Titel: Beautiful Red                                                                                                           back
Serie: Weiß Kreuz
Rating: NC-17
Warnungen: sap, lime, (später auch lemon), angst
Disclaimer: Natürlich gehören die Weiß-Bishis nich mir, sonst wäre ich schon längst nach Japan ausgewandert.

Feedback ist trotzdem immer erwünscht, meine E-mail Addy lautet
nuriko22@gmx.de

Konnichi wa, Minna-san!^__^

Hm, da bin ich dann wohl wieder… Hat ein wenig gedauert, ich weiß… Gomen!! Das nächste (und letzte) Kapitel wird aber bestimmt ein wenig schneller kommen. ^__^;;

So, und dann wollte ich noch mal herzlich für die ganzen Mails und Reviews bedanken, die ich bekommen habe! DANKE!! Schickt mir mehr, ich liebe Feedback! ^___^

Und das Wichtigste zum Schluss: Einen ganz dicken Kuss und ein fettes "Dankeschön" an meine unglaubliche Beta!! Arigatou, mein Engelchen!

So, genug gelabert, viel Spaß.

Auf in die nächste Runde.


Beautiful Red - Teil 5

"...und so seidiges Haar... Wie machst du das nur, Prinzessin?"

Die junge Kellnerin errötete noch ein klein wenig mehr, was Yohji eigentlich  nicht mehr für möglich gehalten hätte. Eine gute halbe Stunde hatte er jetzt  bestimmt schon damit verschwendet, mit dem durchaus hübschen Mädchen zu  flirten, und alles nur um ein paar der Rezepte des Restaurants aus ihr  heraus zu bekommen. Er schätzte die Kleine auf höchstens 20, wohl ehr 18, 19  Jahre, und sie hatte definitiv nicht viel Erfahrung. Um so besser, so merkte  sie wenigstens nicht, dass er sie nur ausnutzte.

Ein klein wenig mischte sich Yohjis Gewissen ein, und er fühlte sich  wirklich etwas schlecht, die Kleine so zu benutzen, aber Bilder davon wie  Aya sich für das wunderbare Mahl, das Yohji zu kochen hoffte, bedanken  könnte, füllten seinen Kopf und verdrängten die nervige Stimme der  Moral. Außerdem hatte die Kellnerin schwarze Haare, und Yohji interessierte  sich in letzter Zeit mehr für rothaarige Menschen... Und für einen ganz  besonders...

Mit einer gekonnten Bewegung strich er sich eine Haarsträhne aus der Stirn  und berührte, während er seine Hand wieder sinken ließ, sanft und  anscheinend unabsichtlich die Hand der Schwarzhaarigen, weshalb sie leicht  verlegen kicherte. Zeit für die Offensive.

"Hmm, hier riecht es so gut... Ich wette so interessantes Essen wie hier  bekommt man nirgendwo sonst in Tokyo, huh?"

"Uh, nein, ich glaube nicht...", lächelte das Mädchen und warf ihm einen  Blick  unter Maskara-belasteten Wimpern zu, den er eine Woche vorher noch  als klare Einladung gesehen und angenommen hätte, aber nun...

"Schade, ich hätte so gerne für diese Person, in die ich erst seit ziemlich  kurzer Zeit unsterblich verliebt bin, etwas ganz Besonderes gekocht."

Er schenkte der Kleinen ein bedeutungsvolles Lächeln, das ihre Augen zum  Leuchten brachte.

"Oh, ich glaube in dem Fall werde ich ganz bestimmt ein oder zwei Rezepte  für dich auftreiben können!", rief sie fröhlich und verschwand in Richtung  Küche.

Yohji grinste breit. Gewonnen.  ___

Aya sah sich aufmerksam um, hier musste es gleich sein... Er war schon lange  nicht mehr da gewesen, aber er hoffte doch sehr, dass dieses  Restaurant noch existierte, in dem er früher so gerne gegessen hatte. Und  tatsächlich fing  ein dunkelgrünes Plakat mit goldenem Schriftzug seine Aufmerksamkeit.

Zufrieden stieg der Rotschopf die drei Stufen vor der Gaststätte hoch und  Ã¶ffnete die Tür. Sofort stieg ihm der wunderbar beruhigende Geruch in die Nase, der einer der Hauptgründe war, weshalb dieses Restaurant eines  seiner absoluten Favoriten war.

Sobald er in den mollig warmen Innenraum getreten war, kam auch schon ein  Kellner an und fragte ihn, ob er einen Einzeltisch wollte oder ob er  noch auf  jemanden wartete. Aya bat um einen Einzeltisch, und der Kellner nickte fast  fröhlich als er ihn zu einem Platz in einer Ecke führte, direkt am Fenster.  Der  Kellner nahm schnell das "Reserviert"-Schild von dem hübsch aufgemachten  Tisch und setzte es auf einen anderen dicht bei Aya. Der Rotschopf schenkte  dem Mann einen fragenden Blick, erhielt aber außer einem leichten Erröten  keine Antwort. Ein wenig verwundert setzte er sich ohne ein weiteres Wort  zu sagen, und der Kellner verschwand für eine Minute, um kurz darauf mit  der Karte wieder zu kommen.

"Darf ich Ihnen schon etwas zu Trinken bringen?", fragte der junge Mann  sehr höflich, und Aya bestellte ein Wasser bevor er sich der Karte zuwandte  und den anderen Mann einfach ignorierte.

Der Kellner verschwand Richtung Bar, und Aya nutzte die Zeit um sich in Ruhe  umzusehen. Die Gaststube war nicht gerade sehr voll und strahlte  Gemütlichkeit aus, das Licht war gedämpft, es brannten Kerzen auf den  Tischen und die Wände und Tischdecken waren in Rot und Gelb gehalten.  Romantisch. Puh.

Aya blickte hinüber zur Bar, die ganz in dunklem Holz gehalten war und viel  im Schatten lag. Trotzdem meinte er plötzlich einen goldenen Schimmer zu  sehen. Der Rotschopf konzentrierte sich auf eine gewisse Sektion der Bar,  konnte aber nichts Verdächtiges erkennen... Vielleicht hatte er sich getäuscht? Er wollte sich grade abwenden, als er den Kellner, der ihn  bedient hatte, mit einem Tablett auf dem sein Wasser stand um die Ecke biegen sah. Überrascht, dass das so schnell gegangen war, wollte Aya sich schnell die  Speisekarte  vornehmen, um seine Bestellung durchgeben zu können, wenn der  Kellner wiederkam, doch plötzlich war da wieder dieser gelbliche Schimmer.

Eine Figur, die bis jetzt im Schatten gestanden hatte, bewegte sich, um  Platz  für den Mann mit dem Tablett zu machen. Aya biss sich vor Schreck fast die  Zunge ab, als er erkannte, wer diese Figur war: Yohji! Was zum Teufel  machte Yohji hier???

Der blonde Playboy schien auf jemanden zu warten, dann hellte sich seine  Miene auf und er ging jemanden entgegen. Dieser "jemand" entpuppte sich als  ein junges, hübsches Mädchen, das Yohji einen Zettel in die Hand drückte.  Wahrscheinlich ihre Telefonnummer oder Adresse!

Aya ballte seine Hände zu Fäusten und stoppte sich selbst im letzten  Augenblick, als er bemerkte, dass er gerade im Begriff war,  aufzuspringen und aus dem Restaurant zu laufen, als Yohji das Mädchen überschwenglich küsste.

Der Rotschopf atmete tief durch und beruhigte sich langsam. Heimlich  beobachtete er, wie Yohji weiterhin mit der jungen Schwarzhaarigen flirtete  und sie zum Erröten und Lachen brachte.... Es tat weh, so verdammt weh...  Er wollte nichts lieber als diese miese kleine Schlampe dort hinten mit  seinem Katana zu Katzenfutter zu verarbeiten, und Yohji direkt hinterher!  Oder nein, er mochte Katzen zu sehr dafür, wohl besser zu Hundefutter.

Aya schloss für ein paar Sekunden die Augen und gab sich den äußerst  angenehmen Visionen hin, die allesamt sein Katana und ein gewisses Mädchen  beinhalteten, und als er sich wieder halbwegs beruhigt hatte und die Augen  wieder aufschlug, stand auch schon der Kellner neben ihm. Schokoladenbraune Augen blickten besorgt in seine.

"Ist alles in Ordnung, mein Herr?"

"Ja.", antwortete er kurz. Er war nicht in der Laune für Smalltalk, auch  wenn der Kellner offensichtlich enttäuscht von seiner Antwort war.

"Sind Sie schon fertig mit der Karte?", fragte der Kellner. Aya schüttelte nur knapp den Kopf, er war nicht dazu gekommen zu lesen. Der junge Mann zog sich diskret zurück.

Aya erwischte sich selbst dabei, wie sein Blick immer wieder in Richtung  Yohji driftete. Er ohrfeigte sich mental selbst.

*Ich sollte nicht an Yohji denken!! Und wenn schon, sollte ich  froh sein. Froh, dass all diese Liebes"geständnisse" nichts als Lügen  waren. Yohji liebt mich nicht.*

Aber verdammt, das tat weh! Viel mehr als es sollte... So weh... Aya verbat  sich kurzerhand selbst, den Schmerz zu fühlen, und trank einen Schluck von  seinem Wasser.

*Ich sollte dankbar sein, das war das Beste, das ihm passieren  konnte! Außerdem hätte ich Yohjis Liebesgeschwätz eh nie ernst nehmen sollen.*

Er wiederholte die Sätze wieder und wieder in seinem Kopf, so wie eine  Litanei, solange, bis er sie selbst fast glaubte.

+++++

Yohji verabschiedete sich mit einem förmlichen Handkuss, der ein weiteres  Kichern erntete, von der jungen Angestellten und drehte sich um, um die  Gaststube zu verlassen. Die Seiten die ihm das Mädchen schnell und  höchstwahrscheinlich heimlich kopiert hatte, schob er abwesend in seine  Hosentasche, während äußerst angenehme Gedanken über den Verlauf seines  baldigen Kochabends seinen Kopf füllten. Oh, er hatte genug Ideen, wie  Aya ihn für seine Mühen belohnen konnte... Oh ja.... Aya... A..AYA!

Yohji starrte geschockt auf die rothaarige Figur, die gerade einen Schluck  aus dem Glas nahm, das vor ihr stand und das verdächtig nach Wasser aussah.  Aya? Hier? Ob der Andere ihn wohl gesehen hatte? Wahrscheinlich... Ob er ihn  wohl mit der Kellnerin gesehen hatte??? Shit.

Trotzdem, so einen blöden Zufall konnte es gar nicht geben, dass sich  zwei Menschen einfach so in einer Millionenstadt wie Tokyo im gleichen  Restaurant wiederfanden! Yohji entschied, dass es dann wohl Schicksal  gewesen sein müsse, das sie hier zusammengeführt hatte und bahnte sich  seinen Weg zu Ayas Tisch.

Ein Tisch mit nur einem Stuhl, wie er bemerkte, also klaute er sich  unterwegs eine Sitzgelegenheit, die er kurz darauf geräuschvoll an den Tisch  stellte, genau gegenüber von Aya. Der ihm übrigens einen äußerst bösen Blick  zuwarf, was für eine Überraschung.

"Hallo mein rothaariges Wunder! Du hast doch bestimmt nichts gegen ein wenig  Gesellschaft einzuwenden?"

Ayas Blick hätte gereicht, um außer ihm noch eine ganze Kompanie zu  meucheln, aber Yohji grinste nur, als er sich setzte.

"Was willst du hier, Kudoh?", grollte Aya missgelaunt, und Yohji fragte  sich flüchtig, ob damit wohl seine Anwesenheit in diesem Restaurant, an  Ayas Tisch oder überhaupt auf der Welt gemeint war. Nun, nach Ayas Blicken  zu schätzen wohl Letzteres.

"Vielleicht hat uns ja das Schicksal beide zur gleichen Zeit in diese  gemütliche, romantische Stube geführt?", bot er Aya in einer verführerischen  Stimmlage an.

Aya schnaubte nur entnervt und trank noch einen Schluck. Aufgrund der  bläulichen Flasche, die neben einer brennenden Kerze auf dem Tisch stand,  wusste Yohji nun sicher, dass der rothaarige Wasser trank, und  beschloss seinen Liebling darauf anzusprechen.

"Nanu, ist das nicht ein unhaltbarer Frevel in einem Grüntee-Imbiss Wasser  zu trinken?"

Oh welch Wunder, er erhielt außer einem weiteren bösen Blick sogar ein  warnend gegrummeltes "Kudoh!", das kam einer richtigen Antwort doch schon  erschreckend nah.

"Tss, also weißt du, wenn ich mich nur deinetwegen schon länger als nötig in  so einem ruf-schädigenden Edelfressbüdchen aufhalte, solltest du dich  wenigstens ein wenig dankbar zeigen.", neckte er den stillen Rotschopf.

Aya schnaubte nur. "Du schienst dich recht gut zu amüsieren.", zischte er  Yohji zu, und sogar der Blonde Playboy schreckte vor dem Mörderblick zurück, den Aya ihm gab.

"Äh, hä, hä, ach das Mädchen da soeben... hm, also, Ich..."

"Oh, kein Problem.", sagte Aya brüsk und wandte sich wieder seinem Glas zu.

Yohji sah ihn verwirrt an, dann grinst er plötzlich bis über beide Ohren.  "Du bist eifersüchtig!"

Der Rotschopf blickte kurz auf. "Nein.", sagte er dann.

"Ach so?", fragte Yohji neckend. "Was bist du denn dann, huh?"

Aya schien ernsthaft über die Frage nachzudenken und legte den Kopf ein  wenig schief, was Yohji wiederum verwirrte. Als Aya dann antwortete, klang er ebenfalls todernst: "Erleichtert."

"/Erleichtert/? Warum bitte denn das?", fragte Yohji entgeistert, während  sich bereits ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend breit machte.  Schon wieder, vielleicht sollte er sich in Ayas Nähe besser dran gewöhnen...

"Weil es nur eine Lüge war", kam die völlig ruhige Antwort, und Yohji  schluckte hart. Er hatte schon so eine düstere Vorahnung, aber er musste  trotzdem einfach nachfragen: "Dass /was/ eine Lüge war, Aya?" Seine Stimme  klang rau, und sein Mund war plötzlich knochentrocken, aber er musste die  Antwort hören.

"Das du mich liebst. Es war eine Lüge, so wie alles Andere, das du  gesagt hast", sagte Aya, vollkommen ruhig und sogar fast ein wenig fröhlich.

Yohji ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen. "Das ist /nicht/ dein Ernst!",  hauchte er. Er hatte es geahnt, trotzdem traf ihn die Antwort hart. Wie  zum Teufel sollte er das nun wieder geradebiegen???

Aya warf ihm nur einen Blick zu, der deutlich sagte, Ja, es /war/ sein  Ernst, und Yohji solle sich einfach damit abfinden und hier nicht so einen Terz  veranstalten. Yohji schlug mit der Faust auf den Tisch.

"Scheiße Aya, das ist doch nur eine miese kleine Ausrede, und das weißt du  genauso gut wie ich. Ich liebe dich, und ich glaube, dass du mich auch  liebst!"

Aya seufzte tief und leidend auf und rieb sich mit einer Hand über die  Schläfen, als ob er Kopfschmerzen hätte. Gott, dieser Mann hatte einfach  eine Art, Menschen wissen zu lassen, dass sie ihn furchtbar auf den  Geist gingen, ohne nur ein Wort zu sagen! Yohji verspürte Drang nach  einer Zigarette und danach aufzustehen und hin- und her zu laufen. Er  versagte sich beides und sah Aya direkt in die Augen.

"Aya, I.C.H. L.I.E.B.E. D.I.C.H! Kapier das doch bitte endlich, ja?"

"Yohji. Lass mich in Ruhe und tisch deine Lügen anderen auf."

"Das ist keine Lüge, verdammt noch mal!!"

Jup, eine Kippe war definitiv angebracht. Yohji kramte in seinen Taschen  nach seiner Zigarettenpackung herum und schnappte sich einen Aschenbecher  vom Tisch nebenan, bevor er sich wieder Aya zuwandte. Doch bevor sie ihre  "Diskussion" fortsetzen konnten, kam ein Kellner mit großen Schoko-Dackel-Augen an ihren Tisch.

"Ähm, haben Sie und Ihr... Gast... schon gewählt?", wandte der Kerl  sich mit einem Lächeln an Aya, nur um bei dem recht seltsam betonten Wort  "Gast" kurz um einiges weniger freundlich zu Yohji zu blicken, dann lächelte  er weiterhin Aya an.

Aya bestellte mit monotoner Stimme irgendein Menü und Yohji entschied  sich für ein Bier und einen "Verdauungsschnaps", der eigentlich nach dem Essen  serviert wurde. Der Kellner nickte bei seiner Bestellung nur kurz und fast  unfreundlich.

Den Rotschopf fragte er hingegen direkt aufdringlich, ob er sonst noch  einen Wunsch hätte, und als Aya leicht genervt (seine Stimme hatte noch  nicht den typischen Du-NERVST-Grad angenommen, den Yohji immer zu hören  bekam)  verneinte, wagte Dackelauge es sogar noch, ihm einen Wein zu empfehlen!

Yohji versteckte ein Grinsen, als er auf den unvermeidlichen Ausbruch  wartete und darauf, dass sein rothaariger Anführer diesen  Dackel-Kellnerverschnitt zur Hölle jagte, oder ihm wenigstens seinen Shi-ne-Blick auftischte, aber stattdessen nickte Aya nur und fügte noch ein  Glas dieses Weines zu seiner Bestellung hinzu. Schoko-Auge lächelte und  zwinkerte Aya auch noch zu, bevor er endlich seinen Abgang machte.

Yohji war sprachlos. Und wütend, und zwar /sehr/ wütend! Wie konnte dieser  miese kleine Kellner-Zwerg es wagen, sich so an /seinen/ Aya  ranzumachen?  Und wieso wies Aya ihn nicht genauso kalt an, wie er ihn selbst, Yohji,  immer  abgewiesen hatte? Yohji zermatschte den Filter seiner Zigarette zwischen  seinen Zähnen, als er langsam bis Zehn zählte, um die rasende Eifersucht  in sich abzukühlen. Er war bei Zwanzig, als er sich endlich bereit  fühlte, normal zu sprechen /ohne/ entweder Aya oder diesem Bastard von  einem Kellner an die Gurgel zu gehen...

"Aya, was zum Teufel sollte das eben denn sein??"

"Ich habe Wein bestellt.", antwortete Aya ruhig und unschuldig.

Yohji hieb wütend mit seiner Faust auf den Tisch, und Aya musste sein Glas  festhalten, damit es nicht umfiel.

"Verarsch mich nicht!!! Sag mir jetzt bitte nicht, dass du diesen  Kellner da... anziehend findest!"

Aya starrte ihn an, als ob er ihn gerade gebeten hatte, sich  mitten auf dem Tisch auszuziehen oder Schlimmeres... Keine schlechte  Idee.. Nein Stop, es gab jetzt Wichtigeres.

"Dieser Kellner hat dich doch förmlich mit den Augen verschlungen! Hast du  das nicht bemerkt?"

Aya schüttelte nur fassungslos seinen Kopf. "Kudoh, du spinnst!"

Yohji schüttelte nur ungläubig den Kopf. "AYA! Ich sage dir, der Kerl will  was von dir, und wenn ich ihn in meine Hände kriege..."

Aya unterbrach ihn mit einem gefährlichen Laut, der eine Mischung aus  Zischen und Grollen war, und der gar nicht gut für Yohjis Gesundheit klang.  "Kudoh. Dieser Kellner war nur höflich. Und selbst wenn es mehr als das sein  /sollte/, ginge es dich einen feuchten Dreck an!"

"Ach so? Rein zufälliger Weise liebe ich dich, weißt du!", fauchte Yohji  wütend. Wie konnte dieser Mann nur so stur sein?? Und warum verengten sich  diese unglaublichen violetten Augen jetzt schon wieder, was hatte er denn  diesmal getan?

"Deswegen also. Wenn das alles nur ein Plan war um mich dazu zu bringen,  deinen kleinen Lügengeschichten Glauben zu schenken, muss ich dich  enttäuschen, er hat nicht geklappt."

Yohji blieb vor Erstaunen der Mund offen stehen. Er brauchte mehrere  Anläufe, um seine Stimme wieder zu finden, und selbst dann klang sie nur  wie ein Mäusequieken. "NANI??? Wer spinnt hier?" Wie konnte man nur so  misstrauisch sein?

Ayas Augen verengten sich noch ein Stückchen mehr, und, oh Wunder, er  bekam wieder /diesen/ Blick. Er wollte gar nicht wissen, um wie viele  Plätze er heute auf Ayas roter Liste der möglichst bald sterbenden Leute  aufgestiegen war...

"So langsam fange ich an zu denken, dass du mir gar nicht glauben  willst!", maulte Yohji verletzt. Und starrte ungläubig auf Ayas Gesicht, das  tatsächlich ein wenig rot wurde. Wie bitte? Anscheinend hatte er voll ins Schwarze  getroffen. Er wünschte es wäre anders gewesen... "Scheiße Aya, warum bist du so? Warum willst du einfach nicht wahrhaben, was andere für dich  empfinden? Was soll das alles?"

"Was heißt hier "nicht wahrhaben wollen"? Du bist ein typischer Playboy, du  liegst jede Nacht in einem anderen Bett, flirtest mit allem und jedem und  meistens ohne es ernst zu meinen, und selbst wenn du es "ernst"  meinst, willst du nur Sex. Du hattest deine Nacht mit mir, also lass  mich in Ruhe und such dir ein neues Ziel. Oh, ich vergaß, das hast du ja  schon..."

Okay, das war genug. "Was soll ich mit so einem blutjungen Ding, würde mich  wundern, wenn die überhaupt schon über 18 ist! Aya, das klingt jetzt  vielleicht komisch in deinen Ohren, aber ich habe mich eigentlich nur wegen  dir um die Kleine bemüht!"

Aya zog eine Augenbraue hoch. "Ja, das klingt allerdings sehr  komisch."

Yohji schnaubte entnervt. "Also, pass auf, ich wollte dich nur überraschen,  und..."

Der Kellner kam mit ihren Bestellungen.

Sobald er das Pinnchen mit dem Schnaps vor Yohji gestellt hatte, stürzte  der es hinunter und schloss die Augen, um seine aufgeriebenen Nerven zu  beruhigen. Der Alkohol tat seinen Teil dazu, und als er die Augen wieder  Ã¶ffnete, fühlte er sich wieder halbwegs ruhig. Bis er die Blicke sah,  die Schoko-Auge Aya zuwarf. Der Blonde nahm einen kräftigen Schluck von  seinem Bier. Das würde ein laaanger Abend werden... Irgendwie bezweifelte  er, dass Aya ihm glauben würde.  Nun gut, seine Geschichte war auch nicht gerade glaubwürdig.... "Ich  wollte Rezepte rausfinden, um für dich zu kochen, Aya, und deswegen hab ich mit  der Kellnerin geflirtet!" Jaaa, klar. Wie hoch standen wohl seine Chancen, an einem Stück nach Hause zu kommen?

Sobald der Kellner /endlich/ wieder gegangen war (nicht ohne Aya noch ein  letztes Lächeln zu schenken), holte der Blonde tief Luft und wollte seine  Ausführungen gerade wieder aufnehmen, als Aya ihn brüsk unterbrach.  "Kudoh, sei so gut und verdirb mir mein Essen nicht mit deinen  Lügenmärchen."

Yohji umklammerte sein Bierglas fest genug, dass er Angst hatte, es  zu zerbrechen, aber er konnte und wollte es nicht loslassen. Er hielt das  einfach nicht mehr aus, Ayas eiskalte Attitüde und seine Ignoranz seinen Gefühlen  gegenüber, das alles wurde einfach zuviel!

"Es war keine Lüge, Aya, das war es nie!", flüsterte Yohji, aber er war sich  sicher, dass Aya ihn gehört hatte. Er schmiss ein paar Geldscheine auf  den Tisch und verließ das Restaurant.

+++++

Aya warf sich auf sein Bett und schloss für einen Augenblick lang erschöpft  seine Augen. Eigentlich hätte es ein netter, ruhiger Tag für ihn werden  sollen, ein leckeres Mittagessen nach seinem Besuch bei Aya-chan, dann  vielleicht noch ein kleiner Spaziergang, bevor er zurück zum Koneko musste  um beim Aufräumen zu helfen. Aber nein, natürlich musste Yohji genau dem  Restaurant auftauchen, in dem er essen wollte und ihm wieder mal den  Tag verderben. Und eins musste er dem Blonden lassen: Das hatte er wirklich  gut geschafft.

Nachdem ihm schon sein Essen nicht mehr geschmeckt hatte seit Yohji  offensichtlich verletzt aus der Gaststube gestürzt war, hatte ihn bei seinem  Spaziergang auch noch fast ein Auto überfahren, weil er sich einfach nicht  auf seine Umgebung konzentrieren konnte, sondern immer nur an einen  gewissen nervigen blonden Playboy denken musste... Soviel also zu seinem  "entspannten" Tag heute. Verdammter Yohji!

Aya drehte sich auf die Seite und starrte aus dem Fenster in die Dämmerung,  die langsam einsetzte. In ein paar Stunden erst würde es Abendessen geben,  genug Zeit für ein kleines Nickerchen...

Doch genau in diesem Moment begann Ken seine Tür mit Fäusten zu bearbeiten.

"Hey, Aya, bist du da drin? Birman steht unten in der Küche, es gibt wohl ne  neue Mission, also schnapp dir Yohji und komm runter!"

Aya vergrub seinen Kopf unter seinem Kissen und stöhnte.

Zehn Minuten später waren alle Mitglieder von Weiß in der Küche versammelt,  plus Birman, die an die Spüle gelehnt stand. "Also, was gibt es diesmal?  Kann ein Mann hier nicht mal in Ruhe seinen Schönheitsschlaf halten?",  fauchte Yohji.

Birman rümpfte die Nase. "Kudoh, du stinkst bis hier hin nach Gras,  erzähl mir nicht, dass du geschlafen hast!" Yohji gab ihr einen bösen Blick,  der durchaus Aya-Niveau hatte, und lehnte sich ihn seinem Stuhl zurück. Ken  grinste breit, während Omi in nur entsetzt anstarrte. "Yohji-kun!! Du weißt  doch, dass dieses Zeug dir schadet, du sollst doch nicht..."

"Ja, ja, Kiddo, ich weiß!" Yohji war offensichtlich gereizt, bemerkte Aya,  leicht amüsiert von Omis Glucken-Benehmen. Diese mütterliche Art des  Chibis konnte recht lustig sein, wenn es nicht gerade er war, der sie  ertragen musste...

"Wenn ihr das nun ausdiskutiert habt...", meinte Birman trocken und ging  Richtung Missionsraum. Aya folgte ihr auf dem Fuße und lehnte sich wie immer  gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Kurz darauf kamen  die Anderen nach und setzten sich, dann schob die braunhaarige Frau ein  Videoband in den Recorder und Aya schlug kurz hinter sich auf den  Lichtschalter.

Der Bildschirm flimmerte kurz, dann erschien wie immer die Schattenfigur  Persias und informierte Weiß über einen Gruppe von internationalen  Waffenschiebern, die ihre Geschäfte seit einem Jahr auch auf Japan  ausgedehnt hatten. Aber offensichtlich war ihnen irgendeine Behörde auf die  Spur gekommen, da Persias monotone Stimme kurz einen Mord an einem höheren  Polizeibeamten erwähnte.  Aya nahm an, dass der Mann in irgendeiner Verbindung zu Kritiker  gestanden hatte, und das war wohl auch der Grund, aus dem Weiß nun  zuschlagen sollte. Immerhin schien die Gruppe und ihre kriminellen Tätigkeiten schon länger  bekannt zu sein, und Kritiker hatte sich bisher nie die Mühe gemacht sich  darum zu kümmern. *Typisch, mit den richtigen Verbindungen kann man sogar  nach seinem Tod noch über Leben und Tod entscheiden.*, dachte Aya ein wenig  zynisch. Er hatte schon lange aufgehört, sich Illusionen über Kritikers  "edlen" Motive zu machen.

Ansonsten war die Mission fast schon simpel, einfach nur rein in ein altes  Fabrikgebäude, in dem in ein paar Nächten ein Handel abgeschlossen werden  sollte, alle Anwesenden umbringen, die Informationen sichern und wieder  raus.  Hässlich, aber simpel. Kein Problem für eine Gruppe wie Weiß! Woran lag es  nur, dass sie in letzter Zeit immer nur so einfache Aufgaben  bekamen? Wollte Kritiker sie für eine "große" Mission schonen, oder sollte  das eine Art "Urlaub" sein?

Aya beschloss, dass es keinen Sinn machte, sich den Kopf darüber  zu zerbrechen und tastete automatisch hinter seinem Rücken nach dem  Lichtschalter, sobald das Band zuende war.

"Noch Fragen?", leierte Birman ihre Standartsätze hinunter. Alle schüttelten  die Köpfe.

"Sehr gut. Also, können wir bei dieser Mission auf Weiß zählen?"

Aya nickte kurz, was niemanden zu überraschen schien. Klar, er konnte es  sich ja auch nicht leisten, auf die Mission und somit den Lohn zu  verzichten.

"Ich bin dabei!", erklärte Omi als Nächster, und auch Ken nickte. Nur Yohji  musste natürlich wieder mal aus dem Ruder fallen.

"Nun, da es kein hübsches Mädchen zu retten gilt, wüsste ich nicht was ich  da sollte..."

Birman runzelte die Stirn. Die Anzahl der Wachen bei dem Meeting würde sehr  hoch sein, und ohne Yohji würde es kritisch für Weiß werden, doch bevor sie  einen Kommentar abgeben konnte, fuhr der Blonde auch schon fort: "Aber  da Weiß offensichtlich auf mein weitreichendes Können und auf meine  Erfahrung angewiesen sein wird, werde ich mich wohl erbarmen. Kann ja nicht  zulassen, dass unser Chibi gekillt wird, bevor er sein erstes  Mädchen flachg..."

"YOHJI-KUN!!!" Omi war so rot wie eine Tomate geworden und starrte Yohji  wütend an, während er noch blind nach etwas suchte, das er dem Playboy in  sein grinsendes Gesicht schleudern konnte.

"Tja, und außerdem steigen die Drogenpreise auch noch andauernd...",  plapperte Yohji unbeeindruckt weiter, bis ein Sofakissen seinen  Redeschwall unterbrach.

"Ow! Hey du Zwerg, hat man dir nie beigebracht, dass Kinder Respekt vor  Erwachsenen haben sollten?"

Aya packte sich an den Kopf. Er bekam schon wieder Kopfschmerzen...

"Sollten diese Erwachsenen nicht unsere Vorbilder sein? Toll, soll ich  vielleicht ein drogensüchtiger Alkoholiker werden, der nichts Besseres  zu tun hat, als seine Mitbewohner zu terrorisieren und alles auf zwei  Beinen zu besteigen?", wehrte Omi sich vehement, obwohl sein Gesicht immer noch feuerrot brannte.

Birman lachte schwach und trat ihre Flucht an, als plötzlich ihr Handy  klingelte. "Ruhe!", schrie sie, und als Kodoh und Tsukiyono endlich Ruhe  gaben, meldete sie sich knapp. Sie lauschte einen Augenblick, dann riss  sie überrascht die Augen auf.

"Was? Aber.."

Wieder horchte sie für einen Moment, dann seufzte sie ergeben. "Hai. Ja, ich  werde es sofort weitergeben."

Sie legte ohne ein weiteres Wort auf und wandte sich wieder den  Weiß-Mitgliedern zu, mit einem erschreckend ernsten Gesichtsausdruck.

Aya versteifte sich sofort. Das sah gar nicht gut aus, er hatte ein sehr  ungutes Gefühl bei dieser Sache...

"Es sieht so aus als gäbe es ein Problem. Euer Ziel ist nervös  geworden, das Treffen wurde vorgelegt. Weiß muss unbedingt noch heute Nacht zuschlagen."

"Wie bitte?", rief Omi. "Birman, das ist zu früh, das können wir gar nicht  schaffen!"

"Ihr müsst. Hier sind alle Informationen, die ihr benötigen werdet. Viel  Glück."

Nachdem sie ein paar Ordner auf den niedrigen Tisch gelegt hatte,  verließ die Brünette den Raum und ließ vier nicht sehr enthusiastische  Killer hinter  sich.

Aya war derjenige, der die Stille brach.

"Ich denke, wir sollten wohl besser anfangen."

_____

Yohji knallte die Tür seines Seven etwas fester zu als nötig. Verdammt,  diese Mission hätte nun echt nicht sein müssen! Und dann auch noch so  kurzfristig... Das war gar nicht gut!

Er steckte sich eine Zigarette an, während er langsam um die Ecke  schlenderte, heraus aus der dunklen Allee, in der er geparkt hatte und  weiter zu dem Tor eines alten, stillgelegten Fabrikgebäudes. Natürlich ging  er an dem rostigen Eisentor vorbei, ohne es auch nur eines Blickes zu  würdigen, er wollte auf keinen Fall Verdacht erwecken, und bog links in eine  kleine Seitengasse ab.

Aya stand schon wartend da, wie immer hatte sich an eine Wand gelehnt und  die Arme vor seiner Brust verschränkt. Omi, der mit ihrem Anführer gefahren  war, da sein Motorrad einen Platten hatte, saß in der Nähe auf einer  Mülltonne, und von der anderen Seite der Gasse sah er Ken auf sie zukommen.  Sie hatten an verschieden Stellen geparkt, um möglichst wenig Aufsehen zu  erregen, sein Sportwagen alleine war in so einer Gegend schon auffällig  genug, aber wenn dann noch Ayas Porsche dazu kam...

Sobald sie alle um Aya herum standen, setzte der sich in Bewegung. "Der Plan  ist allen klar?!" Es war weniger eine Frage, als eine Feststellung, und  sie  nickten alle nur. Der "Plan" war ja auch denkbar einfach: Rein, alle  anwesenden Menschen umbringen, Infos suchen und wieder raus, so einfach.

Aya ging wortlos die Gasse entlang bis zur Ecke, dort blieb er stehen und  checkte vorsichtig die Lage. Er nicke Yohji, Omi und Ken zu und verschwand  um die Ecke. Als Yohji ebenfalls um die Ecke lugte, war er bereits nicht  mehr  zu sehen.

Yohji schüttelte leicht den Kopf. Dieser rotschöpfige Bastard schaffte es  immer wieder ihn mit seinen Fähigkeiten zu überraschen, wie er innerhalb von  Sekunden vollständig in der Dunkelheit verschwinden konnte, oder diese  katzenhafte Eleganz mit der er sich bewegte... Yohji schloss für einen  winzigen Augenblick die Augen und vertrieb diese störenden Gedanken, dafür  war jetzt keine Zeit! Er musste sich konzentrieren und auf Ayas Zeichen  warten, so wie sie es verabredet hatten, und tatsächlich schoss kurz darauf  ein roter Kopf aus den Schatten, um kurz darauf wieder in die Dunkelheit  einzutauchen, ganz in der Nähe des Eisentores. Kurz darauf fiel die Kette,  die als Schloss fungierte, mit einem leisen Klirren auf den Boden und eine  behandschuhte Hand winkte ihm zu.

So leise und unauffällig wie möglich schlichen die restlichen drei  Weiß-Mitglieder auf das Gelände der stillgelegten Fabrik, dann trennten sie  sich: Omi und Ken übernahmen die Westseite, erledigten alle Wachen dort und  sicherten die westlichen Hallen, Aya und er führten die gleichen Aufgaben in  der Ostsektion aus. Anschließend würden sie sich in der mittleren Halle  treffen, in der das Geschäftstreffen stattfinden würde, und ihre restlichen  Ziele erledigen, dann hieß es nur noch alle Informationen, die sie finden  konnten zu sammeln und mögliches Beweismaterial zerstören, sprich, die  Halle in die Luft jagen.

Soweit, so gut. Omi und Ken verschwanden hinter einem der Gebäude, und der  Chibi führte noch einen letzten Check des Comlinks durch. Der Funk klappte  natürlich tadellos, also machten sich auch er und Aya auf den Weg. Ihr  Anführer war offensichtlich nicht besonders begeistert von der Idee gewesen, mit ihm, Yohji, ein Team für diese Mission zu bilden, aber er wusste auch, dass es das Beste war, eine Nahkampfwaffe mit einer mit größerer Reichweite zu verbinden, und die Ehrfahrung hatte während vielen Missionen gezeigt, dass Ken und Omi und Aya und er als Teams die besten Ergebnisse erzielten.

* Armer Aya, sogar auf Missionen muss er mit mir auskommen!*, dachte Yohji  leicht ironisch.

Plötzlich zischte der Rotschopf vor ihm gefährlich aber leise und  drückte ihn mit einem Arm äußerst unsanft gegen die nächste Wand. Bevor Yohji etwas  furchtbar Dämliches, wie zum Beispiel laut losmotzen, anstellen konnte,  brachte ihn ein sehr, sehr potenter Todesblick zum Schweigen. Aus dem Raum  direkt um die Ecke drangen Stimmen, raues Gelächter, und feste Schritte.  Shit, ein paar Wachen, und er wäre fast mitten rein gelaufen. Und natürlich  musste ausgerechnet Aya ihn "retten". Wirklich toll, das bewies doch mal wieder, wie absolut unwürdig er war, nicht wahr? Fuck.

Aya gab ihm ein Zeichen mit seinen Fingern, zählte lautlos von Fünf  runter.  Bei Null rannten sie los, Draht und Katana gezückt. Die Wachen waren zu  dritt, und sie hatten nicht mal Zeit zu schreien, da waren sie auch schon  "in einer besseren Welt", wie man im Volksmund so schön sagte. Tja, wers  glaubt.

Sie schoben die Leichen beiseite, so dass man sie nicht ohne etwas  Zeitaufwand finden würde, was ihnen im Ernstfall ein wenig helfen sollte,  dann liefen sie weiter. Diesmal ließ sich Yohji allerdings nicht so leicht  ablenken, eine Blamage pro Mission war sein Höchstmaß.

Die Wachen waren einfach zu besiegen, sie waren in Dreiergruppen aufgeteilt  und nur an wichtigen Eckpunkten postiert, fast schon eine Beleidigung für  ihr Können. Als Yohji diesen Gedanken laut äußerte, erntete er ein Schauben  und einen "So-ein-Idiot" Blick, aber der Rotschopf ließ sich tatsächlich zu  einer Antwort herab: "Das bedeutet nur, dass es gleich um so schwerer  wird.  Erinner dich an die Zahl der Wachen!"

Shit, schon wieder ein Fettnäpfchen, und er war mal wieder voll rein  getreten. Bei seinem Glück konnte man nur hoffen, dass hier nirgendwo  Minen verlegt worden waren...

"Vielleicht sind die alle bei Omi und Ken?", wagte der Blonde einen  Rettungsversuch, aber alles was er bekam war nur schon wieder ein  "Idiot"-Blick.  *Wirklich toll, Kudoh, du hinterlässt mal wieder einen bleibenden Eindruck.*

Na ja, den hatte Aya doch eh scho... Shit!!! Yohji sprang im letzten  Augenblick hinter eine schützende Wand. Mist, der gleiche Fehler fast zwei  Mal! Er hatte schon wieder nicht aufgepasst. Aya sah ihn mit einer  hochgezogenen Augenbraue an. Yohji biss die Zähne zusammen, musste dieser  kleine rothaarige Bastard denn auch alles bemerken? Er nickte dem kleineren  Mann zu, dann sprangen sie geduckt aus ihrer Deckung. Aya ließ sein Katana  aufblitzen als er die erste Wache erledigte, während Yohjis Draht den Hals  des zweiten Mannes nahtlos durchtrennte. Die dritte Wache griff aus Reflex  zur Waffe. Yohji wickelte seinen Draht um das Handgelenk des Mannes und  hinderte ihn so daran zu schießen, dann durchdrang ein blitzendes  Schwert den Brustkorb der Wache. Mit einem leisen Stöhnen sank der Mann zu dem Rest.

Yohji verstaute den Draht wieder in seine Uhr und schnappte sich die Beine  einer der Wachen, die er hinter ein paar alte, rostige Eisenkisten zog. Die  anderen beiden Leichen folgten kurz darauf. Wie Yohji solche Arbeiten  hasste!  Er richtete sich auf und sah das zwei Gänge aus der kleinen Ex-Lagerhalle  führten.

"Ne Darling, links oder rechts?", flötete Yohji, was ihm einen Blick  einbrachte der einen Eisbären zum Frösteln gebracht hätte. Yohji grinste  breit, und sein "Darling" lief in den rechten Gang ohne ihn auch nur zu  beachten, nachdem er eine Sprengladung an der Wand zwischen den beiden Türen  angebracht hatte. Yohji folgte ihm schnell, falls um die Ecke wieder drei  Wachen warteten, wollte er lieber bei Aya sein.

Nun, es waren diesmal sogar vier. Anscheinend drangen sie in gefährlichere  Gebiete vor, ein Grund mehr dicht bei seinem Rotschopf zu bleiben. Der Mann  hatte eine nicht zu unterschätzende selbstmordgefährdende Ader... Omis  Stimme drang plötzlich aus seinem Comlink.

"..Balinese, Abyssinian, Bombay hier! Bitte kommen."

"Bombay, hier Abyssinian. Was gibt's?"

"Sibirian und ich werden in circa acht Minuten den Zielsektor erreichen, was  ist mit euch?"

"Yo Chibi, das passt schon!", schaltete sich Yohji ein, das Grollen, das  auf den Spitznamen folgte, voll und ganz genießend. "Bombay Ende!", fauchte  Omi fast so überzeugend wie sein Codename ins Mikro, und er konnte Kens  Kichern über die Verbindung hören. Grinsend drehte er sich zu Aya um, und  erstarrte.

"Fuck, Ay.. Abyssinian!"

Dieser blöde Hohlkopf! Aya wehrte sich allein und mit gezücktem Schwert  gegen bestimmt acht bewaffnete Männer! Sofort riss Yohji ein paar Meter  Draht hervor und begann ihm zu helfen, indem er fleißig Halsschlagadern und  angreifende Körperteile zerschnitt. Aus dem Augenwinkel sah er plötzlich  Metall aufblitzen und fuhr herum. Eine der Wachen hatte ihre Waffe gezogen  und zielte auf seinen Aya!

Yohji spurtete los. Noch während er seinen Draht zog, zuckte ein Gedanke  durch seinen Kopf: Zu spät! Er war zu spät, die Wache würde feuern,  bevor er mit seinem Draht eingreifen konnte, die Kugel würde Aya treffen  und... nein.

Yohji versuchte, schneller zu rennen, doch ohne Erfolg. Shit. Was nun? Aya!  Dann kam ihm plötzlich die perfekte Idee. Er konnte Aya retten, oh, und das  würde er auch, und dabei konnte er den Rotschopf auch noch direkt davon  Ã¼berzeugen, wie echt seine Liebe zu dem sturen Baka war... Was konnte es  für einen besseren Beweis geben, als sich für seine Liebe umbringen zu  lassen? Aya würde das als typische Kudoh-Reaktion beschreiben, absolut  unüberdacht, impulsiv und dumm, aber hey,... Warum eigentlich nicht?  Plötzlich kam Yohji sein Leben unwichtig vor, was sollte er noch damit,  wenn er seine Tage eh nur damit verbrachte, sich vor Liebeskummer die  Augen auszuheulen oder sich mit Alkohol und Zigaretten langsam selbst  umzubringen? Warum das Ganze nicht einfach in einem Abwasch erledigen,  und wer würde ihn denn auch schon vermissen? Omi vielleicht, obwohl... Der  Kleine wäre wahrscheinlich einfach nur froh, dass niemand mehr überall das  Haus mit Zigarettenqualm verpesten würde...

*Schon komisch, wie viele Gedanken man sich innerhalb von ein paar Sekunden  machen kann...*

Dann warf sich Yohji vor den Lauf der Waffe. Er schloss sogar die Augen, in  Erwartung auf das, was da kommen musste... Und spürte einen harten Stoß in  die Seite.

Noch während er fiel, riss Yohji entsetzt die Augen auf. Aya zuckte mit  einem leisen Stöhnen zusammen, als ihn der Schuss traf.

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TBC

So, das wars dann für diesmal.

Dewa mata!

Leeyanora

                                                                                                                                     back