Herzschlag aus Eis  von todes_engel

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Kapitel 1: Prologue

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Autor: Diva

Titel: Herzschlag aus Eis

Teil: Prologue

Pairing: Well, I haven't any idea yet. First it'll be Nagi/Schu, but later?

Suggestions are welcomed!

Disclaimer: Jo, Weiß gehört mir zwar nicht, aber ich kann sie trotzdem

missbrauchen. Ich bekomme kein Geld, aber es reicht, um mir ein Laptop zu

leisten und überall meine kranken Ideen aufzuschreiben. Herz, was begehrst du

mehr? Nichts. (Ein gefesselter Schu zum Valentinstag wär trotzdem nett.) Also

bitte, lasst mich in Ruhe. Bin klein, arm und schwach und muss mir mit Farfie ne

Zelle teilen...

Vorwort: Hm ja, also...ich...weiß nichts zu sagen. Außer, dass ich mehr schlafen

sollte.

*

Sein Blick glitt ein letztes Mal über die zwei toten Körper auf dem gekachelten Boden. Weiße Haut auf weißem Porzellan. Makellos. Leblos. Sprachlos. Sie würden ihn nie wieder ein Monster nennen. Mit zerrissenen Stimmbändern sprach es sich schlecht.

Nagi setze seine Kräfte ein und schloss ihre Augenlider. Diese unwissenden Augen würden ihn nie wieder verletzen.

Dann wandte er sich ab und verließ den Waschraum. Die beiden Mädchenleichen blieben vergessen zurück. Mit gebrochenen Beinen würden sie nie wieder irgendwohin laufen.

Er ging den Flur entlang, hinaus ins Freie. Sein Körper brauchte jetzt Sonnenlicht.

Ein nachdenkliches Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er sich das Geräusch brechender Knochen in Erinnerung rief. Den Moment des Sterbens. Wenn nicht nur der Körper, sondern auch die Seele brach. Die Lebenskraft mit einem einzigen Fingerzeig aus ihnen heraus gequetscht. Es hatte weniger Mühe gemacht als eine Orange zu schälen.

Während er sich auf einer kleinen weißen Mauer vor dem Schulgebäude niederließ, schloss er die Augen und seufzte. Sie waren selbst Schuld, dachte er und atmete das Sonnenlicht ein, hätten sie ihn nicht provoziert, würden sie jetzt noch leben.

Hätte, wäre, wenn und aber - das zählte nicht. Er hatte sie umgebracht, Punkt.

Es hatte ihm weder Freud noch Leid bereitet, es war einfach nur der Tod.

Irgendwann starb jeder. Auch er. Das zu bedauern oder sich sogar davor zu fürchten, war völlig sinnlos. Der Tod war eine dunkle, unumstößliche Wahrheit, der man einfach ins Auge sehen musste. Und wenn nicht...nunja, dann war es auch egal. Er holte einen so oder so. Tod und Leben machten keinen Unterschied, in keiner Weise. Es wurde gegeben und genommen. Auch einem Mörder wie ihm. Er brauchte sich also keine Gedanken machen. Genauso wenig, wie er sich Schuldgefühle machen musste.

Jeder mordete irgendwen oder irgend etwas, um selbst zu überleben.

Der Mord war nicht immer körperlich oder sichtbar, aber das änderte nichts daran, dass er da war.

Wieder dachte er an das Geräusch, das ein Herz machte, bevor es seine Arbeit einstellte.

Ein normaler Schlag. Wie unzählige Male zuvor und unzählige Male, die es noch hätte geben können. Manchmal lauter, manchmal leiser, aber immer verlässlich.

Ein Herzschlag weiß nicht, dass er der letzte ist, denn er lebt nur für den Moment und hat weder Vergangenheit noch Zukunft. Manchmal fühlte er sich selbst wie ein einzelner Herzschlag, der nicht wusste, warum oder für welches Herz er schlug und es trotzdem tat. Ersetzte nicht jeder neue Herzschlag kaltblütig den alten? Er tat also nur seine Pflicht. Niemand konnte ihn dafür verantwortlich machen, jeder, der es versuchte, würde auch ausgelöscht. Seine Hände waren schmutzig, aber das Blut daran war sauber.

Unschuld war Licht. Er lebte auf der dunklen Seite, aber auch er war bloß ein Kind.

Uralt im Innern, aber nichtsdestotrotz ein Kind.

Unschuldig.

Er lächelte müde. Irgendwie war es beinahe zu einfach gewesen, die beiden anderen ach so unschuldigen Kinder zu töten. Menschen brachen so leicht. So schwach, oh, so erbärmlich schwach.

"Hm, Chibi, deine Verzweiflung ist echt... süß..."

"Ich bin nicht verzweifelt." sagte Nagi ruhig und löste den Arm, der sich um seine Taille gelegt hatte, wieder. Aus kühlen Augen sah er zu Schuldig auf.

Dieser grinste nur und beugte sich zu ihm herunter, plazierte seine Hände wieder auf Nagis Hüften.

"Nein? Du fühlst dich nicht hilflos und verzweifelt? Und wenn ich das hier tue?"

Nagi zeigte keine Reaktion, als Schuldig sich seinem Gesicht noch weiter näherte. Dieser arrogante Mastermind würde ihn nicht aus der Reserve locken.

Sein Herz schlug ganz ruhig.

"Schuldig!! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dich nicht an kleinen Kindern vergreifen sollst?"

Der tadelnde Ton ließ Schuldig innehalten, noch bevor sich ihre Lippen endgültig berührt hatten. Er kannte ihn nur zu gut.

"Ich glaube, wir müssen das verschieben." Damit ließ er von Nagi ab und wandte sich Crawford zu, der sie aus einiger Entfernung mit seinem ungeduldigen Blick taxierte.

Theatralisch seufzend stemmte Schuldig einen Arm in die Hüfte. "Bradley, du bist ein elender Spielverderber."

Crawford blieb unbeeindruckt, maß ihn mit einem weiteren Blick, und wandte sich dem schwarzen Mercedes zu, den er hinter sich geparkt hatte.

Wortlos stand Nagi auf und folgte dem stummen Befehl. Er setzte sich zu Farfarello auf die Rückbank. Nachdem er den Moment noch ein bisschen wie einen zähen Kaugummi gedehnt hatte, ließ sich auch Schuldig dazu herab, in das Auto einzusteigen.

Nicht ohne nochmals laut zu murren, versteht sich. Viel lieber hätte er sich neben Nagi gesetzt, um den Kleinen noch ein bisschen zu ärgern, aber Farfie verschob man nicht von seinem Platz, wenn er nicht verschoben werden wollte.

Aber hey, wozu war er schließlich Telepath?

Er schloss die Augen, lehnte sich zurück und tastete nach Nagis Gedanken.

Es war gar nicht so leicht ihn überhaupt zu ordnen. Wenn er nicht wüsste, wo Nagi saß, hätte er ihn gar nicht gefunden.

'Du bist gar nicht leicht zu finden, kiddo. Besonders viele Gedanken sendest du nicht gerade aus.'

'Lass mich in Ruhe, Schuldig.' Nagis Stimme war selbst in Gedanken ruhig und emotionslos. Schuldig grinste breit. Dieses unschuldige kleine Kind war so traurig... ah, wie verlockend... diese zuckersüße Leere.

'Nana, nicht so unhöflich.'

'Was willst du?'

'Dich.'

'Aha.'

'Ich frage mich, was unter der ganzen Leere in dir verborgen liegt, Nagi-chan.'

'Nichts.'

'Glaub ich nicht. Aber es wird mir eine Freude sein, es herauszufinden.'

'Nerv nicht.'

'Du bist so süß, chibi.'

'Lass mich einfach in Ruhe.'

'Schon weg. Wir haben später noch sehr, sehr viel Zeit.'

Nagi antwortete nicht mehr. Es war auch nicht nötig. Schuldig war mit sich selbst zufrieden und ließ ihn in Ruhe. Nagi spürte, auch ohne emphatische Kräfte, in welche Richtung Schuldigs Phantasien gerade drifteten und das gefiel ihm gar nicht.

Aber egal, das war doch wirklich egal.

Er öffnete die Augen und starrte aus dem Fenster. Die sonnige Landschaft glitt lautlos an seinem abgedunkelten Fenster vorbei.

Er sah Kinder, die von der Schule nach Hause gingen und sich unterhielten.

Er sah Kinder, die miteinander spielten und Bällen hinterher jagten.

Er sah Kinder, die mit ihren Eltern spazieren gingen und lachten.

Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte er sich gewünscht, eins dieser Kinder sein zu können. Aber das war vorbei.

Es gab keine Hoffnung für jemanden wie ihn. Macht bedeutete Einsamkeit. So war es eben. Daran änderte niemand etwas. Warum gegen einen Schatten ankämpfen, wenn man sich in der Dunkelheit treiben lassen konnte?

Er ließ das Geräusch des Motors in sich strömen, es zum Motor seines Bluts werden, seinem Herzschlag. Die Gedanken strömten durch ihn hindurch und ließen ihn leer zurück.

"Wir werden für Mister Martin arbeiten." sagte Crawford plötzlich und zog damit alle Aufmerksamkeit auf sich. Inzwischen hatte er den Wagen in eine schattigere Gegend gelenkt. Eine breite Allee mit hohen Kirschbäumen und großen, gepflegten Vorgärten, was an sich schon ein unerträglicher Luxus in Japan war, aber die riesigen Häuser dahinter waren erst Recht der reine Wahnsinn. Nagi ließ es kalt.

 

Geld war nichts, was ihn beeindruckte.

Ihn beeindruckte überhaupt nichts.

Er blieb ruhig und hörte zu, wie Schuldig sich nach den Details erkundigte.

Das war also der Grund, warum sie ihn von der Schule abgeholt hatten.

Auch gut. Sie würden diesen Mann und seine Familie also für einen Abend

beschützen.

 

Wie einfach.

"Du kümmerst dich um die Tochter, Schuldig um die Frau und ich um den Mann.

Farfarello wird dir helfen."

Nagi nickte gehorsam.

Das klang nach einem guten Auftrag. Er dürfte keine besonderen Schwierigkeiten

machen. Obwohl, irgendwie hätte er Lust gehabt heute jemanden zu töten.

Dann eben nicht. Es würden sich schon andere Gelegenheiten bieten.

Der Wagen hielt und sie stiegen aus.

Schuldig ging auffällig eng hinter Nagi her, bis Crawford ihm schließlich eine

Hand auf die Schulter legte und zurückhielt.

"Nicht jetzt!"

"Pah! Ich lass mir von dir doch nicht den Spaß verderben."

"Ich sagte, nicht jetzt, und ich meine es so. Was ihr später macht ist mir egal,

aber jetzt wirst du dich gefälligst auf die Mission konzentrieren."

Dem Blick, mit dem Crawford Schuldig maß, wäre ein Bad in Flüssiggas vorzuziehen

gewesen. Missbillig schnaubend wandte Schuldig sich ab. Sollte Crawford für den

Moment seinen Willen haben. Er konnte warten. Den Kleinen würde er schon noch

zum schreien bringen. Alles eine Frage der Zeit.

 

*

End of Prologue

 

Oh ye... was habe ich getan? Schsuchu steigt dem armen Nagi nach. Will das

überhaupt jemand lesen? *vergrab* Buhu... nicht mal meine kranke Phantasie mag

mich noch...

 

 

 

                   Kapitel 2: Longing for your cold embrace

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Autor: Diva

Teil: 1/4 (glaub ich...^-^")

Disclaimer: Nicht mir, nie gewesen! Ich hab sie nicht mal angefasst T-T (nur

sich gegenseitig anfassen lassen *davonschleich*)

Vorwort: Ha, ich hab Reviews bekommen...*freudentanz* yuchu!!

Hey, ich mag Schuschu auch! Is so ziemlich mein Favorit... zusammen mit Aya

(*hust* Flammen der Schuld *hust*) Und am Ende... *g* Aber, ich will ja nicht

spoilern. Offene Dramen liegen mir nicht.

Ich mag jeden Chara aus ganz besonderen Gründen! Sogar Farfie... Ich plane eine

Entstehungsgeschichte zu Schwarz, aber ich weiß noch nicht, ob das jemand lesen

will?? Naya, als ob das meine Idee davon abhalten würde, sich durch meine Finger

zu quetschen...Aber meinem Ego würde es helfen...*egovergräbtsich*

However, back to basics: Here we go.

 

 

Herzschlag aus Eis

 

Act one - Longing for your cold embrace

 

Das Haus war genauso groß und luxuriös, wie er erwartet hatte. Pure

Geldverschwendung, wohin er auch sah, dachte Nagi, nachdem er seinen Rundgang

durchs Haus beendet hatte. Jetzt saßen sie in einem großen Wohnzimmer, das eher

einem Salon aus dem venezianischen London ähnelte, und warteten auf Crawford und

ihren Auftraggeber. Still seufzend strich er mit den Fingern über das Samtbrokat

eines Kissens, das neben ihm auf dem Sofa lag. Sanft, so sanft. Er fuhr über die

beinahe unsichtbaren, dafür aber sehr edlen Stickereien und lächelte verträumt.

Ein wunderbares Gefühl, der rauhe Widerstand auf dem glatten Stoff. Ein

zaghaftes Gefühl von Halt.

"Weißt du Chibi, wenn du jemanden brauchst, der dich hält...Ich hätte da was im

Angebot..."

Nagi zog seine Hand zurück, ruhig und ohne Hast, und erwiderte Schuldigs

provokanten Blick kühl. Der Deutsche saß neben ihm und grinste.

"Worauf möchtest du hinaus?" Als Schuldig nur noch breiter grinste, gab er es

auf, eine vernünftige Antwort zu erhoffen. "Vergiss es, ich will es gar nicht

wissen.", meinte er gelangweilt und wandte sich wieder dem äußerst interessanten

Kissen zu. Auf einmal spürte er eine Hand, die sich auf seinen Oberschenkel

legte.

Nicht wirklich überrascht, schloss er seine Beine und schob Schuldigs Hand

beiseite. Noch weniger davon überrascht, dass die Hand dort nach einer Sekunde

wieder lag, drehte er sich zu Schuldig um und starrte ihn unbeeindruckt an.

"Lass das."

"Was denn, kiddo?" Lasziv grinsend beugte Schuldig sich zu ihm herüber, die Hand

weiter zwischen Nagis Beine führend. "Schüchtern?"

"Nimm deine Hand da weg."

"Uhm, sei doch nicht so ein prüdes Spielzeug. Das langweilt mich."

"Nun, ich bin nicht dazu da, dich zu unterhalten."

'Was nicht ist, kann ja noch werden.'

'Ich warne dich.'

'Wovor, Chibi?'

"Ich könnte dir weh tun."

"Nicht doch. So böse Drohungen aus so einem hübschen Mund."

"Hör auf."

"Dass du dich wehrst, überrascht mich."

Nagi funkelte ihn einen Moment an und Schuldig hätte sich bei diesem

wundervollen Anblick beinahe selbst vergessen, aber da war das Glühen auch schon

wieder erloschen. Verdammt! fluchte Schuldig innerlich. Sein Triumph war so kurz

gewesen, dass er ihn nicht hatte genießen können. Nagi war wieder völlig ruhig,

die Augen unbeeindruckt und ausdruckslos. "Lass mich in Ruhe, Schuldig."

Eine Stimme wie Eis. Trauriges, verletzendes Eisgeflüster. So ruhig... so kalt,

dass es weh tat. Oh wie sehr verlangte es Schuldig danach, dieses kalte Feuer in

Nagi zu schüren, bis sie beide darin verbrannten... Aber nicht jetzt, noch

nicht, mahnte er sich.

"Hm, na gut, na gut. Aber nur, weil Crawfie sonst bös wird."

Schuldig entfernte sich grinsend und warf Crawford, der just in diesem Moment

den Raum betrat, einen unschuldigen Blick zu. "Hi Bradley, du kommst gerade

richtig. Nagi-wagi-chan," er legte einen Arm um Nagi, "und ich haben uns gerade

gefragt, wann du wohl endlich auftauchen wirst. Haben dich soo furchtbar doll

vermisst."

"Aha." Crawford ignorierte Schuldig kühl und machte einen Schritt zur Seite.

Hinter ihm trat ein etwas älterer Mann hervor, der sie scharf musterte.

"Nagi, Schuldig, das ist Mister Marten, unser Auftraggeber."

Er hielt zwei Fotos hoch und Nagi zog sie mit seinen Kräften zu sich.

Er musterte die Bilder, auf einem ein Mädchen, auf dem anderen eine junge Frau.

Crawford nickte Mister Marten knapp zu und dieser begann: "Das eine ist meine

Tochter, Mika, das andere meine Frau Sophie." Schuldig, der mittlerweile die

Fotos vor sich hatte, runzelte die Stirn. Sophie und Mika, schön und gut, aber

wer war wer? Beide schienen verdammt jung. Er sah auf, doch Crawford hieß ihm

mit einem Blick, jetzt besser keine Fragen zu stellen, also schlüpfte er

blitzschnell unbemerkt in den Kopf dieses ominösen Martens und nahm sich die

Antwort einfach. Er teilte sie großzügig mit Nagi und beide nahmen ein Foto.

Mika, das blonde Mädchen mit den großen blauen Augen für Nagi und die große

Brünette mit dem naiven Gesichtsausdruck für Schuldig. Geschmäcker hatte der

Kerl. Wenn seine Frau auch nur einen Tag älter als zwanzig war, würde er sich

eigenhändig zu Farfie in die Zelle sperren.

Nagi hörte diese Gedanken mehr oder weniger freiwillig, da sie immer noch

verbunden waren, und meinte bloß, dass es sie nichts anginge und er nicht so

einen Blödsinn denken solle.

"Und ich kann mich auf euch verlassen," verlangte Mister Martens zu wissen.

"Natürlich.", versicherte Crawford entschlossen.

"Gut." Sein Blick ruhte einen Moment zu lange auf Nagi, als dass es Schuldig

hätte entgehen können, dann verabschiedete er sich. "Also, bis dann."

Und schon hatte er auf dem Absatz kehrt gemacht und war mit harschen Schritten

im Flur verschwunden.

Schuldig kicherte leise. "Wow, was ein Abgang! Das nenn ich nen sympathischen

Kerl. Unser Bradley hätte es nicht besser hinbekommen..."

Wieder ignorierte Crawford Schuldigs Sprüche, obwohl es ihm angesichts der

erneuten Erwähnung seines Vornamens schon etwas schwerer fiel.

Sein Blick war unberührt auf Nagi gerichtet. Der Jüngste Assassin verstand,

erhob sich leichtfertig und folgte ihm, als er sich umdrehte und ebenfalls in

Richtung Flur ging.

"Hey, du kannst mir nicht einfach mein Spielzeug wegnehmen." Maulte Schuldig

hinterher, doch niemand antwortete ihm.

"Menno..." Schmollend räkelte er sich dem Sofa entgegen. "...was glaubt der, wer

er ist. Einfach mein kleines Püppchen klauen...Pah! Ich krieg es ja doch noch."

Nachdem er sich eine Weile auf dem Sofa geräkelt und letzte Details an seinem

Plan verbessert hatte, stand er schließlich auf.

"Uff, na gut, Gut Ding will Weile haben. Geh ich eben erst mal Farfie füttern.

Den armen Kerl haben sie in den Keller gesperrt." Er kicherte leise.

Ja, ein bisschen mit Farfie spielen, würde ihn bis zum Abend gut beschäftigen.

 

+

 

"Und du machst nie etwas Verrücktes? Keine ekligen Eigenheiten?"

Nagi sah Mika nur irritiert an. Das blonde Mädchen kicherte.

Der Walzer im Hintergrund lief aus, wurde nahtlos gegen einen anderen, etwas

leiseren eingetauscht. Sie bewegten sich weiter im Takt, die Mienen

unverändert.

"Na, ich meine... zum Beispiel Essgewohnheiten. Ich zum Beispiel steh auf

Shrimps mit Honig... Du isst doch, oder?"

Das entlockte Nagi tatsächlich ein leichtes Lächeln. Eigentlich war sie gar

nicht so unsympathisch. Relativ gesehen, natürlich.

"Mehr als du bestimmt."

"Ich mein ja nur, du bist so zierlich. Man kann gar nicht unterscheiden, wer von

uns das Mädchen ist...so hübsch bist du."

Jede Antwort wäre ihm jetzt unangenehm gewesen, aber er lächelte weiter.

Warum konnte nicht jeder Job so angenehm sein?

Für einen seltsamen Moment lang fühlte er sich völlig entspannt und ruhig. Auf

ungezwungene Weise.

Sein Blick schweifte durch den Ballsaal, traf als erstes Schuldig, der am Buffet

stand und offensichtlich großen Spaß dabei hatte, mit der Frau ihres

Auftraggebers, Sophie, zu flirten. Seine orangenen Haare, der weiße,

maßgeschneiderte Anzug, das amüsierte Glitzern in den grünen Augen... Nur ein

Blinder hätte ihn übersehen können, so sehr stach er aus der Menge heraus. Nagi

zuckte zusammen, als Schuldig seinen Blick auffing und erwiderte... diese dunkle

Aura machte ihm Angst... wie Luzifer persönlich. Das amüsierte Grinsen in

Schuldigs Gesicht wurde einen Wimpernschlag lang beinahe dämonisch. "Vielleicht

hast du gar nicht so Unrecht, Chibi. Wie wär's mit einem ... Teufelstanz??" Die

lautlose Frage bohrte sich in seinen Kopf und dann war der Eindruck auch schon

verschwunden, zusammen mit Schuldigs Gestalt vor seinen Augen. Er und Sophie

hatten wie von Geisterhand die Plätze getauscht und plötzlich sah er nicht mehr

Schuldigs sondern Sophies Gesicht. Er blinzelte verwirrt und konzentrierte sich

wieder auf den Körper in seinen Armen, der nur minimal kleiner war als er

selbst. Mika lächelte immer noch, als er ihr wieder ins Gesicht sah.

"Sag mal, Nagi, ist es dir unangenehm, mit mir tanzen zu müssen?"

Wieder war einen Moment verwirrt...aber das legte sich so schnell wieder, wie

ein sanftes Lächeln auf seine Lippen.

"Nein, ich tanze sehr gerne mit dir." Das war die Wahrheit. Es erfüllte ihn mit

großer Ruhe, einfach nur durch den Raum zu schweben, getragen von der Musik und

der leichten Umarmung dieses Mädchens. Sie war eine angenehme Auffrischung, eine

zarte Brise in den stürmischen Winden, die sonst an ihm zerrten...

Es war ... angenehm.

Wieder verlor sich sein Blick darin, durch den Raum zu schweifen, diesmal traf

er Crawford.

Der war nicht ganz so leicht von der Menge zu unterschieden, in seinem kühlen,

makellosen Auftreten passte er perfekt zu den ihn umgebenden Geschäftsmännern.

Auch Crawford spürte Nagis Blick, vielleicht hatte er ihn auch vorhergesehen,

jedenfalls begegnete er ihm für den Bruchteil einer Sekunde. Genau so lang, wie

es nötig war, um in Nagi ein ungutes Gefühl aufsteigen zu lassen.

Irgendetwas war falsch. Er fühlte sich zu gut. Das hier war ein Auftrag. Nachher

würde er vielleicht jemanden töten müssen, das sollte sich nicht gut anfühlen.

Das durfte sich nicht gut anfühlen. Was war los? Wo kam die böse Vorahnung her?

Mit einem Mal fühlte er sich seltsam fehl am Platz... fremd, irgendwie.

Seine Hände lagen noch an der selben Stelle, wie eben, auf ihre Hüfte und in

ihrer Hand, seine Füße bewegten sich immer noch rhythmisch im Takt,

schwerelos...selbst das Lächeln lag noch auf seinen Lippen, sanft und ehrlich.

Es war genauso wie noch vor einem Moment und doch erschreckend anders. Seine

Bewegungen wurden hohl, waren mit einem Mal so viel langsamer. Seine Umgebung

verzerrte sich wie klebriges Kaugummi. Die Töne klangen nur noch gedämpft an

seinem Ohr. Falsch...so falsch. Gelächter, Musik... Blicke auf ihm, Menschen um

ihn herum. Sein eigener Körper pochte in kalter Erregung. Und er wusste, jetzt

war es soweit. Sie kamen.

In der für die anderen friedlichen Idylle des Festes tat es auf einmal einen

Knall. Schwarzgekleidete Männe brachen durch die Decke.

Berstendes Glas, überraschte Schreie, nervöses Stimmengewirr und dann... die

ersten Schüsse.

"Ruhe! RUHE!! Keiner bewegt sich."

Wie einschnappendes Gummiband wurde Nagi zurück in die Zeit gezerrt, alle Sinne

zum Zerreißen gespannt. Gefahr.

Ein Blick zu Crawford... Ein Nicken... Die blauen Augen weiteten sich vor

Schreck... Aber Befehl war Befehl... Die Kraft in ihm wuchs... Das Geräusch

brechender Knochen vermischte sich mit Schmerzensschreien und in ihm... da war

nur ein riesiges Gefühl der Erleichterung... endlich konnte er seine Energie

loswerden... Aber irgendetwas fühlte sich falsch an...

Etwas war zu... mächtig... Sein Körper zitterte unkontrolliert.

Er sah noch ein paar vorbeifallender Augen... blaue, braune... jadegrüne...

Dann war alles schwarz.

Wie schon so oft.

 

+

 

 

Nagi sank langsam die Rückwand der Dusche herab, die schmerzenden Augen

geschlossen. Sein ganzer Körper zitterte wie Espenlaub. Mit tauben Fingern

tastete er nach dem Schalter, drehte das warme Wasser so weit auf, wie es nur

ging. Wärme, er brauchte dringend mehr Wärme.

Während das kochendheiße Wasser auf ihn niederprasselte, seine blasse Haut

langsam rot färbte, zog er die Knie an und bettete seinen Kopf auf die darum

geschlungenen Arme.

Wenn er nur lange genug hier sitzen würde, sagte er sich, dann würde der Anfall

schon vorbei gehen. Hauptsache er blieb ruhig!

Ja, Schmerz ging immer vorbei. Außerdem war es weder das erste Mal, dass er so

etwas ertragen müsste, noch war es besonders überraschend gekommen.

Selber Schuld, wenn er seine Kräfte nicht richtig kontrollierte. Er hätte es

besser wissen und sie schon gestern entladen müssen. Aber irgendetwas hatte ihn

wohl abgelenkt, normalerweise passierte es sehr, sehr selten, dass er das

einfach vergaß. Irgendetwas störte sein Gleichgewicht und die Energie durchfloss

ihn nicht, sondern staute sich. Das war mehr als gefährlich, denn kein Gefängnis

war stark genug, um dieser Kraft standzuhalten, neben der Erde selbst,

natürlich. Allein Medium für sie zu sein beanspruchte viele Opfer für sich,

forderte seinen Tribut an seinem jungen Körper. Für seine 15 Jahre war er zu

klein und zu dünn, alles eine Folge seines übernatürlich hohen

Kalorienverbrauchs. Und all die Energiedrinks, Riegel und Medikamente änderten

nichts daran, dass er wohl früher sterben würde, als es für ihn vorgesehen war.

Mit jedem unkontrollierten Ausbruch verkürzte sich seine Lebensspanne um weitere

Wochen, Monate, Jahre.

Seine Augenlider flatterten, er wischte die in seinen Wimpern gefangenen Tropfen

weg und starrte dem Wasserstrahl, der weiter auf ihn herab plätscherte,

ausdruckslos entgegen. Es war längst nicht mehr so heiß, wie er es zu Anfang

gestellt hatte, aber es fiel immer noch gleichmäßig herunter und das war, worauf

es ankam. Das Fortspülen. Wasser war ein überaus mächtiger Stoff. Ein starkes

Element. Es saugte die überreizten Ladungen aus seinem Körper und riss sie sanft

fort, spülte sie einfach in den Abfluss ohne irgendwelche Fragen zu stellen.

Langsam aber sicher kam er wieder zur Ruhe.

Ein letztes Mal spulte sich vor seinem inneren Auge der Kurzfilm ab, der die

Geschehnisse des Abends in Bruchstücken wiedergab...

Ein letztes Zittern, Aufbeben, dann war es vorbei.

Das Wasser hatte all seine Erinnerung aus seinen Augen gewaschen, all seine

Kraft aus dem Körper... Nur er war zurückgeblieben... Leer, schwer atmend und

vor Hitze dampfend... Das Wasser war jetzt völlig kalt, aber sein Körper war

warm. Ein seltsam beruhigendes Gefühl.

Er kippte zur Seite und blieb liegen.

Mit einem Mal war er sehr müde...

 

*

 

"Weißt du, Farfie, manchmal kannst du echt nerven."

Der Ire kicherte nur und zog das Messer aus der Tischplatte. Seufzend strich

Schuldig sich die Haare aus dem Gesicht. Sein Kopftuch lag zusammengefaltet

neben ihm.

"Warum bist du eigentlich so durchgeknallt? Nicht mal jetzt kann man sich mit

dir unterhalten." Er nahm eines der anderen Messer, die auf dem Tisch

herumlagen, griff nach Farfarellos Hand und rammte es hinein. "Du könntest

wenigstens irgendetwas sagen! Dein blödes Gegiggel macht mich ganz verrückt."

Wieder war die einzige Reaktion nur ein Lachen von Farfarello. "Du bist doch

nich ganz dicht", knurrte Schuldig und stand auf. Unruhig ging er in der Küche

auf und ab, nahm eine Orange und begann, mit den Fingernägel langsam die Schale

 

Abzuziehen (1). Als er fertig war, warf er sie achtlos in den Mülleimer und

suchte nach der nächsten Beschäftigung. Farfarello war mittlerweile vom Stuhl

gerollt und balgte sich mit dem Messer, zog die scharfe Klinge abwechselnd über

die Küchenfliesen und die Haut seiner Arme, wie immer ein fasziniertes Grinsen

im Gesicht. Wütend, aus Gründen, die er selbst nicht verstand, sprang Schuldig

auf Farfarello zu, packte ihn und begann blindlings auf ihn einzuschlagen.

Dass Farfarello sich nicht wehrte, sondern nur vergnügt quiekte, teilweise

regungslos dalag und ihn erwartungsvoll anstarrte, manchmal sogar seine Faust

packte und sich ins Gesicht rammte, machte ihn nur noch wütender.

Verdammt noch mal, was sollte das eigentlich alles? Er wollte viel lieber etwas

anderes tun, als diesen durchgeknallten Iren vermöbeln. Aber Crawford war immer

noch bei Nagi und so lange der da war, hatte er, so ungern er das auch zugab, eh

keine Chance auch nur den kleinen Finger von Nagi zu berühren.

"Verdammter Eisklotz!" grummelte er Gedanken an Crawford verschwendend und

verpasste Farfarello noch eine. Er griff nach dem Messer, das der Ire immer noch

umklammert hielt, zerrte es ihm gewaltsam aus der Hand, wobei Farfarello sich

nur wehrte, damit Schuldig ihm wehtat, und zog es ihm schließlich übers Gesicht.

Blut quoll hervor, es dauerte allerdings ein bisschen, wahrscheinlich hatte es

in seinem Körper nicht mehr besonders viel seit er sich vorhin wieder mal fast

zerfleischt hätte. Oder aber es wurde gerade für etwas Anderes benötigt, schoss

es Schuldig durch den Kopf und als er an Farfarello herabsah, wurde sein ungutes

Gefühl nüchtern bestätigt.

"Du widerst mich an, Idiot." Er ließ das Messer neben Farfarello auf den Boden

fallen und erhob sich verächtlich schnaubend. "Du bist die Schläge, die man dir

gibt, gar nicht wert. Elender Psychopath." Angewidert davon, dass seine Prügel

keine andere Wirkung gehabt hatten, als Farfarello zu erregen, spuckte er eben

diesen an und wandte sich ab. Die Wut in ihm brodelte nur noch schlimmer als

vorher. Warum, verdammt noch mal, war nicht er jetzt bei Nagi sondern ihr

bescheuerter Anführer? Der Kleine war völlig hilflos und so begehrenswert

schwach... er sehnte sich danach, jetzt bei ihm zu sein.

Seine Augen funkelten böse, als weiter durch die Küche irrte, sich noch eine

Orange griff und das wehrlose Obst langsam schälte, zerquetsche und wieder

fortwarf. Scheiße, er musste diese Aggressionen irgendwie loswerden, aber blödes

Obst zu quälen half nicht besonders weiter.

Er brauchte einen Menschen. Blut. Todesröcheln. Die Lust, einem Menschen die

Luft zum Atmen zu nehmen.

Seine Hände schmatzten, als er sie aneinander rieb und einen Moment gab er sich

der Vorstellung hin, dass es wirklich Blut sein könnte, das da die weiße Haut

befleckte, aber dann ging die Küchentür auf und allein das Geräusch klärte seine

Vision, von dem Anblick, der dann folgte, ganz zu schweigen.

 

Crawfords eisiger Blick glitt prüfend über das von Schuldig provozierte Chaos in

der Küche: Farfarello lag immer noch am Boden, nuckelte an seinem Messer und

suhlte sich in einem Gemisch aus Orangenpampe und seinem Blut, während Schuldig

am Küchentisch saß und eine Orange nach der andern vernichtete; dann räusperte

er sich lautstark und schob seine Brille mit dem Mittelfinger nach oben.

"Wie ich sehe, amüsiert ihr euch prächtig. Sehr erfreulich."

"Ach nein, wer kommt denn da? Warst du lang genug mit Nagi zusammen, ja?"

Schuldig erhob sich und kam Crawford bedrohlich nahe. Dieser jedoch blieb wie

gewöhnlich ruhig und rümpfte angesichts der Sauerei an Schuldigs Händen und

Klamotten die Nase. "Ich habe ihn bloß zu Bett gebracht, wenn du das meinst.

Hätte ich dich das etwas machen lassen sollen? Ich denke nicht."

"Hauptsache du hattest deinen Spaß, was?"

"Nagi hatte einen Anfall und wäre eben in der Dusch beinahe ertrunken. Das

verstehe ich nicht unter Spaß."

"Warum, zum Teufel, machst du dir solche Sorgen?"

"Zumindest soviel Gehirn hätte ich dir zugetraut. Ich würde selbst dich

aufsammeln. Ihr seid zu wertvoll, um euch einfach verrecken zu lassen."

Schuldig knurrte. Für einen Augenblick schien die Welt zwischen ihren Blicken

einzufrieren, bis es Schuldig zu bunt wurde und er kurzerhand seine Hände

grinsend an Crawfords Anzug abwischte. Als er sich daraufhin zum Gehen wandte,

packte Crawford ihn und hielt ihn zurück.

"Du wirst nicht zu ihm gehen."

"Keine Sorge, Braddy. Momentan steht mir der Sinn eher nach Blut als nach

Unschuld. Bis später."

Er wand sich aus Crawfords Griff und verschwand.

Crawford ließ ihn gehen.

Besser er reagierte sich an irgendeinem Menschen ab, als dass er sich an Nagi

verging.

 

 

*

 

(1) Ab der richtigen Länge is des kein Prob ^-^ *orangeauseinanderfetz*

(2) Okay, normalerweise wäre Schu jetzt getötet worden, weil er Braddys Anzug

dreckig gemacht hat, aber naya Crawfie hatte schon seine Gründe, ihn gehen zu

lassen. Ein wütender Schu hätte nur das ganze Haus auseinander genommen und sich

nach ein bisschen Ruhe zu sehnen is doch verständlich, oder? Dafür nimmt man

auch schon mal ne teure Rechnung in Kauf.

 

*

 

Das blasse Mondlicht warf silberne Schatten auf das jugendliche Gesicht.

 

Schuldig saß an Nagis Bettkante und beobachtete die fragile Gestalt wie

verzaubert.

Der kleine Körper wirkte wie eine hilflose Puppe aus weißem Porzellan in einem

viel zu großen Bett mit weicher weißer Satinbettwäsche.

Es verlangte ihn danach, dieses Bild perfekter Unschuld mit Blut zu beflecken.

Ein verbotener, sinnlicher Traum, der ihn wie ein Magnet anzog.

Und früher oder später würde er bekommen, was er wollte. So war es immer.

 

Schuldig streckte seine mentalen Hände nach Nagis Geist aus - und wieder machte

er die selbe Erfahrung, wie schon die Male zuvor. Nagis Bewusstsein war völlig

leer.

Da waren keine Schilde, die ihn abhielten, nein, da war einfach nichts, was

hätte abgeschirmt werden müssen. Die Eindrücke der Welt, Gedanken und Kräfte,

selbst Schuldigs Berührung, flossen einfach durch ihn hindurch, so als ob er gar

nicht da wäre.

 

Dieses Kind war eins mit der Welt und gleichzeitig nichts.

 

Schuldig tastete weiter, er wusste, wonach er suchte. Nagi zog seine Kraft aus

dem Zustand seiner Seele. Wenn er völlig leer und eins mit der physikalischen

Welt um ihn herum war, war es ihm auch möglich, diese Welt sich zu eigen zu

machen und die verborgenen Kräfte so zu lenken, wie er es wollte. Sozusagen wie

ein Medium, ein Gefäß für diese Kräfte, zumindest für eine gewissen Zeit,

meistens Impulse.

Darin lag seine tragische Unschuld.

Aber da! Schuldig grinste gewinnend. Er hatte es gefunden. Inmitten dieses

ruhigen, kühlen Flusses gab es auch einen kleinen Widerstand. Eine Kugel aus

Eis, in der Nagi Erinnerungen bewahrte, die er von dem Fluss der Lebensenergie

nicht fortreißen lassen konnte. Ob er nun wollte oder nicht, aber dieses letzte

Beweisstück seiner Menschlichkeit war da und Schuldig sehnte sich danach, genau

dieses Stück zu besitzen. Die Gedanken im Innern dieses Eiskristalls waren so

tief verborgen, dass Nagi nicht einmal davon träumte. Schuldig liebte

Geheimnisse, sie zogen ihn magisch an. Er ernährte sich von den Gefühlen und

Gedanken anderer Menschen, sie waren das Einzige, was er richtig fühlen konnte,

und wenn es da tief im Unterbewusstsein ein Stück Erinnerung gab, war es wie

eine verboten glänzende Frucht, die er nur zu gerne pflücken würde.

Er wollte Nagi brechen und diese köstliche Frucht der Unschuld aus ihm

herausreißen.

Er konnte nicht anders, als das zu wollen. Es war so, als würde dieser Gedanke

Tag für Tag mehr Macht über ihn gewinnen. Schmerz, Verzweiflung,

Hilflosigkeit... das waren die Gefühle, die er heraufbeschwören würde, um sich

daran zu laben. Vielleicht auch Hass und Zorn. Und Lust. Ja, nichts ließ einen

Menschen mehr verzweifeln, als sich seinem eigenen Körper unterwerfen zu müssen.

Die anderen - oh, so köstlichen - Gefühle würden dann unisono hervor brechen.

 

Mit einem einzigen, brennenden Herzschlag, der das Blut in wilder Flucht durch

die Venen schickte.

 

Während er so dasaß, an Nagis Bett, und darüber nachdachte, was er mit dem

Kleinen alles anstellen würde, merkte er gar nicht, dass sich die Zimmertüre

langsam öffnete.

Erst als sich zwei starke Hände auf seine Schultern legten, wurde er sich der

Realität um ihn herum wieder bewusst. Es war fast seltsam mit welcher Gewalt er

aus diesem verzauberten Traum gerissen wurde. Er wandte den Kopf und sah

Crawford an.

"Was willst du hier?" Seine Stimme war ungewohnt leise.

"Die Frage ist, was du hier willst."

"Nichts."

"Dann wird es dir sicherlich auch nichts ausmachen, dein Nichtstun jetzt zu

unterbrechen und mitzukommen. Ich muss mit dir reden."

"Hast du solche Sehnsucht nach mir, Bradley?"

Crawford antworte nicht, ließ Schuldig los und schickte sich an, den Raum zu

verlassen. An der Tür drehte er sich noch einmal um und bedachte Schuldig mit

einem vielsagenden Blick. Dann war er verschwunden.

Ein paar Sekunden verstrichen, bevor Schuldig sich erhob und Nagi ebenfalls

allein ließ.

 

*

 

"Ich habe es verdammt noch mal satt, dass du dich hier ständig wie die

Sittenpolizei aufzuführen versuchst. Was *ich* mache, ist allein *meine*

Angelegenheit! Da hast du dich nicht einzumischen!" Er knallte die flachen Hände

auf den Schreibtisch und funkelte Crawford wütend an.

Crawford blieb von Schuldigs Ausbruch sichtlich unbeeindruckt. Er rutschte in

seinem Stuhl zurück und schob seine Brille zurecht. Allein diese Geste, als

hätte er alle Zeit der Welt, regte Schuldig nur noch mehr auf. Gerade als er zu

einem neuen Wortschwall ansetzen wollte, hob Crawford die Stimme. "Also gut,

Schuldig, ich habe deine Meinung zur Kenntnis genommen..."

"Wie gütig." zischte Schuldig. Crawford fuhr unbeirrt fort.

"...Aber das ändert rein gar nichts an meiner."

"Was willst du damit sagen, Bradley?"

Crawford räusperte sich und strafte Schuldig mit einem eiskalten Blick, was in

seiner kargen Körpersprache so viel wie "Nenn mich gefälligst nicht so!" hieß,

dann fuhr er fort.

"Ich sage damit, dass ich nicht zulasse, dass du dich an Nagi vergreifst."

"An wem ich mich *vergreife*, ist allein meine Sache. Das geht dich nichts an."

"Es geht mich sehr wohl etwas an. Wie du dich vielleicht erinnerst, trage ich

die Verantwortung für das Team. Probleme dieser Art kann ich nicht dulden."

"Probleme dieser Art, so? Entweder kommst du jetzt auf den Punkt oder ich hau ab

und hol mir gleich, was ich von ihm brauche."

"Du wirst keinen Finger an Nagi legen. Das würde ihm nicht gut tun. Und ich kann

es nicht riskieren, dass die Effizienz des Teams geschwächt wird."

"Bist du sicher, dass es dir nur darum geht?" Grinsend setzte Schuldig sich auf

den Schreibtisch und schlug die Beine übereinander. "Willst du es nicht lieber

selbst mit ihm machen? Wer weiß, was in deinem kranken Hirn vor sich geht."

Äußerlich zeigte Crawford keine Reaktion, aber seine Augen verrieten, dass in

ihm ein kaltes Feuer loderte. Er beugte sich gefährlich ruhig zu Schuldig vor,

dann schlug er ohne Vorwarnung zu, packte Schuldig und zwang ihn blitzschnell

mit gestrecktem Oberkörper auf den Tisch vor ihm. Die Position war eindeutig.

Seine Lippen waren nah an Schuldigs Ohr, als er zu ihm sprach. "Weißt du,

Schuldig, ich könnte dir das Selbe mit dir machen, wie du es Nagi antun willst.

Ich könnte deinen hübschen Körper nehmen und brechen und wegwerfen wie eine

wertlose Puppe. Dass du bereits befleckt bist, spielt keine Rolle, es würde

trotzdem funktionieren. Dafür würde ich schon sorgen." Schuldig gefror,

Crawfords ganze Präsenz strahlte eine durch Mark und Bein gehende Kälte aus.

"Aber ich werde es nicht tun. Meine Hände sind mir zu schade, um sie in deinem

Blut zu waschen. Solltest du jedoch meinen, mir meine Pläne durchkreuzen zu

müssen, und es geht dich nicht im Geringsten an, wie die aussehen, werde ich

meine Prioritäten neu sortieren. Und glaub mir, Einfallsreichtum bereitet mir

keine Probleme." Nach einem kurzen Moment des Innehalten, entließ er Schuldig

aus dem Griff und setzte sich in seinem Sessel zurück. Kühl musterte er

Schuldig, der sich betont langsam und beiläufig wieder aufrichtete. Schuldig

strich sich die Haare zurück und grinste ihn an. Trotzdem wusste Crawford, dass

seine kleine Warnung ihre Wirkung nicht verfehlt hatte. Zumindest hoffte er das,

sonst...

"Hm, gut, gut. Crawfie will also nicht, dass man den Kleinen anfasst." Schuldig

räkelte sich verspielt auf dem Schreibtisch. "Aber ich frage mich, warum. Und

den besorgten Papi nehm ich dir sicher nicht ab."

"Wie gesagt, Gründe gehen jemanden wie dich absolut nichts, ich wiederhole,

nichts an."

"Jemanden wie mich? Du meinst eine deiner Lakaien, was? Aber ich sag dir was.

Mich verarschst du nicht so leicht. Deine bescheuerten Drohungen kannst du dir

sonst wo hin schieben. Wenn ich ihn will, werde ich ihn bekommen. Du änderst

daran nichts! Aber wenn du so scharf darauf bist, darfst du gerne zugucken...Na,

wie wär's?"

"Du solltest jetzt gehen, Schuldig." meinte Crawford kühl.

"Pah, du wirfst mich raus?" Wieder warf er sein Haar zurück und grinste frech.

"Ja." Der Blick sagte eigentlich alles, aber Schuldig war eben Schuldig und

grinste nur noch breiter.

"Und wer sagt, dass ich mich rauswerfen lasse?"

Crawford schickte Schuldig nur einen weiteren, tödlichen Blick, in dem seine

ganze unbeugsame Kraft lag... und nach einem Moment des Zögerns gab Schuldig

schmollend auf und ging. Eine vorübergehende Ruhe, das wusste Crawford, aber

immerhin besser als nichts. Irgendwann würde er diesem nervenden Plappermaul

schon noch endgültig den Mund stopfen.

Auf die eine oder andere Weise.

 

*

 

Nyahaha, ich liebe es, meine Leser (*winktdendreiLeutenzu*) darüber im Unklaren

zu lassen, wer jetzt eigentlich genau was will. Wo ist der Anfang und wer steckt

hinter allem? Höhö, wer weiß, vielleicht werden wir es nie erfahren?

 

 

However, danke, danke, danke für eure ganzen lieben Reviews und besonders die

beiden Emails haben mich echt aufgebaut. Aber ist es fair, dass ein Kapitel

NagixSchu beinahe genauso viele Kommentare wie fünf Kapitel AyaxSchu bekommt?

Womit ich nicht sagen will, dass ihr diese Story nicht weiter kommentieren sollt

(im Gegenteil!!) aber wahrscheinlich stimmt es einfach, dass es nich so viel

Aya-Schu-fans gibt. Dabei sind sie so ein geniales Pairing. Was haltet ihr

übrigens mal von AyaxBrad? *augenbrauenwackel* Macht halt mal nen Vorschlag^-^

 

Ich bin jetzt müde und roll mich ins Bett *immernochkrankis*

 

Ciao, Diva

 

PS: Herrje, das Kapitel is so kurz geworden... aber ich fand, es war eine gute

Stelle, um Schluss zu machen. Ich bin doch gern gemein. Und bevor hier nich

nochma so viel Reviews eingegangen sind, schreib ich auch nich weiter

*gnadenloseerpressung*

Zu dem Chapter hab ich übrigens "Corners of my mind" von KORN, "Glasgarten" von

Goethes Erben und "Die unstillbare Gier" von Jim Steinmann(tanz der Vampire)

gehört. Sehr empfehlenswert.

Bitte reviewt...

 

 

 

                  Kapitel 3: The awakening of the angry birds

                  -------------------------------------------

 

 

Titel: Herzschlag aus Eis

Teil: 2/4 (ne gute Zahl, find ich...vier Jahreszeiten^^)

Serie: Weiß Kreuz

Disclaimer: blablablubber guckt halt ne Seite weiter vorne...

Pairing: Nagi/Schu (oder? *g*)

Warnings: bad language, light violence und ein bisschen Lime...vielleicht auch

mehr... ma guggen.

Vorwort: Hm, ja... ich hab zu viele Songifcs gelesen und zu viele neue

Lieblingslieder... (Rag doll, obsession, Meister...The bondage Song...*hust*)

Aber nun weiter...

The awakening of the angry birds...

Der Titel gefällt mir eigentlich ganz gut...

Und er passt...alles ist irgendwie am aufwachen in diesem Kapitel...

Naya, have fun.

 

Act two - The awakening of the angry birds

 

Laut protestierend erhoben sich die Vögel in den Himmel, als das Morgenlicht sie

aus ihren Nestern trieb.

Gedämpft drang ihr harmonisches Schreien, mit dem sie den Frühlingstag

begrüßten, durch die dicken Wände, hinter denen verborgen seine Zelle lag.

Farfarello rollte sich knurrend von einer Seite zur anderen und richtete sich

nach einem kurzen Moment des Zögerns auf. Der kalte Betonboden war alles andere

als bequem gewesen und obwohl er sonst jede Art von Schmerz liebte, dieses

dumpfe Ziehen bei jeder Bewegung behagte ihm gar nicht. Verspannte Muskeln

gehorchten nicht so leicht, wie er es gern hatte, deswegen zog er es vor, in

seinem richtigen Zimmer zu schlafen. Es war zwar kein wirklicher Unterschied zu

der "Beruhigungszelle", konnte aber wenigstens ein Bett aufweisen.

"Blöder Yuppie!", maulte er und kraulte sich seinen Nacken, bevor er sich

schließlich wieder zu einem engen Ball zusammenrollte.

Dass er hier hatte schlafen müssen, hatte seinen Grund und der gefiel ihm noch

weniger, als die Tatsache selbst.

Crawford hatte ihn bestraft.

Weil er Nagi nicht daran erinnert hatte, seine Kräfte abzuladen.

Pah, als ob er etwas dafür konnte, wenn das kleine Porzellanpüppchen vergaß,

seinen Pflichten nachzukommen. Das war doch nicht seine Schuld.

Er knurrte erneut und hob seinen Kopf, um ihn hart auf den Boden knallen zu

lassen.

"Scheiße! Verfickte Pillen!!"

Anscheinend wirkten seine Medikamente immer noch nicht richtig. Crawford gab ihm

Präperate auf experimenteller Basis, um ihn leichter kontrollieren zu können,

aber die Nebenwirkung war, dass sie manchmal zu stark waren und seinen Willen zu

sehr benebelten. Dann lag er apathisch in der Ecke und wartete, bis ihm jemand

die Erlaubnis erteilte, seiner ungestillten Blutgier Ausdruck zu verleihen.

Die vergangene Woche hatte er verhältnismäßig viele solcher scheintoten Tage

erwischt und hatte nicht das Geringste unternommen, um einen seiner

Teamkameraden zu attackieren. Das war, worüber Crawford sich beschwert hatte,

denn normalerweise verbrauchte Nagi genügend Energie, wenn er sich Farfarello

vom Leib hielt und brauchte nur ab und an eine extra Entladung. Fiel diese

Bedrohung aber weg, brauchte er auch keinen Schutzwall mehr.

Aber war das wirklich ausgerechnet Farfarellos Schuld?

Nicht, dass der Ire wüsste. Was mussten die ihm aber auch so Scheiß Pillen

verabreichen? Hatte er etwas die Verantwortung für die Folgen?

Sicher nicht!!

Wütend biss er sich auf die Lippe, bis er Blut schmeckte.

Verdammt, er hatte Hunger.

Verdammt, er wollte sein Spielzeug zurückhaben.

Und verdammt noch mal, er hatte die widerlichsten Rückenschmerzen seit langen.

"Dafür wirst du büßen, Prodigy."

 

*

 

~Er rieb sich schneller gegen die schmalen Hüften, drang in tiefen, ungeduldigen

Stößen in den schlanken Körper, der vor ihm über die Couch gebeugt kniete. Das

leise Stöhnen und Wimmern des Jungen war wie berauschende Musik in seinen

Ohren... Oh Fuck, der Kleine war der beste Trip seines ganzen beschissenen

Lebens... Schneller, härter, mehr davon... Er war wie ihm Wahn, besessen von dem

unwiderstehlichen Drang, diesen Körper, diesen Geist, vollkommen zu zerstören,

vollkommen zu besitzen.

"Wem gehörst du?"

"Dir... Sch...Schlu...d...Schich..."~

 

Moment! Da stimmte was nicht. Nagi hatte keine Probleme mit seinem Namen, dafür

kannten sie sich zu lange, dafür benutzte er ihn zu oft, um ihn loszuwerden.

Was lief hier für ein Film?

Schuld riss die Augen auf und starrte in das blendende Licht der Morgensonne.

"Scheiße!!"

 

Wieder nur ein Traum. Und was für einer...

Er hätte sich diesen kleinen Stricher gestern Abend nicht gönnen sollen...

So viel zum Thema, er müsse nur seine aufgestaute Lust abbauen und alles würde

besser.

"Scheiße!", wiederholte er, als ein Blick auf seine nackten Beine ihm

bestätigte, wie Unrecht er mit seiner idiotischen Logik hatte. Der kleine Fick

lag noch keine acht Stunden zurück und schon war er wieder steinhart und fast

blind vor Lust. Egal, wie oft er sich einen runterholen würde (was für jemanden

wie ihn schon erniedrigend genug war) oder irgendeinen Jungen von der Straße

auflesen würde, ja selbst wenn es ein reiches Bürschen war, das er seinen

echauffierten Eltern direkt vor der Nase wegschnappte, sein Verlangen nach Nagi

würde nie gestillt sein.

"Ich hasse dich dafür!" Knurrend schwang Schuldig seine Beine über die Bettkante

und machte sich auf ins Badezimmer. Wenigstens würde er das Bett nicht schon

wieder neu beziehen müssen.

 

Als sein Blick in den ganzflächigen Spiegel an der einen Badezimmerwand fiel,

musste er an sich halten, sich nicht vor Lachen wegzuschmeißen.

Gottverdammt noch mal, wann war er eigentlich zu so einer erbärmlichen Witzfigur

mutiert?

Ein Dreiundzwanzigjähriger, der sich normalerweise wegen seines exotischen

Aussehens wirklich nicht schämen brauchte, mal ganz nebenbei ein sadistischer

Telepath, stand nun völlig zerzaust in der Reflektion seines chaotischen Zimmers

und betrachtete orientierungslos sich und seine riesige Morgenlatte, als hätte

er sie nicht mehr alle.

Hallo, Schuldig, es ist halb Acht an einem Samstag Morgen und du kannst keinen

anderen Gedanken fassen, als dir über dem Bild eines eiskalt unschuldigen

Jugendlichen schnellstmöglich einen runterzuholen. Herzlich Willkommen in der

Realität, Loser.

"Ach halt's Maul!" Telepath hin oder her, seine eigene nervige Stimme in seinem

Kopf würde er manchmal nur zu gern aus eben diesem herausreißen.

Dann war er eben notgeil... auf einen Minderjährigen... na und?

War ja nicht so, als würde er sonst viel auf Moral und Gesetz geben, oder so...

Ganz abgesehen davon, dass sein Leben sowieso nie anders gewesen war.

Familie, Vertrauen, Gefühle? Pah, wer brauchte das schon? Wer in dieser

korrupten Welt überleben wollte, brauchte Macht und Geschick. Beides hatte er

genügend.

Er konnte sich die ein oder andere Schwäche leisten. Früher oder später würde er

ja doch gewinnen... und Nagi endlich haben.

Und dann würde der Kleine *das hier* für ihn tun - nackt und auf den Knien.

Oh ja, das war ein Bild, für das es sich zu warten lohnte.

Ein dämonisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er seinen

tierischen Bedürfnissen nachgab und sich selbst Erlösung verschaffte.

 

Ja, bald würde das Spiel vorbei sein und er würde als Sieger kurzen Prozess mit

dem zuckersüßen Unschuldslamm machen...

"Oh, Chibi, es wird so verdammt weh tun...Hmm..."

 

Ein Schwarm aufgescheuchter Krähen erhoben sich kreischend in den Morgenhimmel.

Sie wollten noch nicht erwachen.

 

*

 

Wärme...

Es war warm...

Warm und... weich...

Wo war er?

Es tat gut, einfach still dazuliegen und den Bäumen zuzuhören.

Ob es wohl schon Zeit für die Kirschblüten war?

Lag er nicht auf der weichen Erde und wartete darauf, dass die ersten seidig

weichen Blüten herabregneten?

Weiß und rosa... zarte, unschuldige Farben.

Onkel Kimian hat ihm erzählt, dass unter jedem Kirschbaum ein Grab wäre und die

Blüten vom Blut der Toten rosa würden, aber er wollte das nicht glauben.

Und selbst wenn - war es nicht umso schöner, wenn etwas Reines aus dem Dunklen

entstand?

Er presste die Lider so fest aufeinander, dass er schwarzrote Flecken sah und

lächelte sanft. Wenn er jetzt die Augen aufmachen würde, sähe er bestimmt etwas

Wunderschönes...etwas Weißes... vielleicht den Himmel?

Glucksend gab er der Versuchung nach...

Und wurde kläglich enttäuscht...

Es wurde zwar heller... aber es war weder wunderschön noch weiß.

Ein grelles, graues Nichts kam auf ihn zu, blendete und lähmte ihn... drohte,

ihn zu verschlucken.

Er schrie. Angst. Schmerz. Herzzerreißende Trauer.

Und erwachte.

Und war doch noch gefangen im Traum.

Sein Körper war merkwürdig kühl... aber es war nicht beängstigend. Es war eher

eine ruhige Kälte, die ihn langsam schläfrig werden ließ.

Aus halb geschlossenen Augen nahm er müde seine Umgebung wahr.

Gehüllt in eine weiße Decke, die sich langsam rosa färbte.

Was war das?

Über ihm spielten seltsam geflügelte Wesen eine zarte Melodie.

Verlockend und so süß...

Seine Lider wurden schwer, sein Kopf kippte langsam zur Seite, wurde sanft von

blutroten Blüten empfangen.

Blutrot?

Blut?

Als er durch den Schock genug Kraft hatte, genauer hinzusehen, sah er, dass die

Blüten wirklich blutrot waren... und das die Farbe langsam aus seinem Körper

herausfloss, dass er langsam grau wurde... War es sein Blut, das die Blüten

nährte? ... Starb er?

Warum?

Warum er?

Warum jetzt?

Und warum empfand er keine Angst?

 

*

 

Mühselig öffnete Nagi die Augen. Er hob eine Hand, um sich gegen das grelle

Sonnenlicht zu schützen, aber es glitt durch seine schlanken Finger, verletzte

seine empfindliche Netzhaut und machte ihm schmerzlich bewusst, dass er wach

war.

Sich die gereizten, ausgetrockneten Augen reibend, setzte er sich schwerfällig

auf. Er blinzelte, um seine Tränensäcke dazu zu überreden, etwas Flüssigkeit zu

produzieren und als es etwas besser wurde, konnte er endlich wieder scharf

sehen.

Was war das nur für ein seltsamer Traum gewesen?

Er erinnerte sich an schemenhafte Bilder in rosa, weiß ... und blutrot.

Und an das Gefühl, langsam einzuschlafen, mit der Gewissheit, dass es das letzte

Mal sein würde, weil es kein Aufwachen mehr gab.

Ruhig die Augen wieder schließend, lehnte er den Kopf gegen die Wand und atmete

tief ruhig ein und aus. Ein. Und aus. Und ein. Und aus.

Die Verwirrung verließ langsam seinen Körper, fiel von ihm ab, wie ein altes

Stück Kleidung, das vom Tragen ganz weich geworden war.

Erst als er sich wieder beruhigt hatte, merkte er, dass seine Finger gezittert

hatten. Nachdenklich betrachtete er die weiße Haut, die sich darüber spannte,

drehte und wendete sie, dehnte sie und hielt dann inne, als er sie, die

Handrücken ihm zugewandt, von sich gestreckt hatte. Feine, beinahe unsichtbare

Narben zeichneten sich auf den für einen Jungen viel zu zerbrechlich wirkenden

Händen ab. Er sah sie nur, weil er wusste, dass sie da waren, weil er erlebt

hatte, wie die Wunden in die Haut gerissen worden waren, weil er es war, der

sich diese Schmerzen zugefügt hatte. Unfreiwillig, zumindest am Anfang.

Seufzend ließ er sie sinken, faltete sie in seinem Schoß.

Wie lang war es jetzt schon her, seit er sich die ersten Narben zugezogen

hatte?

Zu lang, als dass er sich an die genaue Zeit erinnern könnte, entschied er.

Woher sie alle stammten, wusste er trotzdem.

Nur zu gut. Wieder ein Seufzen.

Hey, kein Grund, sentimental zu werden, kleine Kinder lassen eben mal was

fallen.

,Kleine Kinder? Als wärst du je ein unbedarftes Kind gewesen, Nagi-chan.'

Nagi machte sich nicht die Mühe, Schuldig aus seinem Kopf zu vertreiben.

Irgendwelche Regungen so kurz nach dem Aufwachen konnte er sich nicht leisten,

also blieb er ruhig.

,Nein, wahrscheinlich war ich das nie.'

,Sag mal, Kleiner, wo kommst du eigentlich her? Hast du wirklich keine

Erinnerung?'

,Geht dich das etwas an, Schu?' Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf

seine Atmung, ließ die Traurigkeit zu Ruhe werden.

,Ich bin neugierig, das weißt du, besonders, wenn es mit dir zutun hat...'

,Warum?'

,Ich mag dich.'

,Du und jemanden mögen? Interessant.'

,Tu nicht so, als wüsstest du, was ich meine.'

,Als hättest du mir das nicht oft genug gesagt...' Die Stimme blieb selbst in

Gedanken kühl und unbeeindruckt.

,Gesagt...hm, ja...aber du hast es noch nicht ganz begriffen, Chibi... viel

lieber würde ich es dir... zeigen...'

Wieder spürte er Schuldigs anzügliches Grinsen, widerstand aber dem Drang, sich

zu bewegen. Als jedoch plötzlich die Tür zu seinem Zimmer aufging, wandte er

immerhin den Kopf.

"Was willst du hier?"

"Guten Morgen sagen."

Als Nagi ihn daraufhin nur ausdruckslos anstarrte, wurde das unheilvolle Grinsen

auf Schuldigs nur noch breiter. Elegant wie ein lauerndes Raubtier kam er auf

Nagi zu, der sich entspannt in seine Bettdecke kuschelte, obwohl ihm die ganze

Situation gar nicht gefiel.

In einer fließenden Bewegung ließ Schuldig sich neben Nagi auf dem Bett nieder

und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

Einen kurzen Moment maßen sie sich mit Blicken, Nagi ausdruckslos und Schuldig

amüsiert, dann streckte Schuldig mutig eine Hand nach Nagi aus und berührte

seine Wange. Nagi zuckte nicht zurück, obwohl die plötzliche Wärme auf seiner

Haut unangenehm war. Für Schuldig war das Anreiz genug, um sich einfach

vorzubeugen und seine Lippen auf Nagis zu pressen. Ein vorsichtiger, sanfter und

gleichzeitig gnadenlos berechnender Kuss, gegen den Nagi sich nicht wehrte.

Der Ausbruch gestern und der Traum hatten ihn kalt, traurig und ruhig

zurückgelassen.

Nagi gab nach, ließ die fremde Zunge in seinen Mund schlüpfen. Schuldig

schmeckte die kühle Süße Nagis, verlor sich ganz in dem Rausch den Jungen

endlich berühren zu können. Diesmal würde er nicht einfach aufhören und warten.

Vorfreude hin oder her, alle Spielchen wurden zur Bedeutungslosigkeit

verurteilt, jetzt wo er diese sinnliche Kälte in den Händen hielt. Wie in Trance

bewegten sich ihre Körper eingefroren langsam, Schuldig drückte Nagi mit

berechnender Sanftheit zurück aufs Bett, kniete sich über ihn.

,Na, Chibi, gar kein Gezeter heute?' Seine Lippen wanderten über das Kinn, den

blassen Hals entlang, kosteten jeden Millimeter porzellangleichender Haut bis

hinab zum Schlüsselbein. 

,Das ist es mir nicht wert. Ich bin noch müde.'

,Sooo? Soll ich dich aufwecken? Oder dir einen neuen Traum zeigen?'

,Ich verzichte.'

,Aber du wehrst dich nicht.'

,Nein, warum sollte ich.' Nagi wandte den Kopf ab. Durch das große Fenster

konnte er direkt in die aufgehende Sonne sehen. Strahlend weißes Licht...

Mit der Klarheit des Morgens zeichnete sie alle Konturen stechend scharf und

schien doch irgendwie auf eine verzauberte Weise alles zu entfremden.

Er sah wieder Schuldig an. Luzifer... ein grinsender Dämon.

,Tse, weißt du, auf was du dich da einlässt?'

,Selbst wenn, es wäre mir egal.'

Nagi starrte ihn ausdruckslos an und schickte Schuldig kribbelnd kalte Schauer

über den Rücken.

,Du willst diesen Körper, nicht wahr?'

,Auch...' Schuldigs Stimme war tief und heiser vor Erregung. Er ließ eine Hand

unter Nagis Nachthemd wandern, strich herausfordernd über seine linke

Brustwarze. Nagis Körper reagierte, doch seine Augen blieben kalt. Genauso wie

seine Stimme.

,Wenn du damit leben kannst, dass du nicht der Erste bist, der das tut, nimm ihn

dir ruhig. Er bedeutet mir nichts.'

 

*

 

to be continued

 

*rettet sich vor fliegenden Tomaten*

Hehe, ich bin ja so gemein^^ und hab nen Riesenspaß dran. Aber keine Sorge, das

Kapitel ist noch nicht zu Ende, es geht bald weiter. Bin fast fertig, aber ich

konnte diesem Cliffhanger einfach nicht widerstehen *fiesesgrinsen*

Schreibt schön Kommentare, ENS, Emails oder Reviews, dann schreib ich schneller

weiter *lach*

Bis dann, Diva

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