie alle etwas besseres zu tun. Als er vor einem der vielen hohen Neubauten angekommen war, wollten Nagis Füße ihn nicht länger tragen. Der Schmerz zog sich wie ein unzerstörbares Band durch seinen Körper, gerade so als wollte er ihn von innen zerreißen. Sein Kopf sank an die kühle Steinwand und dann brach er in sich zusammen. Ein zarter Blumenduft stieg ihm in die Nase. Als er wieder aufwachte lag er in einem ihm unbekannten Bett. Das hier war definitiv nicht Schwarz. Und der Junge, der neben dem Bett
saß war auch sicher keiner seiner Kollegen. Es war... "Omi-kun...?" "Ich habe dich gefunden, du hast direkt vor unserer Haustür gelegen und als ich... na ja, als ich einkaufen gehen wollte habe ich dich halt dort liegen sehen. Was um Himmels Willen ist den geschehen?" "Schuldig... er hat..." "Schon gut, du brauchst mir nicht zu antworten" Aus diesen Augen sprach so viel Liebenswürdigkeit, so viel Mitgefühl... Nun lebte er schon seit ein paar Tagen bei Weiß. Balinese hatte sich schnell mit seiner Anwesenheit abgefunden und er konnte ganz gut mit ihm. Gegen Siberian hegte er eine ihm schleierhafte Abneigung, aber er musste nunmal mit ihm auskommen. Nur Abyssinian... Wie man sich leicht vorstellen kann hatte es ein riesiges Theater gegeben. Abyssinian wollte sich partout nicht dazu bereit erklären, einen Schwarz bei sich aufzunehmen, und sei er noch so ausgestoßen. Es hatte viel Geschrei gegeben. Und letztendlich durfte Nagi bleiben. Omi hatte ihm nicht erzählt, wie er es geschafft hatte Abyssinian zu überreden, aber sein leiderfülltes Gesicht hatte Bände gesprochen. In der ersten Nacht war Omi bei Nagi geblieben um über seinen Schlaf zu wachen. Leise Schluchzer, die lange, sehr lange, angedauert hatten, bereiteten dem Blondschopf noch immer große Sorgen. Er wollte Nagi helfen, wollte ihn beschützen, vor Schuldig, vor Aya. Langsam trottete Nagi die Treppe hinunter. Er hatte lange geschlafen an diesem Morgen und jetzt war er alleine in dem zweistöckigen Appartement. Weiß hatte heute einen Hit und Nagi wusste, dass sie schon lange unterwegs waren. Es musste eine unglaubliche Belastung für Omi sein, jeden Tag erneut an die Menschen zu denken, die er umgebracht hatte. Nagi wunderte, wie er sein fröhliches Gemüt hatte behalten können, wo er doch nichts hatte. Keine Erinnerung, keine Familie, nur die Kenntnis, dass er unzählige Menschen auf dem Gewissen hatte. Bei ihm war das anders. Ja, er hatte viele getötet, und ja, er war daran zu Grunde gegangen. Er hatte kein Gewissen mehr, es war mit seinem Lachen gestorben. Ohne mit der Wimper zu zucken könnte er sogar seine Familie morden. **************************************************************************** "Wir teilen uns auf, Bombay und Siberian kommen von links und Balinese und ich von rechts" "Noch eins höher", wisperte Omi in die Dunkelheit hinein. Er umgriff eine der metallenen Längsstangen und hangelte sich behende nach oben, im Glauben, dass Ken ihm folgen würde. Er drückte sich gespannt auf die Planken, als er das Geräusch von Schritten vernahm. Er war so spannungsgeladen, dass er zitterte. Ein kühler Wind strich durch die Stadt. Omi schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Plötzlich tauchte ein von feurigem Haar eingerahmtes, grinsendes Gesicht vor ihm auf. Schuldig! Was machte der denn hier?! Wenn der Rest auch da war, dann konnte es große Probleme geben. //Keine Sorge, ich bin alleine, ich will nur mal was mit dir bequatschen!// Misstrauisch beäugte Omi den im Schneidersitz vor ihm thronenden Schuldig, der ein Gesicht machte, wie ein Honigkuchenpferd. //Es geht um die kleine Ratte, er ist doch bei euch?// Es war mehr eine Feststellung als eine Frage und Omi war nicht gewillt, Schuldig auch nur eine einzige Auskunft zu geben. Sollte er doch in seinem Gedächnis stöbern! Viel mehr interessierte ihn der Verbleib seines Partners. "Wo ist Siberian?!", zischte er und funkelte Schuldig hasserfüllt an. //Oooch, der, der hatte plötzlich ganz schreckliche Höhenangst und wollte lieber unten bleiben. Sitzt jetzt in irgend'ner Ecke und flennt...// Omis Augen verengten sich gefährlich, was Schuldig geflissentlich ignorierte. //Kommen wir zu wichtigeren Themen; Prodigy! Ich könnte ja damit leben, dass er weg ist// - ein leidiges Lächeln huschte über seinen Mund - //Aber Oracle behauptet wir schaffen es nicht ohne ihn, also soll ich ihn wiederholen, sagst du ihm das bitte?// Und dann löste er sich flimmernd vor den Augen des Blondschopfes auf. "SIBERIAAAAAAAAAN!!!! Komm gefälligst hoch!" Omi beschloss, sich später Sorgen zu machen, jetzt hatte er erstmal einen Hit zu erledigen. Noch ein wenig blass um die Nase zog Ken sich über den Rand der Planke und lehnte sich dann erschöpft gegen Omi. Er hatte schon oft unter den mentalen Attacken Schuldigs zu leiden gehabt, doch das gerade eben übertraf alles. Stöhnend hielt er sich den Kopf. "Können wir jetzt weitermachen?", erkundigte sich Omi. "Hai!" Und dann verschwanden beide in der **************************************************************************** Mit einem Seufzer ließ Nagi sich auf einen der Küchenstühle sinken. Keiner von ihnen hatte es leicht... Da fiel sein Blick auf einen Zettel, der, eingeklemmt unter der Blumenvase, auf dem Tisch lag. Nagi zog ihn hervor und las: Hey Nagi, Du weißt ja, wir haben heute einen Hit. Wir sind so um Mittag wieder zurück, wenn alles glatt läuft. Weißt ja, wo die
Cornflakes sind. Jetzt muss ich mich aber beeilen, Abyssinian ruft schon... Lass es dir gut gehen und mach keinen Scheiß! Lächelnd schob Nagi den Zettel in die Hosentasche. Es war ja direkt rührend, wie Omi sich um ihn kümmerte. Er stand auf, holte sich die Schokoflakes, die Siberian so gern aß, eine Schüssel, Milch, und einen Löffel, stellte alles auf ein Tablett und trug es ins Wohnzimmer von Weiß vor den Fernseher. Dann brauchte er bösartig den letzten Rest von Siberians heiß geliebten Frühstücksflocken auf und zappte ein bisschen durch die Kanäle. Endlich blieb er bei MTV hängen, wo die Liveübertragung eines Konzertes von P.O.D gesendet wurde. Als "Sleeping Awake" anlief sprang Nagi auf, sang laut und falsch mit und spielte mit brennender Begeisterung auf seiner Luftgitarre. Leider übersah er dabei, dass er erst um viertel nach elf aufgestanden war, schon seit über einer Stunde vor dem Fernseher saß und einen von Ayas vergötterten Porzellantellern und als er gerade im leidenschaftlichsten Spiel war öffnete sich die Tür und die vier Weiß standen mit offenem Mund im Türrahmen. "Was zum Teufel machst du da?!" Ken war der erste, der seine Stimme wiederfand. Was hätte Nagi jetzt für ein Mauseloch
gegeben, in dem er sich verkriechen konnte! "Äääh... Singen?" "Hn? Ach das... Lief gut, jaah..." Omi verschwieg die Sache mit Schuldig, wohl wissend, dass Nagi dem Ruf seines Kollegen folgen würde... Leise vor sich hinsummend stellte Omi ein paar in Auftrag gegebene Sträuße zusammen. Hier noch ein bisschen Grünzeugs, da noch eine Rose, Dort ein winziges bisschen mehr Vorsicht bei der Zusammenstellung. "Sieht ja ganz hübsch aus!" Die bekannte weibliche Stimme ließ Omi von seiner Tätigkeit aufschrecken. Die rothaarige Frau lächelte. "Es gibt was wichtiges zu besprechen, kommst du bitte? Und hol Prodigy auch her!" Dem Weiß-Küken war leicht mulmig zumute, als er die Treppe hochstieg, um sich ein anderes T-Shirt anzuziehen und Nagi nach unten zu holen. Der Jüngere lag auf dem Bett und las, als Omi das Zimmer betrat. "Nagi, wir sollen nach unten kommen, Manx ist da" "Gibt es irgendwelche Probleme?", wollte Nagi wissen. Doch Omi zuckte nur mit den Schultern, streifte das grasbefleckte weiß-rosa T-Shirt aus und zog sich ein frisches über. Dann
verließ er schweigend den Raum, Nagi trottete hinter ihm her. Als sie die metallene Treppe hinunterstiegen empfing sie der kalte Blick Ayas. "Es gibt noch eine Möglichkeit, dass du hierbleiben kannst", warf Manx ein, doch ihr Gesicht schien nicht sagen zu wollen, dass sie auch daran glaubte. Nagi hob hoffnungsvoll den Kopf, in den nachtblauen Augen schimmerte salziges Wasser. "Es ist riskant und, ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass Abyssinian hier" ,sie nickte zu dem Rotschopf, der mürrisch an der Wand lehnte, "damit einverstanden wäre, die Gefahr wegen ihm da" ,jetzt nickte sie zu Nagi, "auf sich zu nehmen" Sie lächelte dem Schwarz entschuldigend zu. Aya zuckte mit den Schultern. "Nun sag schon!", quengelte Omi. "Es geht um Schwarz, ihr müsstet sie... beseitigen..." Manx' Lächeln erstarb. Yohji ließ sich mit einem entgeisterten Gesichtsausdruck in die Sofakissen sinken. Es hing eine allgemeine Fassungslosigkeit in der Luft. Aya fand zuerst die Stimme wieder. "Also gut... Macht euch auf was gefasst, Schwarz!" ~ The End ~
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